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gelegenen Ebene von Weltevreden (»Wohlzufrieden«) wo die Kasernen für das Militär und Gebäude für die Behörden errichtet wurden. Seitdem bauten sich alle Wohlhabendern außerhalb der Stadt nach Weltevreden zu neu und zweckmäßiger an, erst planmäßig in Reihen und längs der Kanäle, später zerstreut, bis eine andre, ebenfalls höher gelegene Fläche, der Koningsplein, mit regelmäßigen Straßen angelegt wurde. Während auf diese Weise hier eine neue Stadt erstand, kam die alte mehr und mehr in Verfall. Gegenwärtig besteht sie fast nur aus den Kontoren und Speichern der Kaufleute, den Magazinen der Handelsgesellschaft und den Wohnungen von Eingebornen, Chinesen und Mischlingen hauptsächlich portugiesischer Abkunft. Der Sitz des Handels ist sie indessen geblieben und den Tag über, wo Beamte, Marktleute, Käufer und Verkäufer hereinkommen, von regem Geschäftsleben erfüllt. Gegen Abend kehrt man in die Wohnungen in den Vorstädten zurück, und die alte Stadt verödet wieder. Hervorragende Gebäude derselben sind noch: das Stadthaus, ein riesiger, 1652 aufgeführter Bau, früher Sitz des Tribunals, der Wechselbank etc.; die Buitenkerk; die Börse, eine aus drei Säulengängen bestehende Halle; das stattliche, trefflich eingerichtete Armenhaus, das chinesische Hospital u. a. Außerhalb der Ringmauern am Ufer liegen die Gebäude für das Flottenwesen. Die Häuser in der alten Stadt sind unzweckmäßigerweise meist durch Glasfenster geschlossen, nahe aneinander in die Höhe gebaut und mit kupfernen Dächern versehen.
Jetzt zerfällt die Stadt in sieben Bezirke, von denen der erste die alte Stadt und die daranstoßenden Vorstädte umfaßt. Zu diesen gehört die arabische Vorstadt an der Rua Malaka, in welcher holländische Häuser mit leichten inländischen Wohnungen von Bambus abwechseln; hier leben Araber und Mauren zurückgezogen und treiben hauptsächlich Handel mit Gold, Silber, Diamanten, Perlen etc. Südwestlich stößt an die alte Stadt der zweite Bezirk, Kampongchina, ein meist aus schlechten, kleinen, eng aneinander gebauten Häusern der Chinesen bestehender, trotz seiner ungesunden Lage sehr volkreicher Stadtteil, dessen Lebhaftigkeit einen auffallenden Gegensatz zu der ihn umgebenden Öde bildet, und dessen arbeitsame Bewohnerschaft für Batavia von großer Wichtigkeit ist. Hier gibt es Handwerker und Läden aller Art, dazwischen Garküchen, Apotheken; kurz, alle Bedürfnisse für Chinesen, Javaner und Europäer sind hier aufgestapelt. Von den übrigen, allein von den Europäern bewohnten Bezirken heißt der dritte Molenvliet. Der eigentliche Stadtteil dieses Namens, der sich am gleichnamigen Kanal hinzieht, überrascht durch seine Schönheit; die Häuser liegen voneinander getrennt und luftig, wie es das Klima erfordert, zwischen Fruchtbäumen aller Art; sie sind groß, aber nur ein, höchstens zweistöckig, haben platte Dächer und schöne Veranden. Südlich davon liegt die Vorstadt Rijswijk, nur von Europäern bewohnt, mit nicht minder zierlichen Gebäuden (darunter die dem geselligen Verkehr gewidmete »Harmonie« und das Museum der Gesellschaft für Künste und Wissenschaften), und auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals von Rijswijk das von Kaufleuten und Eingebornen bewohnte Nordwijk. Längs des Wegs von Rijswijk erreicht man dann den