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hohen Aufsatz, an dessen Seiten dämonische Gestalten dargestellt sind. Der hohe, über dem Kelchkapitäl [* 2] zunächst mit vier Gesichtsmasken (Bildern der Isis [* 3] oder Hathor) [* 4] und über diesen mit vier kleinen Tempelfassaden geschmückte Aufsatz, worüber gewöhnlich noch eine besondere kleine Platte angeordnet ist (s. Tafel III, [* 1] Fig. 16), erscheint als eine weit spätere Anordnung, bei welcher der eigentliche Kelch des Kapitäls bisweilen ganz weggelassen ist, so daß dasselbe nur aus den Bildern jenes Aufsatzes besteht. Auch in den dem gemeinen Nutzen gewidmeten Unternehmungen leisteten die Ägypter Ausgezeichnetes, besonders im Wasserbau zum Schutz gegen die jährlichen Überschwemmungen des Nils.
Die Baukunst
[* 5] der alten
Völker des westlichen
Asien
[* 6] diesseit des
Indus kennen wir nur aus ungenügenden
Berichten
der Schriftsteller des
Altertums und vereinzelten Resten ihrer
Denkmäler. Unter die Bauwerke des einst so mächtigen
Reichs
von
Babylonien gehört der durch die ältesten biblischen
Sagen als
»Turm
[* 7] von
Babel« bekannte
Tempel
[* 8] des
Belus, ein massiver pyramidaler
Bau, der an der
Basis etwa 200 m breit und ebenso hoch war und in acht großen
Absätzen emporstieg. Zu den ältern
Monumenten
von
Babylon gehörte ferner die alte königliche
Burg, deren
Mauern mit bildlichen
Darstellungen großer
Jagden auf wilde
Tiere
geschmückt waren.
Die übrigen Trümmer von Babylon gehören schon der jüngern Zeit an, wo sich nach dem Sturz des alten Reichs durch das Eindringen der Chaldäer ein neues, chaldäisch-babylonisches Reich erhob. Zu diesen spätern Werken gehört ein zweiter königlicher Palast mit einem prächtigen Garten, [* 9] der sich terrassenförmig erhob und später unter der Benennung der »hängenden Gärten der Semiramis« unter die »sieben Wunder der Welt« gezählt wurde. Der Trümmerberg El Kasr wird für den Rest des Palastes gehalten.
Seit Jahrtausenden sind die Ruinen Babylons als Steingruben für den Bau benachbarter Städte benutzt worden und dadurch zu unregelmäßigen Schutthaufen zusammengesunken. Unter den Ruinenhügeln von Nimrud, welche man für Reste des alten Ninive hält, haben der beim Dorf Chorsabad und der mehr nördlich gelegene Kujundschik wertvolle Bruchstücke (s. Tafel II, [* 1] Fig. 1-3) enthalten. Das Baumaterial sind Steine aus gebranntem Thon, die durch ein Erdharz, zum Teil auch durch Kalkmörtel, auf sehr feste Weise verbunden wurden.
Die Phöniker bildeten einen Teil desselben Volksstammes, welchem die Babylonier angehörten; ihr religiöser Kultus stand in inniger Verbindung mit dem von Babylon. Mancherlei Tempel und andre Architekturen werden zwar erwähnt, aber was wir darüber wissen, bezieht sich meist nur auf die glänzende Ausschmückung, die sie durch edle Metalle erhielten. Zu den berühmtesten Denkmälern gehören die von König Hiram erbauten Tempel zu Tyros. Karthago [* 10] besaß einen prachtvollen Tempel auf der Burg; an einem andern Tempel am Markt hatten die innern Wände einen Überzug von Goldplatten. Diese Stadt war überdies durch großartige Hafenbauten ausgezeichnet.
An die Bauwerke der Phöniker schließen sich die der Juden (s. Tafel II, [* 1] Fig. 10-13) an. Unter der Regierung Salomos (um 1000 v. Chr.) wurde die alte transportable Stiftshütte durch einen massiven Tempel auf dem Berg Moria zu Jerusalem [* 11] ersetzt. Nur ein Teil seines kolossalen Unterbaues (s. Tafel II, [* 1] Fig. 10) hat sich erhalten, aber von seiner Pracht enthalten die biblischen Schriften überschwengliche Schilderungen. Ungefähr 420 Jahre nach seiner Erbauung ward der Tempel Salomos durch Nebukadnezar zerstört.
