in der
»Comédie humaine«, wie er selbst die Gesamtheit seiner
Schriften bezeichnete, vereinigte er: »Scènes de la vie privée«
(»La femme de trente ans«, »La
grenadière«, im ganzen 27 Werke);
»Scènes de la vie parisienne«
(»La dernière incarnation de Vautrin«, »Le
[* 2] père Goriot«,
»Grandeur et décadence de
César Birotteau«, »La cousine
Bette«);
einige
Dramen, mit denen er aber keinen Beifall fand, wie »Vautrin« (1840
einmal aufgeführt, dann wegen Immoralität verboten),
»La Marâtre« (1848);
einige
Komödien: »Les ressources de
Quinola«
(1842) und »Mercadet, ou le faiseur« (1851),
welches sehr gefiel und 1868 mit Erfolg wieder aufgenommen wurde.
Sein letztes
Werk, der
Roman »Les parents pauvres«, ist auch wohl sein reifstes. Balzacs
Romane zeigen eine vorzügliche Schilderung des
bürgerlichen
Lebens,
dem er den
Glanz des
Reichtums und die eleganten
Formen und hochtönenden
Namen der
Aristokratie andichtet,
ohne daß darum seine
Personen in
Manier und Gesittung ihre Parvenünatur verleugnen. Deshalb fällt auch
Balzacs Erfolg mit dem Bürgerkönigtum zusammen. Mit der
Julirevolution ging sein
Stern auf, in der
Februarrevolution, die
den vierten
Stand zur Herrschaft brachte, erbleichte er, und als Balzac sich gerade in die neue
Lage gefunden hatte, starb er Eine
andre, wesentliche
Stütze seines Ruhms hatte er in der Frauenwelt gefunden, deren
Herz er gewann durch
»La femme de trente ans« (1831).
Weil er die
Frauen dies eine
Mal vorzüglich getroffen hatte, so glaubten sie ihm nun aufs
Wort; ja, selbst seine Übertreibungen wurden dadurch wahr, daß man sie nachahmte.
Allerdings haben wenige Schriftsteller es verstanden, so treu die
Sitten der Zeit und des
Landes zu schildern, so tief in die
Herzen der
Menschen einzudringen und das Beobachtete zu einem lebendigen, überraschend wahren
Bild zu vereinigen. Aber seine
Schilderungen sind jedes idealen
Elements bar, die letzten
Gründe menschlicherHandlungen führt er auf
die
Leidenschaften und den gemeinsten
Egoismus zurück, besonders seine Schilderungen des weiblichen
Herzens sind oft von empörendem
Naturalismus.
Dazu kommen häufig eine große
Flüchtigkeit in der
Anordnung des
Stoffes, Geschmacklosigkeit im
Ausdruck und so viele Mängel
im
Stil, daß man über die Langmut der in diesemPunkte doch so fein fühlenden
Franzosen staunen muß.
Balzacs Werke erscheinen in einzelnen
Ausgaben noch jedes Jahr und sind auch mehrmals gesammelt worden, z. B.
1856-59, 45 Bde.,
und 1869-75, 25 Bde. (der letzte enthält Balzacs Briefwechsel
von 1819 bis 1850); eine Ergänzung bildet die
»Histoire des œuvres de H. de Balzac« von Lovenjoul (1879).
Stadt in der pers.
ProvinzKirman, südöstlich von der Stadt
Kirman, auf einer Anhöhe, welche
die weite
Ebene gegen
Belutschistan beherrscht, hat drei
Moscheen, lebhaften
Handel und 10,000 Einw. Die Umgegend liefert vortreffliche
Granatäpfel.
(Bamara,Bamana), Negervolk im westlichen Nordafrika
(Sudân), mit den
Mandinka (s. d.) stammverwandt, deren
Verbündete und
Rivalen sie abwechselnd auf dem
Felde derEroberungen gewesen sind. Sie bewohnen das Land
Segu am obern
Niger
(Dscholiba) vor dem Zusammenfluß desselben mit dem Bachoy und werden auf 2 Mill.
Seelen geschätzt.
Physisch
und psychisch stehen
sie denMandinka nach, sind überaus kriegerisch und haben durch ihre Beutelust in jüngster Zeit den
französischen Expeditionen (Gallieni) großenSchaden bereitet. Sie sind übrigens auch tüchtige Landbebauer,
treiben eine lebhafte
Web-,
Gold- und Eisenindustrie und bekennen sich zum
Islam. Zu ihren
Schöpfungen gehören außerdem das
ReichSegu und das früher bedeutende
Dschinni. Das
Königtum ist in der Bruderlinie erblich. Die
Sprache der Bambara gehört mit dem
Mandinka,
Susu und Vei zu den Mandesprachen.
[* 5] ehemaliges reichsunmittelbares deutsches
Bistum, hatte
vor derSäkularisation 3580 qkm (65 QM.) mit 207,000
Einw., kaum die Hälfte der
Bevölkerung,
[* 6] die es
vor derReformation besaß. Von
KaiserHeinrich II. gestiftet, wurde das
Bistum 1007 von
PapstJohann VIII. bestätigt. In weltlichen
Dingen stand es unter dem besondern
Schutz des deutschen
Königs,
in geistlichen unter dem
Papst. Von den 62
Bischöfen war der 1.
Heinrichs II.
