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solche
Entwickelung und Bedeutung erlangt wie hier.
Handel und
Schiffahrt stehen mit dieser lebhaften Thätigkeit im
Einklang.
Die
Straßen sind in gutem Zustand, zahlreiche Eisenbahnlinien durchschneiden das Land, die
Küste enthält mehrere gute Häfen.
Der Wohlstand der
Provinz ist infolge der günstigen Erwerbsverhältnisse groß; daneben findet sich allerdings auch das
zahlreichste Proletariat. Die
Provinz umfaßt zwölf
Distrikte (Partidos): die Stadt Barcelona
,
Arenys de Mar,
Berga,
Granollers,
Igualada,
Manresa,
Mataro,
San Feliu de
Llobregat,
Tarrasa,
Vich,
Villafranca del Panadez,
Villanueva y Geltru.
Die gleichnamige Hauptstadt liegt amphitheatralisch an einer tief eingeschnittenen Bucht des Mittelländischen Meers, unweit der Mündung des Llobregat, in einer von angenehmem Klima [* 2] begünstigten, fruchtbaren, von Bergen [* 3] umkränzten, mit Ortschaften u. Landhäusern (Torres genannt) übersäeten herrlichen Ebene (Huerta). Es ist die wichtigste Hafen-, Handels- und Fabrikstadt Spaniens, nach Madrid [* 4] und Cadiz [* 5] auch die am schönsten gebaute Stadt des Reichs, die sich namentlich in den letzten Jahren, seit der Abtragung der Festungswerke, sehr vergrößert und verschönert hat.
Die mittlere
Temperatur beträgt 17°, das
Maximum 31°, das
Minimum 2°
C. Barcelona
besteht aus der eigentlichen Stadt, die wieder
in eine
Ober- und eine Unterstadt zerfällt, und der Hafenvorstadt
Barceloneta, die an der Südostseite auf einer schmalen,
in das
Meer vortretenden Erdzunge erst im vorigen
Jahrhundert zu Warenniederlagen erbaut ward und ein regelmäßiges,
von geraden
Straßen durchschnittenes
Viereck
[* 6] bildet. Dicht dabei beginnt ein sehr langer
Molo, der als
Verlängerung
[* 7] der Erdzunge
zum
Schutz des
Hafens in neuerer Zeit aufgeführt ward. Am
West- und Nordwestende der Stadt erheben sich an
Stelle der demolierten
Festungswerke neue Stadtteile, zusammen el Ensanche (d. h. Stadterweiterung) genannt.
Unter den Straßen sind die 1120 m lange, 25 m breite, mit Akazien und Sykomoren bepflanzte prächtige Rambla, welche die Stadt von NW. nach SO. durchschneidet, und an deren Südende das Fort Atarazanas steht, sowie La Riera ampla, die Straße des Conde del Asalto und die neue Ferdinandstraße mit reichen Gewölben hervorzuheben. Unter den öffentlichen Plätzen zeichnen sich besonders der Seeplatz und die Plaza del Palacio aus. hat alte (maurische, gotische), mittlere und neue Teile; in erstern sind die Straßen eng und verwickelt, in letztern breit und gerade.
Die
Häuser haben jedoch in jenen wie in diesen möglichste
Kühle der
Zimmer bezweckende Bauart. Die schönsten
Spaziergänge außer der
Rambla sind: die Muralla del
Mar am
Hafen, der
Paseo nuevo
San Juan,
Paseo de
Barceloneta, der
Jardin del
General und die
Alameda im N. der Stadt mit der von derselben ausgehenden neuen Ringstraße an
Stelle der
rasierten
Wälle. Eine prächtige
Promenade führt nordöstlich nach
Gracia, einem der schönsten neuen
Vororte von Barcelona.
Unter
den 84
Kirchen Barcelonas
ist zunächst die 1298-1448 erbaute
Kathedrale hervorzuheben, ein imposantes gotisches Bauwerk mit
reichem Chorumgang und Kapellenkranz, einem 13 m breiten Mittelschiff mit zwei Seitenschiffen, welche
durch Kapellenreihen erweitert werden. In einer
Kapelle unter dem
Hochaltar befindet sich das
Mausoleum der heil. Eulalia, der
Schutzheiligen Barcelonas.
