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des Roheisens finden sich in Oberbayern (Achthal), in der Pfalz (St. Ingbert) und in der Oberpfalz (Nittenau, Rosenberg); Hütten [* 2] für Fabrikation des Stabeisens in der Oberpfalz (Fronberg); für Eisenguß zweiter Schmelzung gibt es außer in Niederbayern Hüttenwerke in allen Landesteilen (darunter die Maxhütte und die Staatshüttenwerke Bodenwöhr und Weiherhammer in der Oberpfalz und Sonthofen in Schwaben), für Eisenblech in Oberbayern (Hammerau) und Pfalz (Kaiserslautern). [* 3] Im allgemeinen bestanden 1882 für Verarbeitung des Roheisens 17 mit Fabriken verbundene Eisengießereien und 28 sonstige Fabriken, Frisch- und Streckwerke, deren Produktion (bei 2430 Arbeitern) in 89 Kupolöfen 33,397 T. Gußeisen im Wert von 6,532,713 Mk. betrug; 25 Werke für Schweißeisen, welche bei einer Belegschaft von 2076 Arbeitern 76,044 T. Roheisen, 20,387 T. Rohschienen etc. verwendeten und 74,573 T. Schweißeisen im Wert von 11,404,516 Mk. erzeugten, und 1 Stahlwerk, das mit 40 Arbeitern in 2 Bessemeröfen 377 T. Rohstahl, Stahlblöcke, Flußeisen etc. im Wert von 110,839 Mk. produzierte.
Messerschmiedewaren werden hauptsächlich in Nürnberg [* 4] verfertigt; die Näh- und Stricknadelfabrikation blüht in Schwabach [* 5] (Jahresproduktion 250 Mill. Stück) und Nürnberg, die Fabrikation von Drahtstiften in Nürnberg, Augsburg, [* 6] Landstuhl und Grünstadt, von Feilen in Nürnberg und Rosenheim. Außerdem werden noch verfertigt aus Eisen [* 7] und sonstigen unedlen Metallen Kreis- und Längensägen (Augsburg, Nürnberg), feuerfeste Schränke (München, [* 8] Augsburg, Nürnberg etc.), Füllöfen (München), Waffen [* 9] (München, Nürnberg, Traunstein), Wagen und Gewichte (Augsburg, Nürnberg), Zinnfolien (Nürnberg, Fürth, [* 10] Erlangen), [* 11] Blei- und Zinnspielwaren (Nürnberg, Fürth, Diessen in Oberbayern), Bronzegußwaren (München, Nürnberg), Blattmetalle und leonische Drähte (Nürnberg, Fürth, Schwabach), Glocken (München, Memmingen, [* 12] Regensburg, [* 13] Baireuth, [* 14] Donauwörth, Zweibrücken). [* 15]
Die Metallverarbeitung beschäftigt (1882) 19,900 Selbständige und 34,706 Gehilfen; in Verfertigung von Maschinen, Instrumenten etc. sind 10,142 Selbständige und 18,023 Gehilfen thätig. Die Fabrikation von Waren aus edlen Metallen, z. B. von Feingold und Silber, blüht in Nürnberg, Fürth, München, Schwabach und Augsburg, von Glanzgold in Passau. [* 16] Kunstgefäße aus Silber und Gold [* 17] werden hauptsächlich in München und Nürnberg angefertigt. In Beziehung auf die Anfertigung von Maschinen, Werkzeugen, Transportmitteln ist Bayern [* 18] gegenüber andern Staaten nicht zurückgeblieben.
Für die Anfertigung von Lokomotiven, Lokomobilen, [* 19] Eisenbahnwaggons etc. bestehen zwölf Etablissements in München, Nürnberg (größtes Etablissement die Maschinenbau-Aktiengesellschaft Nürnberg [vorm. Klett u. Komp.] mit 1400 Arbeitern), Würzburg, [* 20] Ludwigshafen; [* 21]
für Dampfmaschinen [* 22] jeder Art in München, Kissingen, [* 23] Bergen, [* 24] Zweibrücken, St. Ingbert, Frankenthal, [* 25] Schönau, Augsburg, Hof, [* 26] Aschaffenburg, [* 27] Schweinfurt; [* 28]
für Straßen- und Luxuswagen in München, Kaiserslautern, Speier, [* 29] Neustadt [* 30] a. d. Haardt, Kirchheimbolanden;
für Brauereieinrichtungen in München, Augsburg, Würzburg etc.;
für landwirtschaftliche Maschinen in München, Schleißheim, Bergen, Speier, Augsburg etc.;
für Feuerspritzen [* 31] in München, Landshut, [* 32] Fürth, Würzburg;
für Brückenbaueinrichtungen in München, Nürnberg, Regensburg, Würzburg;
für Nähmaschinen [* 33] in Neustadt a. d. Haardt, Augsburg, Baireuth, Kaiserslautern;
für Buchdruckereimaschinen hauptsächlich in Oberzell bei Würzburg, Zweibrücken, Augsburg;
für Webereimaschinen zu Kottern in Schwaben;
für Brückenwagen in München, Baireuth;
für elektrische Beleuchtung [* 34] in Nürnberg.
