wurde er mit seinem Mitarbeiter M. Carré der gewöhnliche Librettist der Opéra-Comique, auf welcher Bühne er das sogen. griechische
Genre mit seinem Stück »Galathée« (1852, Musik von Massé) einführte. Die bekanntesten seiner sonstigen Librettos sind: »Deucalion
et Pyrrha« (1855);
»Le roman de la rose« (1854, Musik von Pascal);
»Psyché« (1857, Musik von Thomas);
»Le pardon
de Ploërmel« (1859, von Meyerbeer komponiert);
»Philémon et Baucis«, »Faust«, »Roméo et Juliette«, »La
reine de Saba« und »La Colombe« (sämtlich von Gounod komponiert);
»Hamlet« und »Mignon« (Musik von A. Thomas);
»Les noces de Jeannette«
(komponiert von Massé);
»La fille d'Égypte« (Musik von Jul. Beer) u. a. Ein Drama: »Jeanne d'Arc«, mit Musik
von Gounod, hatte 1873 im Gaité-Theater einen ehrenvollen Erfolg.
Die Ereignisse von 1870/71 begeisterten auch zu lyrischen
Ergüssen, die unter dem Titel: »Le Franctireur« (1871) erschienen.
1) Giuseppe, ital. Dichter und gefeierter Kanzelredner, geb. 1783 zu
Bassano, studierte in Padua unter Cesarotti die schönen Wissenschaften und ward dann dessen Nachfolger als
Professor der Beredsamkeit, später des Staatsrechts an der dasigen Universität. Im J. 1815 zog er sich auf seinen reizenden
Landsitz in den Euganeischen Hügeln zurück, wo er seine besten Werke schrieb, und den er nur von Zeit zu Zeit verließ,
um in den verschiedenen Städten Italiens als Prediger aufzutreten. Im J. 1848 wurde er auf seinen Lehrstuhl in Padua zurückberufen,
starb aber schon 1852. Unter seinen Schriften verdienen »Quaresimale« (eine Sammlung von Fastenpredigten),
die Dichtungen: »Poemetti«,
»Colli Euganei«, »Le stagioni« (»Die
Jahreszeiten«) und die »Epistole« besondere Erwähnung.
(Barbiton), ein altgriech. Saiteninstrument, dessen sich Alkäos, die Sappho und Anakreon bei Begleitung ihrer
Gesänge bedienten, von dessen Konstruktion aber weiter nichts bekannt ist, als daß es eine größere Anzahl Saiten hatte als
Kithara und Lyra.
(spr. -tāng), Badeort im franz. Departement Gers, unweit Cazaubon.
Die sechs Heilquellen
gehören zu den Schwefelthermen, haben eine Temperatur von 26-38° C. und werden vorzugsweise äußerlich in Form von Wasser-
und Schlammbädern bei gichtischen und rheumatischen Leiden, chronischen Hautausschlägen, Lähmungen etc. benutzt.
(spr. bárbör), John, der älteste nationale Dichter Schottlands, geboren nach 1316, war Archidiakon zu Aberdeen
und starb 1396. Sein Gedicht »The Bruce« (um 1375; hrsg. von Skeat, Lond. 1870) berichtet die Geschichte Roberts I. Bruce, des
Siegers von Bannockburn (1306-26). Er bedient sich des achtsilbigen, paarweise reimenden Verses und verrät Geschick in der
Erzählung wie in der Charakteristik und besondere Freude an lebendigen Szenen; auch sprachlich ist das Werk
von Wichtigkeit. Die unter seinem Namen erhaltenen Legenden gab Horstmann (Heilbr. 1881-82, 2 Bde.)
heraus.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg,
Kreis Kalbe, am linken Elbufer unterhalb der Saalemündung (52 m ü. M.)
und an der Linie Berlin-Blankenheim der Preußischen Staatsbahn (Elbbrücke), hat 1 Amtsgericht, 2 ev. Kirchen, 1 Schullehrerseminar, 1 Provinzialblindenanstalt
und (1880) 5540 Einw., welche Zuckerfabrikation, Schiffbau, Schiffahrt und Landwirtschaft treiben. - Die Herren von Barby waren ursprünglich
Lehnsträger der Äbtissin von Quedlinburg und stammten von Walther, Grafen von Arnstein (gest. 1166), ab. Zu Ende des 12. Jahrh.
