mehr
erbaute, der Tempel [* 2] des Vespasian (fälschlich der Tempel der Concordia genannt) am Forum, [* 3] der Janus [* 4] Quadrifrons am Forum Boarium aus der Zeit Konstantins, die Basilika [* 5] des Konstantin auf dem Forum Pacis, bei der eine großartig neue Entfaltung des Gewölbebaues erscheint und die Art, wie das Kreuzgewölbe des Mittelschiffs angelegt ist, bereits das Prinzip der mittelalterlichen Architektur, wenn auch noch unentwickelt, zeigt, und das Mausoleum der Constantia, außerhalb Roms, die heutige Kirche Santa Constanza. Durch Konstantin, der den Sitz der kaiserlichen Herrschaft von Rom [* 6] nach Byzanz (Konstantinopel) [* 7] verlegte, wurden auch hier mannigfache und ansehnliche Anlagen veranlaßt und in diesen die Werke des alten Rom zum Teil nachgeahmt.
Die christliche Baukunst im frühen Mittelalter.
Mit dem Sieg des Christentums trat ein von den gesamten Bauweisen des heidnischen Altertums wesentlich abweichendes Prinzip in die [* 8] ein. Während die Tempelanlagen des letztern aus dem Begriff einer körperlichen Gegenwart der Gottheit hervorgingen und meist nur die Vorhalle, nur die äußere Umgebung es war, woran sich die künstlerische, der Bedeutung des Heiligtums entsprechende Form entwickeln konnte, sollte das christliche Gotteshaus die in ihm zum Gebet versammelte Gemeinde über die irdischen Gedanken emporheben und seine Form in einer diesem Zweck angemessenen künstlerischen Weise durchgebildet sein.
Die christliche Baukunst ist also eine Architektur des Innern. Die älteste christliche Baukunst (s. Tafel VII) ging daher von den einfachen antiken Basiliken aus, die ohnehin schon die Bestimmung hatten, eine größere Menschenmenge in sich aufzunehmen. Die frühsten christlichen Kirchen, welche nach dem Muster der antiken Basiliken erbaut wurden, waren von diesen ohne Zweifel in nichts Wesentlichem verschieden; aber schon gegen das Ende des 4. Jahrh. gab sich eine eigentümliche und bedeutsame Umbildung kund, indem sich den größern Basiliken mancherlei Neubauten: kleinere Basiliken, verschiedene Kapellen, teils von viereckiger Form und mit eigner kleiner Tribüne, teils von runder Form, anschlossen (s. Basilika).
Unter die ersten Basiliken Roms gehören die alte fünfschiffige Peterskirche Santa Maria Maggiore und die von Theodosius aufgeführte Kirche St. Paul vor Rom (s. Tafel VII, [* 1] Fig. 1-3). Zu den wichtigern Nebenbauten gehören die Triklinien, große Säle mit einer oder mehreren Tribünen oder Nischen, welche zur Bewirtung der Pilger, zur Feier besonderer Agapen u. dgl. dienten, die Taufkirchen (Baptisterien), die man nach dem Vorbild der Baptisterien in den antiken Thermen errichtete.
Aus diesen und andern Elementen, namentlich aber aus dem Prinzip des Gewölbebaues entwickelte sich im 5. und vornehmlich im 6. Jahrh. im byzantinischen Reich ein eigentümlicher Baustil, der als ein wesentlicher Fortschritt betrachtet werden muß. Der Gewölbebau ward von dem Zwang, welchen ihm früher die fremdartigen griechischen Formen auferlegt hatten, befreit; kräftige Pfeiler stiegen frei und unbehindert empor, durch stolze Bogen [* 9] verbunden, über denen sich der Raum in einer leichten Kuppel zuwölbte.
Andre Räume, meist mit Halbkuppeln oder auch andern Wölbungen bedeckt, an jene Bogen anlehnend, schlossen sich dem Hauptraum an (s. Tafel VII, [* 1] Fig. 7 u. 8), oder es wurden zierlich bewegte Säulenarkaden in mehreren Reihen übereinander zwischen jene großen Pfeiler und Bogen so eingesetzt, daß sich das architektonische Detail der mächtigen Hauptform auf angemessene Weise unterordnete. In Harmonie mit diesen Formen trat die Linie des Halbkreises, auch als freier Abschluß der Außenwände, an Stellen, wo man früher etwa nur die Form des Giebels angewandt hatte, hervor und diente zur Vermehrung des bunten Reichtums, den das Ganze darbot.
