zu Hohenleine in der Provinz Sachsen, studierte seit 1834 in Leipzig und Halle und ward 1841 Hospitalprediger zu Delitzsch.
Als ihm wegen Beteiligung an den damaligen lichtfreundlichen Bewegungen die Bestätigung seiner Wahl zum Pfarrer erst in Halle, 1846 auch
in Nordhausen versagt wurde, gründete er an letzterm Ort eine Freie Gemeinde, der er bis 1881 vorstand.
Auch war er Mitglied der preußischen Nationalversammlung. Unter seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: »Das sogen.
Apostolische Glaubensbekenntnis« (Leipz. 1847);
»Alte und neue Weltanschauung« (Nordhaus. 1850-59, 4 Bde.);
»Das Leben Jesu« (2.
Aufl., das. 1861);
»Allgemeine Religionsgeschichte« (das. 1854);
»Gott, Welt und Mensch; Grundlinien der
Religionswissenschaft« (2. Aufl., das. 1879);
»Ideen zur sozialen Reform« (das. 1873);
»Religionslehrbuch für Schule und Haus
Freier Gemeinden« (das. 1870, 3 Tle.);
»Aus der Edda. Deutsche Nachklänge in neuen Liedern« (2. Aufl., Rudolst.
1879).
Als Vorkämpfer des Vegetarianismus gründete Baltzer 1868 einen Verein von Freunden der natürlichen
Lebensweise, dessen »Vereinsblatt« er seitdem herausgibt. In diesem Sinn schrieb er auch: »Die natürliche Lebensweise« (Nordh.
1867-72, 4 Tle.);
Michael, poln. Dichter, geb. 1837 zu Krakau, studierte an der dortigen Universität und ist gegenwärtig
Dramaturg des Theaters daselbst. Er schrieb die Lustspiele: »Polowanie na męża« (»Die
Jagd nach dem Mann«, 1868);
»Radcy pana radcy« (»Die Räte des Herrn Rats«, 1871);
ein schwellend länglichrunder Körper, besonders in der Baukunst ein stark geschwelltes, glattes oder reichprofiliertes
Säulchen, welches hauptsächlich als Geländerdocke benutzt wird;
findet sich am häufigsten in der
Renaissance, nicht in der Antike;
dann auch jede Zwergsäule und ein Polstergurt am ionischen Kapitäl.
steinernes Geländer, die vorzüglich bei Treppen, Terrassen und Altanen angebrachte und am häufigsten aus
Balustern hergestellte Brüstung. Die Form läßt von der ganz oder fast ganz geschlossenen Brustwehr bis zum leichtesten
Stab- oder Gittergeländer die mannigfaltigste Anwendung zu. In der Antike zeigen die Geländerpfosten am häufigsten die Säulenform.
Aus dem Mittelalter finden sich herrliche Brustwehren aus Bronze- und Eisenguß, aber auch reiche und kunstvolle Holzgeländer.
In der modernen Architektur werden Balustraden häufig als Krönungen des Hauptgesimses zur Verdeckung der Dächer angewendet.
(spr. -lühs; Baluzius), Etienne, franz. Geschichtsforscher, geb. zu Tulle in Niederlimousin, studierte
zu Toulouse Jurisprudenz und Geschichte, ward 1667 Bibliothekar Colberts, 1670 Professor des kanonischen Rechts am Collège Royal
und 1707 Direktor dieser Anstalt. Wegen einer Stelle in seiner »Histoire générale de la maison d'Auvergne« (1708, 2 Bde.),
welche das Recht des Herzogs von Bouillon auf
dieses Land hervorhob, ward er 1710 von Ludwig XIV. seiner Stelle entsetzt.
Später aus Paris verwiesen, kehrte er nach des Königs Tod zurück, ward jedoch nicht wieder angestellt und starb daselbst.
