[* 1] unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk
Oberfranken, sonst die Hauptstadt des Fürstbistums
Bamberg, liegt (242 m ü. M.) an der
Regnitz, die 3,5 km unterhalb in den
Main geht,
in einer der fruchtbarsten, anmutigsten Gegenden
Deutschlands,
[* 18] an den
LinienMünchen-Ingolstadt-Bamberg-Hof und
Bamberg-Würzburg der
Bayrischen Staatsbahn. Die Stadt selbst liegt der
Hauptmasse nach in der Thalebene, ein großer Teil derselben aber (auf dem linken
Ufer der
Regnitz) zieht
sich amphitheatralisch über fünf
Hügel hinan; der Stadtteil jenseit des rechten
Arms der
Regnitz, mit der lebhaften
Königs-
und der neuen Eisenbahnstraße, steht mit der Stadt durch die
Ludwigs-Kettenbrücke (1828-29 erbaut) und die Sophienbrücke
(Gitterbrücke, 1867 erbaut) inVerbindung.
Unter den übrigen acht
Brücken
[* 19] ist die in der Mitte der Stadt liegende Obere
Brücke
[* 20] beachtenswert, die schon 1452-56 von
HansForchheimer errichtet wurde.
ÖffentlichePlätze sind der Domplatz, der Maximiliansplatz mit einem monumentalen
Brunnen,
[* 21] der Schönleinsplatz mit
Büste des
ArztesSchönlein und der Schillerplatz. Unter den Gebäuden nimmt der
auf einer Anhöhe in majestätischer Pracht sich erhebende
Dom (s. Tafel
»Baukunst
[* 22] IX«,
[* 23] Fig. 3-5), eins der ausgezeichnetsten
Werke der spätromanischen
Architektur, die oberste
Stelle ein.
Derselbe wurde um 1004 von
KaiserHeinrich II. gegründet und 1012 vom
Patriarchen von
Aquileja eingeweiht, brannte dann 1081 und
später nieder, wurde im 13. Jahrh. wieder aufgebaut und 1828-1837 durch
König
Ludwig I. vollständig restauriert. Er hat ein von N. nach S. gerichtetes, verkürztes Hauptschiff; die
Länge beträgt
105,3, die
Breite
[* 24] 30,7 m. An den beiden
Enden des Hauptschiffs schließen sich zwei
Chöre an: das Georgenchor gegen O. und
das Peterschor gegen W. Unter dem erstern
Chor liegt eine große, auf
Säulen
[* 25] ruhende
Krypte (mit einem
Ziehbrunnen und dem
Sarkophag
[* 26] des deutschen
KönigsKonrad III.).
Die Hauptzierde des
Doms sind seine vier
Türme von denen je zwei sich neben den
Chören erheben. Die
Kirche hat vier
Portale,
von welchen das
Portal der nördlichen Langseite (die »Fürstenthür«,
mit dem
JüngstenGericht) am reichsten verziert ist. Im Innern, das durch großartige Einfachheit und
Majestät imponiert,
tragen zehn Hauptpfeiler das
Gewölbe
[* 27] des
Schiffs. Unter zahlreichen Grabmälern ist das ausgezeichnetste das des
KaisersHeinrich
II. und seiner Gemahlin
Kunigunde, im
Schiff
[* 28] der
Kirche, von Tillmann Riemschneider 1499-1513 aus weißem
SalzburgerMarmor gearbeitet. An trefflichen Bildhauerwerken sind vorhanden eine Reiterstatue (wohl
Konrads III., nicht
Stephans
des
Heiligen von
Ungarn),
[* 29] das prachtvolle, 8½ kg schwere Elfenbeinkruzifix auf dem Marienaltar (angeblich aus dem 4. Jahrh.
und vom
KaiserHeinrich II. dem
Dom geschenkt), das moderne eherne Christusbild auf demAltar
[* 30] des Georgenchors
(nach
Schwanthaler), die 22
Heiligen-Hautreliefs (von Schönlaub) und die alten
Chorstühle ebendaselbst.
Der Domschatz enthält wertvolle
Reliquien, namentlich von
KaiserHeinrich II. und seiner Gemahlin (z. B. seinen
Schädel, seine
Krone, sein
Trinkhorn und
Messer,
[* 31] ferner der
KaiserinKamm etc.). Von den übrigen
Kirchen hat im ganzen 14
Kirchen,
darunter 1 protestantische und 1
Synagoge) verdienen noch Erwähnung: die Jakobskirche, eine Säulenbasilika (zwischen 1073 und 1109 errichtet),
die St. Martinskirche, am
Markt (1686-1720 von den
Jesuiten erbaut), und die Obere Pfarr- oder Marienkirche, im reinsten gotischen
Stil (1320-87 errichtet). Von
Klöstern besitzt Bamberg nur
Nördlich davon erhebt sich der Michelsberg mit dem ehemaligen, 1009 durch KaiserHeinrich II. gegründeten, 1803 säkularisierten
Benediktinerkloster St. Michaelis, das jetzt zum Bürgerhospital eingerichtet ist und die städtische Kunst- und Gemäldesammlung
enthält, sowie der dazu gehörigen zweigetürmten Kirche (mit dem Grabmal des heil. Otto). Andre bemerkenswerte
Gebäude sind: der sogen. alte Geyerswörth, auf einer von zwei Armen der Regnitz gebildeten Insel (über 100 Jahre lang bischöfliche
Residenz, jetzt Sitz des Oberlandesgerichts), das alte Rathaus, das erzbischöfliche Palais, das alte Mautgebäude am Markte,
das Lyceum, das Theater,
[* 35] die neue Fleischhalle etc.
Von großer Bedeutung ist die ausschließlich auf den Alluvionen des rechten Regnitzufers betriebene Kultur von Gemüsen, Gewürzpflanzen
[* 39] etc. Dieser Gemüsebau ist vielleicht der älteste in Deutschland
[* 40] und wird gegenwärtig von 600 Gärtnern
ausgeübt, welche bis 1862 eine Genossenschaft mit uralten Statuten und Privilegien bildeten und sich heute noch durch Sitte
und Gewohnheiten von den übrigen Bewohnern Bambergs nicht unwesentlich unterscheiden. Wahrscheinlich baute man zuerst überwiegend
Arzneipflanzen,
[* 41] und die Süßholzwurzel bildete einst einen wichtigen Handelsartikel.
Gegenwärtig betrifft die Kultur vorzüglich Stoppelrübensamen, Salatsamen, Meerrettich, Zwiebeln, Knoblauch,
Majoran, Spargel, Schwarzwurz, Gurken, Weißkohl (Zentnerkraut) und Wirsingkohl. Diese Früchte werden zu etwa ⅕ auf dem BambergerMarkt (wesentlich Engrosmarkt), zu ⅕ in der nähern Umgegend verkauft und zu ⅗ per Eisenbahn verschickt. Die Gesamtausfuhr
an Gärtnereiprodukten betrug 1883: 100,814 metr. Ztr. Der Weinbau
ist durch den ergiebigen Hopfenbau zurückgedrängt.
ferner
die Marquardsburg, auch Seehof genannt (sonst bischöfliche Sommerresidenz), die Ruine der historisch denkwürdigen Altenburg
(mit Kapelle und hohem Aussichtsturm).