Kleiner, aber der Kathedrale an Schönheit nicht nachstehend und noch kühner gewölbt ist die ebenfalls gotische Kirche Santa Maria del Mar (1328-83 erbaut). Außer diesen beiden Hauptkirchen verdienen noch die Parroquia de Belen und die Kirche Santa Monica, beide in der Rambla gelegen, die uralte einschiffige Benediktinerkirche San Pablo del Campo (um 1120 erbaut), mit Tonnengewölbe und Kuppel, die originelle Kollegiatkirche Santa Anna, endlich die Kirche von Santiago mit einem schönen Portikus und die von San Miguel (einst ein Neptunstempel mit herrlichem Mosaikpflaster) Erwähnung.
Unter den
Klöstern (ehemals 44, wovon jedoch beinahe die Hälfte teils niedergerissen, teils zu
Kasernen, Spitälern etc.
umgewandelt ist) ist das schönste das der
Barmherzigen Brüder, das umfangreichste das der
Dominikaner zur heil.
Katharina,
mit einer großen öffentlichen
Bibliothek, und das modernste das der heil. Klara in einem Teil des ehemaligen
Palastes der
Grafen von Barcelona.
Unter den weltlichen Gebäuden zeichnen sich aus: der eben erwähnte
Palast der
Grafen von in welchem
das 1820 aufgehobene Inquisitionsgericht seine
Sitzungen hielt und jetzt eine
Armen- und Blindenschule eingerichtet ist;
der Palast des Generalkapitäns;
der bischöfliche Palast;
der Palast der Audienz, in welchem das berühmte Archiv von Aragonien und die Porträte [* 8] der Könige von Aragonien verwahrt werden;
der alte Palast des Hauses Alba; [* 9]
die alte Casa Consistorial (1369-79 erbaut) und die Casa de la Disputacion;
das Rathaus;
das Zollhaus;
das Teatro del Liceo, welches 4000 Zuschauer faßt, das größte und schönste Schauspielhaus in Spanien; [* 10]
die neue Börse (Lonja) am Platz del Palacio, im griechischen Stil gebaut, ein prächtiges Gebäude, in dem sich auch die Handelsschule befindet;
das neue Universitätsgebäude.
Die Zahl der Einwohner belief sich 1878 auf 249,106 Köpfe, wobei die 33,766 Bewohner des Vororts Gracia nicht eingerechnet sind.
Die Hauptnahrungsquellen sind
Industrie und
Handel. Barcelona
ist der
Mittelpunkt aller in der
Provinz betriebenen Industriezweige und
überhaupt die gewerbthätigste Stadt in
Spanien. Die hervorragendsten Fabrikationszweige sind die Baumwollspinnerei,
-Weberei
und -Druckerei. Barcelona
verarbeitet jährlich 3400,000 metr. Ztr.
Baumwolle,
[* 11] zählt einschließlich der Umgebung
ca. 1½ Mill.
Spindeln und 48,000
Webstühle
[* 12] und versieht
mit gewebten und bedruckten
Stoffen
(Indiennes) fast alle spanischen
Kolonien.
Daneben sind wichtige Industriezweige: die Seidenweberei, die Erzeugung von
Tuch,
Shawls und
Möbelstoffen, Leinenwaren,
Spitzen,
Wäsche, Wirk- und
Weißwaren, die Maschinenfabrikation und
Eisengießerei
[* 13] (4 große Werkstätten, 1700
Arbeiter), die Fabrikation
von
Waffen,
[* 14] Bronzewaren,
Klavieren,
Papier,
Glas,
[* 15]
Steingut und feuerfester
Thonware, wissenschaftlichen
Instrumenten,
chemischen
Produkten,
Seife,
Leder, Tischlerwaren,
Schokolade,
Mehl,
[* 16] die Kolonialzuckerraffinerie u. a. Berühmt sind auch die
Schuhmacher- und Schneiderzunft Barcelonas
sowie seine Schiffswerften und die Kanonengießerei.
Noch wichtiger als die
Industrie
ist der
Handel Barcelonas
, welcher die Stadt zum ersten Seehandelsplatz
Spaniens macht. Der
Hafen hat die
Vorzüge einer großen Wassertiefe (von 7-30
Faden),
[* 17] einer leichten
Verteidigung seiner Zugänge und einer bequemen unmittelbaren
Einfahrt aus der
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 18] von Barcelona.]
