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läßt; später entsteht auch die erste Anlage des Bandwurmkörpers in Form einer hohlen Röhre [* 1] (Fig. 5). Gelegentlich stülpt sich wohl auch der Zapfen [* 2] aus und gleicht dann vollständig einem Bandwurm [* 3] mit ungegliedertem Körper und anhängender Schwanzblase [* 1] (Fig. 6). Dieser Ähnlichkeit [* 4] wegen hat man, ehe man den Zusammenhang kannte, die Finnen als verirrte Bandwürmer, die »wassersüchtig« geworden, betrachtet. Bei den meisten Arten bildet sich nur ein Bandwurmkopf (echte Finnen, Cysticercus), bisweilen aber, z. B. beim Drehwurm (s. unten), wachsen aus der einen Larve durch Knospung allmählich einige Hundert Köpfe hervor.
Bei dem Hülsenwurm oder Echinokokkus [* 1] (Fig. 7), welcher von der Taenia echinococcus des Hundes abstammt, bilden sich auf der Innenfläche des Blasenkörpers besondere Tochter- und Enkelblasen, und von diesen aus entwickeln sich allmählich zahlreiche Bandwurmköpfe (s. unten). Die Finnen stellen somit in der Entwickelungsgeschichte [* 5] der Bandwürmer eine besondere Stufe dar, sind gewissermaßen die Puppen derselben; als solche können sie auch einige Jahre hindurch unverändert am Leben bleiben und gehen, wenn ihr Wirt stirbt, mit ihm zu Grunde.
Wird jedoch nicht allzulange nach ihrer Einwanderung das betreffende Organ von einem andern und zwar wiederum einem ganz bestimmten Tier gegessen, so entwickelt sich im Darm [* 6] des letztern die Finne zum Bandwurm. Der Leib stülpt sich aus der Blase hervor, diese selbst wird durch den Verdauungsprozeß entfernt, und nun sprossen rasch hinter dem Kopf des jungen Wurms die Glieder. [* 7] Hiermit ist der Kreislauf [* 8] der Entwickelung geschlossen. Man hat also dabei die geschlechtlich erzeugten Larven und Finnen als die erste, die ungeschlechtlich gebildeten Glieder als die zweite Generation zu betrachten.
Indessen gibt es Bandwürmer, welche zeitlebens ungegliedert bleiben (z. B. Caryophyllaeus), und noch andre (die Familie der Amphilinidae), welche auch durch ihre Gestalt an die Trematoden erinnern und früher zu ihnen gerechnet wurden. Somit darf man es als höchst wahrscheinlich betrachten, daß die Bandwürmer von Haus aus Trematoden waren und sich erst durch ihr ausschließliches Schmarotzerleben im Innern andrer Tiere allmählich in ihrer Organisation vereinfacht haben. Ähnlich den Trematoden, machen sie ihre Jugendzustände in besondern Zwischenwirten ab, und nur die eigentümliche Form der Vermehrung mittels der Proglottiden scheint von ihnen selbständig erworben zu sein.
Die beim Menschen schmarotzenden Bandwürmer verteilen sich auf zwei Familien. Zu der einen gehören mehrere Arten der Gattung Taenia, von welcher im ganzen über 200 Arten bekannt sind, zur zweiten der Bothriocephalus latus und Bandwürmer cordatus. Diese Bandwürmer wohnen sämtlich im Dünndarm. Außer ihnen beherbergt der Mensch noch einige »Blasenwürmer« aus der erstern Familie (darunter die gewöhnliche Finne, Cysticercus cellulosae). - Der gemeine Bandwurm (Taenia solium L.), im entwickelten Zustand 2-8 m lang, enthält bis zu 800 Glieder von 9-10 mm Länge und 6-7 mm Breite. [* 9] Der kugelige Kopf [* 1] (Fig. 1 a u. [* 1] Fig. 8) hat die Größe eines Stecknadelkopfes, ziemlich stark vorspringende Saugnäpfe und einen doppelten Hakenkranz zum Festhalten in der Darmwandung; der fadenförmige, fast 2,5 cm lange Hals erscheint dem unbewaffneten Auge [* 10] ungegliedert.
