uralte Besitztum des anhaltischen
Hauses, erhielt unter
FürstWolfgangMauern und Stadtgerechtigkeit, wurde 1626 von den Kaiserlichen
erobert und geplündert, verteidigte sich aber 1640 gegen zwei kaiserliche
Regimenter so tapfer, daß diese mit Verlust abziehen
mußten.
Durch den
Sieg über die königlichen
Garden hinderte Ballesteros den Umsturz der
Verfassung. 1823 befehligte er gegen die
Franzosen in
Navarra und
Aragonien, mußte aber bei Caporla kapitulieren und sich der
Regentschaft zu
Madrid unterwerfen.
Als 1. Okt. d. J.Ferdinand VII. alle
Akte der konstitutionellen
Regierung kassierte und zugleich alle Beamten
und
Offiziere derselben absetzte, zog sich Ballesteros nach
Cadiz
[* 8] zurück, von wo er, da ihn die
Amnestie 1824 ausdrücklich ausschloß,
auf einem englischen
Schiff
[* 9] entfloh. Seitdem in
Paris
[* 10] lebend, starb er daselbst Er war ein rechtschaffener,
selbstloser
Patriot.
2)
LuisLopez,
Bruder des vorigen, geb. 1778 in
Galicien, wurde 1808
Kriegskommissar, 1822 Generaldirektor der Staatseinkünfte
und 1825 in einer
Periode der tiefsten finanziellen Zerrüttung Finanzminister. Es gelang ihm, den
Staatshaushalt leidlich
zu ordnen, durch Sparsamkeit das Anwachsen des
Defizits aufzuhalten und den Staatskredit einigermaßen zu heben
sowie den innern
Verkehr zu erleichtern. Dennoch mußte Ballesteros, obgleich er sich zu den
Apostolischen hinneigte, schließlich eine
starke
Besteuerung und teilweise
Veräußerung der
Güter der
Geistlichkeit vorschlagen, was jedoch erst lange nach seiner
Verwaltung
zur Ausführung kam. Als im
Oktober 1832 die
KöniginChristine während der
Krankheit desKönigs die
Regentschaft
führte, wurde Ballesteros zum Mitglied des
Staatsrats ernannt. 1833 aus seinem
Posten verdrängt, zog er sich ins Privatleben zurück.
Er starb
(franz. Ballet, ital. Balletto, aus ballo,
»Tanz«, gebildet), eine durch
Tanz und
Pantomime auf der Schaubühne dargestellte und
von
Musik begleitete
Handlung, ein
von
Musik begleiteter mimischer
Schau- oder Kunsttanz. Ein solcher Kunsttanz ist entweder ein untergeordneter Teil einer mimischen
Darstellung, wie die den
Opern eingelegten Ballette, oder ein wesentlicher Teil derselben, mit
Gesang verbunden (comédie-ballet,
auch opéra-ballet), oder eine für sich bestehende mimische
Darstellung, bei welcher der
Tanz, die
Pantomime und die
Orchesterbegleitung alles sind (ballet d'action oder ballet pantomime).
Der Ursprung dieser
Gattung theatralischer
Darstellung durch
Tanz,
Mimik
[* 11] und Orchestermusik ist in den
Pantomimen der alten
Römer
[* 12] zu suchen. Die frühste Form des modernen Balletts war eine durch
Tanz ausgeführte, aber zugleich mit
Rede, öfters auch mit
Gesang verbundene theatralischeHandlung. In dieser Gestalt finden wir es zu Ende des 15. Jahrh. zuerst
an den prachtliebenden
HöfenItaliens
[* 13] ausgebildet; seine eigentliche künstlerische Gestalt aber erhielt es in
Frankreich.
