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industriös. Die Bevölkerung [* 2] der Pfalz ist im ganzen von kräftigem und schlankem Körper. Sie zeichnet sich durch Rührigkeit und Unternehmungsgeist aus und ist vor andern Volksstämmen wanderlustig.
Dem Religionsbekenntnis nach gehört die Mehrzahl der Bewohner Bayerns zur römisch-katholischen Kirche (1880: 3,748,032); 1,474,761 Seelen sind evangelisch, 2551 reformiert und 53,526 Juden. Sonst gibt es noch 216 Griechen, 3775 Mennoniten, 45 Wiedertäufer, 379 Irvingianer, 82 Anglikaner, 29 Deutschkatholiken, 819 Freireligiöse, 243 Konfessionslose und 320 unbekannten Bekenntnisses. Auf die einzelnen Regierungsbezirke verteilt, treffen auf:
Regierungsbezirke | Römisch-Katholische | Evangelische u. Reformierte | Juden |
---|---|---|---|
Oberbayern | 904119 | 42711 | 4343 |
Niederbayern | 641939 | 4741 | 134 |
Pfalz | 293399 | 369024 | 11998 |
Oberpfalz | 484679 | 42160 | 1522 |
Oberfranken | 242548 | 328589 | 4148 |
Mittelfranken | 140384 | 490993 | 11689 |
Unterfranken | 500508 | 110143 | 15256 |
Schwaben | 540456 | 88951 | 4436 |
Überwiegend katholisch sind hiernach Niederbayern, Oberbayern, Oberpfalz, Unterfranken und Schwaben, vorwiegend evangelisch Mittel- und Oberfranken und die Pfalz, wo die Bevölkerung überhaupt konfessionell am stärksten gemischt ist. Das Kirchenregiment steht in der katholischen Kirche den zwei Erzbischöfen in München-Freising und Bamberg [* 3] und ihren Suffraganen, den Bischöfen von Regensburg, [* 4] Augsburg, [* 5] Passau, [* 6] Eichstätt, [* 7] Würzburg [* 8] und Speier, [* 9] zu. Die Leitung der innern Angelegenheiten der protestantischen Kirche in den Kreisen diesseit des Rheins geht von einem selbständigen Oberkonsistorium aus, welches dem Kultusministerium untergeordnet ist.
Unter ihm stehen die zwei Konsistorien in Ansbach [* 10] und Baireuth, [* 11] deren Organe die Dekanate sind. In der Pfalz besteht für die vereinigte protestantische Kirche das protestantische Konsistorium zu Speier, welches dem Kultusministerium unmittelbar untergeordnet ist. Anfang 1884 zählte die katholische Kirche in Bayern [* 12] 211 Dekanate mit 2948 Pfarreien und 5789 Priestern, 9 Priesterseminare und 6 Knabenseminare; die evangelische Kirche 80 Dekanate mit 1057 Pfarreien und 1200 Geistlichen.
Übrigens haben nur drei Religionsgesellschaften: die Katholiken, Protestanten nebst Reformierten und die griechische Kirche, die Rechte einer juristischen Person und genießen den besondern Schutz des Staats;
alle andern Religionsgesellschaften, die Gemeinschaft der Israeliten (mit 40 voneinander unabhängigen Rabbinaten) und die Mennonitenkonfession gelten als Privatgesellschaften.
Für die Verhältnisse der katholischen Kirche sind das Konkordat vom und das Verfassungsedikt vom für die der protestantischen Kirche ebenfalls das letztere maßgebend.
Bildungsanstalten.
Mit Anstalten für Wissenschaften und Künste, für Unterricht und Erziehung ist Bayern reichlich versehen. Für den Elementarunterricht bestanden nach der letzten Schulstatistik von 1872: 7016 Schulen (und zwar 4893 katholische, 1938 protestantische, 124 israelitische, 61 gemischte), zusammen mit 632,599 Schulkindern und über 10,500 Lehrern, und zwar 438,945 Katholiken, 187,387 Protestanten, 5883 Israeliten und 384 sonstiger Konfession. Zur Heranbildung des Lehrpersonals bestehen 11 Schullehrerseminare (7 katholische, 3 evangelische und 1 konfessionell gemischtes) und 3 Lehrerinnenbildungsanstalten mit 1882/83: 1275 Schülern und 349 Schülerinnen und 36 Präparandenschulen (25 katholische, 11 protestantische) mit 1882/83: 2345 Schülern.
