Karl Heinrich, Mediziner, geb. 21. Okt. 1798 zu Pforzheim, studierte in Tübingen und Heidelberg, ward 1820 Regimentsarzt
in Rastatt, 1824 Professor der medizinischen Klinik in Freiburg
und 1862 in den Ruhestand versetzt. Baumgärtner suchte schon 1830 nachzuweisen,
daß durch die Spaltungen des Eidotters kugelige Massen entstehen, aus welchen sich die Einzelteile des
Tiers entwickeln, und beschrieb die stufenweise Umwandlung solcher Kugeln zu Blutkörperchen. Die »Bildungskugeltheorie« war
sonach der Vorläufer der jetzigen Zellentheorie von Schwann. Er schrieb: »Über die Natur und die Behandlung der Fieber« (Freiburg
1827, 2 Bde.);
»Dualistisches System der Medizin«, in 2 Abteilungen: »Grundzüge zur Physiologie und zur allgemeinen Krankheits-
und Heilungslehre« (3. Aufl., Stuttg. 1854) und »Handbuch
der speziellen Krankheits- und Heilungslehre« (4. Aufl., das. 1847-48, 2 Bde.);
»Krankenphysiognomik«, mit Atlas (2. Aufl., das. 1841-42);
»Neue Untersuchungen in den Gebieten der Physiologie und praktischen
Heilkunde« (Freiburg
1845);
»Neue Behandlungsweise der Lungenentzündung und andrer Brustkrankheiten« (Stuttg. 1850);
»Lehrbuch der Physiologie« (das. 1853);
»Nähere Begründung der Lehre von der Embryoanlage durch Keimspaltungen« (das. 1854);
»Anfänge zu einer physiologischen Schöpfungsgeschichte« (das.
1855);
»Vermächtnisse eines Klinikers« (Freiburg
1862);
»Schöpfungsgedanken« (1 Teil: »Der
Mensch«, das. 1856; 2. Teil: »Blicke in das All«, das. 1859);
»Die Naturreligion« (2. Aufl., Leipz. 1868);
»Dramatische
Schriften und Studien über das Leben« (das. 1865-66, 3 Bde.);
»Natur und Gott« (das. 1870);
»Die Weltzellen« (das. 1875).
Stadt im Regierungsbezirk Trier, Kreis St. Wendel, mit Amtsgericht, evangelischer und kath. Kirche und (1880) 1820 meist
evang. Einwohnern.
Unfern die alte Burg Lichtenberg.
Andreas, Söldnerführer, geboren vor 1420 als Sohn des kaiserlichen Pflegers Wilhelm Baumkircher zu Wippach in Krain,
verbrachte seine Jugendzeit in Gesellschaft seines spätern Freundes und Waffengenossen, des Schwaben Ulrich
v. Grafenach, am Hof Kaiser Friedrichs III. 1447 wurde er Pfleger der kaiserlichen Pfandherrschaft Schlaning (in der ungarischen
Gespanschaft Eisenburg), welche er nachmals selbst erwarb, und nach welcher er sich dann auch »Herr v. Schlaning oder Szalonak«
schrieb. 1452 zeichnete er sich als Verteidiger des in Wiener-Neustadt von der unzufriedenen Ständepartei
belagerten Kaisers aus. 1453-57 erscheint er jedoch unter den Gegnern Kaiser Friedrichs III. als Dienstmann König Ladislaus
Posthumus', nach dessen Tod er sich mit Kaiser Friedrich wieder ausglich, dem er bei der ungarischen Königswahl (1459) wie bei
einem Aufstand der Wiener Bürger (1462) wesentliche Dienste leistete.