Aber noch verharrte die byzantinische Architektur, was die eigentlich künstlerische Durchbildung des Gewölbebaues betrifft, auf einer niedrigen Stufe. Jeder Teil des Gebäudes blieb in sich beschränkt und abgeschlossen und ward nur äußerlich an den andern gelehnt oder in denselben eingeschoben. Jene mächtigen Pfeiler waren durch Bogen verbunden, aber die Kuppel, welche die Bedeckung des Raumes bildete, war nicht aus ihnen hervorgewachsen; vielmehr erhob sie sich teils ohne charakteristisches Übergangsmotiv aus dieser Bogenarchitektur, teils war sie von derselben durch einen horizontalen Gesimskranz scharf abgetrennt.
Beide Bausysteme der altchristlichen Kunst, das des Basilikenbaues und das des byzantinischen Stils, wurden von ihren beiden Hauptausgangspunkten, von Rom und Konstantinopel, hinausgetragen, wobei es an mancherlei Wechselwirkungen nicht fehlen konnte, in welchem Betracht die Bauten zu Ravenna besonders merkwürdig sind. Im allgemeinen erscheint zwar auch hier der Basilikenbau vorherrschend, doch findet man dabei eine Behandlung des Details, welche sich häufig als eine byzantinische ankündigt, die namentlich in einer freiern Behandlung der Säulenform und in der Anwendung eines als Kämpfer dienenden keilförmigen Aufsatzes über dem Kapitäl der Säulen [* 10] (s. Tafel VII, [* 1] Fig. 5 u. 6) besteht, daneben aber auch die unmittelbare und vollständige Aufnahme des byzantinischen Gewölbebaues zeigt.
Von den meisten ravennatischen Bauwerken, darunter das interessante Mausoleum Theoderichs (die heutige Kirche Santa Maria della Rotonda), haben sich Bruchstücke bis auf unsre Zeit erhalten; dagegen sind Überreste altchristlicher in Frankreich, Deutschland [* 11] und England nur sparsam vorhanden. Der vermutlich als Baptisterium benutzte Rundbau zu Riez, die alte Kathedrale zu Vaison, wohl eine Basilika, das alte Baptisterium der Kathedrale von Aix gehören den frühsten Zeiten altchristlicher an. In Deutschland hatte sich Aachen, [* 12] die Hauptresidenz Karls d. Gr., einer besondern Gunst jenes großsinnigen Förderers der Baukunst zu erfreuen, durch welchen diese Stadt, wie Zeitgenossen sich ausdrücken, ein zweites Rom ward und ein Forum, Theater, [* 13] Thermen, eine Wasserleitung [* 14] etc. erhielt, von deren Anordnung wir freilich nichts Näheres wissen.
In der Nähe des daselbst von Karl ausgeführten prachtvollen Palastes wurde 796 bis 804 die durch einen Portikus mit ihm verbundene, der heiligen Jungfrau geweihte Münsterkirche erbaut, welche noch steht und das vorzüglichste Beispiel altchristlicher Architektur diesseit der Alpen [* 15] bildet. Zu den durch Karl d. Gr. an verschiedenen andern Orten seines Reichs erbauten Palästen und Villen gehören der Palast von Ingelheim am Rhein, zu dessen reicher Säulenpracht Rom und Ravenna hatten beisteuern müssen, sowie der Palast zu Nimwegen, [* 16] wo sich ein 16eckiges, der Münsterkirche zu Aachen ähnliches Baptisterium erhalten hat. Die zahlreichen, zum Teil prachtvollen, vornehmlich im 7. und 8. Jahrh. unter der Herrschaft der Angelsachsen ausgeführten Bauten in England sowie die altchristlichen Bauten in Spanien [* 17] sind untergegangen. Dem Basilikenstil gehören ferner die ersten christlichen Bauunternehmungen im oströmischen Reich an. Römisch waren ohne Zweifel die wichtigsten Kirchen, welche Konstantin in Konstantinopel anlegte: die der heiligen ¶
mehr
Weisheit (Sankta Sophia), des heiligen Friedens und der heiligen Kraft. [* 19] Die angeblich von der Mutter des Kaisers, der heil. Helena, erbaute, noch stehende große Kirche zu Bethlehem bildet eine mächtige fünfschiffige Basilika mit einfachen römischen Säulen und geraden Gebälken. Auch das Kloster auf dem Sinai soll von der heil. Helena gegründet worden sein, während die große Kirche der Verklärung, eine einfache Basilika, den darin vorhandenen Inschriften und bildlichen Darstellungen zufolge ein Werk aus der Zeit des Justinian ist. Von den koptischen Kirchen in Ägypten [* 20] und Nubien, welche die einfache Basilikenform zeigen, tragen einzelne ein hochaltertümliches Gepräge und deuten somit auf die frühsten Zeiten des Christentums zurück.