Nach den Ergebnissen bei Prüfung der Wehrpflichtigen waren von den im Ersatzjahr 1882/83 geprüften 18,422 Rekruten 33, welche weder lesen noch schreiben konnten, = 0,18 (in Preußen [* 13] 2,00) Proz. Außerdem gibt es 20 Taubstummenanstalten, wovon 10 mit den Lehrerseminaren verbunden sind, 3 Blindeninstitute und zahlreiche Fortbildungsschulen (s. unten). Humanistische Gymnasien zählt Bayern 33, jedes mit einer vorbereitenden Lateinschule verbunden (5 in Oberbayern, 4 in Niederbayern, 5 in der Pfalz, 3 in der Oberpfalz, 3 in Oberfranken, 4 in Mittelfranken, 4 in Unterfranken und 5 in Schwaben); ferner gibt es 45 isolierte Lateinschulen und 5 Realgymnasien.
Die Schülerzahl betrug an den Gymnasien und den damit verbundenen Lateinschulen 14,534, an den isolierten Lateinschulen 3345, an den Realgymnasien 422. Für den höhern landwirtschaftlichen Unterricht bestehen in Bayern die Zentralforstlehranstalt in Aschaffenburg, [* 14] die landwirtschaftliche Abteilung an der polytechnischen Schule in München [* 15] sowie die landwirtschaftliche Zentralschule in Weihenstephan mit 1882/83: 76 Schülern. Für Veterinärwesen besteht die Zentraltierarzneischule in München.
Mittlerer landwirtschaftlicher Unterricht wird an den mit landwirtschaftlichen Abteilungen verbundenen Realschulen zu Freising, [* 16] Landshut [* 17] und Kaiserslautern [* 18] sowie an der Kreislandwirtschaftsschule in Lichtenhof erteilt. Der praktischen Ausbildung junger Leute, namentlich der Bauernsöhne, in der Landwirtschaft dienen mehrere Kreisackerbauschulen (Landsberg [* 19] in Oberbayern, Schönbrunn in Niederbayern, Pfrentsch in der Oberpfalz, Spitalhof in Oberfranken, Triesdorf in Mittelfranken).
Für den landwirtschaftlichen Fortbildungsunterricht bestanden Ende 1882: 14 Winterschulen mit einer Gesamtfrequenz von 389 Schülern sowie 770 Fortbildungsschulen (meist in der Pfalz und in Mittelfranken), welche von 13,191 Schülern besucht waren. Zur Förderung der landwirtschaftlichen Interessen besteht in Bayern seit 1810 ein Landwirtschaftlicher Verein, welcher sich in 8 Kreis- und 225 Bezirksvereine mit (1884) über 50,700 Vereinsmitgliedern teilt; Organ desselben ist das Generalkomitee in München.
Außerdem bestehen zur Förderung der Landeskultur überhaupt oder einzelner Zweige derselben bestimmte Spezialvereine, z. B. Verein zur Gründung landwirtschaftlicher Versuchsstationen, Rindviehzuchtvereine, Bienenvereine etc. -
Für den technischen und gewerblichen Unterricht besteht in Bayern die technische Hochschule in München, die im Wintersemester 1882/83: 774 Besucher (darunter 241 Nichtbayern) zählte. Außerdem bestehen in Bayern 4 Industrieschulen (München, Nürnberg, [* 20] Augsburg, Kaiserslautern) mit 1882/83: 268 Schülern. Sie zerfallen in eine mechanisch-technische, chemisch-technische und bautechnische Abteilung. Zur theoretischen Vorbereitung sowohl für den Eintritt in das Gewerbe als für den Besuch einer technischen Mittelschule bestehen 8 Kreisrealschulen und 38 Realschulen, deren Schülerzahl 1882/83: 6946 betrug. Zur Weiterbildung von Bauhandwerkern, Polieren etc. bestehen 2 Kreis-Baugewerkschulen in Kaiserslautern und Würzburg, ferner 3 Baugewerkschulen in München, Nürnberg und Regensburg, außerdem 1882: 292 gewerbliche Fortbildungsschulen mit 1881/82: 22,110 Schülern, 2 Kunstgewerbeschulen in München und Nürnberg, 2 Musikschulen ¶
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in München und Würzburg, endlich Webschulen, Schnitzschulen etc.