Baltasarini (genannt Beaujoyeux) führte das italienische Ballett zuerst in
Paris ein und veranstaltete 1581 bei der Vermählung
des
Herzogs von
Joyeuse sein berühmtes Ballet comique de la reine, dem bis 1610 mehr als 80 am
PariserHof
[* 14] aufgeführte und durchaus allegorisch gehaltene Ballette folgten. Im 17. Jahrh. erfuhr
das Ballett wesentliche Verbesserungen durch Ottavio Rinuncini, den
Maria von
Medici mit großem Aufwand unterstützte, und den
Kardinal von
Richelieu, der nach eigner
Erfindung prachtvolle Ballette am
Hof zu
St.-Germain aufführen ließ,
in deren einem
Ludwig XIII. 1625 selbst mittanzte. In diesen Balletten fand der wirklich mimische und charakteristische
Tanz
nur vorübergehend Platz.
Eine neue
Epoche für das in
Frankreich begann gegen Ende des 17. Jahrh. mit der
Gründung der großen französischen
Oper durch
Lully und den Operndichter
Ph.
Quinault, welcher das Ballett mit der
Oper verflocht. Der erste
Versuch dieser Art, den er
Pastorale
nannte, waren seine
»Fêtes de
Bacchus et de l'Amour« (1671),
die als eine völlig neue
Erscheinung außerordentlichen Beifall
fanden; 1681 kam sein Ballett »Triomphe de l'Amour« mit
LullysMusik in
St.-Germain zur Aufführung. Seitdem
wurden die eigentlichen, für sich bestehenden Ballette nur noch in den Jesuitenkollegien bei feierlichen Gelegenheiten gegeben
(sogen. Ballets de collége). In der von
Quinault erfundenen und Ballett genannten gemischten
Gattung wurde indes der
Tanz dem lyrisch-musikalischen
Teil völlig untergeordnet; die hierzu komponierten und eingelegten Tanzstücke hießen
Divertissements
oder
Fêtes.
Eine weitere Vervollkommnung des Balletts bewirkte 1697
La Motte, indem er das
Interesse der
Handlung verstärkte und das in
engere
Verbindung mit der dramatischen
Wirkung brachte. Seine erste
Oper dieser Art war die »Europe galante« (1697 von
Campra
komponiert), welche das Vorbild des französischen Balletts für die folgende Zeit geblieben ist.
Ludwig
XV. selbst tanzte in diesen neuen Balletten, welche in den
Tuilerien ausgeführt wurden, mit. Das Ballett blieb zwar noch immer
mit der
Oper verbunden, bildete aber eine für sich bestehende
Folge von
Handlungen bald ernsthaften, bald heitern
Ausdruckes,
wenn es sich auch zu einer selbständigen Kunstgattung noch nicht erhob. Man unterschied je nach dem
Inhalt und den auftretenden
PersonenComédie-Ballet,
Pastoral-Ballet, Ballet allégorique und Ballet heroique.
Neue Verbesserungen
brachte Cahussac, der in seinen von
Rameau komponierten
»Fêtes d'Hymen et de l'Amour« (1747) nicht allein das Wunderbare (die
sogen.
Maschinerie) mit dem
¶
mehr
Ballett verband, sondern auch den Tanz zu einem wesentlichen Teil des Inhalts machte, ohne jedoch mit seinem Stück Beifall zu finden.
Der eigentliche Schöpfer des Balletts als einer besondern Gattung der theatralischen Kunst ist Noverre, der es von der Oper
wieder völlig trennte und zu künstlerischer Selbständigkeit erhob. Er war der erste, welcher die antike
Pantomime mit dem in die genaueste Verbindung zu bringen unternahm; er erhob den Tanz zum wirklichen dramatischen Charaktertanz,
der im B. die Hauptsache blieb, und dem sich der mimisch-plastische Teil stets unterordnen mußte, so daß die Handlung nicht
bloß den Tanz herbeiführte, sondern auch größtenteils nur durch den Tanz ausgeführt ward.