Nachdem die Sophienkirche zu Konstantinopel 530 ein Raub der Flammen geworden war, ordnete Kaiser Justinian den Neubau derselben an, und an dieser neuen Sophienkirche (s. Tafel VII, [* 18] Fig. 9-12) bildete sich der byzantinische Baustil in seiner umfassendsten und charaktervollsten Gestalt aus. Das Verdienst der Erfindung des neuen architektonischen Systems gebührt dem Baumeister Anthemius von Tralles, als dessen Gehilfen Isidorus von Milet und der Baumeister Ignatius genannt werden. Im J. 537 war der Bau vollendet und hat sich, von einzelnen Restaurationen unter den folgenden Kaisern und geringen Abänderungen seit seiner Umwandlung in eine Moschee abgesehen, bis heute erhalten.
Die ältere Basilikenform ist allerdings noch zu erkennen, die Anwendung des Systems der Kuppelwölbungen hat aber der gesamten Erscheinung des Gebäudes ein wesentlich abweichendes Gepräge gegeben. Die Sophienkirche (s. Konstantinopel) blieb der Stolz und das Vorbild der byzantinischen und schon unter Justinian wurden ihr außer andern die Apostelkirche in Konstantinopel und die Kirche des Evangelisten Johannes in Ephesus nachgebildet. Die Kirche des heil. Bakchos zu Konstantinopel, die auch den Namen der kleinen Sophienkirche führt und ebenfalls noch vorhanden ist, kann als ein Mittelglied zwischen der Kirche San Vitale in Ravenna (s. Tafel VII, [* 18] Fig. 5 u. 6) und der großen Sophienkirche betrachtet werden.
Bei dem fortschreitenden Verfall des byzantinischen Reichs fehlte es später sowohl an der künstlerischen Kraft als selbst an den Mitteln, größere Rotunden zu erbauen, so daß die früher untergeordneten Seitenteile der Gebäude allmählich wieder anwachsen mußten; doch blieben diese Seitenabteilungen der Kirche, gleich dem Mittelraum, stets überwölbt. Noch dürftiger mußten die griechischen Kirchenbauten ausfallen, seit das Reich unter die Türkenherrschaft gekommen war.
Ein quadratischer oder etwas länglicher Raum, in dessen Mitte eine auf vier Pfeilern ruhende erhöhte Kuppel, die Seitenräume mit Tonnengewölben, die Eckräume mit kleinen Kuppeln bedeckt, drei Tribünen, eine Vorhalle (Narthex) und vor dieser zuweilen ein Portikus, dies sind die regelmäßig wiederkehrenden Elemente der spätern griechischen Kirchen. Als byzantinische Bauten sind schließlich die Zisternen zu nennen, die vornehmlich zu Konstantinopel schon seit der Zeit Konstantins in großer Anzahl angelegt wurden und gewöhnlich große Reservoirs für Wasser bildeten, deren gewölbte (aus kleinen Kuppeln oder Kreuzgewölben bestehende) Decke [* 21] von einer größern oder geringern Zahl von Säulen getragen ward. Eine kolossale Ausdehnung [* 22] hat die westlich vom Hippodrom gelegene Zisterne, welche den Namen Binbirdirek (die Zisterne der 1001 Säulen) führt. Mit diesen Anlagen waren Wasserleitungen verbunden.
