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in München [* 2] und Würzburg, [* 3] endlich Webschulen, Schnitzschulen etc.
Wissenschaftliche Zentralstellen sind: die Akademie der Wissenschaften in München (1759 gegründet), aus drei Klassen, der philologisch-philosophischen, der mathematisch-physikalischen und der historischen, bestehend;
das Generalkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen daselbst und die Hof- und Staatsbibliothek, ebenfalls in München, die größte Deutschlands [* 4] (über 800,000 Bände, 25,000 Handschriften).
Unter den wissenschaftlichen Anstalten stehen in erster Reihe die drei Universitäten des Landes: München, 1826 von Landshut [* 5] hierher verlegt (die theologische Fakultät ist katholisch; als fünfte Fakultät existiert in München wie in Würzburg die staatswirtschaftliche), mit 1884: 2552 Studenten und 150 Professoren und Dozenten;
Würzburg (1403 gestiftet) mit 1884: 1242 Studenten und 69 Professoren und Dozenten;
Erlangen [* 6] (1743 gestiftet; die theologische Fakultät ist evangelisch) mit 1884: 720 Studenten und 61 Professoren und Dozenten;
an den drei Universitäten zusammen 1884 ca. 1650 nichtbayrische Studenten.
Als Spezialschulen für das philosophische und theologische Studium und mit den betreffenden Fakultäten der Universitäten gleichgestellt bestehen in Bayern [* 7] 6 königliche Lyceen, nämlich zu Freising, [* 8] Passau, [* 9] Regensburg, [* 10] Bamberg [* 11] und Dillingen mit der philosophischen und theologischen Sektion, zu Augsburg [* 12] mit der philosophischen Sektion. Außerdem besteht in Eichstätt [* 13] ein bischöfliches Lyceum mit der philosophischen und theologischen Sektion; dazu noch 9 Klerikalseminare mit 1882/83: 632 Schülern.
Auch wissenschaftliche Vereine und gelehrte, besonders historische, Gesellschaften sind in Bayern zahlreich. Außer der oben erwähnten Staatsbibliothek bestehen im Königreich noch 28 andre öffentliche Bibliotheken, unter denen die der Universitäten zu München, Erlangen, Würzburg und die von Augsburg am bedeutendsten. Wissenschaftliche Sammlungen und Institute, botanische Gärten, Sternwarten [* 14] (die wichtigste in München) sind den Universitäten beigesellt. Es gibt nach der Gewerbestatistik von 1882: 445 Buch- und Kunsthandlungen: 46 in Nürnberg, [* 15] 28 in Augsburg, 109 in München, worunter in Bezug auf die Schulen der Zentralschulbücherverlag daselbst von Wichtigkeit ist, ein Institut mit dem Privilegium (seit 1785), die Normalunterrichtsbücher der Volksschulen zu liefern, das 1838 auch auf alte Klassiker, Lehrbücher für Gewerbeschulen und Gymnasien etc. ausgedehnt wurde.
Mehr als jede andre geistige Schöpfung gedieh in Bayern die Kunst zu hoher Blüte. [* 16] Die königliche Akademie der bildenden Künste in München, in ihrer jetzigen Gestalt 1808 gegründet, ist sowohl eine Lehr- und Bildungsanstalt mit 1882/83: 450 Schülern, darunter 129 Nichtbayern, als eine Kunstverbindung oder Kunstgesellschaft. Unter den Kunstsammlungen sind die Alte und die Neue Pinakothek, die Glyptothek und das Nationalmuseum zu München, die Gemäldesammlungen zu Augsburg und Nürnberg als die bedeutendsten hervorzuheben. Unter den Theatern des Landes steht das Nationaltheater in München obenan, und außerdem ist auch das von Richard Wagner für seine Tondramen begründete Bühnenfestspielhaus in Baireuth [* 17] besonders zu erwähnen.
Naturprodukte, Landwirtschaft.
Hinsichtlich der Mannigfaltigkeit und des Reichtums seiner Naturprodukte gehört Bayern zu den gesegnetsten Ländern Deutschlands. Das Pflanzenreich liefert in den Wäldern und dem reichen Ertrag des landwirtschaftlich benutzten Areals zwei Hauptquellen des Reichtums Bayerns. Vom gesamten Flächenraum des Königreichs, den die amtliche Statistik von 1883 zu 7,585,840 Hektar berechnet, kommen 4,350,732 Hektar (57,4 Proz.) auf landwirtschaftlich benutzten Boden, 437,761 Hektar (5,8 Proz.) auf Weiden, 2,504,732 Hektar (33 Proz.) auf Waldung, der Rest auf Haus- und Hofräume, Straßen, Gewässer und unkultivierte Flächen, die sich indessen durch Urbarmachung fortwährend vermindern.