Dafür nur mit Pfandherrschaften beliehen und in seiner doppelten Stellung als kaiserlicher Dienstmann und ungarischer Magnat
sich zu Matthias Corvinus hinneigend, erhob sich Baumkircher mit andern unzufriedenen steiermärkischen Adligen zuerst 1467, dann
mit mehr Erfolg bei einer Romfahrt des Kaisers 1469, und errang bei Fürstenfeld einen entscheidenden Sieg, wodurch ein
Ausgleich herbeigeführt wurde. Als es aber 1470 zum offenen Bruch
zwischen dem Gönner Baumkirchers, König Matthias von Ungarn,
und Kaiser Friedrich III. kam, beschloß letzterer, sich seines gefährlichen Lehnsmannes zu entledigen. Durch kaiserlichen
Geleitsbrief mit seinen Genossen nach Graz gelockt, wurde Baumkircher dort 1471 verhaftet und noch am Abend desselben
Tags enthauptet. Mit seinen beiden Söhnen Wilhelm und Georg, welche zwar einen Sühnevertrag mit Friedrich III. eingingen, aber
dennoch sich dem König von Ungarn, ihrem Dienstherrn, gegen den Kaiser anschlossen, verscholl das Geschlecht.
Mittel, durch das bei größern Wunden an Bäumen dem Eindringen der Feuchtigkeit und dem Ausfließen des
Saftes vorgebeugt wird. Man benutzt hierzu Steinkohlenteer, den man nach Bedürfnis mehreremal aufstreicht, ohne den Kambiumring
damit zu berühren. Auch vermischt man denselben und noch besser Asphaltteer mit so viel Torfasche, Torfstaub, Kohlenpulver,
Ziegelmehl oder Holzasche, daß man das warme Gemisch noch mit einem steifen Pinsel streichen kann. Nach Wiegemann
bereitet man den Kitt am besten aus Teer und Kohlenpulver, trägt ihn als Salbe auf und bewirft die Stelle nachher mit trockner
Erde, damit der Kitt in der Wärme nicht klebe und nicht so stark in die Augen falle.
die an den Stämmen und Ästen der Wald- und Obstbäume sich ansetzenden Flechtenarten,
thun an den Stämmen erwachsener Bäume keinen merklichen Schaden, auf den Ästen und den dünnern belaubten Zweigen aber verursachen
sie Absterben und Dürre der befallenen Teile. Der Baum kann darunter erheblich leiden oder selbst eingehen, wenn man die Flechten
nicht fleißig abkratzt. Diese Flechten sind zwar keine eigentlichen Schmarotzer und nicht auf die Nahrungssäfte
des Baums angewiesen, die Ursache ihrer schädlichen Wirkung besteht wahrscheinlich in der Verhinderung der Atmung sowie der
Assimilation in den von ihnen besetzten grünen Zweigen. Vorzüglich wird die Baumkrätze von verschiedenen Arten der Flechtengattung
Parmelia, zumal von P. parietina Fr., P. physodes L. und P. capreataL., gebildet, denen sich, namentlich
an den Pflaumenbäumen, noch Evernia prunastri Ach. zugesellt.
die bei den meisten Natur- und Kulturvölkern übliche, entweder an besonders große und alte Exemplare
bestimmter Baumarten oder an den Wald im allgemeinen gerichtete Bezeugung einer religiösen Verehrung. Im Grund
beruht dieselbe wohl auf der Vorstellung, daß der hochstrebende und langlebige Baum vor andern Gewächsen als ein beseeltes
Wesen, als ein Hort des in Dryadengestalt verkörperten Lebens der Natur, ja als ein Symbol der Unsterblichkeit aufzufassen sei.
Dem »Baum des Lebens« begegnen wir bereits aus den ältesten assyrischen, persischen und ägyptischen Bildwerken,
und ihm stellen sich ähnliche Ideenverkörperungen in der Weltesche Ygdrasill, in dem indischen Baum Kummerlos (Asoka),
in
dem persisch-jüdischen »Baum der Erkenntnis« etc. an die Seite. Als vorzüglich anbetungswürdige Verkörperungen
der schaffenden Naturkraft erschienen den Indern die beiden heiligen Feigenbäume (Ficus indica und F. religiosa), die eine
bedeutsame Rolle in der Kulturgeschichte Asiens gespielt haben. Mit diesen Ideen in Verbindung stehen die
im alten Persien, Griechenland und Germanien, aber auch in überseeischen Ländern heimischen Mythen von der Erschaffung des
ersten Menschenpaars aus Bäumen (Ask und Embla), und der Araber nennt die Palme den mit ihm zugleich erschaffenen »Bruder
des Menschen«. Darauf
mehr
bezieht sich ferner die Sitte der Griechen und Römer, dem Schutzgeist oder Genius des Neugebornen einen Baum (meist eine Platane)
zu pflanzen, demselben einen Altar und persönlichen Kultus zu widmen, ihn mit Wein zu begießen und mit Binden zu umkränzen.
