Obergerichtsdirektor nach Rinteln versetzt. Erst 1839 durfte er wieder in den Landtag eintreten, der ihn wiederholt zum Präsidenten
wählte. Seit März 1848 war Baumbach Justizminister, bis Hassenpflug abermals die oberste Leitung des kurhessischen
Staats in seine Hand nahm. Baumbach ward nun Obergerichtspräsident zu Marburg, nahm aber, da er durch sein Verbleiben
im Amte den Verfassungsbruch nicht anerkennen wollte, ohne Pension seinen Abschied und siedelte 1863 nach Kassel über, wo er starb.
2) Louis von, Bruder des vorigen, geb. früher Hauptmann in hessischen Diensten, hatte bereits seinen Abschied genommen,
als er 1833 in die kurhessische Ständeversammlung trat, in welcher er durch Sachkenntnis und Urteil in
Militärangelegenheiten maßgebend wurde. 1837 von der Ritterschaft nicht wieder gewählt, trat er im März 1848 als Bevollmächtigter
des Landgrafen von Philippsthal-Barchfeld wieder in die Ständeversammlung ein, die ihn zum Präsidenten erwählte, und in welcher
er sich als Anhänger der konstitutionellen Monarchie erwies. Im Frankfurter Parlament, dem er vom bis angehörte,
schloß er sich derjenigen Abteilung des Zentrums an, die ihre Vorberatungen im Augsburger Hof hielt. Auch ward er von der Versammlung
dem Wehrausschuß beigeordnet. Mißvergnügt über die politischen Zustände seines Vaterlandes, veräußerte
er seine Güter in Hessen und siedelte mit seiner Familie nach Milwaukee in Nordamerika über, wo er als Konsul für mehrere deutsche
Staaten thätig war und starb. Er schrieb: »Briefe aus den Vereinigten Staaten in die Heimat« (Kass. 1851, Fortsetzung
1856).
3) Rudolf, Dichter, geb. zu Kranichfeld in Thüringen, studierte zu Leipzig, Würzburg und Heidelberg
Naturwissenschaften, war dann an mehreren Lehranstalten Österreichs thätig und lebt jetzt ausschließlich der Schriftstellern
in Triest. Reisen in Italien, Griechenland, Ägypten und der Türkei haben sich nicht bloß für seine Studien, sondern auch für
seine Lebensanschauung und seine poetischen Pläne fruchtbar erwiesen. Als Dichter führte er sich ein
durch: »Zlatorog, eine slowenische Alpensage« (Leipz.
1877, 3. Aufl. 1881), eine durch Formschönheit, farbenreiche Schilderungen und die Romantik einer jugendfrischen Phantasie
ausgezeichnete Dichtung, die allgemein den günstigsten Eindruck machte. Derselbe steigerte sich noch bei den nachfolgenden
»Liedern eines fahrenden Gesellen« (Leipz. 1878, 4. Aufl. 1884) und »Neuen Liedern eines fahrenden Gesellen«
(das. 1880),
dem Gedicht »Horand und Hilde« (das. 1878),
dessen Stoff der deutschen Mythologie entnommen ist, und den Dichtungen:
»Frau Holde« und »Sommermärchen« (das.
1881);
»Spielmannslieder« (das. 1881);
»Mein Frühjahr« und »Von der Landstraße« (das.
1882).
Die jüngsten Gaben Baumbachs sind: »Abenteuer und Schwänke« (Leipz. 1883);
(spr. bo-), Antoine, Chemiker und Pharmazeut, geb. zu Senlis, widmete sich, ohne wissenschaftliche
Schulbildung genossen zu haben, der Pharmazie, beherrschte später das gesamte Gebiet der Chemie und erhielt 1752 eine
Professur an der pharmazeutischen Schule in Paris. Er betrieb bis 1780 eine Fabrik für chemische Präparate; aber die Revolution
raubte ihm die Früchte seines Fleißes, und um sein Leben zu fristen, eröffnete er abermals ein chemisches Laboratorium. Er
starb in Paris. Man verdankt ihm eine Menge verbesserter Methoden zur Darstellung chemischer,
technischer und pharmazeutischer Präparate; das nach ihm benannte Aräometer (beschrieben im »Avant-Coureur« 1768 u.
1769) ist noch jetzt im Gebrauch. Seine Hauptschriften: »Dictionnaire des arts et métiers«, »Chimie expérimentale et raisonnée«
(Par. 1773, 3 Bde.; deutsch
von Gehler, Leipz. 1775 u. 1776),
»Éléments de pharmacie« (Par. 1762; 9. Aufl. von Bouillon-Lagrange, das. 1818, 2 Bde.),
»Opuscules de chimie« (das. 1798; deutsch,
Frankf. 1800),
»Manuel de chimie« (Par. 1763 u. öfter), enthalten einen
reichen Schatz von Beobachtungen.