Für Fabrikation von mathematischen, astronomischen, physikalischen und optischen Instrumenten sind München, Nürnberg, Fürth und Augsburg die Hauptsitze. Hervorzuheben sind hauptsächlich die Fraunhoferschen und Steinheilschen optischen Instrumente, telegraphischen Apparate etc. Brillenfabrikation blüht in Nürnberg und Fürth; die Fabrikation von Uhren [* 35] (Turmuhren) vorzugsweise in München, Speier, Kaiserslautern und Fürth. Pianofortefabrikation findet sich in München, Würzburg, Baireuth;
Orgelbau in Öttingen;
Fabrikation von Flöten in München;
von Saiteninstrumenten in München, Passau, Nürnberg, Baireuth, Mittenwald und Regensburg.
Eine staatliche Gewehrfabrik besteht in Amberg. [* 36] Im Gebiet der Stein-, Zement- und Thonwarenfabrikation [* 37] bethätigt sich in Bayern eine stets fortschreitende Bewegung. Größere Ziegelfabriken bestehen bei München, Augsburg, Baireuth, Bamberg, [* 38] Ludwigshafen etc.;
Fabriken für feuerfeste Ziegel in Schwandorf, Rosenau bei Passau etc.;
für Trottoirsteine in Großhesselohe bei München;
Zementfabriken finden sich sehr viele im Bezirk Rosenheim, in Miesbach, Staudach am Chiemsee, München etc. Terrakottewaren werden in München, Speier, Schmelztiegel besonders in Obernzell und Hafnerzell in Niederbayern angefertigt.
Porzellan- und Steingutwarenfabrikation ist hervorragend in Nymphenburg, Amberg, Hirschau, Regensburg, Kaiserslautern, Rosenau bei Passau, Passau, Lichtenfels, Damm bei Aschaffenburg und Neuburg. [* 39] Solnhofen ist berühmt durch seine »Solnhofener Steinplatten«. Mühlsteine [* 40] liefern hauptsächlich mehrere unterfränkische Orte (Miltenberg etc.), Neustadt a. d. Haardt, Miesbach, Diessen, Weilheim. Wetzsteine liefert Ohlstadt in Oberbayern. Steinschleifereien (Granit- und Syenitschleifereien) befinden sich im Fichtelgebirge, die hervorragendste ist die in Weißenstadt.
Nicht geringe Wichtigkeit hat die Industrie in Glas, [* 41] sie beschäftigt 594 Selbständige und 4973 Gehilfen. Glashütten (im ganzen 134) sind sehr zahlreich in Niederbayern (bei Grafenau, Kötzting, Regen), in der Oberpfalz (Annahütte und Waldmünchen), in der Pfalz (bei Sulzbach, St. Ingbert, Pirmasens, [* 42] Trippstadt [Uhrengläser]). Für Fabrikation von Spiegelglas und Spiegeln bestehen in Bayern viele Fabriken, welche beinahe ihre ganze Produktion nach Fürth liefern, wo sie belegt werden. Das Fichtelgebirge ist der Hauptsitz für die Fabrikation gewickelter Perlen. Optische Gläser werden in Nürnberg, Fürth und München angefertigt.
