mehr
von Jerusalem bis Rom« (2. Aufl., Braunschw. 1859, 2 Bde.);
»Die Nachtgesichte Sacharias« (neue Ausg., das.
1858);
»Die Geschichte Jesu« (das. 1859);
»Schleiermacher als Theolog« (Berl. 1862);
»Zwölf kirchengeschichtliche Vorträge
zur Beleuchtung der kirchlichen Gegenwart« (Brem. 1869);
»Kirchliche Zeitfragen in Vorträgen« (Rostock 1873);
»Lutherus redivivus,
oder die kirchliche Reaktion« (Frankf. 1878);
»Doktor Martin Luther. Volksbuch« (Rostock 1883)
5) Hermann, deutscher Geschichtschreiber, geb. 28. April 1825 in dem braunschweigischen Dorf Lesse, studierte seit 1842 zu Jena,
Halle, Leipzig, Bonn und Göttingen Geschichte und Philologie, ward 1848 Lehrer am Gymnasium zu Braunschweig, 1850 Redakteur der »Reichszeitung«
daselbst, ging 1852 nach Heidelberg, wo er in naher Verbindung mit Gervinus und Häusser seine historischen
Studien fortsetzte, dann nach München, wo er mit v. Sybel, Bluntschli und Brater verbunden und an der Gründung der »Süddeutschen
Zeitung« beteiligt war, und beschäftigte sich dann in Berlin mit archivarischen Arbeiten. 1861 wurde er als Professor der Geschichte
und Litteratur an das Polytechnikum nach Karlsruhe, Ostern 1872 aber in gleicher Eigenschaft an die neueröffnete
Universität Straßburg berufen. Er schrieb: »Gervinus und seine politischen Überzeugungen« (Leipz. 1853);
»Zur Verständigung
zwischen Süd und Nord« (Nördling. 1859);
»Partei oder Vaterland?« (Frankf. 1866);
»Der deutsche Liberalismus. Eine Selbstkritik«
(Berl. 1867);
»Wie wir wieder ein Volk geworden sind« (Leipz. 1870);
»Geschichte Spaniens zur Zeit der
französischen Revolution« (Berl. 1861);
»Die religiöse Entwickelung Spaniens« (Straßb. 1875);
»Jakob Sturm« (das. 1876);
Ȇber
Sleidans Leben und Briefwechsel« (das. 1878);
»Vor der Bartholomäusnacht« (das. 1882);
»Treitschkes deutsche Geschichte« (das.
1883).
Seine Hauptwerke sind die »Geschichte Spaniens vom Ausbruch der französischen Revolution bis auf
unsre Tage« (Leipz. 1865-71, 3 Bde.)
und »Geschichte Karls V.« (Stuttg. 1885, Bd.
1).
Ludwig Friedrich Otto, deutscher Theolog, geb. 31. Juli 1788 zu Merseburg, wurde 1810 Universitätsprediger
in Leipzig, siedelte 1812 nach Jena als außerordentlicher Professor der Theologie über, wo er, seit 1817 ordentlicher
Professor, 31. Mai 1843 starb.
Seine wichtigsten Schriften sind das »Lehrbuch der christlichen Sittenlehre« (Leipz. 1827),
»Lehrbuch
der christlichen Dogmengeschichte« (Jena 1831-32, 2 Bde.),
»Kompendium der christlichen Dogmengeschichte« (Leipz. 1840-46, 2 Bde.)
und seine »Theologische Auslegung der Johanneischen Schriften« (Jena 1843-45, 2 Bde.).
1) Andreas, Freiherr von, Staatsmann und Gelehrter, geb. 23. Nov. 1793 als Sohn eines
Bäckers zu Friedberg in Böhmen, studierte seit 1810 Mathematik in Wien, ward 1815 Assistent bei der Lehrkanzel der Philosophie
und 1817 als Professor der Physik an das Lyceum zu Olmütz berufen, wo er seine »Aräometrie« (Wien 1820) schrieb. 1823 übernahm
er die Professur der Physik an der Wiener Universität und schrieb: »Mechanik in ihrer Anwendung auf Künste
und Gewerbe« (Wien 1824),
»Naturlehre« (das. 1823, 3 Bde.; 8. Aufl.
1845),
mit einem »Supplementband« (das. 1831),
in welchem er seine eignen mannigfachen physikalischen Erfahrungen niederlegte.