zerfielen sie in mehrere Linien, unter denen die Grafen von Ruppin eine bildeten. Burghard IV. wurde 1497 von
Maximilian in den Grafenstand erhoben. Als 1659 der Mannesstamm des gräflichen Hauses erlosch, fielen Mühlingen und Walther-Nienburg
an Anhalt-Zerbst, Rosenburg an das Erzbistum Magdeburg und damit später an Brandenburg, das eigentliche an Sachsen-Weißenfels,
von dem es 1746 durch Erbschaft an Kursachsen kam. 1807 wurde Barby dem Elbdepartement des Königreichs Westfalen, 1813 der
preußischen Monarchie einverleibt.
(Barcellona-Pozzo di Gotto, spr. bartsch-), Stadt auf der Insel Sizilien, Provinz Messina, Kreis Castroreale, aus zwei
früher selbständigen, durch das Flüßchen Longano getrennten Städten bestehend, nahe dem Meer, mit
Gymnasium und (1881) 13,948 Einw., welche Seidenzucht und Weberei treiben.
span. Provinz, bildet das Zentrum Kataloniens, grenzt in NO. an die Provinz Gerona, im SO. an das Meer, im SW.
an Tarragona, im NW. an Lerida und hat 7731 qkm (140 QM.) Areal. Die Provinz ist gebirgig und wird von Ausläufern
der Ostpyrenäen durchzogen, worunter die ganz im N. der Provinz streichende Sierra de Cadi als die höchste Erhebung (2450 m),
dann die Sierra de Monseny (1699 m) und der berühmte Montserrat (s. d.) hervorzuheben sind. Das Küstengebiet
ist ein reizendes, fruchtbares Hügelland.
Außerdem ist der Boden, abgesehen von den fruchtbaren Flußthälern, steiniges Terrassenland. Hauptfluß ist der Llobregat.
Die Bevölkerung, 1878: 835,306 Einw., ist hier am dichtesten unter allen spanischen Provinzen (108 pro QKilometer) und in
steter bedeutender Zunahme begriffen (1833 betrug sie erst 450,000 Einw.).
Das Land ist selbst in den gebirgigen Gegenden gut angebaut und erzeugt Getreide, Öl, Wein, Gartenfrüchte, Gemüse, Hanf, Seide.
Die Viehzucht wird namentlich in den Gebirgstriften betrieben.
Der reiche Waldbestand enthält unter anderm die industriell vielverwertete Korkeiche, dann die zur Erzeugung von Faßdauben
und Reifen verwendeten Kastanien- u. Walnußbäume, diese namentlich in dem klimatisch und geologisch begünstigten
Monsenygebirge. Der Bergbau liefert Metalle, Kohle und Salz (berühmtes Steinsalzbergwerk zu Cardona). Ihre Bedeutung und ihren
Wohlstand aber verdankt die Provinz hauptsächlich der Industrie und dem Handel, welche in der Hauptstadt Barcelona ihren Zentralpunkt
haben. Die Baumwoll-, Schafwoll- und Seidenindustrie, überhaupt die ganze der Bekleidung dienende Manufakturindustrie,
die Metallverarbeitung, die Glas-, Papier- und Korkindustrie, der Mühlenbetrieb etc. beschäftigen sowohl in der Hauptstadt
als in andern Städten und Orten der Provinz zahlreiche große Fabriketablissements. In keinem andern Teil Spaniens hat die Industrie
eine
mehr
solche Entwickelung und Bedeutung erlangt wie hier. Handel und Schiffahrt stehen mit dieser lebhaften Thätigkeit im Einklang.
Die Straßen sind in gutem Zustand, zahlreiche Eisenbahnlinien durchschneiden das Land, die Küste enthält mehrere gute Häfen.
Der Wohlstand der Provinz ist infolge der günstigen Erwerbsverhältnisse groß; daneben findet sich allerdings auch das
zahlreichste Proletariat. Die Provinz umfaßt zwölf Distrikte (Partidos): die Stadt Barcelona, Arenys de Mar, Berga, Granollers, Igualada,
Manresa, Mataro, San Feliu de Llobregat, Tarrasa, Vich, Villafranca del Panadez, Villanueva y Geltru.
