Mitglied des Stadttheaters zu Frankfurt a. M., engagierte er sich 1875 am Stadttheater zu Hamburg, wo er zugleich als Schauspieldirektor
thätig war und bis 1880 blieb. In den nächsten Jahren trat Barnay fast nur in Gastrollen auf (so 1881 mit den »Meiningern« in London). 1883 wurde
er als Societär Mitbegründer des »Deutschen Theaters« in Berlin, trat aber 1884 aus diesem Verband, um
sich ausschließlich dem Gastspiel zu widmen. Seine Hauptrollen sind: Uriel Acosta, Holofernes, Tell, Essex, Egmont, Graf Waldemar,
Othello, Antonius u. a. Um seinen Stand hat sich ein bleibendes Verdienst durch die Gründung der »Genossenschaft deutscher Bühnenangehörigen«
erworben.
(spr. barns), 1) (Bernes, Berners) Juliana, eine der frühsten Schriftstellerinnen Englands, nach gangbarer Überlieferung
Tochter von Sir James Berners, der unter der Regierung Richards II., vorher dessen Günstling, 1388 enthauptet wurde, Priorin
des Klosters Sopewell bei St. Albans; starb nach 1460. Sie liebte das Weidwerk, insbesondere die Falkenbeize, die Fischerei und
die Wappenkunde und schrieb über diese Gegenstände zum Teil in Versen das jetzt in seiner ersten Ausgabe überaus seltene
Werk »The bokys of Hawkyng and Huntyng and also of Cootarmuris« (St. Albans 1486, gotisch mit Holzschnitten), das nur noch
in zwei vollständigen Exemplaren bekannt ist, eine der köstlichsten Perlen für die britische Bibliomanie.
In den spätern Ausgaben wurde das um 1441 geschriebene Buch über Wappenkunde hinzugefügt. Auch die neueste Auflage (Lond.
1811) ist eine Seltenheit, da nur 150 Exemplare gedruckt wurden.
2) Barnaby, ein durch seine Beziehungen zu Shakespeares Zeitgenossen bemerkenswerter engl. Dichter, um 1569 als der jüngere
Sohn des Bischofs von Durham, Richard in der Grafschaft York geboren, bezog 1586 die Universität Oxford, verließ
sie jedoch vor dem Abschluß seiner Studien und ging 1591 mit dem Earl of Essex nach Frankreich. Er kehrte bald zurück; wann
er starb, ist nicht zu ermitteln. Von ihm wurden gedruckt: »Parthenophil and Parthenope« (wahrscheinlich
Lond. 1593),
Oden, Elegien, Madrigale und Sonette, von denen er mehrere dem Earl of Southampton, der Gräfin Marie Pembroke und andern
bei Hof beliebten Persönlichkeiten widmete;
»A divine centurie of spirituall sonnetts« (1595; neu gedruckt in »Heliconia«, 2. Bd.);
»Four bookes of offices« (1606),
ein höfisches Handbuch;
»The devil's charter, a tragaedie« (1607),
gegen Papst Alexander VI. gerichtet. Barnes zeichnete sich durch Witz und glückliche Handhabung der Sonettform aus.
3) William, engl. Dialektdichter und Philolog, geb. 1810 zu Rushhay
Bagber im Thal von Blackmore (Dorsetshire), studierte erst spät, ward Mitglied des St. John's College zu Cambridge und erwarb
sich dort den Grad eines Bachelor. 1847 ward er Hilfsprediger von Whitcombe (Dorset), 1862 Pfarrer zu Winterbourne Came in der
Diözese von Salisbury. Seit 1861 bezieht er eine Pension aus der königlichen Zivilliste. Als Dialektdichter war Barnes zuerst 1844 mit
den »Poems of rural life in the Dorset dialect« (neue Ausg. 1879) aufgetreten, an die sich folgende
ähnliche Werke anschlossen: »Poems, partly of rural life« (1846);
»Homely rhymes« (1859);
»Song of Solomon in the Dorset
dialect« (1859);
»Rural poems in the Dorset dialect«, zweite und dritte Sammlung (2. Aufl. 1863 u.