Nicht wenig wirkte Baumgartner für die Fortbildung der Naturwissenschaften auch durch die von ihm herausgegebene
»Zeitschrift für Physik und Mathematik«, die er erst in Verbindung
mit A. v. Ettinghausen (Wien 1826-32, 10 Bde.),
dann allein
unter dem Titel: »Zeitschrift für Physik und verwandte Wissenschaften« (das. 1832-37, 4 Bde.)
herausgab und später mit Holger fortführte. Als er infolge eines Halsübels seine Stellung aufgeben mußte,
ward er 1833 Direktor der k. k. Porzellanfabriken, 1842 Chef der Tabaksfabrikation in Österreich, und 1846 übertrug man ihm
die Errichtung der elektrischen Telegraphen. 1847 mit der obersten Leitung des Eisenbahnbaues betraut, übernahm er 1848 unter
Pillersdorf das Ministerium der öffentlichen Arbeiten, das er jedoch mit Antritt des Ministeriums Doblhof
niederlegte. 1851 übernahm er das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten und im Dezember auch das Finanzministerium.
Zu derselben Zeit wurde er, in den Freiherrenstand erhoben, zum Präsidenten der österreichischen Akademie der Wissenschaften
ernannt. Im Januar 1855 nahm er seine Entlassung, ward aber 1861 Mitglied des Herrenhauses im Reichsrat.
Er starb 30. Juli 1865 in Hietzing bei Wien. Baumgartner schrieb noch: »Anfangsgründe der Naturlehre« (2. Aufl., Wien 1850);
»Anleitung
zur Heizung der Dampfkessel« (das. 1841);
»Unterricht im Tabaksbau« (das. 1845).
Vgl. Schrötter, Andreas Freiherr v. Baumgartner (Wien 1866).
2) Gallus Jakob, bedeutender Staatsmann der Schweiz, geb. 18. Okt. 1797 zu Altstätten, studierte die Rechte
zu Freiburg
in der Schweiz und zu Wien. Hier wurde er als Mitglied einer Gesellschaft junger Schweizer der Polizei verdächtig, 1819 verhaftet
und 1820 mit sechs Genossen über die Grenze gebracht. Seit 1825 Mitglied des Großen Rats des Kantons St. Gallen
und 1826 zum ersten Staatsschreiber gewählt, schloß er sich der Opposition gegen den allmächtigen Landammann Müller-Friedberg
an, verlangte Öffentlichkeit der Verhandlungen des Großen Rats und Preßfreiheit und wirkte 1830 für Revision der Verfassung.
In dem 1831 gewählten Verfassungsrat war er das einflußreichste Mitglied, wurde als Landammann an die Spitze der Regierung
gestellt und machte sich in hohem Grad um die Administration verdient. Als Tagsatzungsgesandter seines Kantons redigierte er
die 1833 vom Volk verworfene revidierte Bundesverfassung und erwarb sich durch seine entschiedene Haltung gegenüber den Zumutungen
des Auslandes in den Flüchtlingsangelegenheiten (1834-36) hohes Ansehen bei den Schweizer Liberalen. Baumgartner setzte 1833 die
Aufhebung des vom Papst oktroyierten Doppelbistums St. Gallen-Chur durch und war die Seele der Badener Konferenz, in welcher 1834 die
Regierungen der katholischen Schweiz die Rechte des Staats gegenüber der Kirche festzusetzen versuchten, erlitt freilich 1835 eine
schwere Niederlage, indem sein Gesetz über die Rechte des Staats in kirchlichen Dingen vom St. Gallischen
Volk verworfen wurde.
Nachdem er noch 1839 die Säkularisation des Klosters Pfäfers verteidigt, trennte er sich allmählich von seiner Partei und
stellte sich in der Aargauer Klosterfrage auf die Seite der Ultramontanen. 1847 wurde er wegen seiner in Wort und Schrift ausgesprochenen
Sympathien für den Sonderbund nach dem Wahlsieg der Liberalen aus der Regierung entfernt. 1859-64 bekleidete
er infolge eines Siegs der Ultramontanen aufs neue die Stelle eines Regierungsrats und Landammanns und vertrat auch 1857-60 seinen
Kanton im Ständerat. Baumgartner starb 12. Juli 1869. Er schrieb: »Die
Schweiz in ihren Kämpfen und Umgestaltungen von 1830 bis 1850« (Zur. 1853-66, 4 Bde.)
Vgl. Gmür, Landammann Baumgartner (Luzern
1869).