Wissenschaftliche Zentralstellen sind: die Akademie der Wissenschaften in München (1759 gegründet), aus drei Klassen, der philologisch-philosophischen, der mathematisch-physikalischen und der historischen, bestehend;
das Generalkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen daselbst und die Hof- und Staatsbibliothek, ebenfalls in München, die größte Deutschlands [* 22] (über 800,000 Bände, 25,000 Handschriften).
Unter den wissenschaftlichen Anstalten stehen in erster Reihe die drei Universitäten des Landes: München, 1826 von Landshut hierher verlegt (die theologische Fakultät ist katholisch; als fünfte Fakultät existiert in München wie in Würzburg die staatswirtschaftliche), mit 1884: 2552 Studenten und 150 Professoren und Dozenten;
Würzburg (1403 gestiftet) mit 1884: 1242 Studenten und 69 Professoren und Dozenten;
Erlangen [* 23] (1743 gestiftet; die theologische Fakultät ist evangelisch) mit 1884: 720 Studenten und 61 Professoren und Dozenten;
an den drei Universitäten zusammen 1884 ca. 1650 nichtbayrische Studenten.
Als Spezialschulen für das philosophische und theologische Studium und mit den betreffenden Fakultäten der Universitäten gleichgestellt bestehen in Bayern 6 königliche Lyceen, nämlich zu Freising, Passau, Regensburg, Bamberg und Dillingen mit der philosophischen und theologischen Sektion, zu Augsburg mit der philosophischen Sektion. Außerdem besteht in Eichstätt ein bischöfliches Lyceum mit der philosophischen und theologischen Sektion; dazu noch 9 Klerikalseminare mit 1882/83: 632 Schülern.
Auch wissenschaftliche Vereine und gelehrte, besonders historische, Gesellschaften sind in Bayern zahlreich. Außer der oben erwähnten Staatsbibliothek bestehen im Königreich noch 28 andre öffentliche Bibliotheken, unter denen die der Universitäten zu München, Erlangen, Würzburg und die von Augsburg am bedeutendsten. Wissenschaftliche Sammlungen und Institute, botanische Gärten, Sternwarten [* 24] (die wichtigste in München) sind den Universitäten beigesellt. Es gibt nach der Gewerbestatistik von 1882: 445 Buch- und Kunsthandlungen: 46 in Nürnberg, 28 in Augsburg, 109 in München, worunter in Bezug auf die Schulen der Zentralschulbücherverlag daselbst von Wichtigkeit ist, ein Institut mit dem Privilegium (seit 1785), die Normalunterrichtsbücher der Volksschulen zu liefern, das 1838 auch auf alte Klassiker, Lehrbücher für Gewerbeschulen und Gymnasien etc. ausgedehnt wurde.
Mehr als jede andre geistige Schöpfung gedieh in Bayern die Kunst zu hoher Blüte. [* 25] Die königliche Akademie der bildenden Künste in München, in ihrer jetzigen Gestalt 1808 gegründet, ist sowohl eine Lehr- und Bildungsanstalt mit 1882/83: 450 Schülern, darunter 129 Nichtbayern, als eine Kunstverbindung oder Kunstgesellschaft. Unter den Kunstsammlungen sind die Alte und die Neue Pinakothek, die Glyptothek und das Nationalmuseum zu München, die Gemäldesammlungen zu Augsburg und Nürnberg als die bedeutendsten hervorzuheben. Unter den Theatern des Landes steht das Nationaltheater in München obenan, und außerdem ist auch das von Richard Wagner für seine Tondramen begründete Bühnenfestspielhaus in Baireuth besonders zu erwähnen.
Naturprodukte, Landwirtschaft.
