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kommt in Bayern [* 2] fast allenthalben vor, namentlich in Oberbayern, Schwaben und Aschaffenburg. [* 3] Biber finden sich nur noch in den Salzachauen. Auerwild kommt fast überall längs des Alpengebirges vor, weniger zahlreich im Bayrischen Walde, dagegen ziemlich verbreitet in der Oberpfalz (bei Tirschenreuth, Weiden), im Nürnberger Reichswald, Fichtelgebirge, in einigen Spessart- und Rhönrevieren, endlich bei Johannesberg im Pfälzer Wald. Haselhühner trifft man in allen Vorbergen der Alpen [* 4] und des Algäus, im Bayrischen Wald, Fichtelgebirge und Spessart.
Schneehühner zeigen sich im Algäu und in den Bergen [* 5] um Hohenschwangau. Das Steinhuhn ist in Bayern selten, Rebhühner finden sich in Oberbayern, insbesondere in der Nähe von München [* 6] und Schleißheim, in Niederbayern, in der Oberpfalz, in Franken sowie in der Rheinpfalz. Fasanen kommen vor in den Isar-, Inn- und Rheinauen. Bären gibt es in Bayern nicht mehr. Die Wölfe treten nur in manchen Jahren ganz vereinzelt auf. Der Luchs ist in Bayern verschwunden; die Wildkatze kommt vereinzelt vor, ebenso der Uhu. Adler [* 7] horsten nur im Hochgebirge.
Bergbau. [* 8] Auch die mineralische Produktion ist ansehnlich. Am wichtigsten sind Kohlen, Eisen [* 9] und Salz. [* 10] Man zählte 1882 zur Aufschließung und Gewinnung von Mineralkohlen und Bitumen 29 betriebene Werke, in welchen 3002 Arbeiter 509,117 Ton. im Wert von 4,287,546 Mk. zu Tage förderten. Steinkohle findet sich hauptsächlich in Oberbayern (Miesbach, Hausham, Penzberg, Au bei Aibling, Peißenberg), in der Pfalz (St. Ingbert, Mittelbexbach und im Bezirksamt Kusel) und in Oberfranken (Kronach); Braunkohle in Oberbayern (Großweil), Niederbayern (Kelheim), in der Oberpfalz (Burglengenfeld, Stadtamhof), in Unterfranken (Bischofsheim) und in der Pfalz (Dürkheim). [* 11]
Für Gewinnung von Graphit bestehen in Niederbayern (Bezirksamt Passau) [* 12] 44 Gruben, die 1882: 2123 T. im Wert von 210,280 Mk. gewannen. Erze (Eisen-, Zink- und Blei-, Kupfer-, Antimon-, Manganerze, Schwefelkies) wurden 1882 in 31 Werken durch 727 Arbeiter 77,183 T. im Wert von 575,790 Mk. gewonnen; Eisenerze am meisten in Oberfranken (Arzberg, Wolfsdorf, Grundfeld und Burkheim), in der Oberpfalz (Amberg, [* 13] Etzmannsberg, Rosenberg, Krottensee), in Oberbayern (Achthal) und in Schwaben (im Bezirksamt Dillingen).
Eine große Zahl von Eisenerzgruben steht übrigens zur Zeit außer Betrieb. Bleierze werden in Mittenwald (Oberbayern), in Freihung (Oberpfalz) und in Wolfersgrün (Oberfranken), Kupfererze in den Ämtern Naila (Oberfranken) und Alzenau (Unterfranken), Schwefelkies in Niederbayern bei Bodenmais zu Tage gefördert. Außerdem gewinnt man Ocker und Farberde 5655 T. (in 45 Werken im Bezirk Eschenbach in der Oberpfalz, bei Battenberg und Neuleiningen in der Pfalz), Porzellanerde (hauptsächlich im Bezirk Tirschenreuth in der Oberpfalz und bei Wunsiedel in Oberfranken), Thonerde 66,923 T. in 105 Werken (bei Stulln, Schwarzenfeld, Ehenfeld in der Oberpfalz, bei Landau [* 14] und Edenkoben in der Rheinpfalz), Speckstein (bei Töpfersgrün in Oberfranken), Dach- und Tafelschiefer 1428 T. (in Oberfranken in den Bezirksämtern Hof, [* 15] Naila und Kronach), Schwerspat (in Unterfranken) und Schmirgel (bei Albertsried und Wildenreuth in der Oberpfalz).