¶
mehr
offenen See (1,95 km weit bei 2,34 km größter Länge), jedoch den Nachteil, daß das sturmbewegte Meer auch ihn beunruhigt und die Schiffe [* 20] zuweilen in Gefahr bringt. Auch wird er durch die Versandungen der in ihn mündenden Flüsse [* 21] Llobregat und des kleinern Besos nach und nach unzugänglicher, und eine dem Hafeneingang vorliegende Sandbank bewirkt, daß nur mittlere Schiffe von 3-4 m Tiefgang einlaufen können, während größere außerhalb des Molo ankern müssen.
Der Handel mit dem Ausland wird außerdem noch durch die Unzulänglichkeit der Zollamtsanlagen sehr erschwert. Schon im Mittelalter nahm die Stadt wegen ihrer Schiffahrt im Mittelländischen Meer und nach der Levante einen ausgezeichneten Rang ein; ihr wird mit Wahrscheinlichkeit auch die Abfassung des berühmten Gesetzbuches über Seerecht zugeschrieben, das unter dem Namen Consolato del mar schon im 13. Jahrh. im Mittelmeer als allgemein geltend anerkannt wurde, und die frühsten Nachrichten über den Gebrauch der Versicherung gegen Seegefahr und der Wechsel finden sich in ihren Annalen. Im J. 1883 liefen in Barcelona 4308 Schiffe (darunter 1557 Dampfer) mit 1,476,694 Ton. ein, und 4263 Schiffe (darunter 1559 Dampfer) mit 1,726,555 T. liefen aus; Im Ballast kamen 216 Schiffe mit 53,820 T. und gingen 1140 Schiffe mit 466,037 T. (es fehlt eben häufig an Rückfracht in Barcelona). 1883 liefen 1006 fremde Schiffe von 624,964 T. und 3302 spanische Schiffe von 851,730 T. beladen ein.
Der Wert des Imports betrug 240, der des Exports 230 Mill. Pesetas. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Baumwollgewebe, Leinengewebe, Schafwoll- und gemischte Gewebe, [* 22] Baumwollgarn und Zwirn, Wein, Schuhwaren, Leder, Mehl und Papier. Die Manufakturwaren werden hauptsächlich nach dem spanischen Westindien [* 23] verladen. Der meiste Wein und Branntwein geht ebenfalls nach Cuba und Südamerika, [* 24] neuerdings auch nach Frankreich, weniger nach dem Norden [* 25] Europas. Die Haupteinfuhrartikel sind dagegen: rohe Baumwolle, Chemikalien und Farbstoffe, Getreide, [* 26] Spiritus, [* 27] Leinengarn, Holz [* 28] und Binderwaren, Zucker, [* 29] Kohle, Felle und Häute, Maschinen.
Dampfschiffsverbindungen bestehen mit den spanischen Küstenstädten, mit Marseille [* 30] und Genua, [* 31] mit Cadiz, Lissabon [* 32] und Liverpool, [* 33] Rio de Janeiro [* 34] und Buenos-Ayres. Eisenbahnlinien führen nach Gerona und Frankreich, Pamplona, Saragossa, [* 35] Bilbao, [* 36] Madrid, Valencia [* 37] und Andalusien. Eisenbahnen lokalen Charakters sind die Linie über Granollers zum Anschluß an die nach Frankreich führende Bahn, mit Zweigbahnen nach Ripoll und Caldas de Mombuy, und dann die 5 km lange Eisenbahn nach Sarria.
Eine Pferdebahn führt von Gracia über die Rambla zum Hafen von Barcelona. Die Stadt besitzt eine Sukkursale der Nationalbank und mehrere andre Bank- und Kreditinstitute, einige Seeassekuranzgesellschaften und viele auswärtige Konsulate (darunter auch ein deutsches Berufskonsulat). Besonders wichtig für die Entfaltung der kommerziellen Blüte [* 38] der Stadt wurde das noch jetzt bestehende Oberhandelskollegium von Barcelona (Junta del comercio), eine alte Institution, die aus der eigentümlichen Munizipalverfassung Barcelonas, dem sogen. Rate der Hundert (Consejo de ciento), hervorging, welche König Jayme I. von Aragonien 1274 der Stadt erteilte. Die Junta besteht gegenwärtig aus 14 stimmfähigen Mitgliedern von zweijähriger Amtsdauer und einem von der Regierung ernannten Sekretär. [* 39] Der Intendant der Provinz ist als solcher Präsident der Junta. Unter den Wohlthätigkeitsanstalten sind 6 Hospitäler, darunter das allgemeine Hospital (für 3000 Kranke) und das des heil. Lazarus, ein Waisenhaus. Eine großartige, wohleingerichtete Anstalt ist auch das Zucht- und Korrektionshaus.
