Mitglied und Präsident des Rats der Alten und infolge des Staatsstreichs vom 18. Fructidor nach Cayenne deportiert,
von wo er nach dem 18. Brumaire 1799 zurückberufen ward. Bonaparte ernannte ihn 1801 zum Staatsrat und Schatzminister; als
solcher leitete er 1803 die Abtretung von Louisiana an die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Seit 1808 war
er Präsident des obersten Rechnungshofs, unter Ludwig XVIII. auch kurze Zeit Justizminister; auch wurde er Mitglied des königlichen
Konseils des öffentlichen Unterrichts, der Akademie der Inschriften, des Konseils der Spitäler und desjenigen der Gefängnisse.
Im April 1834 auf sein Ansuchen entlassen, starb er 1837 in Paris. Barbé-Marbois schrieb umfangreiche Memoiren über
Finanzwesen und Ökonomie sowie eine schätzenswerte »Geschichte von Louisiana« und das »Tagebuch eines Deportierten« (1829).
Dorf im franz. Departement Aube, Arrondissement Troyes, links
an der Seine und an der Eisenbahn von Paris nach Troyes, mit einem Schloß und 339 Einw., welche Käsefabrikation
(»Käse von Troyes«) treiben.
röm. Fürstengeschlecht, hieß ursprünglich Tafani und nannte sich nach seinem
Stammgut Barberino im Elsathal in Toscana Barberini. Die Größe und den Glanz des Hauses begründete Maffeo Barberini (geb. 1568), der als
Urban VIII. 1623 den päpstlichen Stuhl bestieg und seiner Familie Schätze, mehrere Herzogtümer und den
fürstlichen Titel zuwendete. Besonders gab er den drei Söhnen seines Bruders Karl hohe Stellen. In dem sogen. Krieg von Castro (1641-44)
suchten die Barberini sogar den Farnese von Parma die Herzogtümer Castro und Ronciglione zu entreißen, freilich ohne Erfolg.
Als aber nach Urbans Tod (1644) Innocenz X., ein persönlicher Gegner der Barberini, von ihnen Rechenschaft über
die Verwaltung der ihnen anvertrauten Ämter forderte, mußten die Brüder Barberini nach Frankreich fliehen, wo der zweite Bruder, Taddeo, 1647 starb.
Der älteste, Francisco Barberini (geb. 1597, gest. 1679 als
Kardinal und Dekan des heiligen Kollegiums), ist der Gründer der großen Barberinischen Bibliothek, die bei
seinem Tod auf 60,000 Bände mit 8000 zum Teil kostbaren Manuskripten angewachsen war, und der Erbauer des großen Palastes in
Rom (s. unten).
Der jüngste Bruder, Antonio, geb. 1608, ward 1628 Kardinal, 1631 Herzog von Urbino, unter Ludwig XIII. Bischof von Poitiers, dann
Großalmosenier und 1657 Erzbischof von Reims, kehrte nach seiner Aussöhnung mit dem Papst nach Italien zurück und starb 1671 in
Nemi. Er zeichnete sich als Beförderer der Wissenschaften aus und dichtete selbst in lateinischer und italienischer Sprache.
Überhaupt waren die Barberini nicht die Gegner der Litteratur und Kunst, zu welchen man sie aus Mißverständnis
des bekannten römischen Bonmots: Quod barbari non fecerunt, fecere Barberini gemacht hat.
Letzteres bezieht sich offenbar mehr auf die Habsucht und den Nepotismus Urbans VIII. 1738 erlosch das Geschlecht der Barberini im Mannesstamm.
Der Rest ihrer Besitzungen kam an Giulio Cesare Colonna (gest. 1787), der durch seine Mutter von den Barberini abstammte,
Namen und Wappen derselben (drei Bienen) annahm und so der Stifter der Linie Barberini-Colonna wurde; deren Haupt ist jetzt Don Enrico (geb.
1823), Fürst von Palestrina und Castello San Pietro, Herzog von Castelvecchio etc. In dem großen Palast der Barberini zu Rom (seit 1624 von
Maderna, Borromini und Bernini erbaut) befindet sich die erwähnte Bibliothek sowie unter andern Kunstwerken die sogen. Fornarina
Raffaels, Dürers Christus unter den Schriftgelehrten und das angebliche Brustbild der Beatrice Cenci von G. Reni; andres ist
verkauft worden, wie z. B. der Barberinische Faun (jetzt in der Glyptothek zu München) und die berühmte
Portlandvase (im Britischen Museum).
Vgl. Reumont, Beiträge zur italienischen Geschichte, Bd. 5 (Berl.
1857).