Der neue, von den
Juden nach ihrer Rückkehr aus dem
Exil (gegen Ende des 6. Jahrh.) erbaute
Tempel war nur ein
Schatten
[* 12] von der
Pracht und
Herrlichkeit des alten. Ein zweiter Neubau, 20
v. Chr. unter
Herodes d. Gr. begonnen, sollte
den alten
Ruhm des Salomonischen
Tempels wiederherstellen, stand aber nur 70 Jahre. Über die Detailformen der hebräischen
Baukunst
geben uns einzelne Bruchstücke aus den Felsengräbern von
Jerusalem (s. Tafel II,
[* 1]
Fig. 11-13) Aufschluß, unter welchen
das sogen.
Grab des
Absalom
[* 1]
(Fig. 13) besondere Beachtung verdient.
Die Volksstämme Kleinasiens haben vorzugsweise Grabmonumente hinterlassen, die sich noch in erheblicher Anzahl und mannigfacher Formbildung vorfinden. Die ältesten und primitivsten derselben stammen von den Lydiern (ca. 700-600 v. Chr.) und haben meist die Form eines einfachen Tumulus, der auf kreisrundem Unterbau kegelförmig aufsteigt (Grab des Tantalos [* 13] bei Smyrna). Ihnen gegenüber stehen die Felsgrottenbauten der Phrygier mit ihren künstlich aufgemeißelten Giebelfassaden (Grab des Midas im Thal [* 14] Doghanlü), während die Grabmäler der Lykier (500-300 v. Chr.) wieder eine andre, noch reicher entwickelte Form darbieten.
Man meißelte hier entweder aus dem freien Felsgestein das Grabmal als einen selbständigen monolithen Sarkophag [* 15] heraus, oder man legte die Grabkammer im Felsen an und meißelte dem letztern eine Fassade auf, in beiden Fällen jedoch mit getreuer Nachahmung einer Holzkonstruktion; Beispiele finden sich bei Phellos, Antiphellos (s. Tafel II, [* 1] Fig. 15), Myra etc. In einzelnen Werken macht sich hier auch griechischer Einfluß geltend, indem der ionische Säulenbau und sonstige griechische Formbildung zur Anwendung kommen, so bei den Gräbern von Telmissos (s. Tafel II, [* 1] Fig. 14).
In der Glanzperiode des persischen Reichs nahmen die Könige ihr Hoflager besonders zu Ekbatana in Medien, Susa und Persepolis. Ekbatana war die Residenz des medischen Reichs gewesen und ihre Burg schon beim Beginn der Mederherrschaft auf großartige Weise angelegt worden. Auf einer Anhöhe stieg sie in sieben Absätzen empor, deren übereinander emporragende Mauerzinnen in verschiedenen Farben erglänzten. Am Fuß der Burg lag der königliche Palast; die Säulen, [* 16] das Balkenwerk und das Täfelwerk der Wände bestanden aus Zedern- und Cypressenholz und waren durchaus mit Gold- und Silberblech überzogen.