Baluzes Hauptwerke sind: »Capitularia regum Francorum« (Par. 1677, 2 Bde.;
wieder hrsg. von Chiniac, 1780);
»Conciliorum nova collectio« (1683);
»Historia Paparum Avenionensium« (1693, 2 Bde.);
»Miscellaneorum libri VII, s. collectio veterum monumentorum,
quae hactenus latuerunt« (1678-1715, 7 Bde.; wieder hrsg.
von Mansi, Lucca 1761, 4 Bde.);
»Historia Tutelensis« (1717, 2 Bde.).
Baluze lieferte auch Ausgaben des Cyprianus
(Par. 1726), Vincentius Lirinensis, Salvianus, der Briefe Innocenz' III. u. a.
Flecken im preuß. Regierungsbezirk und Kreis Arnsberg, an der Hönne, mit Amtsgericht, katholischer Kirche und (1880) 1204 Einw.
Westlich davon der Balver Wald (bis 548 m hoch).
(spr. -sack), 1) Jean Louis Guez de, franz. Schriftsteller, geb. 1594 zu
Angoulême, wurde unter Richelieu Staatsrat, Historiograph von Frankreich und Mitglied der Akademie und starb auf seinem Schloß
an der Charente hat auf die französische Prosa einen ähnlichen Einfluß ausgeübt wie Malherbe auf die Poesie.
In dem Wohlklang der Phrasen, der Symmetrie der Perioden, der Eleganz der Bilder und Figuren ist er lange Zeit
Muster geblieben, doch fehlt es ihm an Charakter und Herz; selbst seine vielbewunderten Briefe sind oft gedankenleer. Er war
das Orakel des Hôtel Rambouillet und der Akademie und wußte von seinem Schloß aus diese beiden geistigen Hauptmächte seiner
Zeit trefflich zu dirigieren. In seinem »Aristippe«
u. »Le Socrate chrétien« verlangt er blinden
Gehorsam gegen die Obrigkeit, vornehmlich gegen die Kirche; in seinem »Prince« schildert er die Regententugenden Ludwigs XIII.
Seine Werke erschienen gesammelt 1665, 2 Bde.; neue Ausgaben von Malitourne (1822) und von Moreau (1854, 2 Bde.). In neuerer
Zeit aufgefundene »Lettres inédites« veröffentlichte Tamizey de Larroque (Par. 1874).
2) Honoré de, franz. Romandichter, geb. zu
Tours, erhielt seine Schulbildung in Vendôme und Paris, trat dann in die Schreibstube eines Notars, verließ sie aber bald und
widmete sich gegen den Willen seines Vaters der Schriftstellerei. Da seine ersten Romane, die er unter verschiedenen
Pseudonymen veröffentlichte, absolut nicht beachtet wurden, übernahm er eine Buchdruckerei, die er aber infolge schlechter
Geschäfte bald wieder aufgeben mußte. Nun kehrte er zur Litteratur zurück, und mit dem Roman »Le dernier Chouan, ou la Bretagne
en 1800« (1829, 4 Bde.),
den er unter seinem eignen Namen mit der Hinzufügung des Wörtchens »de« erscheinen
ließ, schwang er sich mit einemmal zur Berühmtheit des Tags empor. Von nun an erschienen Schlag auf Schlag eine Unmasse von
Romanen, Erzählungen, Sittenschilderungen, in welchen er die allmählich entstandene Idee, alle Seiten des menschlichen Lebens
darzustellen, zu verwirklichen suchte. Bis zu einem gewissen Grad ist ihm dies gelungen;
mehr
in der »Comédie humaine«, wie er selbst die Gesamtheit seiner Schriften bezeichnete, vereinigte er: »Scènes de la vie privée«
(»La femme de trente ans«, »La
grenadière«, im ganzen 27 Werke);
»Scènes de la vie de province« (»Eugénie Grandet« etc.);
»Scènes de la vie parisienne«
(»La dernière incarnation de Vautrin«, »Le
père Goriot«, »Grandeur et décadence de César Birotteau«, »La cousine Bette«);
»Scènes de la vie politique«;
»Scènes de la
vie militaire«;
»Scènes de la vie de campagne«;
»Études philosophiques« (»La
peau de chagrin«, »Louis Lambert«);
»Études analytiques« (»La physiologie
du mariage«).
