mehr
Keimpflanzen die schwächlichen und entspitzt nach 3-4
Monaten die
Schößlinge, damit die
Pflanzen recht buschig werden, weil
die besten
Früchte an jungen
Trieben wachsen.
Fünf
Monate nach der
Aussaat beginnt die
Ernte.
[* 2]
Perennierende
Arten werden im zweiten
Jahr kurz über dem
Boden abgeschnitten, die
Ernte fällt aber bei ihnen von Jahr zu Jahr geringer aus,
und nach einigen
Jahren müssen sie umgepflügt werden. Die
Ernte umfaßt wegen des ungleichen Reifens der
Kapseln
[* 3] immer eine
längere Zeit; man pflückt die
Wolle mit den Samenkörnern und läßt die
Hülsen stehen, weil dieselben leicht zerstückeln
und sich dann schwer von der Baumwolle
trennen lassen.
Zahnausschlag - Zähne

* 5
Zähne.
Zur Abscheidung der pfefferkorn- bis erbsengroßen
Samen
[* 4] benutzt man Egreniermaschinen, durch deren
Erfindung die Baumwollkultur
mächtig gefördert wurde. Sie sind für verschiedene Baumwollsorten von ungleicher
Konstruktion. Auf einer rasch umlaufenden
Welle befinden sich z. B. 20-80
Kreissägen, welche mit ihren spitzen, schräg gestellten
Zähnen durch die eng stehenden
Zähne
[* 5] eines eisernen
Rostes hindurchgreifen, die auf einem Zuführtisch ausgebreitete Baumwolle
erfassen und durch
den
Rost hindurchzerren, während die Samenkörner abspringen.
Eine mit
Bürsten besetzte
Welle, welche sich hinter der Sägewelle dreht, nimmt von dieser die ab. Es ist leicht einzusehen,
daß langhaarige Baumwolle
bei diesem etwas gewaltsamen
Prozeß leicht zerrissen wird. Um dies zu vermeiden,
wendet man eine Walzenmaschine (roller-gin) an, welche die Baumwolle
zwischen zwei glatten oder geriffelten
Walzen hindurchzieht,
wobei wieder die
Samen, welche nicht folgen können, abspringen. Eine große Baumwollpflanze kann bis 2½ Pfd.
rohe Baumwolle
liefern, häufig wird aber nur der zehnte Teil dieses
Ertrags gewonnen. Man schätzt den
Ertrag
von 1
Acre (0,4
Hektar) bei Sea
Island
[* 6] auf 75-150 Pfd. gereinigte Baumwolle
, bei
Upland 150-250 Pfd.; in
Indien rechnet man aber nur
50-60 Pfd., in
Natal 200 Pfd. vom
Acre. Von den geringen
Sorten liefern 900 Pfd. rohe
Wolle einen
Ballen von 300-350 Pfd., von
den besten
Sorten gehören dazu bis 2000 Pfd. rohe Baumwolle.
Banco - Banda

* 7
Band.[Beschaffenheit.]
Die Baumwollfaser bildet eine einzige langgestreckte
Pflanzenzelle, ist
vor der
Reife mit einem körnigen
Inhalt
erfüllt, zur Zeit der
Reife aber leer und zu einem glatten, meist schraubenartig gedrehten
Band
[* 7] zusammengefallen, welches
unter dem
Mikroskop
[* 8] doppelt konturiert erscheint
[* 1]
(Fig. 3, 4, 6). Die Außenfläche
der
Zelle
[* 9] bekleidet ein feines Häutchen, die
Cuticula, welches an gröbern, besonders glanzlosen, Baumwollsorten stark entwickelt
ist und als ein feinkörniges oder streifiges oder astförmig gezeichnetes Häutchen erscheint, aber im allgemeinen um so
undeutlicher bleibt, je feiner und glänzender die Baumwolle
ist. Die
Breite
[* 10] der
Haare
[* 11] schwankt zwischen 0,0119
und 0,0420
mm, die
Länge zwischen 2,5 und 6
cm. Die am häufigsten vorkommenden
Werte für die
Längen
(Stapel) der nachstehenden
Baumwollsorten sind:
Gossypium | barbadense, | Sea Island | 4.05 | Centim. |
" | " | Brasilien | 4.00 | " |
" | " | Ägypten | 3.89 | " |
" | arboreum, | Indien | 2.50 | " |
" | herbaceum, | Makedonien | 1.82 | " |
" | " | Bengalen | 1.03 | " |
Außer diesen Haaren findet sich auf den Samen eine Grundwolle, aus kleinen, etwa 0,5-3 mm langen Haaren bestehend, teils gleichmäßig den Samen überziehend oder auf die Spitze und Basis beschränkt. Wenn zur Zeit der Reife der Baumwollhaare deren körniger Inhalt zu schwinden beginnt, so verdickt sich die Zellwand, bis sie etwa ⅓-⅔ vom Durchmesser des Haars erlangt hat. Die Wand der Baumwollzelle kann sich in Bezug auf ihre Dicke nicht mit der Flachsfaser, wohl aber mit sehr vielen andern Bastfasern messen und übertrifft bei weitem alle übrigen technisch verwendeten Pflanzenhaare.
