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landwirtschaftlich benutzten Fläche überhaupt. Von dem landwirtschaftlich benutzten Areal fallen auf Getreide [* 2] und Hülsenfrüchte 41,9 Proz., Hackfrüchte und Gemüse 9,3, Handelsgewächse 1,2, Futterpflanzen 7,4, Ackerweide 0,9, reine Brache 7,8, Obstgärten 1,6, Wiesen 29,3, Weinberge 0,6 Proz. Fast sämtliche bekannte Wirtschaftssysteme sind in Bayern [* 3] üblich. Die wilde Gras- oder Alpenwirtschaft findet sich in großer Ausdehnung [* 4] im bayrischen Hochland (Schwaben und Oberbayern), am höchsten ausgebildet im Algäu, am schwächsten in Berchtesgaden.
Die Eggartenwirtschaft (Feldgraswirtschaft) trifft man im ganzen bayrischen Oberland, vom Gebirgsrand an weit in die Ebene heraustretend. Die Dreifelderwirtschaft herrscht im Flachland von Ober- und Niederbayern, Oberpfalz, Ober-, Mittel- und Unterfranken vor. Die Fruchtwechselwirtschaft findet sich, auch mit der Körnerwirtschaft verbunden, auf den größern Gütern in Bayern Freie Wirtschaft wird in Unter- und Oberfranken im Mainthal, sodann im ganzen Gebiet der Pfalz getrieben. Feldgärtnerei findet sich insbesondere um Bamberg, [* 5] Nürnberg, [* 6] Stadtamhof, Kitzingen, [* 7] Würzburg [* 8] und Schweinfurt, [* 9] auch um Landshut, [* 10] Neu-Ulm, Lindau [* 11] etc.
Der gesamte Ertrag an Kornfrüchten (Weizen, Roggen, Dinkel, Gerste, [* 12] Hafer, [* 13] Hülsenfrüchten, Mais, Buchweizen, Hirse) [* 14] beträgt (1883) 2,409,881 Ton., wovon auf Weizen 429,907, Spelz 136,027, Roggen 776,091, Gerste 471,046, Hafer 596,435 T. treffen. Weizen wird sehr viel (auf 70-50,000 Hektar) in Nieder- und Oberbayern und Oberpfalz, am wenigsten in Schwaben, Roggen in Oberbayern (101,000 Hektar) und Niederbayern, in der Oberpfalz und Pfalz, Mittel- und Oberfranken, Spelz hervorragend in Schwaben, dann noch in Oberbayern gebaut.
Sehr bedeutend ist der Gerstenbau in Niederbayern und Unterfranken, dann Oberbayern und Schwaben. Hafer findet sich hauptsächlich in Oberbayern (117,000 Hektar) und Niederbayern, sehr viel auch in Schwaben und in der Oberpfalz. Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Bohnen) werden namentlich in Niederbayern, Mittel- und Unterfranken angebaut. Buchweizen findet sich zumeist in Unterfranken, Hirse in der Pfalz und in Mittelfranken. An Kartoffeln werden auf nahezu 300,000 Hektar über 2 Mill. Ton. gebaut. Am bedeutendsten ist der Kartoffelbau in der Pfalz auf 59,000 Hektar (um Frankenthal [* 15] ist die Kartoffel eine Handelsfrucht geworden); hieran reihen sich Unterfranken, Oberpfalz und Oberfranken.
Der Rapsbau ist nur in Niederbayern und Oberbayern (auf den größern Gütern), in der Pfalz sowie im westlichen Teil von Unterfranken von einiger Bedeutung. Mohn (3480 Hektar im ganzen) findet sich hauptsächlich in Unterfranken (Ochsenfurt, auf 178 Hektar), in Schwaben (Günzburg, Neuburg, [* 16] Neu-Ulm), auch in der Pfalz; Leindotter in der Pfalz um Landau, [* 17] in Oberfranken bei Bamberg, Burgebrach, Höchstadt a. A., in Schwaben bei Ottobeuren und Weißenhorn. Hanf wird (auf 1467 Hektar) in wenigen Bezirken von Oberbayern, Niederbayern, Pfalz, Mittelfranken und Schwaben angebaut.
Ansehnlich ist der Flachsbau in der Oberpfalz, in Niederbayern im Bayrischen Wald, im Alpenvorland von Oberbayern und Schwaben, auch in Oberfranken, im ganzen auf 14,076 Hektar. In ganz Bayern wurden 1883 an gehecheltem Flachs 4068 Ton. gewonnen. Krapp findet sich in einiger Ausdehnung in der Pfalz in den Bezirken Speier [* 18] und Zweibrücken. [* 19] Weberkarden werden auf im ganzen 211 Hektar in Niederbayern (Deggendorf und Vilshofen), in der Pfalz (Speier), in Oberfranken um Forchheim angebaut.