Unter den Kulturpflanzen nimmt das Getreide, [* 18] für dessen Anbau Bayern einen im ganzen sehr günstigen Boden besitzt, die erste Stelle ein. Oberbayern besitzt in den den Alpen [* 19] vorgelagerten Hochflächen einen fruchtbaren, von grobem Sand gebrochenen Thonboden, der sich zum Anbau von Korn vorzüglich eignet. In Niederbayern ist nur der nördliche, gebirgige Teil für den Ackerbau weniger günstig; das Plateaugebiet dagegen ist ein äußerst fruchtbares Kornland. Besonders berühmt wegen ihres Getreidebaues ist die Straubinger Ebene; überhaupt aber heißt Niederbayern die »Kornkammer Bayerns«.
In der Pfalz, wo die landwirtschaftliche Produktion am mannigfachsten, ist im Rheinthal der Getreidebau vorherrschend. In der Oberpfalz sind die Bodenverhältnisse sehr verschieden. Im O. und N. findet sich nahezu unfruchtbarer Steingrund mit ausgedehnten Sandflächen, nur der südliche Teil des Regierungsbezirks, die Ebene des Donauthals, hat fruchtbaren Boden; der Bodenertrag dieses Landesteils ist daher verhältnismäßig gering. In Oberfranken bietet das südwestliche Gebiet die produktivsten Flächen, besonders die Main- und Regnitzthäler, zum Teil auch die Flußthäler des Steigerwaldes.
Hieran reihen sich in zweiter Linie das nördliche Fichtelgebirgsvorland und das östliche zwischen Eger [* 20] und Röslau. Mittelfranken gebührt im allgemeinen das Prädikat ungemein großer Fruchtbarkeit, wenn dieselbe auch jener des niederbayrischen Kornlandes nicht gleichkommt. In den Ansbacher Landen findet sich eine rationelle Agrikultur, weniger im Eichstätter Gebiet. Auch Unterfranken gehört zu den ergiebigsten Distrikten Bayerns; hier sind besonders die Gegenden um Ochsenfurt, Schweinfurt [* 21] und Haßfurt wegen ihrer Fruchtbarkeit berühmt. Im Rhöngebirge dagegen und im Spessart begünstigen Boden und Klima [* 22] den Getreidebau nicht, hier finden sich fast nur im Gebiet von Obernburg fruchtbare Flächen (der sogen. Bachgau). Schwaben und Neuburg [* 23] ist durch das Hochgebirge im S. dem Ackerbau weniger zugänglich gemacht, mehr begünstigt sind die untern Gebiete der in die Donau einmündenden Flüsse; [* 24] dagegen gehören die Striche um Nördlingen, [* 25] Wallerstein, Öttingen etc. (das sogen. Ries) zu den fruchtbarsten Bayerns. Das Donaumoos bei Neuburg ist größtenteils in tragbaren Wiesengrund umgeschaffen.
Die landwirtschaftliche Betriebsstatistik von 1882 hat 681,521 Haushaltungen ergeben. Unter diesen sind 168,528 Haushaltungen mit einer Pachtfläche von 213,400 Hektar, 278,943 besitzen auch Holzland, 81,473 Haushaltungen halten kein Nutzvieh. Von den landwirtschaftlich benutzten Flächen besitzen:
unter 20 Ar | 59371 |
20 Ar bis 1 Hektar | 114685 |
1-2 Hektar | 88287 |
2-5 | 165429 |
5-10 Hektar | 121191 |
10-50 | 128635 |
50-100 | 3279 |
über 100 | 644 |
Beinahe 63 Proz. aller landwirtschaftlichen Haushaltungen besitzen weniger als 5 Hektar, die landwirtschaftlich benutzte Fläche derselben beträgt jedoch nur 745,064 Hektar oder 17,3 Proz. der ¶
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landwirtschaftlich benutzten Fläche überhaupt. Von dem landwirtschaftlich benutzten Areal fallen auf Getreide und Hülsenfrüchte 41,9 Proz., Hackfrüchte und Gemüse 9,3, Handelsgewächse 1,2, Futterpflanzen 7,4, Ackerweide 0,9, reine Brache 7,8, Obstgärten 1,6, Wiesen 29,3, Weinberge 0,6 Proz. Fast sämtliche bekannte Wirtschaftssysteme sind in Bayern üblich. Die wilde Gras- oder Alpenwirtschaft findet sich in großer Ausdehnung [* 27] im bayrischen Hochland (Schwaben und Oberbayern), am höchsten ausgebildet im Algäu, am schwächsten in Berchtesgaden.