1869);
»Poems of rural life in common English« (1866).
In dieser Gattung
von Poesie steht Barnes einzig in der
englischen Litteratur da und weiß wie kein andrer das Leben und Treiben der Landbewohner, speziell von Dorsetshire, lebenswahr
und originell zu schildern. Auf philologischem Gebiet hat Barnes außer Arbeiten über den Dorsetdialekt noch eine Reihe sprachvergleichender
Schriften veröffentlicht: »A philological grammar, grounded upon English and formed from a comparison
of more than 60 languages etc.« (1854);
»Notes on ancient Britain and the ancient Britons« (1858);
»Tiw, or a view of the roots
and stems of the English as a Teutonic tongue« (1862);
»Early England and the Saxon English« (1869) u. a.
(Chipping- oder High-Barnet), Marktflecken in Hertfordshire (England), nordwestlich von London, hat berühmte Viehmärkte
und (1881) 4095 Einw. Dabei ein Obelisk zur Erinnerung an die Schlacht von Barnet in welcher Eduard IV. den Grafen Warwick,
den Führer der Lancasterschen Partei, besiegte.
Marktflecken in der niederländ. Provinz Geldern, 30 km nordwestlich von Arnheim, an der
Eisenbahn Amsterdam-Winterswijk, hat ein Schloß, Papierfabriken, wichtige Vieh- und Pferdemärkte und (1879) 6576 Einw.
In der Kirche einige schöne Grabmäler.
Jules Romain, franz. Gelehrter und Politiker, geb. zu Lille, besuchte die Normalschule
zu Paris, wurde 1851 Professor der Philosophie in Rouen und wirkte seit 1861 in gleicher Eigenschaft an der Akademie zu Genf.
Hier war
er auch bei der Organisation der internationalen Friedenskongresse beteiligt. 1870 kehrte er nach Frankreich zurück, wo er
eine Zeitlang Generalinspektor des Sekundärunterrichts war und das »Bulletin de la République« redigierte.
Im J. 1872 wurde er vom Departement Somme in die Kammer gewählt; er starb in Mers (Somme). hat das Verdienst, die Kantsche
Philosophie zuerst in ihrer Totalität in Frankreich eingeführt zu haben und zwar durch eine Reihe von Publikationen, die nicht
nur die wörtliche Übersetzung der Hauptwerke des deutschen Philosophen, sondern auch eine eingehende
kritische Analyse derselben enthalten. Zuerst erschien: »Critique du jugement« nebst den »Observations
sur le sentiment du beau et du sublime« (Par. 1836);
dann die »Critique de la raison pratique«, der die »Fondements
de la métaphysique des mœurs« (das. 1848) vorangestellt sind, und
»Métaphysique des mœurs«, enthaltend die »Éléments métaphysiques de la doctrine de la vertu« nebst kleinern Schriften,
wie »Essai sur la paix perpétuelle«, dem »Traité de pédagogie« (das. 1853).
Außerdem veröffentlichte er unter dem Titel:
»Philosophie de Kant« eine Prüfung der »Kritik der Urteilskraft« (Par. 1850) und eine gleiche der »Grundlegung
der Metaphysik der Sitten« sowie der »Kritik der praktischen Vernunft« (das. 1851). Von seinen übrigen Schriften sind zu erwähnen:
»Histoire des idées morales et politiques en France au XVIII. siècle« (das. 1866, 2 Bde.);
»Napoléon I et son historien M. Thiers« (2. Aufl., das. 1869);
»La morale dans la démocratie« (das.
1868);
»Manuel républicain« (das. 1872) und »Les
moralistes français au XVIII. siècle« (1873) sowie eine Übersetzung von Fichtes Schrift über die französische Revolution.
Name einer alten Landschaft in der Mark Brandenburg, zwischen der Oder, der mittlern Spree,
mehr
der Havel und der Ukermark, wurde im 13. Jahrh. von den Askaniern erworben und machte später einen Teil
der Mittelmark aus.
