buntesten Gewimmel umhertreibt, eine ungemeine Belebtheit. Der
Fluß ist der große
Markt, auf dem sich täglich der betriebsame
Teil der
Bevölkerung
[* 2] versammelt; soviel es angeht, wird alles zu
Schiff
[* 3] abgemacht. Der
Verkehr stockt nur, wenn eins der hochgeschnäbelten
Staatsboote in einen
Kanal
[* 4] einfährt; es galt dann bis in die neueste Zeit für ein schweres
Verbrechen,
sich auf einer der zahlreichen
Brücken
[* 5] zu befinden, während unten die
Angehörigen einer fürstlichen
Familie durchfuhren.
Die
Paläste sind in chinesischem
Stil gebaut, hohe
Frontispize, im Innern weite
Hallen, alles mit überaus reicher Ornamentik
bedeckt und von großartigem
Eindruck. Die
Tempel
[* 6]
(Pagoden) tragen pyramidenartig immer kleiner werdende
Dächer. Ausgezeichnet vor allen ist der
Palast des ersten
Königs, der sich innerhalb einer hohen Umschließungsmauer von etwa 1300 m
im
Umfang befindet. Der
Boden im Innern ist ganz mit
Marmor- und Granitfliesen belegt; in Zwischenräumen stehen
Wachtposten
und aufgeprotzte
Kanonen, an den Seiten verschiedene kleine, mit Gemälden und Goldschmuck versehene Gebäude.
In der Mitte des großen
Hofs erhebt sich ein
Viereck,
[* 7] mit Bildhauerarbeit geziert und von einem spitzen, vergoldeten
Turm
[* 8] überragt:
die
Halle,
[* 9] in welcher der König ausländische
Gesandte empfängt, und wo auch die
Leiche des verstorbenen
Königs bis zur
Verbrennung
aufgestellt wird. In einiger
Entfernung davon ist der
Saal, in welchem der König täglich in Anwesenheit
von mehr als hundert Beamten
Gehör
[* 10] erteilt. Die Vorschrift, daß bei diesen
Audienzen alles auf den
Knieen und
Ellbogen liegen
mußte, ist seit 1873 aufgehoben, so daß man jetzt stehend die Befehle entgegennimmt.
An den
Saal schließen sich die Gemächer des
Königs, sodann die der
Königin und des zahlreichen weiblichen
Hofstaats an. Neben andern Gebäuden für
Staats- und Wirtschaftszwecke findet man hier eine Anzahl buddhistischer Tempelbauten,
die von Pracht strotzen; eine
Menge sehr wertvoller Erzeugnisse der
Kunst und des
Gewerbfleißes sind daselbst aufgehäuft.
Die
Wohnungen der sonstigen Vornehmen bestehen ebenfalls aus einer größern Anzahl von
Häusern und
Höfen,
die mit einer
Mauer umgeben sind; das Hauptgebäude dient stets dem
Herrn zum Aufenthalt.
Tempel und buddhistische Klöster sind auch außerhalb dieses königlichen
Quartiers durch die ganze Stadt zerstreut; die Klöster
sind von
Gärten umgeben und bestehen aus einem geräumigen
Saal mit engen, sehr zahlreichen
Thüren und
Fenstern. Die mittlere Jahrestemperatur in Bangkok
[* 11] ist 27,4 ° C.;
die heißesten
Monate sind
Mai und April, vom März bis
Dezember regnet es fast gar nicht. Der Menamfluß ist wegen einer
Barre
an seiner Mündung für
Schiffe
[* 12] mit großem Tiefgang bis Bangkok nicht fahrbar; sie ankern bei Paknam
(ca. 7000 Einw.),
wo überhaupt jedes
Schiff, das aufwärts geht, seine
Kanonen und
Munition ausladen und einen Zollbeamten an
Bord nehmen muß.
Die
Bevölkerung besteht aus Abkömmlingen der verschiedenartigsten
Völkerschaften, die sich hier nebeneinander niedergelassen
haben.
Ihre Zahl wird auf 4-600,000 geschätzt, darunter fast die Hälfte
Chinesen. Der
Handel Bangkoks
wuchs nach
Abschluß des englisch-siamesischen Handelsvertrags, dem
Verträge mit den andern
Staaten folgten, außerordentlich,
ist aber später sehr gefallen; 1881 liefen 524
Schiffe von 223,131
Ton. aus mit einer
Ladung im Wert von 9,865,956
Doll. (davon
britisch 6,166,976, deutsch 1,090,602
Doll.). Die
Nähe von
Singapur
[* 13] drückt etwas den
Handel; den Europäern
machen die
Chinesen empfindliche
Konkurrenz. Eine
Telegraphenlinie geht nordwärts nach Zimmeh, eine
Eisenbahn soll ostwärts
nach
Kabin geführt werden. Bangkok ist Sitz eines deutschen
Berufskonsuls.
1) Stadt in
Carnarvonshire
(Wales), am Nordende der
Menaistraße, malerisch in engem
Thal,
[* 14] eins der
Hauptquartiere
der Touristen. Es ist der älteste Bischofsitz in
Wales, mit unansehnlicher, 525 gestifteter
Kathedrale,
hat eine Lateinschule (1557 gegründet), ein
Lehrerseminar und (1881) 8240 Einw. Dicht dabei liegt
Penrhyn Castle, das prachtvolle
SchloßLordPenrhyns; 3 km südlich führt die Menaibrücke (1820-26 erbaut) und 1 km von dieser die
Britanniabrücke (s. d.)
