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Kenntnisse der »Phönix des Jahrhunderts« genannt. In einer Höhle bei Antiochia führte er einige Zeit ein anachoretisches Leben,
dann begab er sich nach Tripolis, wo er schon im 20. Lebensjahr zum Bischof von Gula ordiniert wurde; 1247 wurde er Bischof von
Lacaba und 1252 von Aleppo, 1264 aber jakobitischer Maphrian (Weihbischof), die nächste Würde nach dem
Patriarchen. Er starb 1286 zu Maraga in Aserbeidschân. Sein Leben hat er selbst beschrieben (hrsg. von Assemani).
Seine zahlreichen Schriften verbreiten sich über Geschichte, Theologie, Philosophie, Grammatik und Medizin; vieles ist noch ungedruckt.
Das wichtigste seiner Werke, die syrische Chronik (»Chronicum syriacum«),
eine Weltgeschichte von Adam bis
auf seine Zeit in drei Teilen, von denen der erste die politische Geschichte, die beiden andern die Kirchengeschichte der
Jakobiten und Nestorianer enthalten, wurde herausgegeben von Bruns und Kirsch (syrisch u. lateinisch, Leipz. 1789, 2 Bde.)
und von Abbeloos und Lamy (Löwen 1873-74, 2 Bde.). Er gab davon
einen arabischen Auszug (hrsg. von Pococke, Oxf. 1663, und Bernstein, Bresl. 1847). Unter den theologischen Werken des Bar-Hebräus verdienen
die Kommentare über die Bibel (»Horreum mysteriorum«, 1277 vollendet) Erwähnung. Die Dogmatik behandelte Bar-Hebräus namentlich in
den Büchern: »Leuchter der Heiligen« und »Buch der Strahlen«. Von seinen Grammatiken der syrischen Sprache
ist die kleinere, in metrischer Form abgefaßte von Bertheau (Götting. 1848) und vom Abbé Martin (Par. 1872, 2 Bde.) herausgegeben
worden. Neben seinen philosophischen Schriften ist die wichtigste das »Buch der höchsten Weisheit«, ein Abriß der ganzen Aristotelischen Philosophie.
Auch lieferte er Übersetzungen der Werke griechischer und arabischer Ärzte, namentlich des Hypokrates
und Avicenna.
Negervolk zu beiden Seiten des Weißen Nils, zwischen 6° 14' und 3° 30' nördl. Br., mit dem Hauptort Gondokoro,
dem ehemaligen, nunmehr verlassenen Handels- und Hafenplatz (s. Karte bei Art.
[* ] »Congo«). Die Bari sind stark
gebaut, treiben Viehzucht und Landwirtschaft, sind im übrigen aber ein auf sehr niedriger Stufe stehender Stamm, der, anfangs
gutmütig und heiter, durch die Chartumer Sklaven- und Elfenbeinhändler, die sein Land zum Ausgangspunkt der Razzias machten,
gründlich verdorben wurde, und bei dem nun Diebstahl und Mord an der Tagesordnung sind.
Die Bemühungen österreichischer Missionäre, die Bari zum Christentum zu bekehren, scheiterten völlig.
Sie sollen früher eine monarchische Verfassung gehabt haben. Im Sommer 1871 unterwarf Baker nach einem kurzen Krieg das Volk
und nahm sein Land für Ägypten in Besitz. Die Sprache der Bari (Grammatik von Mitterrutzner, Brixen 1867) ist am nächsten
mit dem Dinka und andern Nilsprachen (s. d.) verwandt; mit den hamitischen Sprachen hat sie die Unterscheidung von zwei Geschlechtern
gemein. Vgl. Friedr. Müller, Die Sprache der Bari (Wien 1864); Kaufmann, Schilderungen aus Zentralafrika (Brixen 1866); Beltrame,
Il fiume bianco e i Denka (Verona 1881).
delle Puglie (Terra di Bari delle Puglie), Provinz des Königreichs Italien, zur Landschaft Apulien gehörig, wird im NW. von der Provinz
Foggia, im SW. von Potenza, im SO. von Lecce und im NO. vom Adriatischen Meer begrenzt und umfaßt, in
drei Kreise
(Bari delle Puglie, Barletta und Altamura) eingeteilt, ein Areal von 5930 qkm (107,8 QM.). Die südliche Hälfte der
Provinz durchzieht eine sich vom Apennin abzweigende Hochebene, Murgie genannt (Murgie di Minervino, di Garignone, di Gravina,
di Altamura), eine wasserarme Kalkplatte; im O. gibt es nur unbedeutende Hügel.
Der einzige größere Fluß ist der Ofanto an der Westgrenze, sonst fehlen Flüsse, Bäche, ja auch Quellen
fast ganz. Das Klima ist angenehm und gesund, im Sommer sehr heiß. Die Bevölkerung, welche 1881: 678,148 Seelen zählte, ist
eigentümlich in große Städte verteilt, die sich in zwei Reihen, die eine am Meer, die andre ihr parallel
auf dem Ostrand der Kalkplatte, hinziehen. Der Kalkboden liefert bei guter Behandlung treffliches Öl, Mandeln, Feigen, Wein
(Muskateller von Trani, Zagerese von Bitonto, weißen Wein von Terlizzi), auch Getreide in Fülle; namentlich die Küstenzone gleicht
einem herrlichen Garten.