Die gleichnamige Hauptstadt liegt amphitheatralisch an einer tief eingeschnittenen Bucht des Mittelländischen Meers, unweit
der Mündung des Llobregat, in einer von angenehmem Klima begünstigten, fruchtbaren, von Bergen umkränzten,
mit Ortschaften u. Landhäusern (Torres genannt) übersäeten herrlichen Ebene (Huerta). Es ist die wichtigste Hafen-, Handels- und
Fabrikstadt Spaniens, nach Madrid und Cadiz auch die am schönsten gebaute Stadt des Reichs, die sich namentlich in den letzten
Jahren, seit der Abtragung der Festungswerke, sehr vergrößert und verschönert hat.
Die mittlere Temperatur beträgt 17°, das Maximum 31°, das Minimum 2° C. Barcelona besteht aus der eigentlichen Stadt, die wieder
in eine Ober- und eine Unterstadt zerfällt, und der Hafenvorstadt Barceloneta, die an der Südostseite auf einer schmalen,
in das Meer vortretenden Erdzunge erst im vorigen Jahrhundert zu Warenniederlagen erbaut ward und ein regelmäßiges,
von geraden Straßen durchschnittenes Viereck bildet. Dicht dabei beginnt ein sehr langer Molo, der als Verlängerung der Erdzunge
zum Schutz des Hafens in neuerer Zeit aufgeführt ward. Am West- und Nordwestende der Stadt erheben sich an Stelle der demolierten
Festungswerke neue Stadtteile, zusammen el Ensanche (d. h. Stadterweiterung) genannt.
Unter den Straßen sind die 1120 m lange, 25 m breite, mit Akazien und Sykomoren bepflanzte prächtige Rambla, welche die Stadt
von NW. nach SO. durchschneidet, und an deren Südende das Fort Atarazanas steht, sowie La Riera ampla, die Straße des
Conde del Asalto und die neue Ferdinandstraße mit reichen Gewölben hervorzuheben. Unter den öffentlichen Plätzen zeichnen
sich besonders der Seeplatz und die Plaza del Palacio aus. hat alte (maurische, gotische), mittlere und neue Teile; in erstern
sind die Straßen eng und verwickelt, in letztern breit und gerade.
Die Häuser haben jedoch in jenen wie in diesen möglichste Kühle der Zimmer bezweckende Bauart. Die schönsten
Spaziergänge außer der Rambla sind: die Muralla del Mar am Hafen, der Paseo nuevo San Juan, Paseo de Barceloneta, der Jardin del
General und die Alameda im N. der Stadt mit der von derselben ausgehenden neuen Ringstraße an Stelle der
rasierten Wälle. Eine prächtige Promenade führt nordöstlich nach Gracia, einem der schönsten neuen Vororte von Barcelona. Unter
den 84 Kirchen Barcelonas ist zunächst die 1298-1448 erbaute Kathedrale hervorzuheben, ein imposantes gotisches Bauwerk mit
reichem Chorumgang und Kapellenkranz, einem 13 m breiten Mittelschiff mit zwei Seitenschiffen, welche
durch Kapellenreihen erweitert werden. In einer Kapelle unter dem Hochaltar befindet sich das Mausoleum der heil. Eulalia, der
Schutzheiligen Barcelonas.
Kleiner, aber der Kathedrale an
Schönheit nicht nachstehend und noch kühner gewölbt ist die ebenfalls gotische Kirche Santa Maria
del Mar (1328-83 erbaut). Außer diesen beiden Hauptkirchen verdienen noch die Parroquia de Belen und die
Kirche Santa Monica, beide in der Rambla gelegen, die uralte einschiffige Benediktinerkirche San Pablo del Campo (um 1120 erbaut),
mit Tonnengewölbe und Kuppel, die originelle Kollegiatkirche Santa Anna, endlich die Kirche von Santiago mit einem schönen Portikus
und die von San Miguel (einst ein Neptunstempel mit herrlichem Mosaikpflaster) Erwähnung.
