Generation. Endlich variieren auch die in der Regel stärker als die Stammformen. - Den durch Befruchtung gebildeten Bastardpflanzen sind
die durch Pfropfung entstandenen an die Seite zu stellen (Propfhybriden). Man erhält solche unter anderm bei verschiedenen
Kartoffelsorten, indem man knospentragende Keilstücke von Knollen der einen Art in entsprechende Stellen
einer zweiten Sorte einfügt. Die aus derartigen Knollen hervorgehenden Pflanzen stehen in ihren Merkmalen zwischen den beiden
Stammformen.
Andre Fälle von Pfropfhybridation bieten die sogen. Bizzaria-Orangen mit gemischten Charakteren der Orange und Zitrone, Cytisus
Adami, die pomachierten Abutilon etc. Die Kenntnis der Bastardpflanzen verdanken wir vorzugsweise den zahlreichen
Versuchen von Kölreuter (1761), Gärtner (»Methode der künstlichen Bastardbefruchtung«, Stuttg. 1849),
Wichura (»Die Bastardbefruchtung im Pflanzenreich«, Bresl. 1865),
(Basterner), alter, wahrscheinlich german. Volksstamm, erst auf der nördlichen Karpathenterrasse
bis zur Weichsel, später zwischen Borysthenes (Dnjepr) und Tyras (Dnjestr) seßhaft, kam frühzeitig mit
den Römern in feindliche Berührung. Aufgereizt durch den König Perseus von Makedonien, griffen sie 175 v. Chr. die Dardaner
im Zentrum der Hämushalbinsel an, um nach deren Vernichtung durch das Land der Skordisker nach Italien vorzudringen. Nach Vereitelung
dieses Plans erschienen 20,000 bastarnische Streiter als Bundesgenossen des Perseus wider die Römer 169. Später
fochten die Bastarner mit Mithridates gegen Pompejus, gegen den makedonischen Statthalter C. Antonius Hybrida und gegen M. Crassus, der
sie 30 v. Chr. aus Thrakien verdrängte und ihnen selbst jenseit der Donau mehrere Niederlagen beibrachte.
Unter Marcus Aurelius waren sie mit den Markomannen verbündet, später mit den Goten zu mehreren Raubzügen,
einmal selbst zur See. Kaiser Probus versetzte 100,000 Bastarner ins römische Gebiet. Seitdem verschwindet ihr Name, und an ihrer Stelle
treten die Goten mit jugendlicher Kraft auf. Die Bastarner waren ein wildes, kräftiges und mutiges Volk, das nur
vom Krieg lebte. Auf Wagen führten sie Gut, Weib und Kind mit. Ihre Hauptstärke war die Reiterei, welche mit leichten Fußtruppen
untermischt in den Kampf ging. Ein Zweig des großen Stammes waren die Peukiner auf der Insel Peuke (St. Georgsinsel), am Ausfluß
der Donau.
(lat. bastio, Halbturm), an den Ecken oder auch in den geraden Linien der Stadtmauer vorgebaute,
nach dem Graben oder dem Außenterrain zu halbrunde, nach der Stadtseite zu viereckige, die Mauer überragende hohe Türme mit
steinernen Brustwehren, Zinnenmauern, welche den Übergang der alten Städtebefestigung zum Bastionärtracee charakterisieren.
Auf ihrer Plattform konnte Geschütz aufgestellt werden, außerdem waren sie mit Geschützkasematten zur
Grabenverteidigung etc. versehen.
Albrecht Dürers Befestigungsentwürfe sind auf diese Befestigungsweise basiert.
(auch Mastianer genannt, wohl ein Teil
der Bastuler in Bätica), im Altertum ein Volk im
tarraconensischen Spanien, den Küstenstrich westlich von Carthago nova bis zum Gebirge Orospeda (Sierra Segura) im Innern bewohnend,
mit den Städten Basti (jetzt Baza), Eliocroca (jetzt Lorca) u. a.
ehemalige Hauptstadt der Insel Corsica, amphitheatralisch am Meer auf der Ostküste gelegen,
mit Wällen und Mauern umgeben und von einer starken Citadelle überragt. Bastia, so genannt nach einer von den Genuesen hier zuerst
angelegten Befestigung, verdankt seine Bedeutung seiner günstigen Lage an dem Italien nächsten Punkte der Insel, vermöge deren
es am frühsten mit Italien in Beziehungen trat. Der Hafen war zwar nicht einer der besten, aber einer
der besuchtesten und ist neuerdings durch Errichtung eines Molo so erweitert worden, daß er auch größere Schiffe aufnehmen
kann (1882 sind in diesen 824 Schiffe mit 200,574 Ton. eingelaufen).
