Eine
Konferenz der dem
Bistum Basel nun
AngehörigenKantone, denen sich auch andre anschlossen, 1834 zuBaden
[* 12] im Aargau,
welche den
Zweck hatte, ein schweizerisches Erzbistum zu errichten, scheiterte an der
Opposition der ultramontanen
Geistlichkeit,
welche das
Volk gegen die Neuerer aufhetzte. Als aber 1871 der
Bischof Lachat sich den
Anordnungen der Diözesankantone widersetzte,
wurde er von der Mehrheit der erstern 1873 abgesetzt und von seinem Sitz verwiesen, wogegen Luzern
und Zug
protestierten.
Auf diese
Kantone blieb die bischöfliche
Gewalt Lachats beschränkt.
Erst 14. Dez. fand die erste
Session statt, in welcher Ausrottung der Ketzereien, Vereinigung aller christlichenVölker
in der allgemeinen katholischen
Kirche, Beilegung der
Kriege zwischen christlichen
Fürsten und eine
Reformation der
Kirche an
Haupt undGliedern als
Zweck der Versammlung beschlossen wurden. Diese
Tendenzen erfüllten den
Papst mit solchen Besorgnissen,
daß er schon 18. Dez. unter nichtigen Vorwänden das
Konzil auflöste und nach anderthalb
Jahren nach
Bologna
berief. Allein von
Fürsten und
Bischöfen ermutigt, widerstanden die
Väter des
Konzils allen
Drohungen und Strafdekreten des
Papstes und erklärten in der zweiten
Sitzung ausdrücklich, daß eine rechtmäßige
Kirchenversammlung von niemand,
auch nicht vom
Papst, ausgelöst werden dürfe. In der dritten
Session erging eine
Ladung an den
Papst, die
Auflösung zurückzunehmen und binnen drei
Monaten vor dem
Konzil sich zu stellen. Vergeblich protestierten die päpstlichen
Gesandten, als das
Konzil eine etwanige Erledigung des päpstlichen
Stuhls in Aussicht nahm, die
Rechte der Versammlung immer
mehr erweiterte und sicherte, sogar in der achten
Session eine letzte
Frist stellte, nach
welcher der Absetzungsprozeß eröffnet werden sollte.
Eugen, zugleich von den
Römern¶
mehr
bedrängt, mußte nachgeben. Inzwischen hatte sich das Konzil eine neue, zweckmäßige Geschäftsordnung gegeben. Es sollte
nicht wieder, wie in Konstanz,
[* 23] nach Nationen abgestimmt werden, sondern aus allen Nationen und Rangstufen wurden vier Deputationen
(für Glaubensangelegenheiten, Friedensangelegenheiten, Kirchenreform, Konziliengeschäfte) gebildet, welche die Beschlüsse
der Generalversammlung vorzubereiten hatten. Die Aussöhnung mit den Böhmen betrieb das Konzil mit großem
und erfolgreichem Eifer.
Auf eine zweite milde Einladung erschienen endlich Anfang Januar 1433 böhmische Abgeordnete, durch einen Geleitsbrief des
Konzils gesichert, zu Basel.
Aber trotz monatelanger Disputationen kam eine Vereinigung noch nicht zu stande; die Böhmen verließen
Basel
wieder, und erst wurden durch Abgesandte des Konzils die Prager Kompaktaten (auch BaselerKompaktaten
genannt) mit den Kalixtinern, der gemäßigtsten und zahlreichsten Partei der Hussiten (s. d.), abgeschlossen.
Durch die bisherigen Erfolge ermutigt, schritt die Versammlung zu der seit langer Zeit sehnlichst begehrten durchgreifenden
Kirchenreformation. In der 20. Session wurde das eigentliche Reformationswerk damit begonnen,
daß strenge Verfügungen gegen das Konkubinat der Kleriker, gegen vorschnelle Verhängung des Interdikts und gegen leichtsinnige
Appellationen erlassen wurden. In der 21. Session(9. Juni) wurden die Annaten (s. d.) unter Androhung der auf die Simonie gesetzten
Strafen verboten.