Die in der Nähe des heutigen Hamadan aufgefundenen Reste, namentlich Basis und Schaft einer Säule, stimmen mit den Formen der persepolitanischen Architektur überein. Von Susa, dessen Erbauung den ersten persischen Herrschern zugeschrieben wird, wissen wir, daß es in der Bauweise von Babylon angelegt war. Das eigentliche Heiligtum des persischen Reichs bildete aber der alte Stammsitz der persischen Herrscher, ursprünglich Pasargadä (»Perserlager«),
von den Griechen Persepolis genannt. Hier stand die alte Burg des königlichen Geschlechts, hier wurden die Gebeine der Könige bestattet und ihre Ruhestätten durch glänzende Denkmäler bezeichnet (s. Tafel II, [* 1] Fig. 7), hier erhob sich ein neuer, umfangreicher Palast (s. Tafel II, [* 1] Fig. 4 u. 5). Das auf der Stätte der alten Residenz, in der Gegend von Murghab, erhaltene Grabmal des Cyrus (s. Tafel II, [* 1] Fig. 6) ist ein pyramidaler, aus kolossalen weißen Marmorblöcken aufgeführter, an der Basis ¶
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13 m langer, 12 m breiter und 12 m hoher Bau, der in sieben Stufen emporsteigt und auf der obern Fläche ein steinernes Häuschen mit giebelförmigem, durch ein schlichtes Gesims [* 18] von der Wandfläche abgesetztem Dach [* 19] (gleichfalls von Marmor) trägt. Dies Häuschen enthielt den goldenen Sarg des Königs. Die in der Gegend des südlicher gelegenen neuen Reichspalastes befindlichen Gräber der spätern Könige sind in den Felsen gearbeitete Kammern mit verschlossenem und verborgenem Eingang, welche an dem Äußern der Felswand durch eine ausgemeißelte Fassade (s. Tafel II, [* 17] Fig. 7) bezeichnet sind, deren architektonisches Gerüst an sich einfach, jedoch durch bildnerische Zierden bereichert ist. Es besteht aus einer Reihe schlanker Halbsäulen, in deren Mitte eine Thür angedeutet ist, und auf welchen ein mehrfach gegliedertes Gebälk ruht. Die Halbsäulen haben keine weitere Zierde als das Kapitäl, welches aus zwei nach den Seiten hinausragenden, mit den Leibern zusammenhängenden Einhörnern (s. Tafel II, [* 17] Fig. 8 u. 9) besteht, zwischen deren Hälsen die Stirn eines Balkenkopfes vortritt, welcher einen Querbalken andeutet, worauf der Architrav [* 20] des Hauptgebälkes ruht.
Darüber erhebt sich eine Art von prächtigem Thronbau, der größtenteils durch die Reliefs menschlicher Figuren ausgefüllt
wird. Das merkwürdigste aller Monumente der persischen Baukunst
bilden die Reste des großen Palastes von Persepolis,
die gegenwärtig den Namen Tschil Minar (»die vierzig Säulen«) führen (s. Tafel II,
[* 17]
Fig. 4). An babylonische Anlagen erinnernd,
erheben sie sich in mehreren breiten Terrassen auf einer Abdachung des Bergs Rachmed und umschließen einen Raum von 440 m Länge
und 280 m Breite.
[* 21] Die architektonische Ausbildung der Säulen, die Zusammensetzung der Kapitäler sowohl als
die besondere Anwendung der Voluten beweisen, daß die persepolitanischen Denkmäler am Schluß einer lange fortgesetzten Kunstentwickelung
stehen, insofern sie einer schon ausartenden Kunst angehören.
Getrennt von dem Völkerleben des westlichen Asien entwickelte sich der Osten dieses Weltteils, als dessen Kultursitz vornehmlich Hindostan erscheint. Die zahlreichen Denkmäler dieses Landes sind an Umfang und Pracht nur mit denen des ägyptischen Volks zu vergleichen (s. Tafel I, [* 17] Fig. 4-13). Der Grundzug des indischen Volkscharakters, eine große Weichheit des Gefühls und eine lebhafte Glut der Phantasie, in der sich fast jede übrige Thätigkeit des Geistes auflöst, zeigt sich auch in den indischen Bauwerken, bei denen durchweg ein lebendiges Gefühl hervortritt, welches die Form nicht um einer konventionellen Bedeutung, sondern um ihrer selbst willen bildet; aber die fessellose Phantasie gestattet dem Gefühl nicht oder nur selten die zu einer harmonischen Durchbildung notwendige Ruhe, sie häuft Formen auf Formen und endet mit dem Eindruck einer fast chaotischen Verwirrung.
Die Blütezeit der indischen Baukunst
fällt mit dem gleichzeitigen Bestehen des Brahmanismus und Buddhismus zusammen, besonders in
das letzte Jahrhundert vor Christo. Die bedeutendsten Baureste finden sich in Dekhan, deren wichtigste jene zum Teil sehr umfassenden
Felsmonumente sind, die auf der Westseite der Halbinsel, in größerer oder geringerer Entfernung von der
Stadt Bombay,
[* 22] liegen. Sie zeigen eine mehr oder weniger entschiedene Übereinstimmung des Stils und gehören ohne Zweifel derselben
Entwickelungsperiode an. Die brahmanischen Felsentempel bedecken gewöhnlich einen viereckigen, zuweilen auch unregelmäßigen
Hauptraum von größerer oder geringerer Ausdehnung,
[* 23] an den
sich nicht selten kleinere Nebenräume anschließen,
unter denen das mit dem Bild oder dem Symbol des Gottes geschmückte Sanktuarium der wichtigste ist, das entweder eine Kammer für
sich bildet, oder noch von einem Gang
[* 24] umgeben ist.