Die Eggartenwirtschaft (Feldgraswirtschaft) trifft man im ganzen bayrischen Oberland, vom Gebirgsrand an weit in die Ebene heraustretend. Die Dreifelderwirtschaft herrscht im Flachland von Ober- und Niederbayern, Oberpfalz, Ober-, Mittel- und Unterfranken vor. Die Fruchtwechselwirtschaft findet sich, auch mit der Körnerwirtschaft verbunden, auf den größern Gütern in Bayern Freie Wirtschaft wird in Unter- und Oberfranken im Mainthal, sodann im ganzen Gebiet der Pfalz getrieben. Feldgärtnerei findet sich insbesondere um Bamberg, Nürnberg, Stadtamhof, Kitzingen, [* 28] Würzburg und Schweinfurt, auch um Landshut, Neu-Ulm, Lindau [* 29] etc.
Der gesamte Ertrag an Kornfrüchten (Weizen, Roggen, Dinkel, Gerste, [* 30] Hafer, [* 31] Hülsenfrüchten, Mais, Buchweizen, Hirse) [* 32] beträgt (1883) 2,409,881 Ton., wovon auf Weizen 429,907, Spelz 136,027, Roggen 776,091, Gerste 471,046, Hafer 596,435 T. treffen. Weizen wird sehr viel (auf 70-50,000 Hektar) in Nieder- und Oberbayern und Oberpfalz, am wenigsten in Schwaben, Roggen in Oberbayern (101,000 Hektar) und Niederbayern, in der Oberpfalz und Pfalz, Mittel- und Oberfranken, Spelz hervorragend in Schwaben, dann noch in Oberbayern gebaut.
Sehr bedeutend ist der Gerstenbau in Niederbayern und Unterfranken, dann Oberbayern und Schwaben. Hafer findet sich hauptsächlich in Oberbayern (117,000 Hektar) und Niederbayern, sehr viel auch in Schwaben und in der Oberpfalz. Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Bohnen) werden namentlich in Niederbayern, Mittel- und Unterfranken angebaut. Buchweizen findet sich zumeist in Unterfranken, Hirse in der Pfalz und in Mittelfranken. An Kartoffeln werden auf nahezu 300,000 Hektar über 2 Mill. Ton. gebaut. Am bedeutendsten ist der Kartoffelbau in der Pfalz auf 59,000 Hektar (um Frankenthal [* 33] ist die Kartoffel eine Handelsfrucht geworden); hieran reihen sich Unterfranken, Oberpfalz und Oberfranken.
Der Rapsbau ist nur in Niederbayern und Oberbayern (auf den größern Gütern), in der Pfalz sowie im westlichen Teil von Unterfranken von einiger Bedeutung. Mohn (3480 Hektar im ganzen) findet sich hauptsächlich in Unterfranken (Ochsenfurt, auf 178 Hektar), in Schwaben (Günzburg, Neuburg, Neu-Ulm), auch in der Pfalz; Leindotter in der Pfalz um Landau, [* 34] in Oberfranken bei Bamberg, Burgebrach, Höchstadt a. A., in Schwaben bei Ottobeuren und Weißenhorn. Hanf wird (auf 1467 Hektar) in wenigen Bezirken von Oberbayern, Niederbayern, Pfalz, Mittelfranken und Schwaben angebaut.
Ansehnlich ist der Flachsbau in der Oberpfalz, in Niederbayern im Bayrischen Wald, im Alpenvorland von Oberbayern und Schwaben, auch in Oberfranken, im ganzen auf 14,076 Hektar. In ganz Bayern wurden 1883 an gehecheltem Flachs 4068 Ton. gewonnen. Krapp findet sich in einiger Ausdehnung in der Pfalz in den Bezirken Speier [* 35] und Zweibrücken. [* 36] Weberkarden werden auf im ganzen 211 Hektar in Niederbayern (Deggendorf und Vilshofen), in der Pfalz (Speier), in Oberfranken um Forchheim angebaut.