In der 23. Session schritt die Versammlung zur Reformation des päpstlichen Stuhls, des Kardinalkollegiums
und ihrer Gerechtsame. Dieses rücksichtslose Vorgehen rief aber im Konzil selbst eine römische Partei hervor, indem die Prälaten
durch das Übergewicht der demokratischen (französischen) Partei unter dem KardinalLouis d'Allemand ihre eigne Stellung gefährdet
sahen. Der Zwiespalt zwischen Papst und Konzilsvätern brach aus, als die Griechen die Vereinigung mit
der römischen Kirche zur Sprache
[* 24] brachten und der PapstFerrara,
[* 25] die Konzilspartei aber Basel
oder Avignon zum Verhandlungsort forderte.
Das Konzil beschied in der 26. SessionEugen IV. zur Verantwortung vor, und in der 28. Session(1. Okt.) nahm
der Prozeß gegen denselben seinen Anfang. Der Papst aber hatte unterdessen das Konzil von Basel
nach Ferrara verlegt und ließ seine
Synode hier eröffnen. Die Folge dieses Schrittes war, daß das in der baseler Konzilin der 31. Session(24. Jan.) den Papst von seinem Amt
suspendierte. Dies war zugleich die letzte Sitzung, in welcher noch einige reformatorische Beschlüsse
gefaßt wurden. Von jetzt an wurde die Thätigkeit der Versammlung ausschließlich von den Streitigkeiten mit dem Papst in
Anspruch genommen. Im Interesse der weltlichen Fürsten lag es, ihren Landeskirchen die Baseler Reformationsbeschlüsse zu sichern,
zugleich aber das drohende Schisma abzuwenden. König Karl VII. von Frankreich ließ demnach durch die Pragmatische Sanktion
(s. d.) von Bourges die reformatorischen Beschlüsse des Konzils von der französischen Kirche annehmen. In Deutschland kamen
trotz der vom Reich zwischen Papst und Konzil beobachteten Neutralität durch eine von Kaiser und Reich zu Mainz
[* 26] vollzogene
Acceptationsurkunde die von den Baselern erkämpften Vorteile mit wenigen Einschränkungen ebenfalls zur
Geltung.
Das Konzil aber schritt auf der betretenen Bahn entschlossen vor, sprach in der 34. Session nach heftigen Debatten
über EugenIV. das Absetzungsurteil aus
und ließ durch ein von ihm zusammengesetztes Konklave einen neuen Papst,
HerzogAmadeus von Savoyen, als Felix V. wählen Dieser fand nur von seiten der SchweizAnerkennung. Selbst das Konzil
geriet mit dem neuen Papst in heftigen Streit, da beide Teile sich in ihren gegenseitigen Erwartungen getäuscht sahen.
Die schnell zur Ohnmacht herabgekommene Versammlung hielt ihre 45. und letzte Session, worin
Lyon
[* 27] zum Versammlungsort eines neuen, binnen drei Jahren zu berufenden Konzils bestimmt, für jetzt aber die Versammlung zu
ihrer größern Sicherheit nach Lausanne
[* 28] verlegt wurde. Aber nur wenige von den in Basel
versammelt gewesenen Vätern hielten noch
eine Zeitlang in Lausanne aus. Die Spaltung endete 1449 mit der Annahme der von Nikolaus V. dargebotenen
Friedensbulle und der freiwilligen Auflösung der Versammlung.
Felix V. legte seine Würde (1449) nieder und wurde Kardinal. Den Konzilsvätern ließ der heilige Vater Verzeihung angedeihen.
So endigte auch der letzte Versuch, die alte Kirche auf ihren bisherigen Grundlagen zu reformieren. Das
wenige, was gewonnen war, wußte ein fein angelegtes Ränkespiel durch das WienerKonkordat 1448 der deutschen Nation von neuem
zu entziehen.