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1155 Kernobst, 649 Getreide [* 2] etc.; ihre Gesamtproduktion beträgt 243,112 hl zu 50 Proz. nach Tralles. Die Gesamtzahl der sonstigen Anstalten für Fabrikation von Spirituosen aller Art betrug 158 meist kleinere Betriebe. Außerdem sind zu erwähnen: die Essigfabriken (247), die Hefenfabriken (50), Senffabriken (6) und die Fabrikation von konservierten Früchten, Fruchtsäften etc. (München, [* 3] Würzburg, [* 4] Deidesheim);
eine Obstgeleefabrik ist in Kleinheubach, eine Fabrik kondensierter Milch in Rickenbach bei Lindau. [* 5]
Bedeutendere Tabaks- und Zigarrenfabriken sind in München, Passau, [* 6] Aschaffenburg, [* 7] Speier, [* 8] Kaiserslautern, [* 9] Neustadt [* 10] a. d. Haardt, Landau, [* 11] Grünstadt, Bamberg, [* 12] Würzburg, Augsburg, [* 13] Regensburg, [* 14] Nürnberg, [* 15] Fürth. [* 16] - Aus dieser generellen Übersicht geht hervor, daß fast sämtliche Zweige der Industrie in Bayern [* 17] vertreten sind. Die Zahl der Gewerbtreibenden, welche sich seit Einführung der Gewerbefreiheit beträchtlich vermehrt hat und 1861 noch 152,976 mit 168,540 Gehilfen betragen hatte, betrug nach der Erhebung von 1882: 253,137 Selbständige (hierunter 51,489 weibliche) mit 376,282 Gehilfen (hierunter 50,528 weibliche). Außerdem wurden noch 63,871 Betriebe nebenberuflich ausgeübt. Die 1883 bestehenden 187 Industrie-Aktiengesellschaften hatten ein Nominalkapital von 343, ein eingezahltes Kapital von 280 Mill. Mk.; der Reservefonds betrug 48, der Reingewinn 23,5 Mill. Mk.
Handel und Verkehr.
Der Handel von Bayern teilt die Beschränkungen andrer vom Meer weit entfernter Binnenländer und beschäftigt sich bis in die neuere Zeit vorzugsweise mit dem innern und Transito-Güterumsatz. Als Hauptplätze desselben sind zu nennen: Nürnberg, Augsburg, München, Fürth;
sodann Würzburg, Hof, [* 18] Bamberg, Kempten, [* 19] Regensburg, Lindau, Passau, Schweinfurt, [* 20] Kitzingen, [* 21] Ludwigshafen, [* 22] Kaiserslautern.
Die Zahl der Eigentümer von Handelsgeschäften betrug 1882: 44,673 (hierunter 14,222 weibliche) Selbständige und 24,652 (hierunter 9873 weibliche) Gehilfen. Hierzu kommen noch 21,254 nebenberufliche Betriebe. Die meisten befinden sich in Oberbayern, in Mittelfranken und in der Pfalz, die wenigsten in der Oberpfalz. Der Handel wird befördert durch den Produktenreichtum des Landes, seine günstige Lage an schiffbaren Flüssen (Donau, Main, Rhein etc.), den Ludwigskanal und zahlreiche Eisenbahnen und Straßen.
Nicht unbedeutend ist der Schiffahrtsverkehr auf der Donau, dem Main und Rhein. Auf dem Main sind 1882 durchgegangen bei Aschaffenburg 2737 Schiffe [* 23] mit 155,390 Ton. zu Thal, [* 24] 2756 Schiffe mit 8250 T. zu Berg. Einschließlich der mittransportierten Güter gingen daselbst an Floßholz mit Flößen durch 245,786 T. An der Donau sind die wichtigsten Hafenplätze Neu-Ulm, Günzburg, Donauwörth, Neuburg [* 25] a. D., Ingolstadt, [* 26] Regensburg und Passau. Von Regensburg ab (früher von Donauwörth) wird von der Österreichischen Donaudampfschiffahrtsgesellschaft die Dampfschiffahrt betrieben; der Schiffahrtsverkehr beginnt schon in Neu-Ulm.
Sehr bedeutend ist die Flößerei auf der Donau wie auf ihren Nebenflüssen, am bedeutendsten auf der Isar, dem Inn und Regen. In Regensburg kamen 1882 im Dampfschiffahrtsverkehr auf der Strecke Regensburg-Wien zu Berg an: 155 Remorkeure, 303 Schlepper mit 29,439 T.; zu Thal gingen ab: 159 Remorkeure und 300 Schlepper mit 31,557 T. Im Ruderschiffahrtsverkehr kamen zu Thal von der obern Donau und dem Ludwigskanal 129 Schiffe mit 10,851 T., zu Berg von der untern Donau 41 Schiffe mit 1390 T. Nach der obern Donau und dem Kanal [* 27] gingen ab 125 Schiffe mit 720 T., dann nach der untern Donau 12 Schiffe mit 1170 T. Sehr bedeutend ist der Schiffsverkehr bei Passau.