^[richtig: Barbès] (spr. -bäh oder -bäs), Armand, franz. Revolutionär, geb. zu Pointe à Pitre
auf der Insel Guadeloupe, studierte in Paris seit 1830 die Rechte, ward Mitglied der radikalen Société des
droits de l'homme et du citoyen und mit Blanqui Führer der Société des saisons. Schon 1834 und 1836 als revolutionärer Agitator
verfolgt, jedoch amnestiert, stellte er sich an die Spitze jenes tollkühnen Aufstandsversuchs, der in Paris stattfand,
wurde verwundet, ergriffen und von der Pairskammer zum Tod verurteilt. Zu lebenslänglicher Detention begnadigt,
ward er durch die Februarrevolution von 1848 frei und als alter Republikaner von der provisorischen Regierung zum Gouverneur
des Luxembourg und zum Obersten der 12. Legion der Pariser Nationalgarde ernannt und im Departement Aude zum Abgeordneten der konstituierenden
Nationalversammlung gewählt.
Bei dem Attentat vom schlug er sich wieder zu seinen frühern Parteigenossen, ward ergriffen
und in dem Staatsprozeß von Bourges zu lebenslänglicher Deportation verurteilt, die aber in lebenslängliche Einkerkerung
verwandelt ward. Er saß nun in einem unterirdischen Gefängnis auf Belle-Isle bis 1854, wo Ludwig Napoleon seine Freilassung
verfügte. Barbes wollte jedoch aus der kaiserlichen Hand keine Begnadigung annehmen und kam nur nach Paris,
um gegen seine Freilassung zu protestieren und sich dem Gericht zur Verfügung zu stellen. Da dieses keine Notiz von ihm nahm,
ging er nach Holland und begab sich dann nach Barcelona in Spanien, ward aber im Mai 1856 hier ausgewiesen
und nahm seinen Aufenthalt in Cadiz, dann wieder im Haag, wo er starb.
deJouy (spr. barbeh d' schūi), Henri, franz. Kunstschriftsteller, geb. zu Cauteleu
bei Rouen, Konservator der das Mittelalter und die Renaissancezeit betreffenden Kunstsammlungen des Louvre, veröffentlichte
eine Reihe von Schriften über die seiner Obhut anvertrauten Kunstgegenstände, worunter das Prachtwerk »Les
gemmes et joyaux de la couronne«, gezeichnet und gestochen von Jacquemart (Par. 1865 ff., mit 60 Tafeln),
die wichtigste Stelle
einnimmt. Von den übrigen nennen wir: »Les Della Robbia, sculpteurs en terre émaillée« (mit Katalog ihrer
Werke, 1855);
»Description des sculptures modernes de la Renaissance et du moyen-âge du musée impérial du Louvre« (1856
bis 1874, 2 Tle.);
»Les mosaïques chrétiennes des basiliques et des églises de Rome« (1857);
d'Aurévilly (spr. barbä doreviji), Jules, franz.
Kritiker und Romanschriftsteller, einer der klerikal angehauchten monarchistischen Klopffechter, geb. zu St.-Sauveur
le Vicomte (Departement Manche), machte sich schon mit 15 Jahren durch eine Broschüre: »Aux héros des Thermopyles«, bemerklich
und schrieb seit 1851 für den »Pays« litterarische Artikel, die durch ihren lärmenden Ton, das Persönliche ihrer
Polemik und die Eigentümlichkeit ihres Stils Aufsehen machten. Mit Granier de
mehr
Cassagnac und Escudier wurde er 1858 Mitbegründer und Redakteur des »Réveil« und war später ein Hauptmitarbeiter der konservativen
Zeitschriften. Von seinen (zum Teil mehrfach aufgelegten) Schriften nennen wir: »L'amour impossible« (1841);
»Du Dandysme et
de G. Brummel« (1845);
»Les prophètes du passé. J. de Maistre, de Bonald, Chateaubriand, Lamennais« (1851);
»Une vieille maîtresse« (1851);
»L'Ensorcelée«, eins der bezeichnendsten Werke des Autors (1854, 2 Bde.);
»Les œuvres et
les hommes. Dix-neuvième siècle« (1861-65, 4 Teile),
später ergänzt durch »Les Bas bleus« (1877);
ferner »Les quarante
médallions de l'Académie française. Portraits critiques« (1863);
»Le chevalier Des Touches« (1864);
»Un prêtre marié«
(1865, 2 Bde.);
»Les Diaboliques« (1874);
»Goethe et Diderot« (1880),
in welch letzterm Werk die Paradoxensucht
des verschrobenen Kritikers ihren Gipfel erreicht, und »Histoire sans nom« (1882).
Wie früher eine Zeitlang im »Constitutionnel«,
so orakelt der greise Dandy gegenwärtig im erotischen »Gil Blas« und in Vorreden, mit denen er die Erstlingswerke
junger Kraftgenies versieht.