Übertragungen von Brants »Narrenschiff«) sein »Ship
of fools« bearbeitete, das von Pynson (das. 1509, neue Aufl.
1570) gedruckt wurde und in seiner ersten Ausgabe eine der größten bibliographischen Seltenheiten ist. Später trat in das
Kloster von Ely, wo er nach Mancinis lateinischem Gedicht »De quatuor virtutibus« den »Mirror of good manners«
schrieb. Seine »Eclogues«, die ersten in englischer Sprache (zuerst Lond. 1548),
wurden öfter, einigemal auch unter dem Titel:
»The miseries or miserable lives of courtiers« gedruckt. Durch Reisen in Holland, Deutschland, Frankreich und Italien war er mit
der Sprache dieser Länder vertraut geworden und verfaßte selbst ein dem Herzog von Norfolk gewidmetes »Introductory
to write and to pronounce Frenche« (Lond. 1521). Nach Aufhebung der Klöster wurde Barclay Vikar zu Wokey in Somersetshire, später
zu Badda Magna in Essex, endlich 1552 zu Allerheiligen in London, wo er noch in demselben Jahr starb. Barclay hatte auch eine englische
Übersetzung von Sallusts Jugurthinischem Kriege geliefert, welche noch in einem alten Pynsonschen Druck
vorhanden ist.
2) John, lat. Dichter und Satiriker, geb. zu Pont à Mousson, wo sein Vater, der Schotte William Barclay (gest. 1605 zu
Angers), Lehrer der Rechte war, studierte im dortigen Jesuitenkollegium, ging mit seinem Vater 1603 nach
England, wo er die Aufmerksamkeit Jakobs I. auf sich lenkte, lebte dann in Angers und Paris, 1606-1616 in England, ging 1618 nach
Rom und starb dort Sein Hauptwerk ist »Argenis«, ein romantischer Sittenspiegel der damaligen
Zeit, besonders des französischen Hofs (Par. 1621 u. öfter; am besten von Elzevir, Leid. 1630; zuletzt
Nürnb. 1769-76; deutsch schon von Mart. Opitz, Amsterd. 1644; zuletzt von Haken, Berl. 1794). Sonst nennen wir den in klassischer
Sprache gegen die Jesuiten geschriebenen Roman »Euphormionis Lusinii satyricon« (Teil 1, Lond.
1603; Teil 2, Par. 1603; zuletzt Vienne 1776) mit der »Apologia Euphormionis« (Lond.
1610) und die sinnvolle, lange als Schulbuch gebrauchte Nationalcharakteristik »Icon
animorum« (das. 1614).
3) Robert, der bedeutendste Dogmatiker der Quäker, geb. 1648 zu Edinburg, trat während seiner Studien in Paris zum Katholizismus
über, schloß sich dann, von seinen reformierten Eltern zurückgerufen, den Quäkern an, deren Lehre von der unmittelbaren
Erleuchtung durch den Heiligen Geist als einzige Quelle religiöser Erkenntnis er in seinem Hauptwerk: »Apologia theologiae verae
christianae« (1676, neue Ausg. 1849),
zu begründen und auf mehreren Reisen durch England, Schottland, Deutschland trotz mehrmaliger
Haft zu verbreiten suchte. Er schrieb noch: »Catechism and confession of faith«
(1673) und starb auf seinem Stammgut Ury bei Aberdeen.
4) Robert, Urenkel des vorigen, geb. 1750, erwarb 1781 die Ende des 17. Jahrh.
von Halsey gegründete Bierbrauerei zu London in Verbindung mit Perkins, dem Disponenten des letzten Eigentümers, und führte
sie seitdem unter der weltberühmten Firma Barclay, Perkins u. Komp. fort. Nach seinem Tod (1830) wurde
sie von seinem Sohn Charles Barclay (gest. 1855) übernommen.
deTolly (spr. barklä), Michael, Fürst, russ. Feldmarschall, geb. 1761 in Livland aus einem in Mecklenburg und
Livland seßhaften Nebenzweig der schottischen Familie Barclay, trat als Wachtmeister in ein russisches Kürassierregiment, wurde 1778 Offizier,
focht
1788 und 1789 im Kriege gegen die Türken sowie 1790 in Finnland gegen die Schweden, 1792 und 1794 in
Polen mit Auszeichnung, avancierte 1789 zum Obersten und 1790 zum Generalmajor. 1806 befehligte er bei Pultusk die Avantgarde
Bennigsens. Bei Jankow und Landsberg (23. und hielt er mit seinem Korps allein den Andrang der
ganzen französischen Armee auf.
