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Hektar). Champagnerfabriken bestehen fünf in Würzburg, [* 2] eine in Kitzingen; [* 3] in der Pfalz je eine in Neustadt [* 4] a. H. und in Ruppertsberg. Der Kleebau nimmt in Bayern [* 5] immer mehr zu. Der Rotklee (Kopfklee) findet sich durch ganz Bayern; der Anbau der Luzerne und Esparsette verbreitet sich immer mehr. Auch mit dem Anbau von Lupinen, Spargelklee, Bocharaklee und andern Sorten wurden vielfache Versuche angestellt. Anstatt der reinen Kleesaat nimmt der Bau von Kleegras von Jahr zu Jahr zu. Fruchtbare Wiesen finden sich hauptsächlich im Alpenvorland, am Fuß des Bayrischen Waldes, an den Alluvionen der Altmühl, Rott, Vils, Itz, Baunach, Regnitz, Wiesent und in Unterfranken in den Mainthälern. Die Gesamtheuernte betrug 1883 auf 1,275,000 Hektar über 5,700,000 Ton. Auf Weideflächen entfallen 437,000 Hektar.
Was das Tierreich betrifft, so steht zunächst die Pferdezucht, [* 6] wie überhaupt in Süddeutschland, auf niedrigerer Stufe als in Preußen. [* 7] Man zählte 1883 in ganz Bayern 356,316 Stück (4,8 auf 1 qkm) mit einem Schätzungswert von 159,2 Mill. Mk. Durch Reichtum an Pferden ragen Oberbayern (mit 111,336 Stück), Niederbayern (mit 77,219 Stück) und Schwaben (mit 59,862 Stück) hervor. Für das diesseitige Bayern besteht ein Landesgestüt in Achselschwang, für die Pfalz ein solches in Zweibrücken. [* 8]
Die Viehzucht [* 9] hat sich im allgemeinen in den letzten Jahrzehnten bedeutend gehoben. Nach der Zählung vom betrug der Gesamtbestand des Rindviehs in Bayern 3,037,098 Stück (mit einem Schätzungswert von 561,8 Mill. Mk.). Davon kommen auf:
Oberbayern | 615398 Stück |
Niederbayern | 521562 |
Schwaben | 479084 |
Oberpfalz | 346243 |
Mittelfranken | 300768 |
Unterfranken | 292493 |
Oberfranken | 262575 |
Pfalz | 218975 |
Die Rindviehzucht ist hiernach am bedeutendsten im südlichen Bayern. Sie blüht in Schwaben und Neuburg [* 10] in den grasreichen Thälern an den Flüssen und auf den durch Futterreichtum begünstigten Alpen, [* 11] insbesondere im Algäu (Algäuer Stamm), in Oberbayern, im Alpengebiet mit dem Gebirgsvorland, soweit die Eggartenwirtschaft hinabreicht, vorzugsweise in der Gegend des Kochel- und Walchensees (Pinzgauer Vieh), sowie um Tegernsee und Miesbach (Miesbacher Vieh). In Niederbayern ist die Viehzucht bedeutend im Rott- und Vilsthal sowie in der Umgegend von Kelheim (Kelheimer Rasse) und im Bayrischen Wald.
In der Pfalz wird sie hauptsächlich im Glanthal (Glanvieh) und in der Gegend um den Donnersberg (Donnersberger Vieh) getrieben. In der Oberpfalz zeichnen sich durch Viehzucht aus die Bezirke Regensburg, [* 12] Worth, Stadtamhof, Roding, Cham, Fürth, [* 13] Nittenau sowie die längs des Böhmerwaldes sich hinziehenden Bezirke. In Oberfranken ragt hervor das sogen. Sechsämterland des Fichtelgebirges (Vogtländer Vieh) und die am Main, an der Rodach, Itz, Regnitz, Aisch, Ebrach und Wiesent liegenden Bezirke. In Mittelfranken findet sich starke Rindviehzucht um Scheinfeld, Marktbibart, Uffenheim und Windsheim (Scheinfelder Vieh), in den Bezirken Ansbach, [* 14] Heilsbronn, Fürth, Erlangen [* 15] (Ansbacher Vieh) sowie in den Altmühlbezirken. In Unterfranken endlich wird Rindviehzucht hauptsächlich betrieben in dem Mainthal (Mainthaler Vieh) sowie in der Rhön und im Spessart.