Unter den Klöstern (ehemals 44, wovon jedoch beinahe die Hälfte teils niedergerissen, teils zu Kasernen, Spitälern etc.
umgewandelt ist) ist das schönste das der Barmherzigen Brüder, das umfangreichste das der Dominikaner zur heil. Katharina,
mit einer großen öffentlichen Bibliothek, und das modernste das der heil. Klara in einem Teil des ehemaligen
Palastes der Grafen von Barcelona. Unter den weltlichen Gebäuden zeichnen sich aus: der eben erwähnte Palast der Grafen von in welchem
das 1820 aufgehobene Inquisitionsgericht seine Sitzungen hielt und jetzt eine Armen- und Blindenschule eingerichtet ist;
der
Palast des Generalkapitäns;
der bischöfliche Palast;
der Palast der Audienz, in welchem das berühmte Archiv
von Aragonien und die Porträte der Könige von Aragonien verwahrt werden;
der alte Palast des Hauses Alba;
die alte Casa Consistorial
(1369-79 erbaut) und die Casa de la Disputacion;
das Rathaus;
die Casa de los grallas;
das Zollhaus;
das Teatro del
Liceo, welches 4000 Zuschauer faßt, das größte und schönste Schauspielhaus in Spanien;
die neue Börse (Lonja) am Platz
del Palacio, im griechischen Stil gebaut, ein prächtiges Gebäude, in dem sich auch die Handelsschule befindet;
das neue Universitätsgebäude.
Die Zahl der Einwohner belief sich 1878 auf 249,106 Köpfe, wobei die 33,766 Bewohner des Vororts Gracia
nicht eingerechnet sind.
Die Hauptnahrungsquellen sind Industrie und Handel. Barcelona ist der Mittelpunkt aller in der Provinz betriebenen Industriezweige und
überhaupt die gewerbthätigste Stadt in Spanien. Die hervorragendsten Fabrikationszweige sind die Baumwollspinnerei, -Weberei
und -Druckerei. Barcelona verarbeitet jährlich 3400,000 metr. Ztr.
Baumwolle, zählt einschließlich der Umgebung ca. 1½ Mill. Spindeln und 48,000 Webstühle und versieht
mit gewebten und bedruckten Stoffen (Indiennes) fast alle spanischen Kolonien.
Daneben sind wichtige Industriezweige: die Seidenweberei, die Erzeugung von Tuch, Shawls und Möbelstoffen, Leinenwaren, Spitzen,
Wäsche, Wirk- und Weißwaren, die Maschinenfabrikation und Eisengießerei (4 große Werkstätten, 1700 Arbeiter), die Fabrikation
von Waffen, Bronzewaren, Klavieren, Papier, Glas, Steingut und feuerfester Thonware, wissenschaftlichen Instrumenten,
chemischen Produkten, Seife, Leder, Tischlerwaren, Schokolade, Mehl, die Kolonialzuckerraffinerie u. a. Berühmt sind auch die
Schuhmacher- und Schneiderzunft Barcelonas sowie seine Schiffswerften und die Kanonengießerei. Noch wichtiger als die Industrie
ist der Handel Barcelonas, welcher die Stadt zum ersten Seehandelsplatz Spaniens macht. Der Hafen hat die
Vorzüge einer großen Wassertiefe (von 7-30 Faden), einer leichten Verteidigung seiner Zugänge und einer bequemen unmittelbaren
Einfahrt aus der
offenen See (1,95 km weit bei 2,34 km größter Länge), jedoch den Nachteil, daß das sturmbewegte Meer auch ihn beunruhigt
und die Schiffe zuweilen in Gefahr bringt. Auch wird er durch die Versandungen der in ihn mündenden Flüsse Llobregat und des
kleinern Besos nach und nach unzugänglicher, und eine dem Hafeneingang vorliegende Sandbank bewirkt,
daß nur mittlere Schiffe von 3-4 m Tiefgang einlaufen können, während größere außerhalb des Molo ankern müssen.
