ein Verzeichnis von 2460 Pflanzen, wovon aber nur der 1. Teil erschien; »Prodromus theatri
botanici« (Frankf. 1620, mit 250 neuen Pflanzen; 2. Aufl., Bas. 1671),
»Pinax theatri botanici« (das. 1623, neu aufgelegt 1671 u.
1735). Aus seinem berühmten »Theatrum anatomicum« (Frankf. 1605; vermehrte Aufl., das.
1621; die Kupfer daraus wurden mit einigen Zusätzen von M. Merian allein herausgegeben, das. 1640) erhellt
am vollständigsten der Stand der Anatomie zu Anfang des 17. Jahrh. Sein »Theatri botanici liber unicus« wurde von seinem Bruder
und Nachfolger Johannes Kaspar Bauhin, geb. 1541 zu Basel,
gestorben als Leibarzt Herzog Ulrichs von Württemberg in
Mömpelgard 1613, zu Basel
1658 herausgegeben.
Vgl. Heß, Kaspar Bauhins Leben und Charakter (Bas. 1860).
L., nach K. Bauhin benannte Gattung aus der Familie der Cäsalpinieen, große, oft stachlige Schlingsträucher
oder Bäume mit aus zwei zusammengewachsenen Blättchen bestehenden Blättern, zierlichen, traubenständigen Blüten und einer
langen, zusammengedrückten, viele platte Samen enthaltenden Hülse. Die sehr zahlreichen Arten, meist in
Südamerika und Ostindien, zum Teil in Afrika heimisch, bilden einen hervorragenden und charakteristischen Bestandteil der tropischen
Flora; mehrere liefern Arzneimittel oder sehr starke Fasern zu Geflechten, Tauen etc., viele werden als Zierpflanzen in Gewächshäusern
kultiviert. Die bekanntesten sind:
Bauhiniareticulata Dec., ein kleiner Baum am Senegal, von dem die Rinde gegen
Ruhr gebraucht und der Bast zu Stricken verwendet wird.
Bauhinia. Lingua Dec. (Bauhinia scandens L.), auf den Molukken, überall in Buschwäldern
nicht weit vom Strand, mit einem dünnen Stengel, der wie ein Seil an den Bäumen hinaufläuft und oft mehrere
zugleich so fest umwindet, daß sie kaum zu fällen sind, und schwammigem Holz.
Bauhinia Vahlii Dec., in Indien, erklettert mit dem
gigantischen Stamm die höchsten Bäume und umschlingt diese so fest, daß sie nicht selten absterben, dann verwesen und nur
das Schlinggewächs übriglassen; aus der faserreichen Rinde dieser Spezies werden sehr feste Seile angefertigt.
Bauhinia variegata L., ein mäßig großer Baum mit bunten, rosenroten, gelben und purpurroten Blüten, der in Ost- und Westindien kultiviert
wird, hat dunkles Holz, welches als Ebenholz in den Handel kommt; die Rinde wird medizinisch sowie zum Färben und Gerben benutzt.
Bauhinia esculenta Burch.,
am Kap, hat eine eßbare Wurzel.
das in der Nähe besonders größerer, in Ausführung begriffener Bauten errichtete provisorische Büreau
mit Schreib- und Zeichenlokal, zuweilen auch Aufenthaltsort der Arbeiter und Aufseher, in Italien fabrica genannt; dann Name
der im Mittelalter gebildeten Gewerksgenossenschaften der Bauleute, insbesondere der Brüderschaft der
Steinmetzen, welche sich vorzugsweise in Deutschland und in der Schweiz aus den in den Klöstern geschulten Werkleuten entwickelte
und im 12. Jahrh. mit dem Aufschwung des Steinbaues eine ungeahnte Bedeutung erlangte, da
sie auf die ihr nahestehenden Kunsthandwerke tonangebend wirkte.