Die Gesamtzahl der Schafe [* 16] belief sich 1883 auf 1,178,270 (Abnahme gegen 1873 um 12,2 Proz.), wovon auf Oberbayern 247,657, Mittelfranken 215,814, Schwaben 185,078 entfallen, während die Pfalz am wenigsten (37,619 Stück, Steigerung um 10,8 Proz.) besitzt. Ihr Schätzungswert beträgt 21,1 Mill. Mk. Das feine Merinoschaf findet sich hauptsächlich in Oberbayern und Schwaben. Merinostammschäfereien sind auf den Staatsgütern Schleißheim und Weihenstephan;
sonstige Stammschäfereien gibt es in Stepperg, Puchhof bei Straubing, [* 17] Freimann bei München [* 18] etc. Schweine [* 19] wurden 1883: 1,038,344 Stück gezählt (Zunahme gegen 1873 um 19,1 Proz.), die meisten in Niederbayern (183,877) und Unterfranken (171,464);
Schätzungswert 50,3 Mill. Mk. Ziegen wurden ermittelt 220,818 Stück (Zunahme 13,9 Proz.), die meisten in Unterfranken (49,745), Pfalz (40,734), Oberfranken (40,423), während Schwaben nur 8913 Stück zählte;
Schätzungswert 3,1 Mill. Mk. 1883 wurde der Verkaufswert des gesamten Bestandes an Vieh und Pferden auf 795,6 Mill. Mk. geschätzt.
Bienenstöcke gab es 231,374, die meisten in Oberbayern (48,752), Schwaben und Niederbayern, die wenigsten in der Pfalz (19,968); Rückgang gegen 1873 um 31,7 Proz. Fische [* 20] und Krebse finden sich reichlich in den Flüssen und Seen. Sogar Perlen werden in einigen Bächen in Niederbayern (im Rentamt Viechtach) und in Oberfranken (in der Lamitz, Ölsnitz etc.) für Zwecke der Perlmutterindustrie gefischt. Die Versuche mit der Seidenraupenzucht haben den Erwartungen nicht entsprochen und wurden fast überall wieder aufgegeben.
In Beziehung auf Wald sind die Pfalz, Unterfranken und Oberpfalz mit einem Waldstand von 39, resp. 37 Proz. der Gesamtfläche die reichsten Regierungsbezirke, wogegen Schwaben mit 24 Proz. am wenigsten bewaldet ist. Die größte zusammenhängende Waldmasse bildet das Bayrische Hochgebirge mit den Algäuer Alpen längs der südlichen Landesgrenze vom Salzachfluß in Oberbayern bis zum Illerfluß bei Immenstadt in Schwaben. Hieran reihen sich der Bayrische Wald in Niederbayern, der Pfälzer Wald auf dem Haardtgebirge und im Westrich der Pfalz, der Spessart im W. Unterfrankens mit dem bayrischen Anteil des Odenwaldes bei Amorbach, das Fichtelgebirge in Oberfranken und in der Oberpfalz, der Fränkische Wald an der nördlichen Grenze von Oberfranken, das Rhöngebirge in Unterfranken, endlich der Nürnberger Reichsforst in Mittelfranken.
Außerdem finden sich in jedem Regierungsbezirk noch größere Waldkomplexe. Der Bruttogeldwert der jährlichen Produktion an Holz [* 21] wird auf nahezu 60 Mill. Mk. (24 Mk. pro Hektar) geschätzt. Von der Gesamtwaldfläche sind 849,103 Hektar im Besitz des Staats, 10,154 Hektar Staatsanteilforste, 307,543 Hektar Gemeindeforste, 39,568 Hektar Stiftungsforste, 48,003 Hektar Genossenschaftsforste u. 1,250,360 Hektar im Besitz von Privaten; ferner sind unter anderm 70,319 Hektar mit Eichen, 241,541 Hektar mit Buchen, 734,650 Hektar mit Kiefern, 16,540 Hektar mit Lärchen, 1,166,969 Hektar mit Fichten bestanden.
Obwohl der Wildstand in Bayern wie anderwärts vermindert ist, so liefern die königlichen Leibgehegs- und Regiejagden des Alpengebiets noch immer einen schönen Ertrag. Gemsen werden namentlich bei Berchtesgaden am Watzmann, in der vordern Riß, südlich von Tölz, bei Partenkirchen und bei Oberstdorf gehegt. Edelwild findet sich außer dem Hochgebirge und Algäu fast in allen größern Waldkomplexen vor. Der Rehstand ist am vorzüglichsten in der Rheinpfalz und im Nürnberger Reichswald; nächstdem im Steigerwald, Frankenwald, Fichtelgebirge, im Algäu und Bayrischen Hochgebirge um Ettal, Partenkirchen, Hohenschwangau, Rosenheim und Berchtesgaden. Die Hasenjagden sind am ergiebigsten um München, in den fränkischen Gauen und in der Pfalz. Der Dachs ¶
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kommt in Bayern fast allenthalben vor, namentlich in Oberbayern, Schwaben und Aschaffenburg. [* 23] Biber finden sich nur noch in den Salzachauen. Auerwild kommt fast überall längs des Alpengebirges vor, weniger zahlreich im Bayrischen Walde, dagegen ziemlich verbreitet in der Oberpfalz (bei Tirschenreuth, Weiden), im Nürnberger Reichswald, Fichtelgebirge, in einigen Spessart- und Rhönrevieren, endlich bei Johannesberg im Pfälzer Wald. Haselhühner trifft man in allen Vorbergen der Alpen und des Algäus, im Bayrischen Wald, Fichtelgebirge und Spessart.