Koningsplein, einen schönen, großen Rasenplatz für Manöver, der beinahe eine Stunde Umfang hat und fast ringsum von weißen Gebäuden (darunter die Wilhelmskirche und das neue Palais des Generalgouverneurs) umgeben ist. Der vierte Bezirk, der Oosterdistrikt, umfaßt zunächst die östliche Vorstadt der alten Stadt und den Stadtteil Dschakatra, in denen fast nur Eingeborne und Chinesen leben; auch das darauf folgende Gunungsahari hat noch wenige Europäer zu Bewohnern. An letztern Stadtteil stößt die Vorstadt Weltevreden mit einem großen, viereckigen, von Gebäuden eingeschlossenen Platz, der nach dem daraufstehenden Löwen von Waterloo auch »Waterlooplein« genannt wird. Weltevreden enthält das Regierungsgebäude mit den Sitzungssälen des Rats von Indien und den Büreaus der meisten Zivil- und Militärbehörden, das Arsenal, die Artillerieschule, das trefflich eingerichtete Hospital für christliche Einwohner (für nichtchristliche sind das »Stads Verband« und das chinesische Krankenhaus bestimmt), die Kasernen, das Gefängnis für Europäer, das Theater etc. Daran grenzt die 1837 gebaute Citadelle Fredrik Hendrik. In der Nähe liegen noch die großenteils von Eingebornen und Chinesen bewohnten Stadtteile Kamponglama u. Kampongbaru; in dem letztern wird ein großer Markt abgehalten auf einer weiten, mit Zelten von Bambus, Buden und Bänken bedeckten Ebene, wo Erzeugnisse
^[Abb.: Situationsplan von Batavia.]
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des Landbaues und der Industrie ausgestellt werden. Von den übrigen drei Bezirken liegt der Südwestdistrikt, der größte, der aber nur vier Vorstädte der Eingebornen enthält, südwestlich von Molenvliet, der am wenigsten und bloß von Malaien und Javanern bewohnte Westdistrikt im W. von Kampongchina; der letzte, Kampongbali, unter dessen Bewohnern nur wenige Europäer sind, ist der südlichste.
Von öffentlichen Anstalten sind die Bataviasche Gesellschaft für Künste und Wissenschaft (1778 gegründet), die Gesellschaft für indische Länder-, Sprach- und Völkerkunde, die Königliche Naturhistorische Vereinigung, die Handelsgesellschaft, die Gesellschaft für Landbau und Industrie und zahlreiche Versicherungsanstalten zu erwähnen. An Lehrinstituten bestehen das Gymnasium Wilhelm III., die Parapattan-Waisenstiftung, 5 Gouvernementsschulen und 1 medizinische Bildungsanstalt für Eingeborne (mit dem Militärhospital in Verbindung). Die Einwohnerzahl der Stadt belief sich 31. Dez. 1882 auf 196,989 (darunter 5981 Europäer, 65,799 Chinesen und 1179 Araber und sonstige Asiaten). Die mittlere Jahrestemperatur in Batavia beträgt 26° C. Die Tiefe der Bai, an welcher die Stadt liegt, beträgt nur 3-7 Faden, der Stadt zunächst sogar nur 2-4 Faden; seewärts nimmt sie allmählich zu bis zu 16 Faden und mehr. Da die Tiefe der Bai infolge der Anschwemmungen des Tschiliwung noch fortwährend abnimmt und nur Schiffe von geringem Tiefgang auf der innern Reede ankern können, sah sich die Regierung genötigt, östlich von der Mündung des Flusses bei Tandschong Priok einen großen Hafen anzulegen. Derselbe wird durch eine Eisenbahn, eine breite Fahrstraße und einen Kanal mit der Stadt in Verbindung gesetzt. Die Hafenbauten werden jetzt eifrig betrieben und sollen bis 1887 beendigt sein. Gegen das offene Meer ist die Bai durch Inseln und Bänke geschützt und daher