Bei Preußisch-Eylau verteidigte er diese Stadt, bis er, schwerverwundet, den Kampfplatz verlassen mußte. Kaum genesen,
nahm er an dem Krieg in Finnland teil, schlug die schwedischen Landungstruppen bei Kuopio, zog 1809 über das Eis des Botanischen
Meerbusens und beschleunigte durch die Eroberung von Umeå den Abschluß des Friedens. Am zum Kriegsminister
ernannt, führte er 1812 den Oberbefehl über die Westarmee, bis Kutusow auf das Andringen der nationalrussischen Partei das
Oberkommando erhielt, unter welchem Barclay de Tolly bei Borodino den linken Flügel der Russen und das Zentrum befehligte. 1813 mit dem
Kommando der dritten Armee betraut, eroberte er im April Thorn, griff 19. Mai General Lauriston bei Königswartha erfolglos an und
befehligte bei Bautzen den rechten Flügel der russischen Armee, deren Oberbefehl er dann abermals übernahm. Er beteiligte
sich an den Schlachten von Dresden, Kulm und Leipzig, dann am Feldzug 1814 in Frankreich, wo er sich bei Brienne,
Arcis sur Aube, Fère Champenoise und Paris hervorthat, und wurde in Paris zum Feldmarschall ernannt. 1813 nach der Schlacht bei
Leipzig in den Grafenstand erhoben, erhielt er 1815 die Fürstenwürde. Nach der Rückkehr nach Rußland blieb Barclay de Tolly mit
dem Hauptquartier als Oberbefehlshaber der ersten Armee in Mohilew. Auf einer Reise nach den böhmischen
Bädern begriffen, starb er bei Insterburg in Ostpreußen. 1837 wurde ihm in Petersburg ein Standbild errichtet, ein
andres Denkmal 1846 in Dorpat.
(Bardo), Dorf in der ital. Provinz Turin, südöstlich von Aosta, in einem engen Thale links
an der Dora Baltea, mit 442 Einw. Dabei auf einem isolierten Felsen die berühmte Bergfeste Bard (391 m ü. M.), wo im Mai 1800 eine
österreichische Besatzung von 400 Mann acht Tage lang die französische Armee nach dem Übergang über
den St. Bernhard aufhielt, bis es Napoleon gelang, auf einem Gebirgspfad das Fort zu umgehen. Das Fort ward von den Franzosen
demoliert, 1825 aber vom König Karl Albert wiederhergestellt.
Heinrich Adolf, Chirurg, geb. zu Frankfurt a. O., studierte seit 1837 in Berlin,
Heidelberg und Paris, wurde 1843 in Gießen Assistent am physiologischen Institut, dann Prosektor und Privatdozent, erhielt 1848 eine
außerordentliche Professur und ging 1849 als Professor der Chirurgie nach Greifswald, wo er der chirurgischen und augenärztlichen
Klinik sowie der medizinischen Prüfungskommission als Direktor vorstand. 1866 übernahm er als Generalarzt die Funktionen eines
konsultierenden Chirurgen in den Feldlazaretten des Bezirks Gitschin, und 1868 ging er als Professor der Chirurgie und Direktor
der chirurgischen Klinik in der Charitee nach Berlin. 1870 wurde er als konsultierender Chirurg zur ersten
Armee kommandiert
mehr
und 1872 zum Generalarzt à la suite des Sanitätskorps ernannt. Seit 1869 wandte er in seiner Klinik die Listersche antiseptische
Wundbehandlung an und führte eine vereinfachte Form derselben ein, mit welcher vortreffliche Resultate erzielt wurden. Sein
litterarischer Ruf gründet sich besonders auf sein »Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre« (Berl. 1852; 8. Aufl.
1879-82, 4 Bde.). Für Canstatts »Jahresbericht« liefert er seit 1851 die Referate über die Fortschritte der Chirurgie.