Die reifen Glieder (etwa vom 650. an), welche nur selten für sich abgehen, sind den Kürbiskernen nicht unähnlich [* 1] (Fig. 2 h); ihre Geschlechtsöffnung liegt hinter der Mitte. Der zugehörige Blasenwurm (Cysticercus cellulosae) bewohnt mit Vorliebe das Muskelfleisch des Schweins (Finne, [* 1] Fig. 9), findet sich gelegentlich aber auch an andern Orten und in andern Tieren (Hund, Katze, [* 11] Reh), [* 12] auch im Menschen. Etwa 2½ Monate nach Einführung der Bandwurmembryonen in das Schwein [* 13] ist die Entwickelung der Finnen abgeschlossen, und 3-3½ Monate nach Genuß von finnigem Schweinefleisch gehen beim Menschen die ersten reifen Bandwurmglieder ab. Dieser Bandwurm erreicht ein Alter von 10-12 Jahren und mehr.
Man hat ihn überall in Europa, [* 14] in Indien, Nordamerika [* 15] und Algerien [* 16] beobachtet und zwar am häufigsten bei Erwachsenen, besonders bei Frauen, Fleischern und Köchen, welche leicht durch rohes Fleisch infiziert werden können. Gewöhnlich kommt er einzeln vor, doch sind 2 und 3 bei demselben Individuum nicht selten, und man hat sogar 41 nebeneinander beobachtet. Der schwarze Bandwurm (Taenia saginata Götze, T. mediocanellata Küch.) wird 4 m lang und breiter und dicker als der vorige. Die Glieder werden 16-18 mm lang, 7-9 mm breit; der ansehnliche Kopf [* 1] (Fig. 10) ist ohne Hakenkranz, mit flachem Scheitel und vier großen, äußerst kräftigen Saugnäpfen versehen; die Glieder erreichen etwa vom 750. an ihre Reife [* 1] (Fig. 2 a), gehen dann häufig freiwillig ab und sind in der Regel eilos und zusammengeschrumpft.
Dieser Bandwurm scheint nicht minder weit verbreitet zu sein als der vorige; der zu ihm gehörige Blasenwurm lebt aber in Rindern, und daher findet er sich z. B. sehr häufig in den Ländern oder den Orten, wo viel rohes Rindfleisch genossen wird. Er verursacht wegen seiner kräftigern Muskulatur und größern Beweglichkeit intensivere Beschwerden als der gemeine Bandwurm, ist auch viel schwerer abzutreiben, weil der Kopf sehr leicht abreißt und im Darm zurückbleibt. - ^[GEDANKENSTRICH!]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 7. Hülsenwurm. 12/1.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 8. Kopf des gemeinen Bandwurms; vergrößert.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 9. Schweinefleisch mit Finnen; nat. Größe.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 10. Kopf des schwarzen Bandwurms; vergrößert.] ¶
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Was die Haustiere betrifft, so kennt man von den drei beim Pferd [* 18] gefundenen Bandwürmern und auch bei der Taenia denticulata des Rindes die Entwickelung noch nicht. Taenia marginata Batsch. wird beim Hund und Wolf geschlechtsreif gefunden; der zugehörige Blasenwurm, Cysticercus tenuicollis, lebt besonders im Netz, seltener in der Leber der Wiederkäuer [* 19] und Schweine, [* 20] auch gelegentlich des Menschen. Die Taenia expansa Rud. [* 17] (Fig. 11), 0,5-60 m lang, mit ziemlich zarten, dünnen und durchsichtigen Gliedern, ist häufig im Darm von Schafen und Ziegen, seltener beim Rinde, tritt oft massenhaft bei Lämmern auf und erzeugt dann die Bandwurmseuche.
Seine Jugendform ist völlig unbekannt. Der häufigste Bandwurm des Hundes ist Taenia serrata Götze, mit einer doppelten Reihe größerer und kleinerer Haken, dessen Blasenwurm, Cysticercus pisiformis, im Hasen und Kaninchen [* 21] lebt. In der Katze lebt Taenia crassicollis R., mit starkem Kopf und kurzem, dickem Hals, und der dazu gehörige Blasenwurm, Cysticercus fasciolaris, in der Maus. Von großer Bedeutung ist die Taenia coenurus R. des Hundes, weil deren Finne als Drehwurm (s. d.) im Gehirn [* 22] des Schafs haust.
Noch wichtiger aber ist der Hülsenwurm, Taenia echinococcus v. Sieb., welcher gleichfalls im Hund geschlechtsreif wird, mit diesem wohl über die ganze Erde verbreitet ist und als Finne, Echinococcus, im Menschen, in den Affen, [* 23] Wiederkäuern und Schweinen vorkommt. Er wird nur 4 mm lang und besitzt im ganzen nur 3 oder 4 Glieder, von denen das letzte, wenn es reif ist, den ganzen übrigen Körper an Masse übertrifft [* 17] (Fig. 7). Der kleine Kopf trägt Saugnäpfe und einen doppelten Hakenkranz.