Auch etwas Gold [* 16] wird aus der Isar und dem Inn gewaschen (1882: 0,2 kg im Wert von 525 Mk.). Hervorragend ist die Gewinnung von Kalksteinen (100,000 T.);
von Basalt in Oberpfalz, Unterfranken und Pfalz (74,000 T.);
von Granit (120,000 T.) vorzugsweise in Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken und Pfalz;
von Melaphyr in der Pfalz (100,000 T.).
Wetzsteine werden in Oberbayern 130 T., Lithographiesteine bei Solnhofen (Mittelfranken) 8000 T. im Wert von 1,130,000 Mk. gewonnen. Für Salz ist der Hauptbezirk im SO., wo sich das Steinsalzwerk Berchtesgaden und die großen Salinen Berchtesgaden, Reichenhall, Traunstein und Rosenheim befinden. Diese vier Salinen nebst denen von Dürkheim und Kissingen [* 17] produzierten 1882 mit 304 Arbeitern 44,226,7 T. Kochsalz im Wert von 1,965,056 Mk.; der Ertrag des Staatsbergwerks Berchtesgaden an Steinsalz belief sich auf 922 T. im Wert von 23,360 Mk. und 127,000 cbm gesättigte Sole, welche in den vier Salinen versotten wird.
Der Bergbau Bayerns wird zum kleinern Teil vom Staat, zum größern von Privatgewerken betrieben. Die Regalität desselben ist durch das Berggesetz vom aufgehoben und der Bergbau auf den Standpunkt des konzessionierten Gewerbes gestellt, dessen Regeln der Staat nicht weniger als der Privatmann unterworfen ist. Es bestehen als erste Instanzen die drei Bergämter München, Baireuth [* 18] und Zweibrücken, [* 19] als zweite und letzte Instanz das Oberbergamt in München. Die Bergämter Amberg, St. Ingbert und das Berg- und Hüttenamt Bodenwöhr (in der Oberpfalz) sind ausschließlich für den Betrieb und die Verwaltung der dortigen Staatswerke bestimmt. Die General-Bergwerks- und Salinenadministration leitet und verwaltet nur die ihr unterstellten Staatswerke.
Unter den zahlreichen Mineralquellen Bayerns, die meist in den Gebirgsgegenden Ober- und Unterfrankens und Oberbayerns liegen, nimmt Kissingen in Unterfranken mit seinen berühmten kohlensäurereichen Kochsalzquellen den ersten Rang ein. Kochsalzquellen befinden sich außerdem in Berchtesgaden, Reichenhall und Rosenheim (Oberbayern), Dürkheim (Pfalz);
Schwefelquellen in Kreuth und Kainzenbad bei Partenkirchen (Oberbayern), Abbach und Höhenstadt (Niederbayern), Faulenbach bei Füssen, Tiefenbach und Au bei Sonthofen (Schwaben), Neumarkt in der Oberpfalz (Stahl- und Schwefelquellen), Langenkandel und Freinsheim (Pfalz);
Jodquellen in Heilbrunn bei Benediktbeuern und in Tölz (Oberbayern), bei Sulzberg (Schwaben);
Eisensäuerlinge in Alexanderbad bei Wunsiedel und Steben (Oberfranken), bei Kondrau und Wiesau (Oberpfalz), zu Kellberg bei Passau (Niederbayern), zu Bocklet und Brückenau (Unterfranken).
Berneck (Oberfranken) ist hauptsächlich Molkenkuranstalt.
Industrie.