Der Anbau von Zichorie findet namentlich in der Gegend von Frankenthal, Zweibrücken und Speier statt. Sehr bedeutend ist in der Pfalz und Mittelfranken der Tabaksbau, der 1882-1883 von 22,860 Tabakspflanzern auf 5302 Hektar 8383 T. Tabak [* 20] im Wert von 6,239,380 Mk. lieferte. Der Hauptteil hiervon entfällt auf die Rheinpfalz (Bezirke Landau und Ludwigshafen [* 21] mit zusammen 4353 Hektar), während in Mittelfranken nur in den Bezirken von Nürnberg und Fürth [* 22] Tabak in nennenswertem Umfang produziert wird.
Einen der wichtigsten Zweige der Gewächskultur bildet außerdem der Hopfenbau, dessen Gesamtproduktion sich 1883 auf 8128 T. belief. Er findet sich hauptsächlich in der sogen. Holledau, dem Hügelland nördlich der Amper und Isar, von Freising [* 23] und Moosburg bis Mainburg und von Landshut bis Pfaffenhofen mit Einschluß der Bezirke Rottenburg, Abensberg und Kelheim, ferner um Friedberg. [* 24] In Mittelfranken wird derselbe in der Gegend von Altdorf, Schwabach, [* 25] Hersbruck, Lauf und Nürnberg, sodann im Rezatgebiet bei Spalt, Pleinfeld, Ellingen und Weißenburg [* 26] (sogen. Spalter Hopfen) [* 27] betrieben.
Nicht unbedeutend ist auch der Hopfenbau im Aischgrund (Markt Erlbach, Neustadt [* 28] a. A. und Windsheim). In Oberfranken findet sich Hopfenbau in den Bezirken Bamberg, Burgebrach, Forchheim, Höchstadt a. A. und Gräfenberg. In Unterfranken ist derselbe unbedeutend, nur die Gegenden von Baunach, Ebern und Haßfurt ragen etwas hervor. In der Oberpfalz wird Hopfen um Stadtamhof, Nabburg und Amberg, [* 29] in Schwaben vorzugsweise um Krumbach, dann Memmingen [* 30] und Neuburg gebaut.
In der Pfalz ist der Hopfenbau nur in der Umgegend von Landau von einiger Bedeutung, doch hat er dort seit den letzten Jahren an Ausdehnung zugenommen. Der Rübenbau ist in Bayern nicht unbeträchtlich, findet aber meist zur Futtergewinnung statt (1883 auf nahezu 50,000 Hektar 1,170,000 T.), während der Anbau der Rübe behufs der Zuckerfabrikation noch unbedeutend ist (1883 auf 1889 Hektar vorzugsweise in der Pfalz). Runkelrübenzuckerfabriken bestehen in Friedensau bei Ludwigshafen und Frankenthal (Pfalz), ferner in Regensburg, [* 31] Baireuth [* 32] und Schweinfurt.
Obstbau blüht vorzüglich in Ober-, Mittel- und Unterfranken, in der Pfalz, in Niederbayern (an der Donau) und am Bodensee. Verhältnismäßig bedeutend ist die Weinproduktion Bayerns, in welcher Beziehung Unterfranken die höchste Stelle einnimmt. Im J. 1883 betrug dieselbe auf 9616 Hektar 202,603 hl. Die vorzüglichsten Mainweine sind die bei Randersacker und Würzburg, die besten Tauberweine die bei Wertheim. Würzburg allein umfaßt ein Weingebiet von 442 Hektar, worunter die Parzellen Stein und Leisten ein weltberühmtes Gewächs liefern; die ausgezeichnetsten Randersackerschen Weine (Weingebiet 275 Hektar) sind der Pfülbener, Spielberg, Hohburger und Lämmerberger.