Die Viehzucht erstreckt sich auf kleine, aber treffliche Pferde, Esel und Büffel (am Ofanto). Allgemein sind
Herden von Rindvieh und Schafen, deren feine Wolle schon bei den Alten berühmt war, von Ziegen, Schweinen und Federvieh. Jagd und
Fischerei am Strand sind ergiebig. Die großen Salinen bei Barletta gewähren eine reiche Ausbeute an Salz; bei Molfetta gewinnt
man viel Salpeter; bei Terlizzi und andern Orten sind Steinbrüche. In der Hauptstadt Bari delle Puglie fabriziert man ausgezeichneten
Rosoglio und Konfitüren, Pianofortes, Orgeln, Spiegel, Seife und Kerzen; in andern Städten (Terlizzi, Molfetta, Bisceglie, Monopoli
etc.) verfertigt man Möbel, Teigwaren, Seife, chemische Produkte; auch Dampfmühlen gibt es sowie Tücher- und Teppichwebereien.
Die Bareser sind bessere und kühnere Seeleute als die übrigen Süditaliener und führen die Produkte
ihres Landes in eignen Schiffen aus, namentlich nach Venedig, Triest und Dalmatien. Haupthandelsartikel ist Olivenöl, das bis
nach Deutschland, Frankreich und weitergeht. Die natürlichen Märkte für die Produkte der Provinz sind die Städte Barletta und
Bari delle Puglie 1883 verkehrten in den Häfen der Provinz 2933 Schiffe (darunter 13 deutsche) mit 676,497 Ton.
Die Hauptstadt Bari delle Puglie liegt sehr schön auf einer Landzunge am Adriatischen Meer und an der Küsteneisenbahn und nimmt seit 1860 lebhaften
Aufschwung. Unter den Gebäuden sind ausgezeichnet: die alte Kirche San Nicola (1087 gegründet, mit einem prachtvollen Hauptaltar,
altem Bischofstuhl und schönem Tabernakel und einer Unterkirche, in welcher der Leib des Heiligen ruht)
und die Kathedrale San Sabino, 1034 erbaut, 1750 leider unglücklich restauriert, mit Gemälden von P. Veronese und Tintoretto.
Das Kastell von Bari delle Puglie, von Friedrich II. gebaut und noch in gutem Zustand, dient gegenwärtig zum Teil als Gefängnis. Die
Stadt zählte 1862 erst 33,177, 1881 aber schon 58,266 Einw., welche rege Industrie (s. oben) und schwunghaften Handelsverkehr
mit Ancona, Triest, Korfu, Messina, Neapel und dem Orient betreiben. In dem kleinen, durch zwei Molen gebildeten Hafen sind 1883: 937 Schiffe
mit 464,408 Ton. eingelaufen. Der Wert der Ausfuhr belief sich auf 54 Mill., derjenige der Einfuhr auf
50,3 Mill. Lire. Bari delle Puglie ist Sitz der Provinzialbehörden, eines Erzbischofs sowie eines deutschen Konsuls, hat ein Gymnasiallyceum,
einige Universitätslehrkanzeln, eine nautische Schule, ein erzbischöfliches Seminar, ein Athenäum und ein Theater (dem hier
gebornen Komponisten Piccini gewidmet). - Bari delle Puglie hieß
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zur Römerzeit Barium und wurde vom Kaiser Nero zu einem Munizipium erhoben. 690 entriß es Romuald von Benevent den Griechen,
die es 720 wiedererhielten. Im 9. Jahrh. nahmen es die Sarazenen, von denen es nach langer Belagerung 871 die Griechen wieder
zurückeroberten. Letztere verteidigten die Stadt erfolgreich 988, 998 und 1003 gegen die Sarazenen und
gegen Otto I. und II.; endlich 1071 erlag sie nach dreijähriger Belagerung dem Normannen Robert Guiscard. Als Bari delle Puglie später wieder
mit den Byzantinern unterhandelte, wurde es 1156 vom König Wilhelm dem Bösen erstürmt und fast völlig zerstört.
Erst 1166 ward die Wiederherstellung erlaubt. Nach Heinrichs VI. Tod kam Bari delle Puglie eine Zeitlang unter päpstliche
Herrschaft, empörte sich aber 1228, als gegen Kaiser Friedrich II. der Bann ausgesprochen war. Dieser ließ 1233 das Kastell
errichten, schenkte 1234 der Stadt Marktgerechtigkeit und begann 1239 einen großartigen Hafenbau bei San Cataldo, von dem
jedoch keine Spur mehr vorhanden ist. Robert von Anjou schenkte Bari delle Puglie als Fürstentum seinem Günstling Amelio
del Balzo; im 15. Jahrh. kam es als Herzogtum an die Sforza und wurde 1558 dem Königreich Neapel einverleibt.