Stärke (natürliches Vo

* 12
Stärke.
Von der
Stärke
[* 12] dieser Verdickungsschicht hängen nun aber die Weichheit und
Biegsamkeit der
Faser, die
schraubenzieherartige Drehung und damit die
Elastizität sowie die
Festigkeit
[* 13] ab; was letztere betrifft, so zerreißt
Louisiana
bei 2,5,
Georgia bei 3,66,
Jumel bei 4,33, kurze
Georgia bei 4,5 g Belastung. Das
spezifische Gewicht der Baumwolle
beträgt
1,47-1,5; sie ist sehr hygroskopisch, und zwar vermehrt nach vollkommenem
Trocknen im luftleeren
Raum 1 g ungesponnene Baumwolle
ihr
Gewicht auf 1,3092, Gespinst auf 1,2593 in einer bei 18° mit
Feuchtigkeit gesättigten
Luft.
Schwefelmilch - Schwef

* 14
Schwefelsäure.
Die Baumwolle
besteht im wesentlichen aus
Cellulose C6H10O5 , die
Cuticula scheint aber andre
Zusammensetzung
zu haben. Sie ist im allgemeinen weiß mit einem
Stich ins Gelbliche, und zwar ist gerade die feinste
u. festeste Baumwolle gelblich. Die Nankingbaumwolle ist gelb oder gelbbraun. Aber auch
die weiße ist fast niemals rein weiß, und die Grundwolle zeigt meist gelbe, bisweilen grüne Färbung. Baumwolle löst
sich in konzentrierter
Schwefelsäure,
[* 14] u. beim Verdünnen der
Lösung entsteht
Dextrin;
als Zwischenstufe entsteht eine dem Stärkekleister sich höchst ähnlich verhaltende Substanz, das sogen. Amyloid;
in verdünnter Schwefelsäure quillt die Baumwolle etwas auf;
konzentrierte Salpetersäure oder ein Gemisch von Salpeter und konzentrierter Schwefelsäure verwandelt sie in Pyroxylin, welches entweder in Ätheralkohol unlöslich ist (Schießbaumwolle), oder sich darin löst (Kollodiumwolle).
Kali- und Natronlauge wirken bei einiger Konzentration und nicht zu langer Berührung zusammenziehend auf die Fasern, diese schwellen an, verdicken und verkürzen sich, zeigen sich unter dem Mikroskop bedeutend stärker gedreht, mit fast kreisrundem Querschnitt und sehr enger Höhlung. So veränderte Baumwolle heißt mercerisiert (Querschnitt, [* 1] Fig. 7), sie nimmt beim Färben dunklere Nüancen an als unveränderte unter denselben Verhältnissen. Wasserglas, welches bisweilen bei der Appretur gebraucht wird, macht die Baumwolle besonders bei dichter Ver-
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1 u. 2. Faser der toten oder unreifen Baumwolle.
Fig. 3 u. 4. Reife Baumwolle (400mal vergrößert).
Fig. 5 Querschnitte der toten,
Fig. 6 der reifen Baumwolle.]
Baumwolle (Handelssort

* 15
Seite 2.521.^[Abb.: Fig. 7. Querschnitt mercerisierter Baumwolle.] ¶
mehr
packung mürbe; es zerfällt nämlich in ein sehr saures Silikat und in sehr basisches Salz [* 16] oder freies Alkali, und beim Kristallinischwerden der Salze leiden dann die Zellwände. Kalkmilch verändert die auch in der Wärme [* 17] wenig, beim Trocknen scheint aber auf Kosten des Kohlen- und Wasserstoffs der Baumwolle Kohlensäure und Wasser gebildet zu werden, und infolgedessen wird die Faser mürbe und zerfällt. Auf den Wandungen der Haare finden sich endlich getrocknete Saftbestandteile, teils löslich, teils unlöslich in Wasser; sie machen die rohe Baumwolle schwierig benetzbar, weichen aber der abwechselnden Behandlung mit alkalischen Laugen und verdünnten Säuren und den Bleichmitteln.