Schon im 15. Jahrh. wurde das Land in den Hohen und Niedern Barnim geteilt, wonach die jetzigen Kreise Ober- und
Niederbarnim des Regierungsbezirks Potsdam, jener mit Freienwalde, dieser mit Berlin als Sitz der Kreisbehörden,
ihren Namen haben.
1) Barnim I., geboren um 1209, Sohn Bogislaws II. von Pommern-Stettin und der Prinzessin Miroslawa von Pommerellen, regierte seit
1220, zunächst unter Vormundschaft seiner Mutter, in dem Teilherzogtum Pommern-Stettin. Der dänischen Lehnsherrschaft durch
Vertrag von 1225 entledigt, bekämpfte er jahrelang die Ansprüche Brandenburgs, welchem Kaiser Friedrich
II. 1231 die Lehnshoheit über Pommern erteilt hatte; 1250 mußte er jedoch die brandenburgische Lehnshoheit anerkennen und
die Ukermark an die Markgrafen abtreten.
Dafür war die Erwerbung des Ländchens Wolgast, das er kurz vorher dem Fürsten von Rügen entriß, ein
geringer Ersatz. Nach dem Tod seines Bruders Wratislaw III. 1274 vereinigte Barnim ganz Pommern unter seiner Herrschaft. Das größte
Verdienst hat er sich durch die Förderung deutschen Wesens, die Gründung von Klöstern, die Verleihung deutschen Rechts an zahlreiche
Städte erworben. Er war dreimal vermählt, seine Nachfolger Bogislaw IV. und Otto I. entsprossen jener
der Ehe mit Margarete, Herzogin von Braunschweig, dieser der mit Mathilde, Markgräfin von Brandenburg. Er starb 13. oder
2) Barnim III., Herzog von Pommern-Stettin, geboren um 1303, Sohn des Herzogs Otto I. und der Gräfin Elisabeth von Schwerin, nahm
seit 1320 als Mitregent an allen Kämpfen teil, welche sein Vater gegen das Haus Wittelsbach führte, um
sich der Lehnshoheit Brandenburgs zu entziehen. Sein Sieg am Kremmer Damm über die Brandenburger hatte die Aufhebung
jener Lehnshoheit und die Erteilung der Reichsunmittelbarkeit an die Herzogtümer zur Folge, doch wurde Brandenburg die Erbfolge
in Pommern zugesichert.
Seit dem Tod seines Vaters (1344) führte Barnim allein die Regierung. Seiner frühern Politik getreu, schloß er sich Karl IV. an und
unterstützte den falschen Waldemar gegen Brandenburg durch einen Einfall in die Ukermark (1348). Nachdem er sich schon 1350 mit
dem Markgrafen Ludwig ausgesöhnt, erwarb er im Frieden zu Oderberg 1354 die östliche Ukermark. Er war mit
Agnes von Braunschweig vermählt, welche ihm drei Söhne und eine Tochter gebar. Er starb
3) Barnim XI., Sohn Herzog Bogislaws X. und der polnischen Prinzessin Anna, geb. regierte seit 1523 in Gemeinschaft mit
seinem ältern Bruder, Georg. Durch den Grimnitzer Vertrag 1529 erlangten beide die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit Pommerns,
während sie dem brandenburgischen Kurfürsten von neuem die eventuelle Nachfolge in Pommern verhießen. Nach dem Tod seines
Bruders teilte Barnim mit seinem Neffen Philipp und erhielt das Herzogtum Pommern-Stettin. In Gemeinschaft mit jenem führte
er 1534 die Reformation ein und trat 1536 dem Schmalkaldischen Bund bei. Am Schmalkaldischen Krieg beteiligte er sich nicht und
wußte durch Annahme des Interim und Zahlung einer Geldbuße die Ungnade des Kaisers abzuwenden. Im Erbvertrag zu Jasenitz. 1569 überließ
er seinem Großneffen Johann Friedrich die Regierung und starb in Stettin. Seine Gemahlin Anna von
Braunschweig-Lüneburg hatte ihm drei Töchter, aber
keinen Sohn geboren.