ein sicherer Ankerplatz, der an 1200 Schiffe fassen kann. Die Inseln sind zum Teil bewohnt und wurden früher von der Indischen Kompanie zu Niederlagen, Werften etc. benutzt. Die wichtigste ist Onrust (Pulo Kapal), früher das allgemeine Arsenal der Kompanie, bis die Engländer (1800) die Werke und Gebäude darauf zerstörten, die später jedoch wiederhergestellt sind. Die Industrie Batavias beschränkt sich auf Kalkbrennerei, Ziegelfabrikation, Töpferei, Gerberei und Destillation von Arrak. Dagegen ist die Stadt in merkantiler Hinsicht noch immer sehr wichtig. Sie ist noch heute nicht nur der Hauptgeschäftsplatz der Insel Java, sondern das Zentrum der Handelsunternehmungen für das gesamte holländische Ostindien. Fünfmal monatlich gehen Dampfer nach Samarang und Surabaja und nach den dazwischenliegenden Plätzen, dreimal nach Singapur, zweimal nach Padang (Sumatra), einmal nach Billiton und Pontianak (Borneo), einmal nach Bandschermassing (Borneo), einmal nach Makassar, Timor, Amboina, Ternate etc. und einmal nach Brisbane (Queensland). Der berühmteste Exportartikel ist der Kaffee, welcher hauptsächlich hier nach den niederländischen Märkten (s. Amsterdam) verschifft wird; die Ernte, je nach den Jahrgängen sehr wechselnd, beträgt ca. 1 Mill. Ztr. Der Export von Reis beträgt ungefähr ebensoviel, die Zuckerproduktion 1½ Mill. Pikuls (à 62½ kg). Auch Indigo und Häute bilden starke Posten sowie Arrak, der weltberühmt ist und aus Rohzucker, Palmwein und Reis durch die Chinesen in großen Brennereien bereitet wird, Palm- und Kajeputöl, Tabak, Zinn (von Bangka), Pfeffer (von Sumatra, Borneo etc.), ferner Teakholz, Büffelhörner (nach Europa) und Büffelhäute (nach China), Thee und Chinarinde (beide erst seit neuerer Zeit auf Java heimisch), Kampfer, Kassia, Sandel- und Sapanholz, Rohr, Schildkrot, Tamarinden etc. Die Einfuhr besteht in europäischen Manufakten, Eisen, Luxusartikeln aller Art, Wein, Butter, Konserven etc. und Eis (aus Nordamerika). Die Zölle, bis 1866 sehr hoch, sind seither beträchtlich reduziert worden, hauptsächlich in Rücksicht auf die Differentialzölle. Die Gesamteinfuhr nach Batavia schlägt man auf 18-20 Mill., die Gesamtausfuhr auf 15-17 Mill. Gulden an, von welchen Summen ungefähr die Hälfte allein auf den Verkehr mit Holland zu rechnen ist. In hat die Hauptbank der Insel, die Bank von Java, ihren Sitz, die, 1827 mit einem Kapital von 2 Mill. Gulden errichtet, in einem ungemein blühenden Zustand sich befindet. Ebenso ist Batavia Sitz eines deutschen Konsuls. Eine Eisenbahn verbindet Batavia mit dem 62 km südlicher gelegenen Buitenzorg (s. d.). - Batavia wurde 1619 von den Holländern auf den Trümmern des ältern, vom Statthalter Coen eroberten javanischen Dschakatra gegründet; 1811 nahmen die Engländer die Stadt ohne Widerstand ein, gaben sie aber 1816 nach hergestelltem Frieden den Holländern zurück.
Die Umgegend von Batavia bildet die Residentschaft Batavia (s. Karte »Hinterindien«) mit einem Areal von 6974 qkm (126,8 QM.) und (1883) 919,376 Einw. (darunter 7957 Europäer und 72,035 Chinesen). Sie gehört zu den niedrigsten Landschaften der Insel, ist morastig und ungesund, ohne Waldungen, aber gut angebaut, reich an Obstbäumen und für die Kultur des Reises u. der Kokospalme besonders geeignet. Die Bevölkerung spricht malaiisch und die Sundasprache.