sogen. dynastischen Opposition, welche die Aufrechterhaltung der Orléansschen Dynastie, aber auch die freisinnige Entwickelung
der Verfassung erstrebte. Von hoher Bedeutung ward Barrots Wirksamkeit, als 1847 die auf die Erweiterung des Wahlrechts gerichtete
Reformbewegung begann. Barrot unterzeichnete im Februar 1848 die Einladung zum Reformbankett und die Anklageschrift gegen Guizot.
Trotz der entschiedenen Abneigung, die der König gegen Barrot empfand, berief er ihn, hauptsächlich
auf Thiers' Drängen, 24. Febr. zum Ministerpräsidenten.
Als solcher bewies Barrot sogleich seine Unfähigkeit, indem sein erster Schritt darin bestand, in Gemeinschaft mit Thiers den König
zum Zurückziehen der Truppen zu bewegen, was dem Julithron den letzten Stoß gab. Nach der Flucht des Königs
beantragte in der letzten Sitzung der Deputiertenkammer die Regentschaft zu gunsten des Grafen von Paris, wurde aber damit zurückgewiesen.
Er schloß sich nun der Republik an, ward für das Departement Aisne Mitglied der konstituierenden Nationalversammlung, dann
der Legislative und bei der Bildung des ersten Ministeriums Ludwig Bonapartes, Präsident des Ministerrats
und Siegelbewahrer. Um Ruhe und Ordnung herzustellen, sprach er gegen Amnestie, unterdrückte die Klubs, beschränkte die Preßfreiheit
und das Vereinsrecht. Er dankte ab, erkannte aber die Pläne Napoleons nicht, ließ sich durch den Staatsstreich
völlig überraschen und wurde verhaftet, doch bald wieder in Freiheit gesetzt.
Während des zweiten Kaiserreichs nahm er kein Staatsamt und kein Abgeordnetenmandat an. Nachdem er 1870 bei dem liberalen
Umschwung in der Regierung des Kaiserreichs den Vorsitz in der Dezentralisationskommission übernommen hatte, wurde er bei
der Wahl des neuen Staatsrats im Juli 1872 gewählt und durch Dekret vom 27. Juli zum Vizepräsidenten des
Staatsrats ernannt. Er starb in Bougival bei Paris. Nach seinem Tod erschienen »Mémoires posthumes« (Par. 1875-76, 4 Bde.).
- Barrot hatte zwei jüngere Brüder, Adolphe (geb. 1801, gest. welcher in den
diplomatischen Dienst eintrat und zuletzt 1858-64 Gesandter in Madrid war, und Victorin Ferdinand (geb. 1806), der sich Napoleon
III. anschloß und nach dem Rücktritt seines Bruders Odilon Minister des Innern, 1850 Gesandter in Turin, dann Mitglied
des Staatsrats und Senator wurde und von 1877 bis zu seinem Tod wieder lebenslängliches Mitglied
des Senats war.
(spr. barro), Fluß in Irland, nächst dem Shannon der größte des Landes, entspringt in der Queen's County, in
den Slieve-Bloombergen, wird bei Athy, 96 km oberhalb seiner Mündung, schiffbar, verstärkt sich durch die von W. kommenden
Nore und Suir und ergießt sich nach einem Laufe von 191 km in den Hafen von Waterford.
Sein Flußgebiet hat
ein Areal von 9327 qkm (169,4 QM.).
in Furneß, spr. barro), Stadt im nördlichen Lancashire (England), am Meer, der Insel Walney gegenüber, 1861 noch
ein unbedeutendes Dorf, jetzt wichtige Industriestadt, die 1881: 47,100 Einw.
zählte. Die Eisenhütten und Stahlwerke gehören jetzt zu den bedeutendsten in ganz England, und die Jutespinnerei soll die
größte der Welt sein. Wichtig sind ferner die Schiffswerften (die über 4000 Menschen beschäftigen) und die Maschinenbauwerkstätten.
Die Docks haben eine Wasserfläche von 150 Hektar. 3 km von ihnen springt Piel Pier ins Meer vor. Zum Hafen
gehören (1883) 151 Seeschiffe von
71,725 Ton. Gehalt. 1883 liefen 2270 Schiffe von 543154 T. ein, 2315 von 575,350 T. aus. Wert der
Einfuhr (vom Ausland) 532,207, der Ausfuhr 878,540 Pfd. Sterl. Barrow ist Sitz eines
deutschen Konsuls.