Die Frankenweine zeichnen sich vor allen Weinen durch große Haltbarkeit aus und eignen sich besonders für die Champagnerfabrikation (s. unten). Von den Tauberweinen ist der beste der »Kalmuth« von Homburg; [* 33] vorzüglich sind auch die am Main zu Hörstein (Abtsberg) und an der Saale bei Saaleck wachsenden Weine. In der Pfalz, in welcher 1883 die Gesamtproduktion auf 13,388 Hektar über 367,000 hl betrug, sind die ausgezeichnetsten Weine die von Forst, [* 34] Wachenheim, Deidesheim und Dürkheim. [* 35] Im übrigen Bayern ist der Weinbau sehr unbedeutend; er findet sich nur noch in Mittelfranken bei Windsheim und Scheinfeld, in der Oberpfalz bei Stadtamhof und Wörth, [* 36] bei Lindau am Bodensee (»Seewein« auf 190 ¶
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Hektar). Champagnerfabriken bestehen fünf in Würzburg, eine in Kitzingen; in der Pfalz je eine in Neustadt a. H. und in Ruppertsberg. Der Kleebau nimmt in Bayern immer mehr zu. Der Rotklee (Kopfklee) findet sich durch ganz Bayern; der Anbau der Luzerne und Esparsette verbreitet sich immer mehr. Auch mit dem Anbau von Lupinen, Spargelklee, Bocharaklee und andern Sorten wurden vielfache Versuche angestellt. Anstatt der reinen Kleesaat nimmt der Bau von Kleegras von Jahr zu Jahr zu. Fruchtbare Wiesen finden sich hauptsächlich im Alpenvorland, am Fuß des Bayrischen Waldes, an den Alluvionen der Altmühl, Rott, Vils, Itz, Baunach, Regnitz, Wiesent und in Unterfranken in den Mainthälern. Die Gesamtheuernte betrug 1883 auf 1,275,000 Hektar über 5,700,000 Ton. Auf Weideflächen entfallen 437,000 Hektar.
Was das Tierreich betrifft, so steht zunächst die Pferdezucht, [* 38] wie überhaupt in Süddeutschland, auf niedrigerer Stufe als in Preußen. [* 39] Man zählte 1883 in ganz Bayern 356,316 Stück (4,8 auf 1 qkm) mit einem Schätzungswert von 159,2 Mill. Mk. Durch Reichtum an Pferden ragen Oberbayern (mit 111,336 Stück), Niederbayern (mit 77,219 Stück) und Schwaben (mit 59,862 Stück) hervor. Für das diesseitige Bayern besteht ein Landesgestüt in Achselschwang, für die Pfalz ein solches in Zweibrücken.
Die Viehzucht [* 40] hat sich im allgemeinen in den letzten Jahrzehnten bedeutend gehoben. Nach der Zählung vom betrug der Gesamtbestand des Rindviehs in Bayern 3,037,098 Stück (mit einem Schätzungswert von 561,8 Mill. Mk.). Davon kommen auf:
Oberbayern | 615398 Stück |
Niederbayern | 521562 |
Schwaben | 479084 |
Oberpfalz | 346243 |
Mittelfranken | 300768 |
Unterfranken | 292493 |
Oberfranken | 262575 |
Pfalz | 218975 |
Die Rindviehzucht ist hiernach am bedeutendsten im südlichen Bayern. Sie blüht in Schwaben und Neuburg in den grasreichen Thälern an den Flüssen und auf den durch Futterreichtum begünstigten Alpen, [* 41] insbesondere im Algäu (Algäuer Stamm), in Oberbayern, im Alpengebiet mit dem Gebirgsvorland, soweit die Eggartenwirtschaft hinabreicht, vorzugsweise in der Gegend des Kochel- und Walchensees (Pinzgauer Vieh), sowie um Tegernsee und Miesbach (Miesbacher Vieh). In Niederbayern ist die Viehzucht bedeutend im Rott- und Vilsthal sowie in der Umgegend von Kelheim (Kelheimer Rasse) und im Bayrischen Wald.
In der Pfalz wird sie hauptsächlich im Glanthal (Glanvieh) und in der Gegend um den Donnersberg (Donnersberger Vieh) getrieben. In der Oberpfalz zeichnen sich durch Viehzucht aus die Bezirke Regensburg, Worth, Stadtamhof, Roding, Cham, Fürth, Nittenau sowie die längs des Böhmerwaldes sich hinziehenden Bezirke. In Oberfranken ragt hervor das sogen. Sechsämterland des Fichtelgebirges (Vogtländer Vieh) und die am Main, an der Rodach, Itz, Regnitz, Aisch, Ebrach und Wiesent liegenden Bezirke. In Mittelfranken findet sich starke Rindviehzucht um Scheinfeld, Marktbibart, Uffenheim und Windsheim (Scheinfelder Vieh), in den Bezirken Ansbach, [* 42] Heilsbronn, Fürth, Erlangen [* 43] (Ansbacher Vieh) sowie in den Altmühlbezirken. In Unterfranken endlich wird Rindviehzucht hauptsächlich betrieben in dem Mainthal (Mainthaler Vieh) sowie in der Rhön und im Spessart.