Dieses Jahrhundert ist auch der Anfangspunkt der großen geistigen Bewegung gewesen, die von Italien und
Frankreich aus sich über ganz Westeuropa durch die Ausbreitung der altchristlichen Gemeinden (Waldenser, Begharden) bekundete,
und deren bedeutendste Niederlassungen gerade in den Städten waren, welche an großen Steinbauten arbeiteten. Infolge häufigen
Ortswechsels waren die Glieder dieser
Brüderschaft auf einen allgemeinen Bund all derer angewiesen, die
Steinmetzbrauch und -Gewohnheit kannten. Um sich für die Ausübung der Kunst das Monopol zu sichern, ward jedem eintretenden
Bruder die Geheimhaltung der besondern technischen Kenntnisse zur Pflicht gemacht.
Dieser Umstand gab ihnen eine von der Gunst und Ungunst der herrschenden Gewalten in Staat und Kirche unabhängige und höchst
einflußreiche Stellung, die sich zu einer Art von Universalherrschaft auf dem Gebiet der Kunst wie auf
dem der freien Religion herausbildete und nach Erfindung der Buchdruckerkunst um so mehr geltend machte, als die aus der Bauhütte hervorgegangenen
Formenschneider anfangs allein Besitzer von Druckereien waren. Die Formen, Zeremonien, die Verfassung und Organisation der Bauhütten
sind nach den neuern Forschungsergebnissen Ludw. Kellers (s. unten) weit mehr unter dem Einfluß der urchristlichen (waldensischen)
Gemeinden entstanden als unter dem der Benediktiner.
Als die Verfolgung der »Sekten« begann, fanden diese in der Bauhütte Schutz und brüderliche Aufnahme. Die einzelnen im Deutschen Reich,
in Österreich und der Schweiz bestehenden Bauhütten, die sich nach eignen Gesetzen regierten, standen
unter Haupthütten (Großlogen), wie Köln, Wien, Zürich,
worunter die zu Straßburg schließlich den Vorrang einnahm (Hüttenordnung
von 1459). Der Zweck aller Bauhütten war einerseits die Ausbildung und Beschäftigung tüchtiger Werkleute, welche, nach bestandener
vier- bis fünfjähriger Lehrlingszeit vom Meister losgesprochen, als Gesellen und nach der Übertragung
der selbständigen Leitung eines Baues als Meister arbeiten konnten, anderseits die Pflege sittlichen Geistes und religiöser
Duldung.
Bei der mit Zeremonien verknüpften Lossprechung wußte der Geselle an Eides Statt unter anderm geloben, das Kunstgeheimnis
zu bewahren, gehorsam zu sein, auf die Ehre des Handwerks zu halten und sein Steinmetzzeichen nicht zu
ändern, worauf er in die Geheimnisse des Grußes und Händedrucks eingeweiht wurde, welche ihm als Wandergesellen Eintritt
in alle Bauhütten verschafften. Den Bauhütten schlossen sich auch in Deutschland vielfach Nichtbauleute (Schreiber, Künstler
u. a.) an. Selbst Kaiser Rudolf von Österreich ist wahrscheinlich Mitglied gewesen.
Solange die einzelnen Bauhütten eigne Gerichtsbarkeit besaßen, herrschte strenge Disziplin unter den
Arbeitern, während die nach deutschem Vorbild auch in andern Ländern, z. B. in England, organisierten Bauhütten dieses Vorrecht
nicht erlangten. Nach der Reformation verwandelten sich die Bauhütten infolge der antiken, die Baukunst umgestaltenden Elemente
in zünftige Genossenschaften. Aus den Überresten der englischen Bauhütten, ihren Traditionen und Gebräuchen
ging 1717 der heutige Freimaurerbund hervor.
Vgl. Heideloff, Die Bauhütte des Mittelalters in Deutschland (Nürnb. 1844);
Janner,
Die Bauhütten des deutschen Mittelalters (Leipz. 1876);
Keller, Die Reformation u. die ältern Reformparteien (das. 1885).
»Bauhütte« ist auch der Titel der hervorragendsten freimaurerischen Zeitschrift, seit 1858 herausgegeben
von J. G. ^[Gottfried Joseph Gabriel] Findel in Leipzig, Organ des Lessing-Bundes deutscher Freimaurer.