Dazu kommen noch: »Cent contes drolatiques« (3 Bde.),
in Geschmack und Sprache Rabelais';
einige
Dramen, mit denen er aber keinen Beifall fand, wie »Vautrin« (1840
einmal aufgeführt, dann wegen Immoralität verboten),
»La Marâtre« (1848);
einige Komödien: »Les ressources de Quinola«
(1842) und »Mercadet, ou le faiseur« (1851),
welches sehr gefiel und 1868 mit Erfolg wieder aufgenommen wurde.
Sein letztes
Werk, der Roman »Les parents pauvres«, ist auch wohl sein reifstes. Balzacs Romane zeigen eine vorzügliche Schilderung des
bürgerlichen Lebens, dem er den Glanz des Reichtums und die eleganten Formen und hochtönenden Namen der Aristokratie andichtet,
ohne daß darum seine Personen in Manier und Gesittung ihre Parvenünatur verleugnen. Deshalb fällt auch
Balzacs Erfolg mit dem Bürgerkönigtum zusammen. Mit der Julirevolution ging sein Stern auf, in der Februarrevolution, die
den vierten Stand zur Herrschaft brachte, erbleichte er, und als Balzac sich gerade in die neue Lage gefunden hatte, starb er Eine
andre, wesentliche Stütze seines Ruhms hatte er in der Frauenwelt gefunden, deren Herz er gewann durch
»La femme de trente ans« (1831). Weil er die Frauen dies eine Mal vorzüglich getroffen hatte, so glaubten sie ihm nun aufs
Wort; ja, selbst seine Übertreibungen wurden dadurch wahr, daß man sie nachahmte.
Seinen Erfolg in Frankreich übertraf aber bei weitem der in Europa; überall wurde Balzac gelesen, man kopierte
das Leben seiner Helden und Heldinnen und möblierte sich à la Balzac. So schrieb er Romane auf Romane, ohne die Nachfrage des Publikums
und seinen eignen Durst nach Reichtum und Genuß befriedigen zu können. Aber seine ungeheure Produktivität erschöpfte bald
seine dichterische Phantasie, und er mußte den niedrigsten Leidenschaften der Menge schmeicheln. In seinen »Contes drolatiques«,
der »Physiologie du mariage« etc. ist er dem nacktesten Realismus verfallen, und mit Recht nennen ihn die Zola und Genossen ihren
Herrn und Meister. So ist der Wert der Schriften Balzacs auch nur ein geringer.
Allerdings haben wenige Schriftsteller es verstanden, so treu die Sitten der Zeit und des Landes zu schildern, so tief in die
Herzen der Menschen einzudringen und das Beobachtete zu einem lebendigen, überraschend wahren Bild zu vereinigen. Aber seine
Schilderungen sind jedes idealen Elements bar, die letzten Gründe menschlicher Handlungen führt er auf
die Leidenschaften und den gemeinsten Egoismus zurück, besonders seine Schilderungen des weiblichen Herzens sind oft von empörendem
Naturalismus.
Dazu kommen häufig eine große Flüchtigkeit in der Anordnung des Stoffes, Geschmacklosigkeit im Ausdruck und so viele Mängel
im Stil, daß man über die Langmut der in diesem Punkte doch so fein fühlenden Franzosen staunen muß.
Balzacs Werke erscheinen in einzelnen Ausgaben noch jedes Jahr und sind auch mehrmals gesammelt worden, z. B.
1856-59, 45 Bde.,
und 1869-75, 25 Bde. (der letzte enthält Balzacs Briefwechsel
von 1819 bis 1850); eine Ergänzung bildet die »Histoire des œuvres de H. de Balzac« von Lovenjoul (1879).
Vgl. Laura Surville (Balzacs Schwester),
Balzac, sa vie et ses œuvres (Par. 1858);
E. Zola, Über (in »Nord und Süd«, April 1880);
G. Brandes in der »Deutschen Rundschau« (Januar 1881).