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Beginn der Krankheit erscheint der Unterleib gespannt und aufgetrieben, was zum Teil auf der in die Bauchhöhle austretenden Flüssigkeit, vorzugsweise aber auf der Anhäufung von Gasen in den Gedärmen beruht. Infolge der hierdurch bewirkten Hinaufdrängung des Zwerchfelles ist das Atmen sehr erschwert, manchmal in dem Grade, daß Erstickungsgefahr eintritt. Der Stuhlgang ist bei der Bauchfellentzündung gewöhnlich hartnäckig verstopft, nur bei der auf Ansteckung beruhenden Bauchfellentzündung im Wochenbett kommen wässerige Durchfälle vor. Zu der Verstopfung gesellt sich, zwar nicht immer, aber doch sehr häufig, hartnäckiges Schluchzen und Erbrechen.
Nicht selten besteht ein unaufhörlicher Drang zum Urinlassen, obschon die Blase leer ist. Das Fieber, welches stets vorhanden ist, erreicht sehr hohe Grade, das Allgemeinbefinden ist schwer beeinträchtigt, aber das Bewußtsein bleibt gewöhnlich frei. Wenn die Krankheit, wie gewöhnlich, eine schlimme Wendung nimmt, so tritt unter Steigerung der genannten Symptome (nur der Schmerz geht etwas zurück) oft schon nach 3-4 Tagen, meist erst gegen Ende der ersten Woche der Tod ein, nachdem der Patient zuvor aus dem Zustand der höchsten Beängstigung in den der Bewußtlosigkeit übergegangen ist.
Nimmt die Krankheit dagegen einen günstigen Verlauf, was nur dann geschieht, wenn sich die veranlassenden Ursachen beseitigen lassen, oder wo die Ursachen an sich weniger bösartig sind, so lassen der Schmerz, die Auftreibung des Leibes und das Fieber allmählich nach, die Atmung wird freier, und der Kranke kann sich ziemlich schnell erholen. Oftmals aber bleiben habituelle Stuhlverstopfung und zeitweilige Kolikschmerzen für das ganze Leben zurück. Überlebt der Kranke die erste Woche, ohne daß während dieser Zeit eine entschiedene Besserung eintritt, so beginnt die Bauchfellentzündung einen mehr chronischen Verlauf zu nehmen.
Die örtlichen Krankheitszeichen gehen dabei zwar allmählich zurück; aber das Fieber verschwindet nicht ganz und bedingt durch fortschreitende Erschöpfung oft schon nach 4-6 Wochen den Tod des Patienten. Auch wenn der Tod nicht eintritt, so erholen sich die Kranken nur unvollständig und sehr langsam, und die ausgedehnten Verwachsungen der Därme untereinander bleiben für solche Patienten eine Quelle [* 2] langer und schwerer Leiden. [* 3] Wenn sich die Entzündung nicht über das ganze Bauchfell ausbreitet, so bestehen die Hauptsymptome in örtlich beschränkten Schmerzen, in Stuhlverstopfung und mäßigem Fieber. Die Aussichten auf vollständige Heilung sind bei weitem besser.
Die Behandlung der Bauchfellentzündung wird sich natürlich nach den Eigentümlichkeiten des einzelnen Falles zu richten haben. Im allgemeinen empfiehlt es sich, im Beginn der Krankheit örtliche Blutentziehungen an den Bauchdecken vorzunehmen, indem man dort 10-20 Blutegel [* 4] ansetzt. Gegen die Schmerzen gibt man öfters Dosen von Opium oder Morphium. Manchen Kranken thut die Bedeckung des Unterleibes mit naßkalten Tüchern gut, andre Kranke vertragen die Kälte nicht und wollen lieber warme Umschläge auf den Leib haben.
Von der Anwendung abführender Mittel und der Einreibung von Salben in die Bauchdecken, welche Mittel früher im allgemeinen Gebrauch waren, sieht man in neuerer Zeit ab, höchstens sucht man die Stuhlentleerung durch Klystiere herbeizuführen. Die vorhandene Atemnot kann einen Aderlaß notwendig machen, den man aber sonst wegen der drohenden Erschöpfung des Kranken zu umgehen sucht. Gegen das häufig vorhandene Schluchzen und Erbrechen sowie gegen den quälenden Durst gibt man dem Kranken kleine Stückchen Eis [* 5] in den Mund.
Außerordentlich schwierig ist es, die Auftreibung der Därme durch Gase [* 6] zu beseitigen; die dagegen angewendeten Medikamente sind meist von geringem Erfolg oder ganz nutzlos. Man hat daher versucht, die Gase durch ein in den Mastdarm weit hinaufgeführtes Rohr auszusaugen, und in den schlimmsten Fällen hat man sogar die ausgedehnten Därme durch Anstechen mit einem sehr feinen Trokar [* 7] von der Luft zu befreien gesucht. Indessen ist dieses Mittel mit zu viel Gefahren verbunden, um allgemein gehandhabt zu werden. In den spätern Stadien der Krankheit leisten warme Kataplasmen über den Bauch [* 8] und warme Bäder oft gute Dienste. [* 9] In der Rekonvaleszenz ist die größte Sorge auf die Diät zu verwenden. Es dürfen durchaus nur leichtverdauliche, aber kräftige Speisen gereicht werden; Eier [* 10] und Milch, kräftige Fleischbrühsuppen, gebratenes Fleisch, guter Wein sind hierzu am meisten geeignet.