Schneehühner zeigen sich im Algäu und in den Bergen [* 24] um Hohenschwangau. Das Steinhuhn ist in Bayern selten, Rebhühner finden sich in Oberbayern, insbesondere in der Nähe von München und Schleißheim, in Niederbayern, in der Oberpfalz, in Franken sowie in der Rheinpfalz. Fasanen kommen vor in den Isar-, Inn- und Rheinauen. Bären gibt es in Bayern nicht mehr. Die Wölfe treten nur in manchen Jahren ganz vereinzelt auf. Der Luchs ist in Bayern verschwunden; die Wildkatze kommt vereinzelt vor, ebenso der Uhu. Adler [* 25] horsten nur im Hochgebirge.
Bergbau. [* 26] Auch die mineralische Produktion ist ansehnlich. Am wichtigsten sind Kohlen, Eisen [* 27] und Salz. [* 28] Man zählte 1882 zur Aufschließung und Gewinnung von Mineralkohlen und Bitumen 29 betriebene Werke, in welchen 3002 Arbeiter 509,117 Ton. im Wert von 4,287,546 Mk. zu Tage förderten. Steinkohle findet sich hauptsächlich in Oberbayern (Miesbach, Hausham, Penzberg, Au bei Aibling, Peißenberg), in der Pfalz (St. Ingbert, Mittelbexbach und im Bezirksamt Kusel) und in Oberfranken (Kronach); Braunkohle in Oberbayern (Großweil), Niederbayern (Kelheim), in der Oberpfalz (Burglengenfeld, Stadtamhof), in Unterfranken (Bischofsheim) und in der Pfalz (Dürkheim). [* 29]
Für Gewinnung von Graphit bestehen in Niederbayern (Bezirksamt Passau) [* 30] 44 Gruben, die 1882: 2123 T. im Wert von 210,280 Mk. gewannen. Erze (Eisen-, Zink- und Blei-, Kupfer-, Antimon-, Manganerze, Schwefelkies) wurden 1882 in 31 Werken durch 727 Arbeiter 77,183 T. im Wert von 575,790 Mk. gewonnen; Eisenerze am meisten in Oberfranken (Arzberg, Wolfsdorf, Grundfeld und Burkheim), in der Oberpfalz (Amberg, [* 31] Etzmannsberg, Rosenberg, Krottensee), in Oberbayern (Achthal) und in Schwaben (im Bezirksamt Dillingen).
Eine große Zahl von Eisenerzgruben steht übrigens zur Zeit außer Betrieb. Bleierze
werden in Mittenwald (Oberbayern), in
Freihung (Oberpfalz) und in Wolfersgrün (Oberfranken), Kupfererze in den Ämtern Naila (Oberfranken) und
Alzenau (Unterfranken), Schwefelkies in Niederbayern bei Bodenmais zu Tage gefördert. Außerdem gewinnt man Ocker und Farberde 5655 T.
(in 45 Werken im Bezirk Eschenbach in der Oberpfalz, bei Battenberg und Neuleiningen in der Pfalz), Porzellanerde (hauptsächlich
im Bezirk Tirschenreuth in der Oberpfalz und bei Wunsiedel in Oberfranken), Thonerde 66,923 T. in 105 Werken
(bei Stulln, Schwarzenfeld, Ehenfeld in der Oberpfalz, bei Landau
[* 32] und Edenkoben in der Rheinpfalz), Speckstein (bei Töpfersgrün
in Oberfranken), Dach- und Tafelschiefer 1428 T. (in Oberfranken in den Bezirksämtern Hof,
[* 33] Naila und Kronach), Schwerspat (in Unterfranken)
und Schmirgel (bei Albertsried und Wildenreuth in der Oberpfalz).