Der Handel mit dem Ausland wird außerdem noch durch die Unzulänglichkeit der Zollamtsanlagen sehr erschwert. Schon im Mittelalter
nahm die Stadt wegen ihrer Schiffahrt im Mittelländischen Meer und nach der Levante einen ausgezeichneten
Rang ein; ihr wird mit Wahrscheinlichkeit auch die Abfassung des berühmten Gesetzbuches über Seerecht zugeschrieben, das unter
dem Namen Consolato del mar schon im 13. Jahrh. im Mittelmeer als allgemein geltend anerkannt wurde, und die frühsten Nachrichten
über den Gebrauch der Versicherung gegen Seegefahr und der Wechsel finden sich in ihren Annalen. Im J. 1883 liefen
in Barcelona 4308 Schiffe (darunter 1557 Dampfer) mit 1,476,694 Ton. ein, und 4263 Schiffe (darunter 1559 Dampfer) mit 1,726,555 T. liefen
aus; Im Ballast kamen 216 Schiffe mit 53,820 T. und gingen 1140 Schiffe mit 466,037 T. (es fehlt eben häufig
an Rückfracht in Barcelona). 1883 liefen 1006 fremde Schiffe von 624,964 T. und 3302 spanische Schiffe von 851,730 T. beladen ein.
Der Wert des Imports betrug 240, der des Exports 230 Mill. Pesetas. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Baumwollgewebe, Leinengewebe,
Schafwoll- und gemischte Gewebe, Baumwollgarn und Zwirn, Wein, Schuhwaren, Leder, Mehl und Papier. Die Manufakturwaren
werden hauptsächlich nach dem spanischen Westindien verladen. Der meiste Wein und Branntwein geht ebenfalls nach Cuba und Südamerika,
neuerdings auch nach Frankreich, weniger nach dem Norden Europas. Die Haupteinfuhrartikel sind dagegen: rohe Baumwolle, Chemikalien
und Farbstoffe, Getreide, Spiritus, Leinengarn, Holz und Binderwaren, Zucker, Kohle, Felle und Häute, Maschinen.
Dampfschiffsverbindungen bestehen mit den spanischen Küstenstädten, mit Marseille und Genua, mit Cadiz, Lissabon und Liverpool,
Rio de Janeiro und Buenos-Ayres. Eisenbahnlinien führen nach Gerona und Frankreich, Pamplona, Saragossa, Bilbao, Madrid, Valencia
und Andalusien. Eisenbahnen lokalen Charakters sind die Linie über Granollers zum Anschluß an die nach Frankreich
führende Bahn, mit Zweigbahnen nach Ripoll und Caldas de Mombuy, und dann die 5 km lange Eisenbahn nach Sarria.
Eine Pferdebahn führt von Gracia über die Rambla zum Hafen von Barcelona. Die Stadt besitzt eine Sukkursale der Nationalbank und mehrere
andre Bank- und Kreditinstitute, einige Seeassekuranzgesellschaften und viele auswärtige Konsulate (darunter
auch ein deutsches Berufskonsulat). Besonders wichtig für die Entfaltung der kommerziellen Blüte der Stadt wurde das noch
jetzt bestehende Oberhandelskollegium von Barcelona (Junta del comercio), eine alte Institution, die aus der eigentümlichen Munizipalverfassung
Barcelonas, dem sogen. Rate der Hundert (Consejo de ciento), hervorging, welche König Jayme I. von Aragonien 1274 der
Stadt erteilte. Die Junta besteht gegenwärtig aus 14 stimmfähigen Mitgliedern von zweijähriger Amtsdauer und einem von der
Regierung ernannten Sekretär. Der Intendant der Provinz ist als solcher Präsident der Junta. Unter den Wohlthätigkeitsanstalten
sind 6 Hospitäler, darunter das allgemeine Hospital
(für 3000 Kranke) und das des heil. Lazarus, ein Waisenhaus.
Eine großartige, wohleingerichtete Anstalt ist auch das Zucht- und Korrektionshaus.