Ölsäure - Olshausen

* 18
Öls.Feuchte Baumwolle absorbiert an der Luft allmählich Sauerstoff und oxydiert sich zu Kohlensäure und Wasser (Verwesungsprozeß). Mit Öl getränkte und in großen Massen locker aufgehäufte Baumwolle kann sich infolge der lebhaften Oxydation des Öls [* 18] bis zur Selbstentzündung erhitzen. Schwere Schiefer- und Kohlenöle erschweren das Eintreten der Oxydation. Wo also, wie in der Rotgarnfärberei oder bei der Benutzung der Abfälle der Spinnereien als Putzmaterial, solche Tränkungen der Baumwolle mit Öl vorkommen, ist Vorsicht geboten und besonders die Anhäufung großer Massen zu vermeiden.
Nicht selten kommen in der Baumwolle Fasern vor, die nicht zu völliger Reife gelangt, sondern auf einer tiefern Entwickelungsstufe stehen geblieben sind; die Verdickungsschicht hat sich bei denselben nur in sehr geringem Grad entwickelt, und der körnige Inhalt ist in größerer Menge zurückgeblieben. Solche Baumwolle zeigt sich unter dem Mikroskop in Gestalt flacher Bänder, ohne Höhlung, nicht gedreht und häufig gefleckt. Sie nimmt beim Färben mit gewissen Farben, z. B. Krapprosa und Indigo, [* 19] keine Farbe an und wird deshalb tote Baumwolle genannt [* 15] (Fig. 1, 2, 5). Durch Sorgfalt bei der Kultur und Ernte soll das Auftreten toter Baumwolle vermindert werden können, aber es bleibt immer Aufgabe der Spinnereien, die unausgebildeten Fasern durch die Vorbereitungsmaschine zu entfernen, und in der That gelingt dies sehr gut. Trockne Baumwolle gibt 1,83 Proz. Asche.
[Handelssorten.]
Im Handel unterscheidet man zunächst nach der Länge der Fasern: langstapelige (long staple) und kurzstapelige (short staple). In beiden Abteilungen wird der Wert der Baumwollsorten nicht nur nach der absoluten Länge der Fasern und den übrigen Eigenschaften, sondern ganz besonders auch nach der Gleichförmigkeit der Faserlänge bestimmt. Zu den langstapeligen Sorten mit 20-40 mm Faserlänge werden die folgenden gerechnet:
Lange Georgia | 25-29 mm | Pernambuco | 32-38 mm |
Bourbon | 20-27 | Bahia | 27-34 |
Jumel, Mako | 34-38 | Camouchi | 23-29 |
Puerto Rico | 20-25 | Pará | 20-27 |
Lange Cayenne | 27-34 | Maranhão | 23-29 |
Haïti | - - | Martinique | 27-34 |
Minas | 20-25 | Trinidad | - - |
Guadeloupe | 27-34 | Cumana, Orinoko | 23-27 |
Cuba | - - | Cartagena | 20-27 |
Zu der kurzfaserigen Baumwolle mit 16-25 mm rechnet man außer kurzer Cayenne-, Alabama-, Mobile-, Tennessee-, Virginia-, Surate-, Madras-, Alexandria- und bengalischer Baumwolle noch:
Louisiana | 18-25 mm | Sauboujatz | 18-23 mm |
Kurze Georgia | 18-25 | Kirkajatz | 16-20 |
Senegal | 18-23 | Kinich | 16-20 |
Santo Domingo (Republi
![Bild 64.302: Santo Domingo (Republik) [unkorrigiert] Bild 64.302: Santo Domingo (Republik) [unkorrigiert]](/meyers/thumb/64/64_0302.jpeg)
* 20
Santo.Bezüglich der Feinheit ist zu bemerken, daß die Fasern der amerikanischen und ostindischen Sorten, besonders die von G. barbadense, etwas dicker sind als die der übrigen. Um den Raum von 2,6 cm beim Nebeneinanderlegen auszufüllen, sind erforderlich: 160 Haare von langer Georgia, 150 von Santo Domingo, [* 20] Puerto Rico, Mako, Bourbon, 135 von Louisiana, 125 von Guaragua, 120 von Castellamare, Cayenne, Cartagena, kurzer Georgia, Bengalen, bester Surate, Pernambuco, [* 21] 100 von makedonischer, 80 von Attah, Saloniki, [* 22] Pera, Adenos und ordinärer Surate. Man benennt die verschiedenen Sorten der Baumwolle im Handel nach ihrem Vaterland, unterscheidet aber von jeder wieder verschiedene Qualitäten, für deren Bezeichnung jetzt allgemein die englischen Ausdrücke