Nach zollamtlichen Aufzeichnungen stellte sich 1882 der Wareneingang auf der Donau auf 118 Dampfschiffen, 311 Schleppern mit 537 Güterschiffen, ferner 459 sonstigen Schiffen auf 71,152 T., worunter 55,500 T. Getreide, 1228 T. Wein, 1597 T. Mehl [* 28] etc.; der Warenausgang auf 118 Dampfschiffen, 213 Schleppern mit 297 Güterschiffen, ferner 446 Ruderschiffen auf 8371 T., worunter 1051 T. Eisenfabrikate, 1006 T. Steinkohlen etc.; ferner sind ausgegangen 24,366 T. Floßholz.
Auch auf dem Ludwigskanal (s. d.) ist die Schifffahrt nicht unbeträchtlich. Auf dem Rhein, auf welchem die Schiffahrt von der Zentralkommission für die Rheinschiffahrt betrieben wird, ist der Schiffahrtsverkehr sehr lebhaft. Auf dem Frankenthaler Kanal stellte sich 1883 die Zufuhr vom Rhein her auf 12,911 T., die Abfuhr in der Richtung gegen den Rhein auf 3876 T. Die Dampfschiffahrt auf dem Bodensee wird vom Staat in eigner Regie betrieben. Ende 1882 bestand dieses Betriebsmaterial in 6 Dampfbooten, 1 Dampffähre, 5 Schlepp- und 3 Trajektkähnen, welche 1882: 122,666 Personen mit 6340 metr. Ztr. Gepäck etc. verschifften;
im Warenverkehr sind 35,419 T. eingegangen und 312,923 T. ausgegangen (unter letztern 179,845 T. Getreide und 59,536 T. Holz). [* 29]
Von sonstigen Seen wird der Starnberger See mit 3, Chiemsee und Ammersee mit je 1 Dampfschiff [* 30] befahren. - Die sämtlichen Verkehrsanstalten Bayerns hatten 1882 eine Bruttoeinnahme von 100,642,297 Mk.
Die in Bayern bestehenden Eisenbahnen werden im diesseitigen Bayern vom Staat, in der Pfalz von Privaten betrieben. Die Ludwigsbahn (Privatbahn), als die erste Lokomotiveisenbahn in Deutschland [* 31] 1835 erbaut, dient hauptsächlich dem Lokalverkehr zwischen Nürnberg und Fürth (1883 wurden auf derselben 1,313,860 Personen befördert). Die bayrischen Staatsbahnen [* 32] stehen unter der Generaldirektion in München und werden in zehn Oberbahnamtsbezirken verwaltet. Wenn man sie nach den Hauptzentren gruppiert, so ist 1) München Ausgangspunkt der Linien über Regensburg nach Eger, [* 33] über Ingolstadt-Bamberg nach Hof, über Ingolstadt-Treuchtlingen nach Würzburg, über Augsburg nach Ulm, [* 34] über Buchloe nach Memmingen [* 35] und Lindau, über Rosenheim nach Kufstein und Salzburg, [* 36] über Simbach nach Wien, [* 37] endlich der kleinern Routen nach Holzkirchen-Tölz und Schliersee, ferner nach Tutzing mit Abzweigungen nach Penzberg und Murnau;
2) Rosenheim Knotenpunkt der Eisenbahnen nach München, Holzkirchen, Kufstein, Salzburg und über Mühldorf nach Böhmen; [* 38]
3) Augsburg Knotenpunkt der Eisenbahnen nach München, Ingolstadt, Nördlingen, [* 39] Ulm und Lindau;
4) Nürnberg Knotenpunkt der Eisenbahnen über Regensburg nach Passau, über Ingolstadt nach München, über Pleinfeld nach Stuttgart, [* 40] über Ansbach [* 41] nach Karlsruhe, [* 42] über Würzburg nach Hessen-Nassau, [* 43] über Bamberg nach Meiningen [* 44] und Hof, ferner der Linien nach Baireuth, [* 45] Eger und Pilsen. [* 46] Ihre Gesamtlänge betrug Ende 1882: 4313,71 km (3893,31 km Hauptbahnen und 420,40 km untergeordneter Bedeutung). Von jenen sind zehn Grenzstrecken mit 103,08 km an fremde Bahnverwaltungen verpachtet, dagegen sechs Grenzstrecken gepachtet, sohin 4251,68 km im Staatsbetrieb. Ferner befinden sich unter obigen 420,40 km 15 Vizinalbahnen mit 167,20 km. Die Baukosten der sämtlichen Staatseisenbahnen beliefen sich Ende 1882 auf 927½ Mill. Mk. (hierunter ¶
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15½ Mill. Mk. für Vizinalbahnen). Im J. 1882 wurden auf sämtlichen vom Staat betriebenen Bahnen 17,892,669 Personen und an Gütern im internen direkten und Transitverkehr 7,903,038 Ton. (3,092,446 im internen Verkehr) befördert. Die Pfälzer Bahnen (Privatbahnen), welche die Ludwigsbahn, Maximiliansbahn und die Nordbahnen in sich begreifen, hatten Ende 1882 eine Gesamtlänge von 632 km; auf ihnen wurden 4,417,142 Personen, 2,821,524 T. Güter und 1,043,765 T. Kohlen befördert.