(spr. -ro), 1) Isaak; Theolog und Mathematiker, geb. 1630 zu London, studierte in Cambridge
und ging 1655, unter Cromwell royalistischer und arminianischer Grundsätze wegen verdächtigt, über Frankreich und Italien
nach Smyrna und Konstantinopel und kehrte durch Deutschland und Holland zurück. 1661 wurde er Professor der griechischen Sprache
zu Cambridge, 1662 Professor der Philosophie und 1664 der Mathematik. 1669 überließ er letztere Professur
an seinen Schüler Newton, widmete sich dann ausschließlich der Theologie, wurde 1670 Doktor derselben, 1675 Kanzler der Universität
Cambridge und starb zu London, wo er in der Westminsterkirche beigesetzt wurde. Sein Ruhm gründete sich vorzüglich
auf seine mathematischen und optischen Untersuchungen, welche in den »Lectiones
geometricae« (Lond. 1670) und den »Lectiones
opticae« (das. 1669) enthalten sind.
Die ersten betreffen besonders die Eigenschaften der krummen Linien, und seine Methode, mittels des später sogen. Differentialdreiecks
Tangenten an Kurven zu ziehen, war eine der Veranlassungen zur Erfindung der Differentialrechnung. Die letztern gaben
zuerst allgemeine Formeln für die Bestimmung der Brennpunkte dioptrischer Gläser. Außerdem übersetzte Barrow den Euklides ins
Lateinische (Lond. 1675). Seine mathematischen Schriften gab zuletzt Whewell (Lond. 1861) heraus, die theologischen, moralischen
und poetischen Tillotson (1685, 3 Bde., u.
1741) und Napier (das. 1859, 9 Bde.).
2) Sir John, Baronet, bedeutender geograph. Schriftsteller, geb. zu Dragleybeck
in Lancashire, widmete sich von früher Jugend an dem Studium der Erdkunde, Mathematik und Astronomie, lehrte letztere Wissenschaft
von 1786 bis 1791 in der Akademie zu Greenwich und machte als Lord Macartneys Privatsekretär dessen Gesandtschaftsreise nach
China mit. Auf dieser Reise war ein sorgfältiger, durch reiche Vorkenntnisse unterstützter Beobachter
und besuchte auch Kochinchina.
Seine »Travels to China« (Lond. 1804; deutsch, Weim. 1804-1805) übertreffen
die Werke seiner Reisegefährten an Gründlichkeit und Reichtum der Nachrichten, und nicht minder bedeutend ist seine »Voyage
to Cochinchina« (Lond. 1806; deutsch, Weim. 1808). Als später
Lord Macartney Gouverneur des Kaplandes wurde, trat Barrow wieder in sein früheres Verhältnis zu ihm, benutzte
seinen Aufenthalt in Südafrika zu ausgedehnten Wanderungen ins Innere und gab in den »Travels in the interior of Southern
Africa« (Lond. 1801-1803, 2 Bde.;
deutsch, Weim. 1801-1805, 2 Bde.) zuerst
eine genauere Übersicht des Gebiets der dortigen europäischen Kolonien bis an den Oranjefluß. Nach England
zurückgekehrt, wurde er zum Sekretär der Admiralität ernannt (1804), welche Stelle er fast 40 Jahre lang bekleidete. Seine
treffliche Übersicht der wichtigsten Nordpolreisen: »A chronological history of voyages into the arctic regions« (Lond.
1818, 2 Bde.; neue Ausg. 1846) war
der Anlaß, daß von seiten Englands die Nordpolfahrten wieder aufgenommen wurden. Auch gab Barrow die erste
Anregung zur Gründung der »Geographischen Gesellschaft« in London, deren Vizepräsident er wurde. Außer »The life of Macartney«
(Lond. 1807, 2 Bde.) schrieb er noch
eine Reihe von Biographien englischer Seehelden (Howe,
mehr
Drake, Sidney Smith etc.),
woran sich die »Memoirs of naval worthies of Queen Elisabeth's reign« (das. 1845) schlossen. Unter
Peel 1835 zum Baronet erhoben, zog er sich 1845 aus dem Staatsdienst zurück. Er gab noch »An autobiographical memoir« (Lond.
1847) und »Sketches of the Royal Society« (das. 1849) heraus und starb in London. - Sein Sohn
John Barrow, geb. war eine Zeitlang Vorstand des Archivs der Admiralität und hat sich als Tourist und Reiseschriftsteller
bekannt gemacht durch: »Excursions in the North of Europe« (Lond. 1834);
»A visit to Iceland« (das. 1835; deutsch, Stuttg.
1836);
»A tour in Austrian Lombardy etc.« (Lond. 1841);
»Summer tours in Central Europe« (das. 1857).
Später
gab er Cooks »Voyages of discovery« (Edinb. 1860) heraus.