einem
Zweig (Weezen-Haste ^[richtig: Weetzen-Haste]) der Preußischen Staatsbahn, mit
Pfarrkirche, evangelischem Damenstift
im ehemaligen, um 1200 gestifteten
Augustiner-Nonnenkloster,
Papier-, Ölfabrik, Steinkohlengruben und wichtigen Sandsteinbrüchen
in der
Wälderformation und (1880) 2907 Einw.
der dem männlichen
Geschlecht des
Menschen und einiger andrer
Säugetiere eigentümliche Haarwuchs,
welcher beim
Eintritt in das mannbare
Alter auf und unter dem
Kinn, auf dem hintern Teil der
Backen und über der Oberlippe als
Lippen- oder Knebelbart (Schnurrbart), Backenbart, Kinnbart und Kehlbart erscheint. Die Barthaare (über ihren
Bau s.
Haare)
[* 4] sind starrer als die Haupthaare und richten sich in derFarbe nicht immer nach letztern. Der Rotbart ist
den nördlichen
Ländern eigentümlich, eine
Abart des schwarzen
Bartes ist der
Blaubart. Ein Bart aus zarten, wenig gefärbten
Haaren heißt Milchbart.
BeimWeib ist ein Bart nur ausnahmsweise entwickelt. Die kaukasische
Menschenrasse besitzt den stärksten
Bartwuchs; die
Mongolen und
Neger, besonders die Amerikaner, haben einen sehr geringen. - Einen Bart besitzen
auch manche
Affen
[* 5] (s. d.) sowie der Ziegenbock. - »Bart« der
Auster,
[* 6] s. d.
Der Wert des menschlichen
Bartes wurde bei den verschiedenen Völkern verschieden angeschlagen. Meist galt er als Zeichen
der Männlichkeit, obwohl er kein
Beweis dafür ist, sowenig als das Fehlen des
Bartes durchaus fehlende
Männlichkeit anzeigt. Im
Orient stand er von alters her hoch in
Ehren, und mit Ausnahme der Ägypter, die nur einen schmalen
und kurzen am
Kinn stehen ließen, wurde er allgemein in vollem Wuchs getragen. Die
Hebräer gaben demselben durch Abstutzen
verschiedene Gestalten, salbten ihn fleißig und hielten einen solchen für die größte Zierde des
Mannes.
Daher war es eine
Beschimpfung, wenn jemand unfreiwillig der Bart abgeschoren ward. In der
Trauer raufte oder schnitt man die
Barthaare ab oder ließ den Bart ungereinigt. Sklaven durften gar keinen Bart tragen, denn der Bart war
zugleich das Zeichen des freien
Mannes.
GleicheGrundsätze galten durch den ganzen
Orient. Auch die Griechen
betrachteten in den ältern
Zeiten den Bart als einen
Würde verleihenden
Schmuck des reifern männlichen und des
Greisenalters.
Man ließ den Bart um
Wangen,
Lippen und
Kinn wachsen.
Cyniker,
Philosophen und dergleichen Leute trieben mit dem Bart, dessen langem Wuchs und Struppigkeit
eine gewisse Koketterie. Erst durch
Alexander d. Gr. wurde das Bartscheren üblich. Die neue, vermutlich aus dem
Orient und
Ägypten
[* 7] entlehnte
Sitte fand zwar in manchen
Staaten heftigen
Widerstand, und besondere
Gesetze verboten das Bartabnehmen; trotzdem
aber gewann sie rasche Verbreitung. Das
Gewerbe der
Barbiere war daher bei den Griechen ein sehr gewöhnliches
und wichtiges und die Barbierstuben die
Quelle
[* 8] der Stadtneuigkeiten und des Stadtklatsches.
Alexanders Nachfolger blieben dieser
Sitte auch für ihre
Person treu, und seitdem erscheinen die Bildnisse aus den makedonischen
Dynastien mit wenigen Ausnahmen bartlos. Ebenso sind auch die Bildnisse von
Dichtern, wie Menander,
Ärzten,
wie
Asklepiades,
Philosophen, wie
Aristoteles, ohne Bart. Die
Sophisten behielten indes die frühere
Sitte noch bei. Die
Römer
[* 9] trugen
den Bart unrasiert bis 300
v. Chr., in welchem Jahr zuerst P. Ticinius
Mena einen Tonsor, d. h.
Barbier, aus
Sizilien
[* 10] nach
Rom
[* 11] brachte.
ScipioAfricanus war der erste, welcher sich täglich rasieren ließ. Seitdem folgten die meisten diesem
Beispiel.
Daher erscheinen die Bildnisse aus dem letzten
Jahrhundert der
Republik und bis
Hadrian fast durchgängig bartlos; in
den niedern
Ständen aber wurde das
Rasieren nicht ganz allgemein, und außerdem pflegten junge Stutzer den Bart nur teilweise
zu scheren und zu besonders zierlichen
Formen zuschneiden zu lassen. Sonst ließen die höhern
Stände
in
Rom nur bei
Trauer den Bart wachsen (barba promissa).
