mehr
noch ein
Stift der
Englischen Fräulein, ein (neuerbautes) Franziskanerkloster und ein Filialinstitut
der
Barmherzigen Schwestern.
Dem
Dom gegenüber steht die
Neue
Residenz der
Bischöfe, ein 1698-1702 vom
Fürstbischof
Lothar
Franz von
Schönborn errichteter,
aber nicht ganz vollendeter
Bau. Aus einem
Fenster des obern
Stockes stürzte sich der
Marschall
Berthier 1815 beim
Einzug russischer
Truppen in Bamberg.
[* 2] Zwischen der
Neuen
Residenz und dem
Dom steht das Denkmal des
Fürstbischofs
Franz
Ludwig von
Erthal
(1865 durch König
Ludwig I. errichtet) und weiter zurück die umfangreiche
Alte Hofhaltung, ein Rest der
Altenburg,
[* 3] später
der Sitz der Fürstbischöfe von in welchem König
Philipp (1208) durch
Otto von
Wittelsbach erschlagen
wurde.
Nördlich davon erhebt sich der Michelsberg mit dem ehemaligen, 1009 durch Kaiser Heinrich II. gegründeten, 1803 säkularisierten Benediktinerkloster St. Michaelis, das jetzt zum Bürgerhospital eingerichtet ist und die städtische Kunst- und Gemäldesammlung enthält, sowie der dazu gehörigen zweigetürmten Kirche (mit dem Grabmal des heil. Otto). Andre bemerkenswerte Gebäude sind: der sogen. alte Geyerswörth, auf einer von zwei Armen der Regnitz gebildeten Insel (über 100 Jahre lang bischöfliche Residenz, jetzt Sitz des Oberlandesgerichts), das alte Rathaus, das erzbischöfliche Palais, das alte Mautgebäude am Markte, das Lyceum, das Theater, [* 4] die neue Fleischhalle etc.
hat (1880) mit der Garnison (Stab [* 5] der 5. Kavalleriebrigade, 2 Bataillone vom 5. Infanterie- und 4 Eskadrons vom 1. Ulanenregiment) 29,587 Einw. (3593 Evangelische und 1269 Juden). Die Industrie Bambergs erstreckt sich auf Tabaksfabrikation, Baumwollspinnerei und -Weberei (1884: 70,000 Spindeln), Seidenzwirnerei, Tuch- und Wollzeugfabrikation, Wagen- und Möbelfabrikation, Holzschnitzerei, Backsteinbereitung, Bierbrauerei [* 6] etc. hat auch ein treffliches Institut für Porzellanmalerei, das 40 Künstler beschäftigt, deren Werke bis England und Amerika [* 7] Ruf und Absatz haben.
Von großer Bedeutung ist die ausschließlich auf den Alluvionen des rechten Regnitzufers betriebene Kultur von Gemüsen, Gewürzpflanzen [* 8] etc. Dieser Gemüsebau ist vielleicht der älteste in Deutschland [* 9] und wird gegenwärtig von 600 Gärtnern ausgeübt, welche bis 1862 eine Genossenschaft mit uralten Statuten und Privilegien bildeten und sich heute noch durch Sitte und Gewohnheiten von den übrigen Bewohnern Bambergs nicht unwesentlich unterscheiden. Wahrscheinlich baute man zuerst überwiegend Arzneipflanzen, [* 10] und die Süßholzwurzel bildete einst einen wichtigen Handelsartikel.
Gegenwärtig betrifft die Kultur vorzüglich Stoppelrübensamen, Salatsamen, Meerrettich, Zwiebeln, Knoblauch, Majoran, Spargel, Schwarzwurz, Gurken, Weißkohl (Zentnerkraut) und Wirsingkohl. Diese Früchte werden zu etwa ⅕ auf dem Bamberger Markt (wesentlich Engrosmarkt), zu ⅕ in der nähern Umgegend verkauft und zu ⅗ per Eisenbahn verschickt. Die Gesamtausfuhr an Gärtnereiprodukten betrug 1883: 100,814 metr. Ztr. Der Weinbau ist durch den ergiebigen Hopfenbau zurückgedrängt.