Bayern hatte sich als Glied [* 20] des Zollvereins, seit 1833, schon in seiner Gewerbegesetzgebung von 1825 und 1862 insbesondere die Aufgabe gestellt, dem kleinen Gewerbe durch Beseitigung des Zunftzwanges die lang entbehrte Entwickelung zu verleihen, bis mit die volle Gewerbefreiheit eingeführt wurde. Seitdem ist die Industrie Bayerns in einer steten Entwickelung begriffen. Als industrielle Plätze ragen unter den größern Städten hervor: Nürnberg, [* 21] Fürth, [* 22] München, Augsburg, [* 23] Würzburg, [* 24] Schweinfurt, [* 25] Zweibrücken, Speier, [* 26] Kaiserslautern, [* 27] Ludwigshafen, [* 28] Baireuth, Hof etc. Ziemlich bedeutend ist die Produktion von Eisen und die Fabrikation von Eisen- und Stahlwaren. Für die Produktion von Roheisen waren 1882: 5 Hochöfen in Betrieb, welche mit 490 Arbeitern 41,110 Ton. Roheisen in Masseln und Gänzen im Wert von 2,086,624 Mk. erzeugten, darunter 3 Werke, welche 1015 T. Eisenguß erster Schmelzung lieferten. Die Hauptwerke für Verarbeitung ¶
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des Roheisens finden sich in Oberbayern (Achthal), in der Pfalz (St. Ingbert) und in der Oberpfalz (Nittenau, Rosenberg); Hütten [* 30] für Fabrikation des Stabeisens in der Oberpfalz (Fronberg); für Eisenguß zweiter Schmelzung gibt es außer in Niederbayern Hüttenwerke in allen Landesteilen (darunter die Maxhütte und die Staatshüttenwerke Bodenwöhr und Weiherhammer in der Oberpfalz und Sonthofen in Schwaben), für Eisenblech in Oberbayern (Hammerau) und Pfalz (Kaiserslautern). Im allgemeinen bestanden 1882 für Verarbeitung des Roheisens 17 mit Fabriken verbundene Eisengießereien und 28 sonstige Fabriken, Frisch- und Streckwerke, deren Produktion (bei 2430 Arbeitern) in 89 Kupolöfen 33,397 T. Gußeisen im Wert von 6,532,713 Mk. betrug; 25 Werke für Schweißeisen, welche bei einer Belegschaft von 2076 Arbeitern 76,044 T. Roheisen, 20,387 T. Rohschienen etc. verwendeten und 74,573 T. Schweißeisen im Wert von 11,404,516 Mk. erzeugten, und 1 Stahlwerk, das mit 40 Arbeitern in 2 Bessemeröfen 377 T. Rohstahl, Stahlblöcke, Flußeisen etc. im Wert von 110,839 Mk. produzierte.
Messerschmiedewaren werden hauptsächlich in Nürnberg verfertigt; die Näh- und Stricknadelfabrikation blüht in Schwabach [* 31] (Jahresproduktion 250 Mill. Stück) und Nürnberg, die Fabrikation von Drahtstiften in Nürnberg, Augsburg, Landstuhl und Grünstadt, von Feilen in Nürnberg und Rosenheim. Außerdem werden noch verfertigt aus Eisen und sonstigen unedlen Metallen Kreis- und Längensägen (Augsburg, Nürnberg), feuerfeste Schränke (München, Augsburg, Nürnberg etc.), Füllöfen (München), Waffen [* 32] (München, Nürnberg, Traunstein), Wagen und Gewichte (Augsburg, Nürnberg), Zinnfolien (Nürnberg, Fürth, Erlangen), [* 33] Blei- und Zinnspielwaren (Nürnberg, Fürth, Diessen in Oberbayern), Bronzegußwaren (München, Nürnberg), Blattmetalle und leonische Drähte (Nürnberg, Fürth, Schwabach), Glocken (München, Memmingen, [* 34] Regensburg, [* 35] Baireuth, Donauwörth, Zweibrücken).
Die Metallverarbeitung beschäftigt (1882) 19,900 Selbständige und 34,706 Gehilfen; in Verfertigung von Maschinen, Instrumenten etc. sind 10,142 Selbständige und 18,023 Gehilfen thätig. Die Fabrikation von Waren aus edlen Metallen, z. B. von Feingold und Silber, blüht in Nürnberg, Fürth, München, Schwabach und Augsburg, von Glanzgold in Passau. Kunstgefäße aus Silber und Gold werden hauptsächlich in München und Nürnberg angefertigt. In Beziehung auf die Anfertigung von Maschinen, Werkzeugen, Transportmitteln ist Bayern gegenüber andern Staaten nicht zurückgeblieben.
Für die Anfertigung von Lokomotiven, Lokomobilen, [* 36] Eisenbahnwaggons etc. bestehen zwölf Etablissements in München, Nürnberg (größtes Etablissement die Maschinenbau-Aktiengesellschaft Nürnberg [vorm. Klett u. Komp.] mit 1400 Arbeitern), Würzburg, Ludwigshafen;
für Dampfmaschinen [* 37] jeder Art in München, Kissingen, Bergen, Zweibrücken, St. Ingbert, Frankenthal, [* 38] Schönau, Augsburg, Hof, Aschaffenburg, Schweinfurt;
für Straßen- und Luxuswagen in München, Kaiserslautern, Speier, Neustadt [* 39] a. d. Haardt, Kirchheimbolanden;
für Brauereieinrichtungen in München, Augsburg, Würzburg etc.;
für landwirtschaftliche Maschinen in München, Schleißheim, Bergen, Speier, Augsburg etc.;
für Feuerspritzen [* 40] in München, Landshut, [* 41] Fürth, Würzburg;
für Brückenbaueinrichtungen in München, Nürnberg, Regensburg, Würzburg;
für Nähmaschinen [* 42] in Neustadt a. d. Haardt, Augsburg, Baireuth, Kaiserslautern;
für Buchdruckereimaschinen hauptsächlich in Oberzell bei Würzburg, Zweibrücken, Augsburg;
für Webereimaschinen zu Kottern in Schwaben;
für Brückenwagen in München, Baireuth;
für elektrische Beleuchtung [* 43] in Nürnberg.