Der
Tag der ersten Bartabnahme war ein Festtag, weil der
Jüngling dadurch zum Mann wurde. Das abgeschnittene
Haar
[* 12] pflegte man
einer
Gottheit zu weihen.
Hadrian war der erste, der sich den Bart wieder wachsen ließ, um die
Muttermale
im
Gesicht
[* 13] zu verbergen; nach ihm wurde dies wieder allgemein üblich. Wie bei den ältern
Germanen, den Westgoten und Burgundern
das Abscheren des
Bartes ein Zeichen der Unfreiheit und des Verlustes der
Ehre war, so trugen auch die Edlen der
LangobardenLocken und langen Bart bei geschornem Hinterkopf, die
Franken zur Zeit der
Merowinger kurzen Vollbart.
Unter
Karl d. Gr. trugen die Vornehmen höchstens einen Schnurrbart, das
Volk vollen Bart. Bei den
Sachsen
[* 14] und
Franken kam um die
Mitte des 10. Jahrh. der Bart als Auszeichnung der höhern
Stände wieder in
Aufnahme und erhielt sich als
solche, teils kurz, teils lang getragen, bis zum 12. Jahrh.
Später herrschte fast das ganze
Mittelalter hindurch bei den gebildeten
Ständen im allgemeinen die Bartlosigkeit, nur ältere
Männer trugen oft einen Vollbart. Während man also im
Occident mehr
dahin neigte, den Bart ganz oder teilweise zu scheren, hielt man dagegen im
Orient den Bartschmuck für
unveräußerlich.
Peter d. Gr. besteuerte die Bärte, um die
Russen äußerlich zu zivilisieren; nur die
Bauern und
Geistlichen durften den Bart unbesteuert
tragen. Daß
Philipp V. von
Spanien
[* 16] das Abnehmen des
Bartes begünstigte, erregte Unzufriedenheit beim
Volk.
Unter
Ludwig XIV. waren die Schnurrbärte in großer
Gunst, und sowohl der König selbst als
Turenne,
Condé,
Colbert,
Corneille,
Molière etc. gefielen sich in dieser
Mode. Bis zum Ende des 17. Jahrh. trugen auch die protestantischen
Geistlichen Schnurr-
und Zwickelbärte; dieselben verschwanden aber mit dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrh.
In Rußland, teilweise auch in
Polen,
Galizien und
Ungarn
[* 17] trägt heute noch der
Bauer seinen vollen auch die russischen Landgeistlichen
(Popen) tragen volle Bärte. Besondere Regulierungen mußte
¶
mehr
der Bart beim Militär durchmachen. So war in der englischen Armee der Schnurrbart bis 1840 verbannt, seitdem ist er gesetzlich
eingeführt. Der Henri quatrewar inFrankreich früher sehr üblich, unter dem zweiten Kaiserreich der Kinnbart à laNapoleon
III. Seit 1848 wurde das Barttragen allgemein, auch beim Militär. Indessen wurden bald die Bärte, namentlich
die sogen. Demokratenbärte, politisch verdächtig, und so wurde bei dem Militär jene Freiheit des Barttragens wieder beschränkt;
in Hessen-Kassel war sogar unter FriedrichWilhelmI. den Zivilbeamten das Tragen eines Vollbartes verboten.
Als Kuriosum mag noch erwähnt werden, daß vor 1848 den Militärpersonen in Kurhessen vorgeschrieben ward,
ihren in Form eines W zu tragen. In Deutschland
[* 19] ist in neuester Zeit besonders der Vollbart sehr gewöhnlich geworden. In
Polen und besonders in Ungarn blühen die Schnurrbärte. Der ganze Orient ist dem Bart treu geblieben. Der Mohammedaner schwört
beim Bart des Propheten und bei seinem eignen, und über das Kinn des Sultans darf kein Schermesser gehen.
Vgl. außer den größern Werken über Kostümkunde: Dulaure, Pogonologie (Par. 1786);
»Geschichte des männlichen Barts bei
allen Völkern« (a. d. Franz., Leipz. 1787);
Von den Engländern gefangen genommen und nach Plymouth
[* 24] gebracht, entwich er auf einem Fischernachen nach Frankreich. 1696 empfing
ihn Ludwig XIV. mit Auszeichnung zu Versailles;
[* 25] da aber der König dabei wiederholt von Barts Gefangenschaft sprach, eilte dieser
nach Dünkirchen und unternahm trotz der englischen Blockade eine glückliche Kreuzerfahrt, worauf ihn
Ludwig XIV. 1697 in einer persönlichen Audienz zum Kommandeur eines Geschwaders ernannte. Bart dankte bloß mit den Worten: »Sire,
Sie thun wohl daran«. Sein derbes, freimütiges Benehmen erregte den Spott des Hofs, wurde aber vom König gern gesehen und
verteidigt. Bart starb in Dünkirchen, wo ihm ein Denkmal errichtet wurde.
Vgl. de la Landelle,
Jean et son fils (Par. 1874);