Nächst Madrid hat Barcelona die meisten wissenschaftlichen Anstalten. Es besitzt eine Universität mit 5 Fakultäten (1430 gestiftet)
und Notariatsschule, einen botanischen Garten, eine Kunstschule, stark besuchte Handelsschule, eine Industrie- und eine Schifffahrtsschule,
eine Real- und eine lateinische Schule, ein theologisches Seminar, mehrere Colegios, dazu hinlängliche
Elementarschulen, 4 Akademien (namentlich für Naturwissenschaften und Künste), ein anatomisches und naturhistorisches Museum,
verschiedene Bibliotheken (die Bibliothek San Juan mit 40,000, die bischöfliche mit 15,000 Bänden) und reichhaltige Archive,
unter denen das erwähnte sogen. aragonische Archiv das größte und interessanteste ist. Barcelona ist der Sitz
eines Bischofs, eines Generalkapitäns, Gouverneurs, eines Appellationsgerichts, eines Handelskollegiums, Handelsgerichts und
Seekonsulats.
Zur Verteidigung der Stadt dienen außer einigen Batterien bei der Vorstadt Barceloneta das als unbezwinglich geltende Fort Monjuich
im SW. auf der Spitze des gleichnamigen, 240 m hohen schroffen Kegelbergs (im Altertum Mons Jovis, später Mons
Judaicus, woraus der jetzige Name entstanden ist) und das stark befestigte Gebäude der Atarazanas (des ehemaligen Arsenals)
im S. Die eigentliche Citadelle, am nordöstlichen Ende der Stadt, die 1715 auf Befehl Philipps V. aus Mißtrauen gegen die
freiheitliebenden Barcelonesen erbaut wurde und sehr stark befestigt war, aber zu tief lag, um die Stadt
hinlänglich verteidigen zu können, ward, wie oben erwähnt, nebst den alten Wällen und Bastionen in neuester Zeit geschleift.
Seit neuerer Zeit wird die Stadt durch Wasserleitung aus den Bergen mit gutem, reichlichem Trinkwasser versehen. Schöne Punkte
in der Umgegend sind die Orte Gracia, San Gervasio, Sarria, Sans, San Martin de Provensals, Horta, zum Teil
industrielle, zum Teil Villenvororte von Barcelona mit schönen Garten- und Parkanlagen, und der 532 m hohe Berg Tibidabo, der eine
herrliche Aussicht auf die Ebene von und auf das Meer gewährt.
Geschichte. Barcelona, angeblich von Hamilkar Barkas gegründet, war Hauptstadt der Lacetaner im tarraconensischen
Spanien, dann römische Kolonie mit dem Beinamen Faventia. Die jetzige Stadt steht, da das Meer zurückgewichen ist, zum Teil
auf neuem Grund. 415 eroberte Athaulf, König der Goten, und wurde daselbst erschlagen und begraben. 713 wurde Barcelona von den Arabern
unter Musa erobert, 801 aber von Ludwig, dem Sohn Karls d. Gr., wieder genommen und zur Hauptstadt der spanischen
Mark gemacht, zwar 752 von den Arabern aufs neue erobert, aber schon im 10. Jahrh. wieder
von selbständigen Markgrafen regiert. In Barcelona wurden in den Jahren 540, 599, 906 und 1064 Kirchenversammlungen gehalten. 1137 wurde
Barcelona infolge der Vermählung des Grafen Raimund Berengar IV. mit Petronella, des Königs Ramiro von Aragonien
Tochter, mit letzterm Königreich vereinigt. Nach mehreren mißlungenen Versuchen, sich der aragonischen Herrschaft zu entziehen,
war Barcelona 1640 Mittelpunkt des Aufstandes gegen Philipp IV. und unterwarf sich Frankreich, wurde aber 1652 nach 15monatlicher Belagerung
der spanischen Herrschaft wieder unterworfen. Im spanischen Erbfolgekrieg stand es auf seiten des habsburgischen
Prätendenten Karl und wurde daher 1714 von dem Herzog von Berwick
mehr
belagert und nach tapferm Widerstand erobert. Da Barcelona wegen der Festungswerke nicht vergrößert werden konnte, der Handel und
die Bevölkerung des Orts aber stets wuchsen, so gestattete der Marquis de la Minas, Generalkapitän von Katalonien, 1752 die Erbauung
der Vorstadt Barceloneta. Nachdem 1809 die Franzosen unter General Duhesme die Stadt mit List in ihre Gewalt
bekommen hatten, bildete Barcelona den Stützpunkt der französischen Armee in Katalonien. Erst Anfang 1814 wurde es von den Franzosen
geräumt.