fine | good | fair | middling | ordinary | inferior |
mit mehreren Zwischenstufen üblich sind. Unter allen Baumwollsorten nimmt die nordamerikanische die erste Stelle ein. Sie zeichnet sich durch Länge und Feinheit, Zähigkeit und Haltbarkeit der Faser, durch sorgfältige Behandlung und Reinigung aus. Keine andre Baumwolle ist besser zum Spinnen, [* 23] selbst der feinsten Nummern, geeignet und erträgt die Streckung und Reibung [* 24] im Webstuhl [* 25] besser als die amerikanische. Man unterscheidet Sea Island, welche an den Küsten von Georgia, Südcarolina und Florida gewonnen und zwei- bis dreimal höher bezahlt wird als kurze Georgia.
Die Sea Island ist die langstapeligste aller Sorten und überragt auch in den meisten andern Eigenschaften, besonders in der Feinheit, die übrige Wolle; sie hat aber stets einen Stich ins Gelbe und wird in der Farbe von den meisten brasilischen Arten übertroffen, welche auch glänzender, seidiger sind. Man hat versucht, die Sea Island in andre baumwollliefernde Länder einzuführen und in der That recht gute Sorten erzielt, welche aber doch der originalen Sea Island nachstehen; ihre Produktionsmenge beträgt nur 1½ Proz. des gesamten nordamerikanischen Wuchses, und ihre Verwendung ist eine verhältnismäßig beschränkte.
Unter der Benennung Upland (Oberland) werden sowohl die Wollen aus den höhern Gegenden Georgias als die aus den andern südlichen Küstenstaaten verstanden, die unter sich an Güte wieder verschieden sind. Nächst der Sea Island ist die zarte, kräftige, weiße Louisiana am meisten geschätzt; sie wird fast ausschließlich als Kette benutzt, bei welcher es besonders auf Stärke und Länge des Fadens ankommt. Die westindische Baumwolle ist meist von guter Qualität, mit langen, zarten, kräftigen und knötchenfreien Fasern und daher den bessern nordamerikanischen Sorten gleichkommend oder sie zum Teil übertreffend; doch liefert sie wegen mangelhafter Reinigung 20-25 Proz. Abgang.
Haïti [unkorrigiert]
![Bild 58.662: Haïti [unkorrigiert] Bild 58.662: Haïti [unkorrigiert]](/meyers/thumb/58/58_0662.jpeg)
* 26
Haïti.Hauptsorten sind: Haïti, [* 26] Santo Domingo, Puerto Rico (gut gereinigt), Cuba, Martinique, Jamaica, Barbados, Trinidad, Grenada. Unter der südamerikanischen Baumwolle steht die brasilische durch Länge, Feinheit und Seidigkeit der Fasern obenan. Pernambuco und Paraibo kommen der Sea Island am nächsten. Dann folgen Ceara, Alagoas, Bahia, [* 27] Minas novas, Maranhão. Geringere Sorten sind: Pará, Macayo, Rio de Janeiro. [* 28] Die Reinigung ist meist mangelhaft. Die Baumwolle aus den Kolonien Guayanas, die Surinam, Cayenne, Essequebo, Berbice, steht im allgemeinen hinter der brasilischen zurück, noch minderwertiger sind die kolumbischen Sorten Cartagena, Cumana, Caracas, Laguayra und die peruanischen etc. Von der ägyptischen Wolle wird die kurze, geringwertige Alexandriner oder Merkantilwolle nur noch wenig gebaut; die Jumel aus Pernambucosamen ist mittellang, zart und kräftig, aber unrein; sie wird jetzt mehr verdrängt durch die aus Sea Island-Samen gezogene Mako (oft auch Jumel genannt), eine sehr schöne und lange Ware. Die langstapelige, weiche, glänzende, aber ¶