Unzählige orientalische und occidentalische Sagen berichten in demselben Sinn von einer Verwandlung der
Menschen in Bäume und dem Fortleben insbesondere gewaltsam umgekommener Personen in solchen. So lebt Osiris im Erikabaum, der
seinen Sarg umschloß, Haoma in der heiligen Haomapflanze, Daphne im Lorbeer, Cypressus in der Cypresse, die Schwestern des Phaëthon
in den weinenden Bernsteinbäumen etc. Besonders nutzbare Bäume aber wurden als persönliche Gaben und
Geschenke bestimmter Gottheiten betrachtet und verehrt, wie der Ölbaum der Minerva, die Strandkiefer des Poseidon, der Weinstock
des Bakchos, die Eiche des Zeus etc. In der Auswahl war offenbar eine irgendwie begründete Symbolik maßgebend gewesen; so wurde
die Fichte dem Poseidon heilig, weil sie Schiffsholz und Masten hergibt, der Feigenbaum dem Pan und Priap,
weil er so üppig wächst und reich an Milchsaft ist, der Hartriegel dem Ares, weil man von ihm Speerholz gewann, die Eiche dem
Zeus, weil der Blitz dieselbe angeblich häufiger trifft, der Lorbeer dem Apollon, weil sein Laub zum Kranz des Ruhms
diente.
Infolgedessen wurden die Tempel der betreffenden Gottheiten mit den entsprechenden Baumarten umpflanzt und diesen heiligen
Hainen ein besonderer Kultus gewidmet. Fichte und Cypresse wurden als Symbole der Todesgottheiten vor die Trauerhäuser gepflanzt
(weil sie, einmal gestutzt, nie wieder ausschlagen) und dienten zugleich bei dem Schaugepränge der beklagten Sonnengottheiten,
so in den mit großartigen Aufzügen gefeierten Attis-, Adonis- und Dionysosfesten etc. Von den Kelten wird
uns erzählt, daß sie die Steineiche und Wälder von solchen über alles verehrten, und die römischen Schriftsteller berichten
uns von den heiligen Hainen und Bäumen der germanischen Stämme, die später von Christenaposteln oft mit Ostentation
gefällt, in andern Fällen aber durch Heiligenbilder neu geweiht wurden.
Auch hier waren den einzelnen Gottheiten besondere Baumarten heilig; wir hören außer von der Weltesche Ygdrasill, dem Lebensbaum
der Germanen, von den Eichen Odins, den Ebereschen Thors, dem Apfelbaum der Iduna reden, und besonders scheint die Linde, welche
man überall in die Mitte der Ortschaften pflanzte, den germanischen wie den slawischen Stämmen heilig
gewesen zu sein. Einzelne gefeierte Bäume erreichten Weltruf, so der Ölbaum auf der Akropolis, die heilige Palme auf der Insel
Delos, der Feigenbaum, unter welchem Romulus und Remus gesäugt worden waren, zu Rom, ein Hartriegelbaum daselbst, die
Platane des Cäsar in Tartessus u. a. m. Eine besondere Seite des Baumkultus zeigten die
Jahreszeitenfeste mit reichen Laubausschmückungen, namentlich im alten Germanien, die Kämpfe zwischen Frühjahr und Winter
in dramatischen Szenen (s. Maifest), das Julfest mit Tannen und Mistelschmuck der Wohnungen, Kultusformen, die in unsrer Pfingstausschmückung
und unsern Weihnachtsgebräuchen noch heute fortleben, und ebenso lebt in den Sagen von den bei Verletzungen
blutenden und unverletzlichen Bäumen ein Teil dieser Vorstellungen fort, die sich früher noch in höchst schweren Strafen
für Baumfrevler ausdrückten. Einer eigentümlichen Art von Baumkultus gehören endlich die mit bunten Bändern und Fetzen geschmückten
Lappenbäume (s. d.) der verschiedensten Völker an.
Vgl. K. Bötticher,
Der Baumkultus der Hellenen (Berl. 1857);
W. Mannhardt, Der Baumkultus der Germanen und ihrer Nachbarstämme (das. 1875).