Die Stadt trägt ganz genuesischen Charakter und hat außer dem schönen, 1 km langen Boulevard enge und
krumme Straßen. Sie wird in die Ober- und Unterstadt eingeteilt, hat 1 Kathedrale (jedoch keinen Bischof mehr), 8 andre Kirchen
und Kapellen. Unter den Gebäuden sind bemerkenswert: die Kirchen Ste.-Marie, St.-Jean, St.-Roche und La Conception, alle im
italienischen Stil ausgeführt und überreich dekoriert;
das neue Stadthaus, der Justizpalast und das
Theater, das Zivil- und das Militärhospital.
Auf der Place St.-Nicolas, welche das Meer beherrscht, steht das marmorne Standbild
Napoleons I. Die Stadt zählt (1881) 19,696 Einw., welche Antimonbergbau,
Schiffbau und Eisengießerei, Gerberei, Teigwarenfabrikation, Korallenfischerei und Handel mit diesen Produkten sowie mit Wein,
Südfrüchten und Öl betreiben. Bastia ist Hauptort eines Arrondissements und Kriegsplatz zweiter Klasse, Sitz
eines Appellhofs, eines Handelstribunals und mehrerer Konsulate, hat ein Lyceum, eine hydrographische Schule, eine öffentliche
Bibliothek von 25,000 Bänden, ein Naturalienkabinett und eine wissenschaftliche Gesellschaft (die einzige auf Corsica). Bastia wurde 1383 durch
den Genuesen Leonel Lomellino gegründet und war fast 400 Jahre hindurch der Sitz der genuesischen Gouverneure.
Als Corsica unter französischer Herrschaft 1791 in zwei Departements geteilt wurde, blieb Bastia der Hauptort des einen; allein
bei der Wiedervereinigung beider Teile (1811) wurde Ajaccio zur Landeshauptstadt erhoben.
1) Adolf, berühmter Reisender und Ethnograph, geb. zu Bremen, studierte in
Berlin, Heidelberg, Prag, Jena und Würzburg und ging als Schiffsarzt nach Australien. Er durchstreifte hier die Golddistrikte
und einen Teil des Innern, fuhr nach Neuseeland und von dort durch die Südsee nach Peru. Dann überstieg er die Andes und nahm
in der alten peruanischen Hauptstadt Cuzco sein Hauptquartier. Später finden wir ihn in Westindien, auf
dem Missouri und Mississippi, an den Pyramiden Mexikos und in Kalifornien.
Von hier aus ging er nach China, besuchte Hinterindien und den Malaiischen Archipel und verweilte längere Zeit in Kalkutta.
Dann befuhr er vier Monate lang auf einem kleinen Boote den Ganges, durchzog Dekhan und das Marathenland
und ging nach Bombay, von wo er sich nach Persien begeben wollte. Der zwischen England und Persien ausbrechende Krieg verhinderte
die Ausführung dieses Plans; dagegen besuchte er die Ruinen von Babylon und Ninive. Nachdem er Syrien und Palästina durchzogen,
ruhte
mehr
er einige Zeit in Kairo, fuhr dann den Nil hinauf, ritt durch die Wüste nach Kosseir am Roten Meer, schiffte nach Dschidda und
schloß sich in Mokka einer Karawane an, die nach Aden zog. Darauf ging er nach Mauritius und über das Kap der Guten Hoffnung
nach Loanda. Ins Innere der portugiesischen Besitzungen in Südwestafrika vorgedrungen, wagte er die Reise
nach der Königsstadt San Salvador, welche seit zwei Jahrhunderten kein gebildeter Europäer betreten. Dann segelte er an der
afrikanischen Küste hinauf nach der Insel Fernando Po, drang von dort in das Nigerdelta ein, bereiste Liberia, Sierra Leone und
Senegambien und kehrte nach achtjähriger Abwesenheit nach Europa zurück, wo er noch Portugal, Spanien, die
Türkei, Rußland, Schweden und Norwegen besuchte, ehe er nach Bremen heimkehrte. Bastian brachte eine große wissenschaftliche Ausbeute
zurück.
Als Vorläufer größerer Arbeiten ließ er erscheinen: »Ein Besuch in San Salvador, der Hauptstadt des Königreichs Congo« (Brem.
1859). Eine weitere Frucht dieser achtjährigen Reise war das ungemein gelehrte Werk »Der Mensch in der
Geschichte; zur Begründung einer psychologischen Weltanschauung« (Leipz. 1860, 3 Bde.).
Sogleich nach Vollendung dieser Arbeit trat er 1861 seine zweite große, diesmal fünfjährige Reise an. Nach längerm Aufenthalt
in London ging er nach Madras und von dort nach Rangun, fuhr den Irawadi hinauf und widmete sich in der Hauptstadt
des Birmanenreichs ein Jahr lang dem Studium der Sprache und Litteratur der Birmanen; dann ging er von Maulmain nach Bangkok,
studierte hier Sprache und Litteratur der Siamesen und wandte sich nun von Kambodscha nach Saigon, um sich
nach Singapur einzuschiffen. 1864 und 1865 reiste er durch den Archipel nach Japan und verfolgte den Überlandweg von Peking
durch die Mongolei und Sibirien nach dem Kaukasus.