Einen besondern Zweig der byzantinischen Architektur bildet die russische Baukunst Wladimir d. Gr. (981 bis 1015), der sich die Ausbreitung des Christentums angelegen sein ließ, baute zahlreiche Kirchen, zu deren Ausführung er byzantinische Architekten berief. Die bedeutendsten Kirchen waren die der damaligen Residenzstadt Kiew, [* 23] und unter diesen ragt die Kirche der heil. Sophia hervor, deren Name auf das byzantinische Vorbild deutet. In Nowgorod ließ der Großfürst Jaroslaw (um 1040) gleichfalls unter der Leitung griechischer Architekten eine andre Sophienkirche erbauen, ebenfalls eine Nachbildung der byzantinischen. In Moskau [* 24] wurde 1326 auf dem Kreml der Grundstein zur Kirche der Verklärung der Mutter Gottes gelegt und in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. das Schloß des Kremls aus Steinen aufgeführt.
Iwan III. Wasiljewitsch (1462-1505) und seine Nachfolger schmückten ihre Residenz mit prächtigen Bauten, und diese vornehmlich sind es, welche den russischen Baustil als einen eigentümlichen zeigen. Zwar sind Grundlage, innere Einteilung und Anordnung der Kirchen ganz die des byzantinischen Baustils, doch erscheint das Innere durchweg schwerfällig, eng und düster. Desto größere Pracht wurde im Äußern entwickelt, wo sich unverkennbar asiatischer Einfluß zeigt, der teils aus den Zeiten der Mongolenherrschaft herrühren, teils aber auch in der größern geographischen Verwandtschaft Rußlands mit Asien [* 25] begründet sein mag. Wo in der byzantinischen Architektur die Räume durch schlichte Kuppeln bedeckt wurden, da steigen hier turmartige Bauten, teils in breiter Masse, teils schlank und keck wie die Minarets der Mohammedaner, in die Lüfte empor, oben von Kuppeln gekrönt, die bald als Halbkugeln, bald in Eiform, bald in der geschweiften Form einer Birne oder Zwiebel erscheinen.
Dabei ist das Äußere mit Ornamenten bedeckt, unter denen man hier byzantinische, dort modern-italienische, arabische und andre Formen findet, und die mit grellen, bunten Farben bemalt sind, während jene Kuppeln meist in goldenem Glanz funkeln. Auf gleiche Weise wurden auch die Paläste und andre Bauten von Bedeutung, geschmückt. Diese Bauweise hatte sich über ganz Rußland verbreitet, als Peter d. Gr. im Anfang des 18. Jahrh. dort modern-europäische Kultur einzuführen begann, in deren Gefolge denn auch der modern-europäische Baustil allmählich einen überwiegenden Einfluß auf die russische Kunst gewann.
Die arabische (mohammedanische) Baukunst.
Die neue Religion des Islam, welche sich seit 610 zunächst über Arabien verbreitete, brachte eine neue Weise der Gottesverehrung, und diese bedurfte einer neuen Gestaltung der Kunst (s. Tafel VIII). Aber das Volk der Araber besaß jene eigne, höhere Kultur nicht, die zu solchen Unternehmungen die Mittel hätte liefern können, und es blieb ihnen somit vorerst nichts übrig, als die Kunstformen, welche sie in den von ihnen beherrschten Ländern vorfanden, für ihre Zwecke zu benutzen.
Dies waren aber vornehmlich wieder die Formen der spätern Römerzeit. Hiermit verband sich ein speziell orientalisches Kunstelement. Zum Teil hatten bereits die Römerbauten in Asien und Afrika [* 26] eine mehr oder weniger deutliche orientalische Färbung erhalten, teils konnte es nicht fehlen, daß dies Element durch die unmittelbare Berührung mit den alten Kulturvölkern Asiens noch mehr hervortrat, und wie sich im Verlauf der Zeit die mohammedanischen Nationen selbständig entwickelten, so ging aus diesen Grundelementen auch eine eigentümliche Richtung der Kunst hervor. Die ¶