Nächst Madrid hat Barcelona die meisten wissenschaftlichen Anstalten. Es besitzt eine Universität mit 5 Fakultäten (1430 gestiftet) und Notariatsschule, einen botanischen Garten, [* 40] eine Kunstschule, stark besuchte Handelsschule, eine Industrie- und eine Schifffahrtsschule, eine Real- und eine lateinische Schule, ein theologisches Seminar, mehrere Colegios, dazu hinlängliche Elementarschulen, 4 Akademien (namentlich für Naturwissenschaften und Künste), ein anatomisches und naturhistorisches Museum, verschiedene Bibliotheken (die Bibliothek San Juan mit 40,000, die bischöfliche mit 15,000 Bänden) und reichhaltige Archive, unter denen das erwähnte sogen. aragonische Archiv das größte und interessanteste ist. Barcelona ist der Sitz eines Bischofs, eines Generalkapitäns, Gouverneurs, eines Appellationsgerichts, eines Handelskollegiums, Handelsgerichts und Seekonsulats.
Zur Verteidigung der Stadt dienen außer einigen Batterien bei der Vorstadt Barceloneta das als unbezwinglich geltende Fort Monjuich im SW. auf der Spitze des gleichnamigen, 240 m hohen schroffen Kegelbergs (im Altertum Mons [* 41] Jovis, später Mons Judaicus, woraus der jetzige Name entstanden ist) und das stark befestigte Gebäude der Atarazanas (des ehemaligen Arsenals) im S. Die eigentliche Citadelle, am nordöstlichen Ende der Stadt, die 1715 auf Befehl Philipps V. aus Mißtrauen gegen die freiheitliebenden Barcelonesen erbaut wurde und sehr stark befestigt war, aber zu tief lag, um die Stadt hinlänglich verteidigen zu können, ward, wie oben erwähnt, nebst den alten Wällen und Bastionen in neuester Zeit geschleift. Seit neuerer Zeit wird die Stadt durch Wasserleitung [* 42] aus den Bergen mit gutem, reichlichem Trinkwasser versehen. Schöne Punkte in der Umgegend sind die Orte Gracia, San Gervasio, Sarria, Sans, San Martin de Provensals, Horta, zum Teil industrielle, zum Teil Villenvororte von Barcelona mit schönen Garten- und Parkanlagen, und der 532 m hohe Berg Tibidabo, der eine herrliche Aussicht auf die Ebene von und auf das Meer gewährt.
Geschichte. Barcelona, angeblich von Hamilkar Barkas gegründet, war Hauptstadt der Lacetaner im tarraconensischen Spanien, dann römische Kolonie mit dem Beinamen Faventia. Die jetzige Stadt steht, da das Meer zurückgewichen ist, zum Teil auf neuem Grund. 415 eroberte Athaulf, König der Goten, und wurde daselbst erschlagen und begraben. 713 wurde Barcelona von den Arabern unter Musa erobert, 801 aber von Ludwig, dem Sohn Karls d. Gr., wieder genommen und zur Hauptstadt der spanischen Mark gemacht, zwar 752 von den Arabern aufs neue erobert, aber schon im 10. Jahrh. wieder von selbständigen Markgrafen regiert. In Barcelona wurden in den Jahren 540, 599, 906 und 1064 Kirchenversammlungen gehalten. 1137 wurde Barcelona infolge der Vermählung des Grafen Raimund Berengar IV. mit Petronella, des Königs Ramiro von Aragonien Tochter, mit letzterm Königreich vereinigt. Nach mehreren mißlungenen Versuchen, sich der aragonischen Herrschaft zu entziehen, war Barcelona 1640 Mittelpunkt des Aufstandes gegen Philipp IV. und unterwarf sich Frankreich, wurde aber 1652 nach 15monatlicher Belagerung der spanischen Herrschaft wieder unterworfen. Im spanischen Erbfolgekrieg stand es auf seiten des habsburgischen Prätendenten Karl und wurde daher 1714 von dem Herzog von Berwick ¶