Telegraphenstationen gab es 1882 (mit Ausschluß der im Ausland gelegenen sechs bayrischen Stationen) 1160 Staatsanstalten (hierunter 3 mit ununterbrochenem Dienste). [* 48] Telephonanstalten bestehen 1883 in München und Ludwigshafen a. Rh.; das Röhrennetz des pneumatischen Telegraphen [* 49] in München hat eine Länge von 9 km. Die Länge sämtlicher Linien betrug Ende 1882: 8260,8 km mit 35,669,16 km Drahtleitungen. Die Gesamtanzahl der beförderten Depeschen betrug 2,021,890, wofür eine Nettoeinnahme von 1,192,033 Mk. erzielt worden ist.
Die Posten beförderten 1882: 646,116 Personen. Die Länge der Staatsstraßen betrug 1882 nahezu 7000 km, die Zahl der Postanstalten 1426, und die Einnahme aus dem Briefpost-, Fahrpost- und Zeitungsverkehr betrug 11,349,634 Mk. Befördert wurden im Briefpostverkehr 109 Mill. Sendungen und zwar 86 Mill. Briefe, 12 Mill. Postkarten, 9 Mill. Drucksachen, 2 Mill. Warenproben; im Fahrpostverkehr 19,8 Mill. Stück mit einem Gesamtwert von 1286 Mill. Mk. Es treffen sonach in Bayern auf den Kopf der Bevölkerung [* 50] 20,7 Briefsendungen, 3,8 Pakete und Briefe mit deklariertem Wert. Im Postanweisungsverkehr wurden 1882 im internen Verkehr 3,169,758 Anweisungen mit 167,5 Mill. Mk., im Wechselverkehr und Verkehr mit dem Ausland 1,540,043 Anweisungen mit 108,4 Mill. Mk. einbezahlt.
Anstalten zur Förderung des Großhandels und des Verkehrs sind die Reichsbankhauptstelle in München, die Reichsbankstellen in Augsburg und Nürnberg und sieben Nebenstellen;
in München die Bayrische Hypotheken- und Wechselbank, die Bayrische Vereinsbank, die Bayrische Handelsbank, die Bayrische Notenbank und die Süddeutsche Bodenkreditbank;
in Nürnberg die Königliche [* 51] Bank (mit ihren Filialen in Amberg, [* 52] Ansbach, Augsburg, Bamberg, Baireuth, Hof, Ludwigshafen, München, Passau, Regensburg, Schweinfurt, Straubing [* 53] und Würzburg) und die Vereinsbank;
die Bankanstalt in Augsburg etc. Zur Förderung der Interessen des Handelsstandes besteht in Bayern für jeden Regierungsbezirk eine Handels- und Gewerbekammer, welche alljährlich einen Bericht an das Ministerium des Innern vorzulegen hat.
Für den Unterricht in Handelsgegenständen sind an einer Anzahl von Realschulen Handelsabteilungen errichtet; außerdem bestehen in Nürnberg und München besondere städtische Handelsschulen. Für Getreidehandel (1883: 4,054,600 Ztr. und 1,683,855 hl) ist Lindau (1,055,696 Ztr.), dann München (438,805 Ztr.) der Hauptplatz, für Hopfenhandel Nürnberg; den bedeutendsten Wollmarkt hat Augsburg, den größten Viehmarkt Sonthofen im Algäu. Nicht unbedeutend sind die Börsen in Augsburg und München.