Der Hauptraum, als die Vorhalle des eigentlichen Heiligtums, hat immer eine flache Decke, [* 25] welche durch Säulen- oder Pfeilerstellungen gestützt wird, deren vordere Reihe die offene Fassade des Tempels bildet. Höfe mit Galerien, Nebenkammern oder monolithen Monumenten finden sich häufig vor den Tempeln. Zuweilen liegen zwei, bisweilen sogar drei solcher Tempelräume übereinander. Die Säulen oder Pfeiler, welche die Felsdecke des Hauptraums stützen, stehen gewöhnlich in rechtwinkelig sich durchschneidenden Reihen und sind an der Decke durch architravähnliche Streifen verbunden, während die mit ihren Reihen korrespondierenden, an den Wänden hervortretenden Pilaster zwischen sich Nischen einschließen, welche in der Regel durch Bildwerke ausgefüllt sind. Jene frei stehenden Stützen (s. Tafel I, [* 17] Fig. 10-12) haben meist eine halb pfeiler-, halb säulenartige Gestalt und bestehen durchweg aus einem festen Untersatz von würfelartiger Form, einem kurzen, runden Schaft mit einem unten eingezogenen, oben ausladenden, einem großen Pfühl gleichenden Kapitäl und einem viereckigen Aufsatz, an welchen sich oft [* 17] (Fig. 11) seitwärts zwei Konsolen anschließen.
Zuweilen verbindet sich mit der Grottenanlage ein sehr ausgebildeter, obwohl nur aus dem Felsen gemeißelter Freibau, der dadurch entsteht, daß der das Sanktuarium umgebende Gang in beträchtlicher Breite angelegt und von der darüberschwebenden Felsdecke befreit ist, wodurch das Sanktuarium eine inmitten eines Hofraums liegende Kapelle bildet. In den Grotten von Ellora (s. Tafel I, [* 17] Fig. 10), namentlich im größern Tempel des Indra und in den Monumenten des Kailasa (s. Tafel I, [* 17] Fig. 8 u. 9), finden sich sehr merkwürdige Beispiele dieser Anordnung.
Die buddhistischen Grottentempel öffnen sich nicht frei gegen außen. Sie bilden einen länglichen Raum, der nach hinten halbkreisförmig abschließt und rings von einem schmalen Umgang umgeben ist; Pfeilerstellungen trennen den Umgang von dem mittlern Hauptraum. Die Decke des letztern hat die Form eines überhöhten halbkreisförmigen, zuweilen hufeisenförmigen Tonnengewölbes, während die Decke des Umganges flach ist. Die Pfeiler sind teils einfach achteckig, ohne Basis und Kapitäl, teils mehr durchgebildet und mit Basis und Kapitäl versehen, welche in der Hauptform denjenigen der Grottentempel gleichen, auch wohl über dem Kapitäl noch mit phantastischen Skulpturen geschmückt sind. Im Grunde des Mittelraums, vor seinem halbkreisförmigen Abschluß, befindet sich das Heiligtum, wodurch sich diese Anlagen als buddhistische kennzeichnen, der sogen. Dagop, eine etwas überhöhte, auf einem breiten, cylinderförmigen Untersatz ruhende halbkugelige Masse.
Dieser Dagop, das Bild der Wasserblase und stets wiederkehrende Symbol der Vergänglichkeit im Buddhismus, pflegt irgend eine Reliquie Buddhas oder eines Buddha-Heiligen einzuschließen. Vor ihm steht gewöhnlich die Statue Buddhas in ihrer stets wiederkehrenden typischen Bildung. Einige Grottentempel der Koromandelküste bei Madras [* 26] tragen den Charakter frei stehender architektonischer Monumente, die aber im Innern nicht ausgehöhlt sind und nach Form und Stil den frei stehenden Monumenten von Ellora entsprechen. Die auf dem heiligen Boden von Orissa, auf der Ostküste Indiens, vorhandenen Monumente sind aus ¶