Zur Fabrikation von chemischen Produkten für technische Zwecke bestehen Fabriken in München, Nürnberg, Augsburg, Kitzingen, [* 43] Regensburg, Kaiserslautern, Ludwigshafen; Ultramarinfabriken namentlich in Nürnberg und Kaiserslautern; für Anilinfarben in Ludwigshafen. Parfümerien werden vorzugsweise in München und Würzburg fabriziert; Fettwaren, Seifen und Öle in [* 44] München, Würzburg, Nürnberg, Regensburg, Speier und Schweinfurt; Farbwaren in München, Schweinfurt (»Schweinfurter Grün«),
Amberg, Regensburg, Augsburg und Dürkheim [* 45] in der Pfalz. Eine chemische Fabrik für künstlichen Dünger besteht in Heufeld (Oberbayern). Die Holzindustrie Bayerns gründet sich auf die bedeutende einheimische Holzproduktion. Anstalten zum Imprägnieren von Eisenbahnschwellen finden sich in Kirchseeon (Oberbayern) und Schwandorf (Oberpfalz). Parkettfabrikation blüht in München, Regensburg, Kaiserslautern;
Möbeltischlerei in Augsburg, ¶
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München, Nürnberg, Fürth, Speier, Landau, [* 47] Kaiserslautern;
Kunsttischlerei in München, Würzburg, Edenkoben;
Fässerfabrikation in Kaiserslautern, Zweibrücken, Kitzingen, Miltenberg, Landshut etc.;
Fabrikation der Resonanz- und Klaviaturhölzer in Passau, Oberzwieselau, Lichtenthal;
von Holzstiften in Obernzell bei Passau und Landau in der Pfalz;
von Holzschuhen in Passau und im Bezirk Pirmasens;
Stockfabrikation in Nürnberg und Fürth;
feine Holzschnitzerei in München;
Schnitzwarenfabrikation in Berchtesgaden, Reichenhall, Oberammergau, Garmisch, Partenkirchen, Brückenau;
Anfertigung von Holzgalanteriewaren in Nürnberg und Fürth;
von Goldleisten und Goldrahmen in München, Fürth und Nürnberg.
Von den 44 Zündholzfabriken bestehen sehr bedeutende im Bayrischen Wald (Oberzwieselau etc.), phosphorfreie Zündhölzer werden fabriziert in Augsburg und Rosenheim; Holzstoff [* 48] für Papierfabrikation [* 49] wird bereitet in Kötzting, Gemünden, Kempten [* 50] etc.; Korbflechterei findet sich im Bezirk Lichtenfels in Oberfranken als Hausindustrie sehr verbreitet. Als häusliche Industrie floriert um Lindau [* 51] die Strohhutflechterei. Die Hauptsitze der Industrie in Kurzwaren sind Nürnberg und Fürth. Hauptsächlich floriert dort die Fabrikation von Spielwaren aus Holz, [* 52] Metall, Papiermaché, Papier, Stein, Glas etc. Für die Fabrikation von Kämmen aus Horn ist Nürnberg, für die aus Elfenbein und Holz Fürth zu nennen.
Die Papierfabrikation hebt sich immer mehr, Papier- und Pappefabriken gibt es im ganzen 81; Hauptsitze derselben sind München, Augsburg, Kempten, Nürnberg, Regensburg, Aschaffenburg, Speier, Passau etc. Von den 8 Buntpapierfabriken bestehen die nennenswertesten zur Anfertigung von Gold- und Silberpapier in München, Augsburg, Fürth und Nürnberg. Kartonagearbeiten werden hauptsächlich in und bei Nürnberg gefertigt, wo dieselben einen Massenausfuhrartikel bilden.
Spielkarten fabriziert namentlich Nürnberg; Buchbindereiwaren München, Nürnberg, Speier, Passau. In Beziehung auf die Fabrikation von Schreib- und Zeichenbedürfnissen (Bleistiften, Schiefertafeln etc.) nimmt die Fabersche Fabrik in Stein bei Nürnberg den ersten Rang ein (550 Arbeiter). Außerdem ist die Bleistiftfabrikation in Nürnberg und Regensburg nicht unbedeutend. Zentralpunkt für die Photographie, Xylographie, Lithographie, Kunstdruckerei, Albertotypie ist München;
für Kartographie München und Nürnberg;
für Bildhauerei und kirchliche Kunst München;
für Glasmalerei [* 53] München und Regensburg.
Hauptsitz des Kunstgewerbes überhaupt ist München, woselbst der thätige Kunstgewerbeverein ein Lager [* 54] hält. Kunsthandel floriert in München; Buchhandel in München, Regensburg, Bamberg, Erlangen, Nördlingen [* 55] und Würzburg. Die Lederfabrikation ist in in großem Aufschwung. Rotgerberei wird hauptsächlich in Nördlingen, Memmingen, Passau, Kaufbeuren, [* 56] Kempten, Augsburg, Pirmasens, Zweibrücken, Homburg [* 57] und Speier betrieben. Die Hauptsitze der Fabrikation von Sohlleder sind Nürnberg, Passau, Aschaffenburg, Schweinfurt, Marktbreit; von Schmalleder, Sattlerleder, lackiertem Leder München; Maschinenriemen werden in Edenkoben, Schweinfurt, Passau und Nürnberg angefertigt.
Kautschuk- und Guttaperchafabrikation wird in München und Augsburg, Kürschnerei in München, Fürth, Frankenthal, Ledergalanterie in Nürnberg, Fürth, München, Bürsten- und Pinselbinderei hauptsächlich in Nürnberg, Fürth, Erlangen, München, Dinkelsbühl, Germersheim, Kaiserslautern etc. betrieben. Einen bedeutenden Aufschwung hat die Webindustrie gemacht, sie beschäftigt (1882) 24,794 Selbständige (4523 weibliche) und 36,568 Gehilfen (15,852 weibliche).