Was den Verkehr mit dem Ausland anlangt, so übersteigt der Wert der Ausfuhr den der Einfuhr. Zur Ausfuhr kommen vorzugsweise Getreide, Kartoffeln, Hopfen, [* 54] Obst, Gemüse und Sämereien, Schlachtvieh, Bier, Wein, Farbwaren, Baumwollwaren, Glas, [* 55] Spiegel, [* 56] Eisenwaren, Nürnberger und Fürther Galanterie- und Kurzwaren, Maschinerien und Maschinenteile, Steinwaren, Lithographiesteine, Strohwaren, Schmelztiegel, Zündhölzer etc. Bei der Einfuhr stehen voran: Kakao, Kaffee, Pfeffer, Honig, Tabak, [* 57] Thee, Südfrüchte, Öle, [* 58] Farbstoffe, Baumwolle, [* 59] Seide, [* 60] Seidenstoffe, Droguen, Eisenwaren, Maschinerien und Maschinenteile.
Seit besteht auch in Bayern die deutsche Reichsgoldwährung mit der Reichsmark als Münzeinheit. Von den bayrischen Banken gibt nur die Bayrische Notenbank in München Banknoten aus. Die alten bayrischen Maße und Gewichte sind bereits seit 1872 dem metrischen System gewichen, das bis dahin bloß in der Pfalz (von französischen Zeiten her) eingeführt war. Die Verhältniszahlen der alten Maße und Gewichte sind folgende: der bayr. Fuß = 0,9299 preuß. Fuß oder 29,18 cm;
das Tagwerk = 400 QRuten oder 34,0727 Ar;
die bayr. Maß = 0,9336 preuß. Quart [* 61] oder 1,069 Lit.;
der bayr. Eimer = 64 bayr. Maß oder 0,9958 preuß. Eimer oder 68,417 L.;
der bayr. Scheffel = 4,0457 preuß. Scheffel oder 222,35 L.;
das bayr. Pfund = 1,12 Zollpfund (560 g).
Die Statistik der Sparkassen ergibt für Bayern im J. 1882: 278 öffentliche Sparkassen mit einem Stand an Spareinlagen von nahezu 106 Mill. Mk. Die Zahl der Einleger betrug 361,524, so daß auf 100 Personen der Bevölkerung 7 Einleger entfallen. Auf den Kopf der Bevölkerung trifft eine Spareinlage von 19,6 Mk. Verhältnismäßig am meisten bestehen Sparkassen in Unterfranken, am wenigsten in Oberbayern.
Staatsverfassung und Verwaltung.
Bayern bildet nach dem Versailler Vertrag vom und der Reichsverfassung vom ein Glied [* 62] des Deutschen Reichs, doch bestehen für dasselbe einzelne von der allgemeinen Reichsverfassung abweichende Bestimmungen. Die wichtigsten derselben sind: das Recht der Handhabung der Aufsicht seitens des Bundes über die Heimats- und Niederlassungsverhältnisse erstreckt sich nicht auf Bayern;
das Königreich hat eine eigne Armeeverwaltung unter der Militärhoheit des Königs;
dasselbe behält die freie und selbständige Verwaltung seines Post- und Telegraphenwesens;
die in der Verfassung den übrigen Bundesstaaten auferlegten Verpflichtungen hinsichtlich des Eisenbahnwesens gelten für Bayern nicht.
Das bayrische Gesandtschafts- und Konsulatswesen ist auf das Deutsche Reich [* 63] übergegangen. Nur in einzelnen Staaten (Österreich-Ungarn, [* 64] Frankreich, Rußland) befinden sich noch bayrische Geschäftsträger.
Die bayrische Verfassung gründet sich im wesentlichen auf die Verfassungsurkunde vom und die Reichsverfassung vom Nach derselben ist Bayern eine konstitutionelle Monarchie; sein König (Ludwig II., seit ist das Oberhaupt des Staats. Die Krone ist erblich im Mannesstamm nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linearerbfolge, mit Ausschluß der weiblichen Nachkommen, solange noch ein successionsfähiger Agnat aus ebenbürtiger, mit Bewilligung des Königs geschlossener Ehe oder ein durch Erbverbrüderung zur Thronfolge berechtigter Prinz vorhanden ist.
Beim Erlöschen des Mannesstamms und bei Mangel einer Erbverbrüderung mit einem andern deutschen Fürstenhaus geht die Thronfolge nach der für den Mannesstamm festgesetzten Ordnung auf die weibliche Nachkommenschaft über, in welcher wieder der männliche Teil vor dem weiblichen den Vorzug hat. Der König bekennt sich zur katholischen Konfession. Die Zivilliste beträgt 4,231,044 Mk. Nach der Reichsverfassung ist jeder, der das bayrische Indigenat besitzt, dessen Erwerbung und Verlust sich nach dem Reichsgesetz ¶