Hinsichtlich der Mannigfaltigkeit und des Reichtums seiner Naturprodukte gehört Bayern zu den gesegnetsten Ländern Deutschlands. Das Pflanzenreich liefert in den Wäldern und dem reichen Ertrag des landwirtschaftlich benutzten Areals zwei Hauptquellen des Reichtums Bayerns. Vom gesamten Flächenraum des Königreichs, den die amtliche Statistik von 1883 zu 7,585,840 Hektar berechnet, kommen 4,350,732 Hektar (57,4 Proz.) auf landwirtschaftlich benutzten Boden, 437,761 Hektar (5,8 Proz.) auf Weiden, 2,504,732 Hektar (33 Proz.) auf Waldung, der Rest auf Haus- und Hofräume, Straßen, Gewässer und unkultivierte Flächen, die sich indessen durch Urbarmachung fortwährend vermindern.
Unter den Kulturpflanzen nimmt das Getreide, [* 26] für dessen Anbau Bayern einen im ganzen sehr günstigen Boden besitzt, die erste Stelle ein. Oberbayern besitzt in den den Alpen [* 27] vorgelagerten Hochflächen einen fruchtbaren, von grobem Sand gebrochenen Thonboden, der sich zum Anbau von Korn vorzüglich eignet. In Niederbayern ist nur der nördliche, gebirgige Teil für den Ackerbau weniger günstig; das Plateaugebiet dagegen ist ein äußerst fruchtbares Kornland. Besonders berühmt wegen ihres Getreidebaues ist die Straubinger Ebene; überhaupt aber heißt Niederbayern die »Kornkammer Bayerns«.
In der Pfalz, wo die landwirtschaftliche Produktion am mannigfachsten, ist im Rheinthal der Getreidebau vorherrschend. In der Oberpfalz sind die Bodenverhältnisse sehr verschieden. Im O. und N. findet sich nahezu unfruchtbarer Steingrund mit ausgedehnten Sandflächen, nur der südliche Teil des Regierungsbezirks, die Ebene des Donauthals, hat fruchtbaren Boden; der Bodenertrag dieses Landesteils ist daher verhältnismäßig gering. In Oberfranken bietet das südwestliche Gebiet die produktivsten Flächen, besonders die Main- und Regnitzthäler, zum Teil auch die Flußthäler des Steigerwaldes.
Hieran reihen sich in zweiter Linie das nördliche Fichtelgebirgsvorland und das östliche zwischen Eger [* 28] und Röslau. Mittelfranken gebührt im allgemeinen das Prädikat ungemein großer Fruchtbarkeit, wenn dieselbe auch jener des niederbayrischen Kornlandes nicht gleichkommt. In den Ansbacher Landen findet sich eine rationelle Agrikultur, weniger im Eichstätter Gebiet. Auch Unterfranken gehört zu den ergiebigsten Distrikten Bayerns; hier sind besonders die Gegenden um Ochsenfurt, Schweinfurt [* 29] und Haßfurt wegen ihrer Fruchtbarkeit berühmt. Im Rhöngebirge dagegen und im Spessart begünstigen Boden und Klima [* 30] den Getreidebau nicht, hier finden sich fast nur im Gebiet von Obernburg fruchtbare Flächen (der sogen. Bachgau). Schwaben und Neuburg [* 31] ist durch das Hochgebirge im S. dem Ackerbau weniger zugänglich gemacht, mehr begünstigt sind die untern Gebiete der in die Donau einmündenden Flüsse; [* 32] dagegen gehören die Striche um Nördlingen, [* 33] Wallerstein, Öttingen etc. (das sogen. Ries) zu den fruchtbarsten Bayerns. Das Donaumoos bei Neuburg ist größtenteils in tragbaren Wiesengrund umgeschaffen.
Die landwirtschaftliche Betriebsstatistik von 1882 hat 681,521 Haushaltungen ergeben. Unter diesen sind 168,528 Haushaltungen mit einer Pachtfläche von 213,400 Hektar, 278,943 besitzen auch Holzland, 81,473 Haushaltungen halten kein Nutzvieh. Von den landwirtschaftlich benutzten Flächen besitzen:
unter 20 Ar | 59371 |
20 Ar bis 1 Hektar | 114685 |
1-2 Hektar | 88287 |
2-5 | 165429 |
5-10 Hektar | 121191 |
10-50 | 128635 |
50-100 | 3279 |
über 100 | 644 |
Beinahe 63 Proz. aller landwirtschaftlichen Haushaltungen besitzen weniger als 5 Hektar, die landwirtschaftlich benutzte Fläche derselben beträgt jedoch nur 745,064 Hektar oder 17,3 Proz. der ¶