Seidenweberei findet sich in München; Seidenzwirnerei in Augsburg, Bamberg, Zweibrücken; Seidendruckerei und Kunststickerei in München. Kammgarne werden in Augsburg, Kaiserslautern, Tuchstoffe in Augsburg, Kaufbeuren, Memmingen, Nördlingen, sodann hauptsächlich in der Pfalz (Zweibrücken) etc., Teppiche in Nördlingen, Filztuche in Augsburg und Herzogenaurach angefertigt. Baumwollspinnereien und -Webereien bestehen vorzugsweise in Schwaben, zusammen 12 Spinnereien (6 in Augsburg) mit 459,768 Spindeln und 21 Webereien mit 8840 Webstühlen (außer Augsburg in Kempten, Kaufbeuren, Sonthofen, Lindau etc.), in Kaiserslautern, Bamberg, Kulmbach, Hof, Schweinfurt etc. Die Baumwollen- und Wollenhandweberei wird sehr stark betrieben in Niederbayern und im nordöstlichen Teil von Oberfranken (im sogen. Vogtland).
Garnfärbereien und Bleichereien gibt es in Augsburg, Kaufbeuren, Kempten, Bamberg und Hof;
Leinspinnerei in Bäumenheim bei Donauwörth, Babenhausen, Scheidegg und Weiler bei Lindau, Memmingen etc.;
Seilerei in Füssen, Immenstadt, Regensburg, Kaiserslautern, Bergzabern, Ludwigshafen, Kirchheimbolanden, Obermoschel etc.;
mechanische Leinweberei in Bäumenheim bei Donauwörth, Kempten, Nördlingen, Herxheim, Bergzabern, Edenkoben;
Hanfweberei in Rosenheim;
Gold- und Silberstickerei in München, Nürnberg und Weißenburg [* 58] a. S.;
Fabrikation künstlicher Blumen in München.
Roßhaargespinste werden angefertigt in München, Speier, Kitzingen, Griesbach;
Strumpfwaren in Redwitz bei Wunsiedel, Hof, Zweibrücken, Kusel, Speier;
Handschuhe in München, Augsburg, Regensburg und Erlangen;
Schuhwaren in Pirmasens, Waldfischbach, München;
Rouleaus in München und Augsburg.
Größere Mahlmühlen bestehen in München, Schweinfurt, Kitzingen, Schonungen, Rosenheim, sehr viele in der Pfalz (Zweibrücken, Homburg, Kaiserslautern); Malzfabriken hauptsächlich in München, Nürnberg, Augsburg, Erlangen (insgesamt 1882: 115 Malzfabriken); Zuckerfabriken und Raffinerien in Regensburg, Friedensau bei Ludwigshafen, Frankenthal, Baireuth und Schweinfurt. Zuckerwaren werden fabriziert in München, Fürth, Nürnberg;
Schokolade und Schokoladewaren in München, Würzburg, Kitzingen, Ludwigshafen, Neustadt a. d. Haardt;
Zichorie in Augsburg, Fürth, Bamberg, Frankenthal, Zweibrücken;
Weine und Schaumweine in Würzburg (s. oben), Deidesheim und Neustadt a. d. Haardt.
Von außerordentlichem Umfang ist die Bierfabrikation, die in München, Erlangen, Kulmbach, Kitzingen, Nürnberg und Speier am schwunghaftesten betrieben wird. Die Zahl der diesseit des Rheins im Betrieb stehenden Bierbrauereien betrug 1882: 5482 (darunter 23 Aktienbrauereien und 363 Kommunbrauereien);
dieselben verbrauchten 5,241,833 hl Malz (Malzaufschlag hierfür 31,436,141 Mk.) und erzeugten 11,861,782 hl Braunbier, 257,782 hl Weißbier und 365,543 hl sogen. Nachbier.
Sehr bedeutend ist der Bierexport (1882: 890,364 hl) aus München, Kulmbach, Erlangen, Nürnberg und Kitzingen. Die Fabrikation von Spiritus [* 59] und Spirituosen findet sich vorzugsweise in München, Regensburg, Schweinfurt, Augsburg, Nördlingen, Forchheim, Bamberg, Baireuth, Aschaffenburg und Ansbach. [* 60] Branntweinbrennereien gab es in Bayern 1882 überhaupt 5320, darunter 455 in den Städten, 1290 in der Pfalz. Von den Brennereien verarbeiten unter anderm 1347 Weintreber, 1251 Kartoffeln, ¶