Auch etwas Gold [* 34] wird aus der Isar und dem Inn gewaschen (1882: 0,2 kg im Wert von 525 Mk.). Hervorragend ist die Gewinnung von Kalksteinen (100,000 T.);
von Basalt in Oberpfalz, Unterfranken und Pfalz (74,000 T.);
von Granit (120,000 T.) vorzugsweise in Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken und Pfalz;
von Melaphyr in der Pfalz (100,000 T.).
Wetzsteine werden in Oberbayern 130 T., Lithographiesteine bei Solnhofen (Mittelfranken) 8000 T. im Wert von 1,130,000 Mk. gewonnen. Für Salz ist der Hauptbezirk im SO., wo sich das Steinsalzwerk Berchtesgaden und die großen Salinen Berchtesgaden, Reichenhall, Traunstein und Rosenheim befinden. Diese vier Salinen nebst denen von Dürkheim und Kissingen [* 35] produzierten 1882 mit 304 Arbeitern 44,226,7 T. Kochsalz im Wert von 1,965,056 Mk.; der Ertrag des Staatsbergwerks Berchtesgaden an Steinsalz belief sich auf 922 T. im Wert von 23,360 Mk. und 127,000 cbm gesättigte Sole, welche in den vier Salinen versotten wird.
Der Bergbau Bayerns wird zum kleinern Teil vom Staat, zum größern von Privatgewerken betrieben. Die Regalität desselben ist durch das Berggesetz vom aufgehoben und der Bergbau auf den Standpunkt des konzessionierten Gewerbes gestellt, dessen Regeln der Staat nicht weniger als der Privatmann unterworfen ist. Es bestehen als erste Instanzen die drei Bergämter München, Baireuth [* 36] und Zweibrücken, als zweite und letzte Instanz das Oberbergamt in München. Die Bergämter Amberg, St. Ingbert und das Berg- und Hüttenamt Bodenwöhr (in der Oberpfalz) sind ausschließlich für den Betrieb und die Verwaltung der dortigen Staatswerke bestimmt. Die General-Bergwerks- und Salinenadministration leitet und verwaltet nur die ihr unterstellten Staatswerke.
Unter den zahlreichen Mineralquellen Bayerns, die meist in den Gebirgsgegenden Ober- und Unterfrankens und Oberbayerns liegen, nimmt Kissingen in Unterfranken mit seinen berühmten kohlensäurereichen Kochsalzquellen den ersten Rang ein. Kochsalzquellen befinden sich außerdem in Berchtesgaden, Reichenhall und Rosenheim (Oberbayern), Dürkheim (Pfalz);
Schwefelquellen in Kreuth und Kainzenbad bei Partenkirchen (Oberbayern), Abbach und Höhenstadt (Niederbayern), Faulenbach bei Füssen, Tiefenbach und Au bei Sonthofen (Schwaben), Neumarkt in der Oberpfalz (Stahl- und Schwefelquellen), Langenkandel und Freinsheim (Pfalz);
Jodquellen in Heilbrunn bei Benediktbeuern und in Tölz (Oberbayern), bei Sulzberg (Schwaben);
Eisensäuerlinge in Alexanderbad bei Wunsiedel und Steben (Oberfranken), bei Kondrau und Wiesau (Oberpfalz), zu Kellberg bei Passau (Niederbayern), zu Bocklet und Brückenau (Unterfranken).
Berneck (Oberfranken) ist hauptsächlich Molkenkuranstalt.
Industrie.
Bayern hatte sich als Glied [* 37] des Zollvereins, seit 1833, schon in seiner Gewerbegesetzgebung von 1825 und 1862 insbesondere die Aufgabe gestellt, dem kleinen Gewerbe durch Beseitigung des Zunftzwanges die lang entbehrte Entwickelung zu verleihen, bis mit die volle Gewerbefreiheit eingeführt wurde. Seitdem ist die Industrie Bayerns in einer steten Entwickelung begriffen. Als industrielle Plätze ragen unter den größern Städten hervor: Nürnberg, [* 38] Fürth, München, Augsburg, [* 39] Würzburg, Schweinfurt, [* 40] Zweibrücken, Speier, [* 41] Kaiserslautern, [* 42] Ludwigshafen, [* 43] Baireuth, Hof etc. Ziemlich bedeutend ist die Produktion von Eisen und die Fabrikation von Eisen- und Stahlwaren. Für die Produktion von Roheisen waren 1882: 5 Hochöfen in Betrieb, welche mit 490 Arbeitern 41,110 Ton. Roheisen in Masseln und Gänzen im Wert von 2,086,624 Mk. erzeugten, darunter 3 Werke, welche 1015 T. Eisenguß erster Schmelzung lieferten. Die Hauptwerke für Verarbeitung ¶