Bauverständiger, dem von Staats wegen oder im Auftrag einer Gemeinde oder eines Privaten,
wonach man Staats-, Gemeinde- und Privatbaumeister unterscheidet (s. Architekt), die Anordnung und Leitung von Bauten obliegt;
im Mittelalter in ritterlichen Familien einer der Ganerben oder Miteigentümer einer Burg, welchem die ganze Leitung des Burgwesens
mit Einschluß der Aufsicht über die Gebäude, Befestigungswerke etc. von den übrigen
(abwesenden) Erben übertragen war.
Gehörten zu dem Schloß auch Land und Leute, so erstreckte sich das Baumeistertum auch auf die eigentlichen Regierungsgeschäfte.
Daher ist in manchen Städten derjenige Senator, welcher nicht bloß die Gemeindebauten zu leiten hat, sondern überhaupt bei
der Verwaltung der innern Angelegenheiten des städtischen Wesens den Vorsitz führt. Bei Domkapiteln war
ursprünglich einer der Domherren aktiver Baumeister, jetzt ist sein Name und Geschäft einem besondern Beamten übertragen. In Süddeutschland
wird der Verwalter eines Guts in manchen Gegenden Baumeister genannt.
1) Johann Wilhelm, Lehrer der Tierzucht und Tierarzneikunde, geb. zu Augsburg, bildete sich
erst hier, dann aber in München zu einem trefflichen Tiermaler aus und wurde durch seine Tierstudien zur Tierarzneikunde
geführt; er bezog 1825 die Tierarzneischule in Stuttgart und praktizierte nach erlangter Approbation in Gmünd als Tierarzt.
Nachdem er 1831-39 als Lehrer an der landwirtschaftlichen Akademie zu Hohenheim thätig gewesen war, wurde
er als Professor an die Tierarzneischule in Stuttgart berufen, wo er starb.
Sowohl als Lehrer wie als Schriftsteller hat sich Baumeister großen Ruf erworben. Sein Hauptwerk ist das »Handbuch der landwirtschaftlichen
Tierkunde und Tierzucht« (Gesamtausgabe, 4. Aufl., Stuttg. 1863),
welches aus folgenden Einzelwerken besteht: »Anleitung zur
Kenntnis des Äußern des Pferdes« (6. Aufl. von Rueff, 1870);
»Tierärztliche Geburtshilfe« (6. Aufl. von
Rueff, 1872);
»Anleitung zum Betrieb der Pferdezucht« (4. Aufl. von Rueff, 1873);
»Anleitung zum Betrieb der Rindviehzucht«
(4. Aufl. 1863);
»Anleitung zur Schweinezucht« (4. Aufl. von
Rueff, 1871).
Mit Duttenhofer gab er heraus: »Gemeinfaßliches Handbuch der
Tierheilkunde« (Stuttg. 1843-1844). Seine meist in Federzeichnungen ausgeführten wertvollen Skizzen wurden 1846 herausgegeben.
2) Bernhard, Schauspieler, geb. zu Posen, betrat 1847 die Bühne zuerst in Schwerin, kam 1848 nach Hannover, 1850 nach
Oldenburg, endlich 1852 an das Hofburgtheater zu Wien, wo er 1857 das Dekret als k. k. Hofschauspieler erhielt.
Früher spielte Baumeister Naturburschen und Bonvivants, später übernahm er meist ältere humoristische Rollen (Falstaff, Götz, Petrucchio
etc.) und stellt dieselben mit Glück dar. - Sein älterer Bruder, Wilhelm
mehr
Baumeister, geb. zu Berlin, nahm als preußischer Offizier seinen Abschied, um sich in Schwerin, zuerst unter dem Namen Baumüller,
ebenfalls dem Theater zu widmen. Er zählte in seiner Jugend zu den ersten Bonvivants und Konversationsliebhabern Deutschlands.
Am Hamburger und Breslauer Stadttheater vertrat er später das Fach der Heldenliebhaber. 1856 Regisseur in
Kassel, nahm er 1857 in Berlin eine Stellung im Fach der ernsten und humoristischen Väter an und wurde zu den ersten Kräften
gezählt, als er die Bühne 1870 für immer verließ. Er starb in Görlitz. -
Beider Schwester Marie, geb. zu Berlin, wurde ebenfalls Schauspielerin, spielte in Danzig und Riga
und nahm früh eine hervorragende Stellung als Liebhaberin und Salondame in Leipzig und Hannover ein. Seit 1856 mit dem Theaterdirektor
Hoffmann in Wien verheiratet, zog sie sich von der Bühne zurück und trat erst 1875, nach dem Tod jenes, noch
einmal auf kurze Zeit im Fach der Anstandsdamen auf, zuerst in Mannheim, dann am Thaliatheater zu Hamburg.