In der aus dem Embryo hervorgehenden Blase bilden sich (s. oben) Brutkapseln, und in diesen entwickeln sich 12-20 Bandwurmköpfe; die Entwickelung ist eine viel langsamere als bei den Finnen, und bei einer bestimmten Form bringt die ursprüngliche Blase Tochterblasen hervor, welche dann abermals Brutkapseln erzeugen. Diese Gebilde haben sehr ungleiche Größe, manche bleiben sehr klein, aber die Tochterblasen können sich in ungeheurer Zahl entwickeln; so hat man einen 15 kg schweren Echinococcus mit vielen Tausenden Tochterblasen bei einer Frau beobachtet. Er findet sich am häufigsten in den Eingeweiden, besonders in der Leber, verschont aber kaum ein Organ des Körpers ganz und führt sehr leicht den Tod herbei. Sehr verbreitet ist die Echinokokkenkrankheit in Island. [* 24]
Die Bothriokephalen haben einen abgeplatteten Kopf mit je einer langen, stachen Sauggrube an den Seitenrändern. Sie leben im reifen Zustand vorzugsweise in Kaltblütern, einige auch in Vögeln und Säugetieren. Der Grubenkopf (Bothriocephalus latus Brems.) ist bandförmig, 5-8 m lang, aus 3-4000 kurzen und breiten Gliedern zusammengesetzt, in der Mitte 10-12 mm breit, vorn fadendünn. Der Kopf ist keulenförmig, hakenlos. Reife Eier [* 25] finden sich zuerst im 600. Glied, [* 26] sie haben eine einfache braune Schale mit kappenförmigem Deckelchen, entwickeln aber im Mutterleib keinen Embryo.
Dieser bildet sich nur im Wasser, schlüpft aus dem Ei [* 27] aus und bewegt sich 4-6 Tage lang mittels eines Flimmerüberzugs frei umher. Die spätern Entwickelungsstufen werden im Hechte durchlaufen. Im Menschen kann er 20 Jahre lang leben, ist aber leicht abzutreiben. Er findet sich besonders in der westlichen Schweiz [* 28] und den angrenzenden französischen Distrikten, den nordwestlichen und nördlichen Provinzen Rußlands, in Schweden, [* 29] Polen, Holland, Belgien, [* 30] Ostpreußen [* 31] und Pommern, [* 32] überall in wasserreichen Gegenden.
Bandwürmer cordatus Leuck. ist bedeutend kleiner und besitzt einen kurzen, herzförmigen Kopf; er bewohnt in nördlichen Gegenden Hunde [* 33] und Menschen.
Im allgemeinen verursachen die Bandwürmer ihrem Träger [* 34] nur sehr geringe oder keine Beschwerden, so daß sie oft gar nicht bemerkt werden; beim Grubenkopf ist meist der Abgang von Gliedern das erste und einzige Symptom. Der Bandwurm reizt die Schleimhaut, welche gerötet, geschwollen, manchmal selbst blutig infiltriert oder mit oberflächlichen Geschwüren versehen ist. Infolge dieses Darmkatarrhs, und weil der Wurm [* 35] einen Teil der Ernährungssäfte seines Wirts für sich in Anspruch nimmt, entstehen manchmal Abmagerung und Blutarmut.
Die Patienten sind bleich, trotz reichlicher Nahrung mager, leiden an krankhaften Empfindungen im Unterleib, ja bei sehr zarten Individuen gesellen sich Schwindel, Ohnmachten, allgemeine Muskelschwäche und Krämpfe hinzu. Ein sicheres Anzeichen ist aber nur der Abgang einzelner Glieder oder ganzer Gliederreihen. Zur Abtreibung benutzt man ätherisches Extrakt der Farnkrautwurzel (Aspidium filix mas), Abkochung der Granatwurzelrinde und die Kussoblüten.
Diese Vegetabilien sind die wesentlichen Bestandteile fast aller Geheimmittel, welche unter den verschiedensten Namen in den Handel und Gebrauch gekommen sind. Die Kur ist nur dann gelungen, wenn der Kopf mit entfernt worden ist, weil sonst sich an ihm wiederum neue Glieder bilden.
Vgl. Leuckart, Die menschlichen Parasiten (Leipz. 1863-76, 2 Bde.);
Derselbe, Allgemeine Naturgeschichte der Parasiten (das. 1879);
Bettelheim, Die Bandwurmkrankheit des Menschen (das. 1879).
[* 17] ^[Abb.: Fig. 11. Taenia expansa; nat. Größe. a Einzelne Glieder.]