Der Anbau von Zichorie findet namentlich in der Gegend von Frankenthal, Zweibrücken und Speier statt. Sehr bedeutend ist in der Pfalz und Mittelfranken der Tabaksbau, der 1882-1883 von 22,860 Tabakspflanzern auf 5302 Hektar 8383 T. Tabak [* 37] im Wert von 6,239,380 Mk. lieferte. Der Hauptteil hiervon entfällt auf die Rheinpfalz (Bezirke Landau und Ludwigshafen [* 38] mit zusammen 4353 Hektar), während in Mittelfranken nur in den Bezirken von Nürnberg und Fürth [* 39] Tabak in nennenswertem Umfang produziert wird.
Einen der wichtigsten Zweige der Gewächskultur bildet außerdem der Hopfenbau, dessen Gesamtproduktion sich 1883 auf 8128 T. belief. Er findet sich hauptsächlich in der sogen. Holledau, dem Hügelland nördlich der Amper und Isar, von Freising und Moosburg bis Mainburg und von Landshut bis Pfaffenhofen mit Einschluß der Bezirke Rottenburg, Abensberg und Kelheim, ferner um Friedberg. [* 40] In Mittelfranken wird derselbe in der Gegend von Altdorf, Schwabach, [* 41] Hersbruck, Lauf und Nürnberg, sodann im Rezatgebiet bei Spalt, Pleinfeld, Ellingen und Weißenburg [* 42] (sogen. Spalter Hopfen) [* 43] betrieben.
Nicht unbedeutend ist auch der Hopfenbau im Aischgrund (Markt Erlbach, Neustadt [* 44] a. A. und Windsheim). In Oberfranken findet sich Hopfenbau in den Bezirken Bamberg, Burgebrach, Forchheim, Höchstadt a. A. und Gräfenberg. In Unterfranken ist derselbe unbedeutend, nur die Gegenden von Baunach, Ebern und Haßfurt ragen etwas hervor. In der Oberpfalz wird Hopfen um Stadtamhof, Nabburg und Amberg, [* 45] in Schwaben vorzugsweise um Krumbach, dann Memmingen [* 46] und Neuburg gebaut.
In der Pfalz ist der Hopfenbau nur in der Umgegend von Landau von einiger Bedeutung, doch hat er dort seit den letzten Jahren an Ausdehnung zugenommen. Der Rübenbau ist in Bayern nicht unbeträchtlich, findet aber meist zur Futtergewinnung statt (1883 auf nahezu 50,000 Hektar 1,170,000 T.), während der Anbau der Rübe behufs der Zuckerfabrikation noch unbedeutend ist (1883 auf 1889 Hektar vorzugsweise in der Pfalz). Runkelrübenzuckerfabriken bestehen in Friedensau bei Ludwigshafen und Frankenthal (Pfalz), ferner in Regensburg, Baireuth und Schweinfurt.
Obstbau blüht vorzüglich in Ober-, Mittel- und Unterfranken, in der Pfalz, in Niederbayern (an der Donau) und am Bodensee. Verhältnismäßig bedeutend ist die Weinproduktion Bayerns, in welcher Beziehung Unterfranken die höchste Stelle einnimmt. Im J. 1883 betrug dieselbe auf 9616 Hektar 202,603 hl. Die vorzüglichsten Mainweine sind die bei Randersacker und Würzburg, die besten Tauberweine die bei Wertheim. Würzburg allein umfaßt ein Weingebiet von 442 Hektar, worunter die Parzellen Stein und Leisten ein weltberühmtes Gewächs liefern; die ausgezeichnetsten Randersackerschen Weine (Weingebiet 275 Hektar) sind der Pfülbener, Spielberg, Hohburger und Lämmerberger.
Die Frankenweine zeichnen sich vor allen Weinen durch große Haltbarkeit aus und eignen sich besonders für die Champagnerfabrikation (s. unten). Von den Tauberweinen ist der beste der »Kalmuth« von Homburg; [* 47] vorzüglich sind auch die am Main zu Hörstein (Abtsberg) und an der Saale bei Saaleck wachsenden Weine. In der Pfalz, in welcher 1883 die Gesamtproduktion auf 13,388 Hektar über 367,000 hl betrug, sind die ausgezeichnetsten Weine die von Forst, [* 48] Wachenheim, Deidesheim und Dürkheim. [* 49] Im übrigen Bayern ist der Weinbau sehr unbedeutend; er findet sich nur noch in Mittelfranken bei Windsheim und Scheinfeld, in der Oberpfalz bei Stadtamhof und Wörth, [* 50] bei Lindau am Bodensee (»Seewein« auf 190 ¶