Große Verheerungen richtete 1821 das gelbe Fieber in an. Bei der französischen Okkupation Spaniens 1823 hielt sich am längsten
und ergab sich erst auf Befehl Ferdinands VII. Nach dem karlistischen Aufstand der Agraviados traf Barcelona wie
ganz Katalonien seit 1827 die blutige Strenge des Generalkapitäns Grafen d'Espagna, bis die Königin ihn im November 1832 absetzte.
Der Bürgerkrieg der folgenden Zeit machte auch Barcelona zum Schauplatz häufiger Volksaufstände und Empörungen,
namentlich 1835 und 1836, wobei selbst republikanische Tendenzen sich kundgaben.
Als die Königin-Regentin sich nach Barcelona begeben hatte und Espartero ihr 16. Juli folgte, um seine Regentschaftsübernahme
mit ihr zu vereinbaren, brach auf die Kunde von der Erfolglosigkeit seiner Bemühungen 21. Juli ein Aufstand aus, bis durch Esparteros
Truppen die Ruhe wiederhergestellt ward. Neue Unruhen entstanden im Juli und Oktober 1841, besonders aber wegen
der beabsichtigten Einführung der Konskription. Am 15. Nov. kam es zum Straßenkampf zwischen Volk und Garnison, so daß letztere
das Feld räumen und sich in das Fort Montjuich zurückziehen mußte, worauf Espartero die Stadt 3. Dez. förmlich
bombardieren ließ und 15. Dez. zur Übergabe zwang.
Neue Unruhen im Juni 1843 führten zur Einführung einer Zentraljunta, 2. Sept. zu abermaligem Straßenkampf mit dem Militär und 4. und 7. Sept. wieder
zur Beschießung der Stadt von der Citadelle aus. Doch unterwarf sie sich erst im November. Infolge des
O'Donnellschen Staatsstreichs 1856 brach ein progressistischer Aufstand aus, der vom 18. bis 20. Juli dauerte und mit blutiger
Gewalt unterdrückt werden mußte. Anfang 1874 fand auch in Barcelona eine föderalistische Bewegung statt.
bis zu der neuen Konstitution von 1881 ein besonderer Staat, seitdem aber eine der drei
Secessiones des 1881 neugebildeten Großstaats Bermudez der südamerikan. Republik Venezuela (s. Karte »Peru etc.«),
umfaßt 39,490
qkm (717,2 QM.) mit (1881) 123,828
Einw. Im N. zieht eine niedrige Küstenkordillere nahe am Karibischen Meer hin; südlicher nehmen unermeßliche Llanos den größten
Teil des Gebiets ein, aus denen zahllose Herden von Rindvieh, Pferden, Schafen und Eseln ihren Unterhalt finden.
Der Landbau ist auf die nördlichen Teile beschränkt und liefert Mais, Reis, Kakao, Zucker, Kaffee, Tabak. Das Klima ist heiß,
aber gesund (die mittlere Jahrestemperatur in den Llanos übersteigt 25° C.). Vor der Küste, die sich durch gute Reeden und
Ankerplätze auszeichnet, liegen die unbewohnten Inselchen Tortuga, Orchillo, Los Roques, weiter hinaus
die wegen ihrer reichen Guanolager wichtige Isla de Aves (Bird Island). - Die gleichnamige Hauptstadt (Nueva Barcelona) liegt in einer
weiten Ebene am Neveri, 2,5 km vom Meer, und hat (1883) 11,424 Einw., zur Hälfte Weiße.
Der Handel ist bedeutend, war es jedoch früher noch mehr, als die Stadt Hauptsitz des Schleichhandels
mit den westindischen Häfen war. Der Neverifluß ist für Küstenfahrer
bis zur Stadt fahrbar; größere Schiffe, welche
die Verbindung mit St. Thomas, Curassao, Trinidad unterhalten, ankern vor der Mündung des Flusses in der Bucht Ensenada de Barcelona, welche
den Haupthafen der Provinz bildet. Barcelona wurde 1634 von Don Juan Urpin am Fuß des Cerro Santo gegründet, 1671 an
ihren jetzigen Ort verlegt, dann bald von den Indianern zerstört und erst 1736 wiederhergestellt.