KanzlerEberhard, 1007-40, die bedeutenden folgende:
Der 2., Suidger, wurde 1046 als
Clemens II.
Papst. Der 6.,
Hermann, beförderte die
Stiftung der Benediktinerabtei
Banz durch
die Gräfin Alberada (1071), gründete 1073 das Augustinerstift St.
Jakob zu Bamberg, wurde später wegen
Simonie und
Verschwendung beim
Papst angeklagt und 1075 abgesetzt.
Sein Nachfolger
Rupert (gest. 1102) ward,
weil er sich 1076 aus
der Reichsversammlung zu
Worms
[* 7] gegen
Gregor VII. erklärte, mit dem
Bann belegt, später aber losgesprochen und wieder eingesetzt.
[* 5] unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, sonst die Hauptstadt des Fürstbistums
Bamberg, liegt (242 m ü. M.) an der Regnitz, die 3,5 km unterhalb in den Main geht,
in einer der fruchtbarsten, anmutigsten Gegenden
Deutschlands,
[* 28] an den LinienMünchen-Ingolstadt-Bamberg-Hof und Bamberg-Würzburg der Bayrischen Staatsbahn. Die Stadt selbst liegt der
Hauptmasse nach in der Thalebene, ein großer Teil derselben aber (auf dem linken Ufer der Regnitz) zieht
sich amphitheatralisch über fünf Hügel hinan; der Stadtteil jenseit des rechten Arms der Regnitz, mit der lebhaften Königs-
und der neuen Eisenbahnstraße, steht mit der Stadt durch die Ludwigs-Kettenbrücke (1828-29 erbaut) und die Sophienbrücke
(Gitterbrücke, 1867 erbaut) in Verbindung.
Unter den übrigen acht Brücken
[* 29] ist die in der Mitte der Stadt liegende Obere Brücke
[* 30] beachtenswert, die schon 1452-56 von
HansForchheimer errichtet wurde. ÖffentlichePlätze sind der Domplatz, der Maximiliansplatz mit einem monumentalen Brunnen,
[* 31] der Schönleinsplatz mit Büste des ArztesSchönlein und der Schillerplatz. Unter den Gebäuden nimmt der
auf einer Anhöhe in majestätischer Pracht sich erhebende Dom (s. Tafel »Baukunst
[* 32] IX«,
[* 33] Fig. 3-5), eins der ausgezeichnetsten
Werke der spätromanischen Architektur, die oberste Stelle ein.
Derselbe wurde um 1004 von KaiserHeinrich II. gegründet und 1012 vom Patriarchen von Aquileja eingeweiht, brannte dann 1081 und
später nieder, wurde im 13. Jahrh. wieder aufgebaut und 1828-1837 durch
König Ludwig I. vollständig restauriert. Er hat ein von N. nach S. gerichtetes, verkürztes Hauptschiff; die Länge beträgt
105,3, die Breite
[* 34] 30,7 m. An den beiden Enden des Hauptschiffs schließen sich zwei Chöre an: das Georgenchor gegen O. und
das Peterschor gegen W. Unter dem erstern Chor liegt eine große, auf Säulen
[* 35] ruhende Krypte (mit einem
Ziehbrunnen und dem Sarkophag
[* 36] des deutschen KönigsKonrad III.).
Die Hauptzierde des Doms sind seine vier Türme von denen je zwei sich neben den Chören erheben. Die Kirche hat vier Portale,
von welchen das Portal der nördlichen Langseite (die »Fürstenthür«,
mit dem JüngstenGericht) am reichsten verziert ist. Im Innern, das durch großartige Einfachheit und Majestät imponiert,
tragen zehn Hauptpfeiler das Gewölbe
[* 37] des Schiffs. Unter zahlreichen Grabmälern ist das ausgezeichnetste das des KaisersHeinrich
II. und seiner Gemahlin Kunigunde, im Schiff
[* 38] der Kirche, von Tillmann Riemschneider 1499-1513 aus weißem
SalzburgerMarmor gearbeitet. An trefflichen Bildhauerwerken sind vorhanden eine Reiterstatue (wohl Konrads III., nicht Stephans
des Heiligen von Ungarn), das prachtvolle, 8½ kg schwere Elfenbeinkruzifix auf dem Marienaltar (angeblich aus dem 4. Jahrh.
und vom KaiserHeinrich II. dem Dom geschenkt), das moderne eherne Christusbild auf dem Altar
[* 39] des Georgenchors
(nach Schwanthaler), die 22 Heiligen-Hautreliefs (von Schönlaub) und die alten Chorstühle ebendaselbst.
Der Domschatz enthält wertvolle Reliquien, namentlich von KaiserHeinrich II. und seiner Gemahlin (z. B. seinen Schädel, seine
Krone, sein Trinkhorn und Messer,
[* 40] ferner der KaiserinKamm etc.). Von den übrigen Kirchen hat im ganzen 14 Kirchen,
darunter 1 protestantische und 1 Synagoge) verdienen noch Erwähnung: die Jakobskirche, eine Säulenbasilika (zwischen 1073 und 1109 errichtet),
die St. Martinskirche, am Markt (1686-1720 von den Jesuiten erbaut), und die Obere Pfarr- oder Marienkirche, im reinsten gotischen
Stil (1320-87 errichtet). Von Klöstern besitzt Bamberg nur