Der Obstbau ist gleichfalls wichtig. Sehr gefördert wird die Bamberger Gärtnerei durch die Thätigkeit des dortigen Gartenbauvereins. (Vgl. Haupt, Die Bamberger Gärtnerei, Bamb. 1866; Derselbe, Die Bamberger Gemüsegärtnerei, in »Die bayrische Landwirtschaft in den letzten 50 Jahren«, Münch. 1872.) Auch der übrige Handel, die Schiffahrt und der Schrannenverkehr sind lebhaft. Bamberg besitzt einen Freihafen (der Ludwigskanal hat hier seine Ausmündung). An Unterrichtsanstalten besitzt ein Lyceum für katholische Theologie und Philosophie (Reste der 1648 gegründeten, 1803 aufgelösten Universität), ein Priesterseminar, eine königliche Studienanstalt (Gymnasium und Lateinschule), das Aufseessche Seminar für Studierende, ein simultanes Schullehrerseminar, eine Taubstummenanstalt, eine Realschule mit Handelsabteilung, ein Institut der Englischen Fräulein etc. Die reichhaltige Bibliothek befindet sich im ehemaligen Jesuitenkollegium und enthält unter anderm 2600 Handschriften (meist Pergamentkodices aus dem 8. bis 16. Jahrh., darunter die Bibel, [* 11] welche Alkuin für Kaiser Karl d. Gr. geschrieben) und ca. 5000 kostbare Inkunabeln (vgl. Jäck, Beschreibung der Bibliothek zu Bamberg, Nürnb. 1831-34, 4 Bde.). Der Bibliothek sind auch die reichen Kunstschätze Jos. Hellers (gest. 1849) vermacht, bestehend in Handzeichnungen von Dürer und andern Meistern, Wassermalereien aus dem 15.-19. Jahrh. u. a. Daneben befindet sich das vorzüglich an Konchylien und Insekten [* 12] reiche Naturalienkabinett.
Auch bestehen ein Verein für die Geschichte des ehemaligen Fürstentums Bamberg, eine Naturforschende Gesellschaft und ein Kunstverein. Wohlthätigkeits- und sonstige gemeinnützige Anstalten sind: das trefflich eingerichtete städtische Krankenhaus [* 13] (1787 von Franz von Erthal gestiftet), das Bürgerhospital auf dem Michelsberg, das Waisenhaus, Rettungsanstalten etc. Bamberg ist Sitz eines Erzbischofs mit Domkapitel, eines Oberlandesgerichts für Ober- und Unterfranken, eines Landgerichts (letzteres für die 15 Amtsgerichte zu B: I und II, Baunach, Burgebrach, Ebermannstadt, Ebern, Forchheim, Höchstadt a. A., Kronach, Lichtenfels, Ludwigsstadt, Nordhalben, Scheßlitz, Seßlach und Staffelstein), einer Filiale der Königlich [* 14] Bayrischen Bank und der Reichsbank, eines Magistrats von 19 und einer Stadtvertretung von 42 Mitgliedern, zweier Bezirksämter, eines Oberbahn-, eines Hauptzollamtes etc. In der Umgebung Bambergs sind bemerkenswerte Punkte: der Theresienhain, eine von der Regnitz gebildete Insel mit schönen Parkanlagen und Bad, [* 15] in dessen Nähe Bug, ein Vergnügungsort der Städter, die Villa Remeis und der Terrassengarten des Bürgerhospitals auf dem Michelsberg mit vorzüglichen Aussichten;
ferner die Marquardsburg, auch Seehof genannt (sonst bischöfliche Sommerresidenz), die Ruine der historisch denkwürdigen Altenburg (mit Kapelle und hohem Aussichtsturm).
Geschichte. Die Stadt Bamberg wird zuerst um 902 erwähnt und lag neben dem Castrum Babenberch, welches im 9. Jahrh. erbaut ist und dem bekannten Grafengeschlecht der Babenberger gehörte, die jetzige Alte Hofhaltung. Nach dem Sturz derselben kam die Stadt an das Reich u. später durch Schenkung an den Bayernherzog Heinrich II., dessen Sohn, Kaiser Heinrich II., Bamberg besonders begünstigte und den Dom und das Bistum Bamberg (1007) gründete. Im 15. und 16. Jahrh. tobten blutige Fehden zwischen den Bischöfen und den Bürgern Bambergs, die ihre bisher behauptete unabhängige Verfassung nicht opfern wollten, später andre mit den Markgrafen von Brandenburg. [* 16] Im Dreißigjährigen Krieg litt die Stadt sehr durch die Schweden, [* 17] im Siebenjährigen Krieg durch die Preußen [* 18] und endlich im 19. Jahrh. durch französische Truppen. Stadt und Stift fielen 1802, nach dem Lüneviller Frieden, an Bayern. [* 19] Am 25. und hielten acht deutsche Mittelstaaten (Bayern, Sachsen, [* 20] Hannover, [* 21] Württemberg, [* 22] Baden, [* 23] Kurhessen, Hessen-Darmstadt und Nassau) hier Konferenzen in betreff ihrer Stellung zu den beiden Großmächten Österreich [* 24] und Preußen ¶
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in der orientalischen Angelegenheit. In Bamberg begann A. Pfister (1420-70) die Buchdruckerei.