Für Fabrikation von mathematischen, astronomischen, physikalischen und optischen Instrumenten sind München, Nürnberg, Fürth und Augsburg die Hauptsitze. Hervorzuheben sind hauptsächlich die Fraunhoferschen und Steinheilschen optischen Instrumente, telegraphischen Apparate etc. Brillenfabrikation blüht in Nürnberg und Fürth; die Fabrikation von Uhren [* 44] (Turmuhren) vorzugsweise in München, Speier, Kaiserslautern und Fürth. Pianofortefabrikation findet sich in München, Würzburg, Baireuth;
Orgelbau in Öttingen;
Fabrikation von Flöten in München;
von Saiteninstrumenten in München, Passau, Nürnberg, Baireuth, Mittenwald und Regensburg.
Eine staatliche Gewehrfabrik besteht in Amberg. Im Gebiet der Stein-, Zement- und Thonwarenfabrikation [* 45] bethätigt sich in Bayern eine stets fortschreitende Bewegung. Größere Ziegelfabriken bestehen bei München, Augsburg, Baireuth, Bamberg, [* 46] Ludwigshafen etc.;
Fabriken für feuerfeste Ziegel in Schwandorf, Rosenau bei Passau etc.;
für Trottoirsteine in Großhesselohe bei München;
Zementfabriken finden sich sehr viele im Bezirk Rosenheim, in Miesbach, Staudach am Chiemsee, München etc. Terrakottewaren werden in München, Speier, Schmelztiegel besonders in Obernzell und Hafnerzell in Niederbayern angefertigt.
Porzellan- und Steingutwarenfabrikation ist hervorragend in Nymphenburg, Amberg, Hirschau, Regensburg, Kaiserslautern, Rosenau bei Passau, Passau, Lichtenfels, Damm bei Aschaffenburg und Neuburg. [* 47] Solnhofen ist berühmt durch seine »Solnhofener Steinplatten«. Mühlsteine [* 48] liefern hauptsächlich mehrere unterfränkische Orte (Miltenberg etc.), Neustadt a. d. Haardt, Miesbach, Diessen, Weilheim. Wetzsteine liefert Ohlstadt in Oberbayern. Steinschleifereien (Granit- und Syenitschleifereien) befinden sich im Fichtelgebirge, die hervorragendste ist die in Weißenstadt.
Nicht geringe Wichtigkeit hat die Industrie in Glas, [* 49] sie beschäftigt 594 Selbständige und 4973 Gehilfen. Glashütten (im ganzen 134) sind sehr zahlreich in Niederbayern (bei Grafenau, Kötzting, Regen), in der Oberpfalz (Annahütte und Waldmünchen), in der Pfalz (bei Sulzbach, St. Ingbert, Pirmasens, [* 50] Trippstadt [Uhrengläser]). Für Fabrikation von Spiegelglas und Spiegeln bestehen in Bayern viele Fabriken, welche beinahe ihre ganze Produktion nach Fürth liefern, wo sie belegt werden. Das Fichtelgebirge ist der Hauptsitz für die Fabrikation gewickelter Perlen. Optische Gläser werden in Nürnberg, Fürth und München angefertigt.
Zur Fabrikation von chemischen Produkten für technische Zwecke bestehen Fabriken in München, Nürnberg, Augsburg, Kitzingen, [* 51] Regensburg, Kaiserslautern, Ludwigshafen; Ultramarinfabriken namentlich in Nürnberg und Kaiserslautern; für Anilinfarben in Ludwigshafen. Parfümerien werden vorzugsweise in München und Würzburg fabriziert; Fettwaren, Seifen und Öle in [* 52] München, Würzburg, Nürnberg, Regensburg, Speier und Schweinfurt; Farbwaren in München, Schweinfurt (»Schweinfurter Grün«),
Amberg, Regensburg, Augsburg und Dürkheim in der Pfalz. Eine chemische Fabrik für künstlichen Dünger besteht in Heufeld (Oberbayern). Die Holzindustrie Bayerns gründet sich auf die bedeutende einheimische Holzproduktion. Anstalten zum Imprägnieren von Eisenbahnschwellen finden sich in Kirchseeon (Oberbayern) und Schwandorf (Oberpfalz). Parkettfabrikation blüht in München, Regensburg, Kaiserslautern;
Möbeltischlerei in Augsburg, ¶