Diesen Reisen entsprechend ist Bastians großes Werk, dessen Ausarbeitung er alsbald nach seiner Rückkehr begann, und das
erst 1871 vollendet wurde: »Die Völker des östlichen Asien«, angelegt. In sechs Bänden (Jena 1866-71)
führt es uns die gesamten Völker von Ostasien, namentlich nach der geschichtlichen, sprachlichen und religiösen Seite hin,
vor. Das Werk ist weniger eine Reisebeschreibung als eine kolossale Stoffansammlung von erdrückender Fülle, ungegliedert,
ohne jegliche Anmut der Darstellung, aber, wie alle seine auch später erschienenen Werke, von tiefster
Gelehrsamkeit strotzend. Bastian ließ sich in Berlin nieder, wo er sich an der Universität als Dozent für Erdkunde habilitierte
und zum Vorstand des ethnographischen Museums und der Gesellschaft für Erdkunde ernannt wurde.
Große Verdienste erwarb er sich neuerdings um das Zustandekommen der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung
Innerafrikas, als deren Vorsitzender er 1873 einen mehrmonatlichen Ausflug nach der afrikanischen Westküste unternahm, um
daselbst die Einbruchsstation bei Tschintschotscho zu errichten und Erkundigungen einzuziehen. 1875-76 machte er auf Veranlassung
des königlichen Museums in Berlin eine Reise nach den Küsten von Peru und Ecuador, ging durch Kolumbien nach
Guatemala, dann nach San Francisco, und nachdem er über Land durch die Union gereist, besuchte er auf dem Rückweg nach Europa
die Antillen. Er brachte die reichsten ethnographischen Sammlungen mit, mit deren Ordnung und Aufstellung er seitdem beschäftigt
war. Im Sommer 1878 trat er eine neue Reise auf dem Überlandweg durch Persien an, während welcher er namentlich
Assam und verschiedene der
indischen und ozeanischen Inselgruppen genau untersuchte, und von der er über Nordamerika und Westindien wieder
in Berlin eintraf.
Von seinen Schriften nennen wir noch: »Beiträge zur vergleichenden Psychologie« (Berl. 1868);
»Das Beständige in den
Menschenrassen und die Spielweite ihrer Veränderlichkeit« (das. 1868);
die Vorträge »Mexiko«, »A. v. Humboldt« (1869);
»Sprachvergleichende
Studien, besonders auf dem Gebiet der indochinesischen Sprachen« (Leipz. 1870);
»Die Rechtsverhältnisse bei verschiedenen Völkern« (Berl.
1872);
»Geographische und ethnologische Bilder« (das. 1873);
»Offener Brief an Herrn Professor E. Häckel« (das.
1874),
worin Bastian als Gegner des extremen Darwinismus auftritt;
»Die deutsche Expedition an der Loangoküste Afrikas« (Jena 1874, 2 Bde.);
»Schöpfung oder Entstehung« (das. 1875);
»Die Vorstellungen von der Seele« (Berl. 1875);
»Die Kulturländer des alten Amerika«
(das. 1878, 2 Bde.);
»Die heilige Sage der Polynesier« (Leipz. 1881);
»Vorgeschichte der Ethnologie« (Berl.
1881);
»Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen« (das. 1881);
»Der Buddhismus in seiner Psychologie« (das.
1882);
»Zur naturwissenschaftlichen Behandlung der Psychologie« (das. 1883);
»Völkerstämme am Brahmaputra« (Leipz. 1883);
»Inselgruppen in Ozeanien« (das. 1883);
»Zur Kenntnis Hawaiis« (Berl.
1883);
»Allgemeine Grundzüge der Ethnologie« (das.
1884);
»Religionsphilosophische Probleme« (das. 1884);
»Indonesien oder die Inseln des malaiischen Archipels« (das. 1884 ff.);
»Der Fetisch an der Küste Guineas« (das. 1885) u. a. Seit 1869 gibt Bastian im
Verein mit Virchow und Rob. Hartmann die »Zeitschrift für Ethnologie« heraus.
2) Henry Charlton, Mediziner, geb. zu Truro, wurde 1867 Professor der pathologischen Anatomie in
London, 1868 Assistent am Hospital für Gelähmte und Epileptische, 1871 Arzt am Hospital der Universität. hat besonders die Pathologie
des Nervensystems bearbeitet und gilt als Autorität auf diesem Gebiet. Er schrieb: »The modes of origin of
lowest organisms« (Lond. 1871);
»The beginnings of life« (1872, 2 Bde.);
»Clinical lectures on the common forms of paralysis« (1875);
»The brain as an organ of mind« (1880; deutsch, Leipz.
1882).