Die Gesamtzahl der Schafe [* 44] belief sich 1883 auf 1,178,270 (Abnahme gegen 1873 um 12,2 Proz.), wovon auf Oberbayern 247,657, Mittelfranken 215,814, Schwaben 185,078 entfallen, während die Pfalz am wenigsten (37,619 Stück, Steigerung um 10,8 Proz.) besitzt. Ihr Schätzungswert beträgt 21,1 Mill. Mk. Das feine Merinoschaf findet sich hauptsächlich in Oberbayern und Schwaben. Merinostammschäfereien sind auf den Staatsgütern Schleißheim und Weihenstephan;
sonstige Stammschäfereien gibt es in Stepperg, Puchhof bei Straubing, [* 45] Freimann bei München [* 46] etc. Schweine [* 47] wurden 1883: 1,038,344 Stück gezählt (Zunahme gegen 1873 um 19,1 Proz.), die meisten in Niederbayern (183,877) und Unterfranken (171,464);
Schätzungswert 50,3 Mill. Mk. Ziegen wurden ermittelt 220,818 Stück (Zunahme 13,9 Proz.), die meisten in Unterfranken (49,745), Pfalz (40,734), Oberfranken (40,423), während Schwaben nur 8913 Stück zählte;
Schätzungswert 3,1 Mill. Mk. 1883 wurde der Verkaufswert des gesamten Bestandes an Vieh und Pferden auf 795,6 Mill. Mk. geschätzt.
Bienenstöcke gab es 231,374, die meisten in Oberbayern (48,752), Schwaben und Niederbayern, die wenigsten in der Pfalz (19,968); Rückgang gegen 1873 um 31,7 Proz. Fische [* 48] und Krebse finden sich reichlich in den Flüssen und Seen. Sogar Perlen werden in einigen Bächen in Niederbayern (im Rentamt Viechtach) und in Oberfranken (in der Lamitz, Ölsnitz etc.) für Zwecke der Perlmutterindustrie gefischt. Die Versuche mit der Seidenraupenzucht haben den Erwartungen nicht entsprochen und wurden fast überall wieder aufgegeben.
In Beziehung auf Wald sind die Pfalz, Unterfranken und Oberpfalz mit einem Waldstand von 39, resp. 37 Proz. der Gesamtfläche die reichsten Regierungsbezirke, wogegen Schwaben mit 24 Proz. am wenigsten bewaldet ist. Die größte zusammenhängende Waldmasse bildet das Bayrische Hochgebirge mit den Algäuer Alpen längs der südlichen Landesgrenze vom Salzachfluß in Oberbayern bis zum Illerfluß bei Immenstadt in Schwaben. Hieran reihen sich der Bayrische Wald in Niederbayern, der Pfälzer Wald auf dem Haardtgebirge und im Westrich der Pfalz, der Spessart im W. Unterfrankens mit dem bayrischen Anteil des Odenwaldes bei Amorbach, das Fichtelgebirge in Oberfranken und in der Oberpfalz, der Fränkische Wald an der nördlichen Grenze von Oberfranken, das Rhöngebirge in Unterfranken, endlich der Nürnberger Reichsforst in Mittelfranken.
Außerdem finden sich in jedem Regierungsbezirk noch größere Waldkomplexe. Der Bruttogeldwert der jährlichen Produktion an Holz [* 49] wird auf nahezu 60 Mill. Mk. (24 Mk. pro Hektar) geschätzt. Von der Gesamtwaldfläche sind 849,103 Hektar im Besitz des Staats, 10,154 Hektar Staatsanteilforste, 307,543 Hektar Gemeindeforste, 39,568 Hektar Stiftungsforste, 48,003 Hektar Genossenschaftsforste u. 1,250,360 Hektar im Besitz von Privaten; ferner sind unter anderm 70,319 Hektar mit Eichen, 241,541 Hektar mit Buchen, 734,650 Hektar mit Kiefern, 16,540 Hektar mit Lärchen, 1,166,969 Hektar mit Fichten bestanden.
Obwohl der Wildstand in Bayern wie anderwärts vermindert ist, so liefern die königlichen Leibgehegs- und Regiejagden des Alpengebiets noch immer einen schönen Ertrag. Gemsen werden namentlich bei Berchtesgaden am Watzmann, in der vordern Riß, südlich von Tölz, bei Partenkirchen und bei Oberstdorf gehegt. Edelwild findet sich außer dem Hochgebirge und Algäu fast in allen größern Waldkomplexen vor. Der Rehstand ist am vorzüglichsten in der Rheinpfalz und im Nürnberger Reichswald; nächstdem im Steigerwald, Frankenwald, Fichtelgebirge, im Algäu und Bayrischen Hochgebirge um Ettal, Partenkirchen, Hohenschwangau, Rosenheim und Berchtesgaden. Die Hasenjagden sind am ergiebigsten um München, in den fränkischen Gauen und in der Pfalz. Der Dachs ¶