über die
Menaistraße; 8 km südlich, im
Thal des Ogwen, der bei der Stadt mündet, liegen die
Penrhyn-Schieferbrüche.
- 2) Stadt im nordamerikan.
StaatMaine, 30 km oberhalb der Mündung des von ihr an schiffbaren
Penobscot in die Penobscotbai,
hat ein theologisches
Seminar der Kongregationalisten, Schiffswerfte, ungemein lebhaften Holzhandel und (1880) 16,856
Einw. Da der
Fluß mit jeder
Flut 5 m steigt, so können auch große
Schiffe in den geräumigen
Hafen der
Stadt gelangen. Einfuhr 1883-84: 570,492
Doll., Ausfuhr (namentlich
Bauholz) 118,255
Doll.
(Bembasee, auch Schuia- oder Chamasee), ein 1868 von
Livingstone entdeckter großer
See im Innern von Südafrika,
[* 15] liegt unter 29-30 ° östl. L. v. Gr.
und 10-11 ° südl.
Br., im
Reich des
Cazembe, 1100 m ü. M., und erstreckt sich über 220 km von O. nach W. und 110 km
von S. nach N. In denselben mündet auf der Ostseite der
Tschambesi (nicht zu verwechseln mit dem
Sambesi); sein Abfluß ist
der
Luapula, der den
See auf der Nordseite verläßt, um nach einem
Laufe von 334 km in den nördlich gelegenen
kleinern
Moerosee zu münden.
Livingstone wollte beide Wasserbecken mit den
Nilseen in
Verbindung bringen; doch sind sie zum
Quellsystem des
Congo zu rechnen, da
Tschambesi und
Luapula
(Lualaba) ohne
Zweifel nur verschiedeneNamen für
den Oberlauf des genannten
Stroms sind (s.
Congo, mit
Karte).
Anton, österreich.
Minister, geb. zu Micholup in
Böhmen,
[* 16] studierte zu
Prag
[* 17] die
Rechte, trat 1848 daselbst
in den Staatsjustizdienst und rückte 1856 zum Vizehoflehnrichter auf. Er verließ 1859 den
Staatsdienst, um die Leitung der
Güter des
GrafenErnstWaldstein zu übernehmen, beförderte in dieser
Stellung den
Bau mehrerer
Eisenbahnen,
ward 1867 in den böhmischen
Landtag und von diesem in den
Reichsrat gewählt, wenige
Monate später Sektionschef im
Ministerium
des Innern, 1870 Ackerbauminister und 1871 unter
Potocki und dann unter
Auersperg Handelsminister. Nachdem Zusammenbruch zahlreicher
Eisenbahngründungen, welche Banhans selbst befördert hatte, schritt er gegen einige solcher
Gründer mit
Kriminalprozessen ein, mußte aber seine Entlassung nehmen. Seit 1881
ist erPräsident des Niederösterreichischen
Gewerbevereins.
(spr. bännim),John, pseudonym
O'Hara, irischer Romandichter, geboren im Juni 1800, zuerst
Porträtmaler, suchte, von
WalterScott angeregt, für
Irland das zu werden, was jener für
Schottland war, und schrieb eine
Reihe von Lebensbildern und Sittenschilderungen, in welchen er die
Licht- und Schattenseiten des irischen
Volks in kräftigen
Zügen darstellte und großes
Talent, mächtige
Kraft
[* 18] und lebendige
Phantasie offenbarte. Zuerst erschienen:
¶
mehr
»Tales of the O'Hara family« (2 Serien, Lond. 1825 bis 1827),
darunter »Crohoore« (deutsch »Der
Zwerg«, Hamb. 1828) und »The Nowlans«
(deutsch, Leipz. 1835). Dann folgten zahlreiche andre, wie: »BoyneWater« (1828),
»The mayor of Windgap« (1835) und »Father
Connel« (1842). Trotz einer ihm von der Regierung 1837 bewilligten Pension starb er in Dürftigkeit zu
Windgap Cottage bei Kilkenny. Das Beste hat in denjenigen seiner Schriften geleistet, in welchen er auf dem Boden seiner Heimat
geblieben ist; denn keiner von jenen Schriftstellern, welche Irland in die moderne Romantik einführten, hat es in gleichem
Maß verstanden, den irischen Landmann in seiner pittoresken Originalität, in seinen Leiden
[* 20] und Verirrungen
lebendig und wahr zu schildern. Darum nannte man ihn den »JeremiasIrlands«. Plan und Verwickelung ist in Banims Romanen und
Novellen meist glücklich, aber er gefällt sich zu sehr in Detailmalerei und in Übertreibung des Schrecklichen. Auch
stören lange politische Erörterungen.
Vgl. P. JohnMurray, Life of John Banim with extracts from his correspondence
(Lond. 1857). -
SeinBruderMichael Banim, Mitarbeiter an den »Tales of the O'Hara family«, veröffentlichte unter dem Titel: »The town of the cascades«
(Lond. 1864, 2 Bde.) Szenen aus dem irischen Volksleben, in denen sich warmes Gefühl und origineller Humor
aussprechen. Er starb 1874.