Noverre wählte die anziehendsten und geeignetsten Stoffe aus der Mythologie und Geschichte aus und stellte sie durch die lebende
mimische Malerei dem Zuschauer dar. Seine Ballette zeichnen sich durch sinnige Anordnung, glänzende Maschinerie, spannende
Handlung und reizende Gruppierung wie überhaupt durch einen wahrhaft dramatischen Effekt aus und sind
auf der PariserBühne das Muster für alle folgenden geblieben. Wo seine Schüler, wie Gardel und Vestris, die vorgezeichnete
Bahn durch Neuerungen verließen, sind letztere zum Nachteil ausgeschlagen.
Eine bedeutende Erscheinung waren dagegen seit Anfang des 19. Jahrh. die pantomimischen Ballette des Ballettmeisters
Galeotti zu Kopenhagen,
[* 16] der das dramatisch-plastische Prinzip für die mimische Kunst aufstellte, den eigentlichen
Tanz (im Gegensatz zu Noverre) der wirklichen Handlung unterordnete und ihn nur da einlegte, wo er ihn aus der Haupthandlung
selbst herzuleiten wußte. Dem mythologischen Ballett machte das 1800 in Paris gegebene Ballett »Dansomanie« von Gardel dem jüngern
ein Ende.
Dem einmal geöffneten Pfad folgten Dauberval (»La fille mal gardée«)
und Duport (»Barbier de Séville«). Gleichzeitig wirkten Aumer und Henry bei dem Theater der PorteSt.-Martin und traten durch
ihre Ballette: »Jenny, ou le mariage secret«, »Les deux Créoles« u. a.
als Nebenbuhler der GroßenOper auf. Als Napoleon I. 1807 jenes Theater schließen ließ, begab sich Henry
nach Neapel
[* 17] und suchte dort das italienische Genre mit dem französischen zu verschmelzen; Aumer ging nach Deutschland
[* 18] und weckte
hier den Geschmack für das große Ballett. In Paris arbeitete indessen der Ballettmeister Milon bei der GroßenOper, wo er sein treffliches
Ballett »Nina« aufführte.
Aus dieser Übersicht der Geschichte des Balletts geht der ästhetische Wert desselben als einer Gattung der mimischen Künste
von selbst hervor. Daß ein bloßer figurierter Tanz auf der Bühne nicht den Namen eines eigentlichen Balletts
verdient, lehrte schon Noverre. Nur durch Einflechtung des dramatischen Prinzips scheidet sich das Ballett als theatralische Tanzkunst
von der bloß gesellschaftlichen, und es muß daher den Charakter eines Schauspiels notwendig an sich tragen. Während aber
bei den von Noverre gewählten Stoffen der Tanz der Handlung,
den Charakteren und den Situationen nichts weniger
als analog erscheint, traf Galeotti das Rechte, indem er denTanz im B. der Mimik unterordnete und ihn nur da, wo er aus der
Handlung hervorgeht, einlegte.
Was die Musik zu dem Ballett betrifft, so hat sie nicht allein die Thätigkeit gewöhnlicher Tanzmusik, d. h.
die Unterstützung der rhythmischen Bewegungen, zu verrichten, sondern sie interpretiert gewissermaßen auch die Situation
und verleiht der mimischen und pantomimischen Darstellung eine Art von Sprache.
[* 23] Es ist ihr daher vielfach Spielraum gegeben
zu charakteristischen Instrumentalsätzen verschiedenster Art und zur Schilderung von allerlei Gefühlsmomenten;
sogar große Musiker, wie Gluck, später Cherubini und selbst Beethoven (»Die Geschöpfe des Prometheus«),
haben es nicht unter
ihrer Würde erachtet, Ballettmusik zu schreiben, und Bedeutendes auf diesem Feld geleistet. Aus dem Begriff des Balletts als
einer theatralischen Handlung ergibt sich, daß in Beziehung auf alle die Künste, welche in ihrer Zusammenwirkung
das wahre Ballett hervorbringen, die nämlichen Anforderungen an dasselbe gemacht werden müssen, die an das dramatische
Schauspiel zu machen sind. Das erste also bei der Komposition eines Balletts ist die poetische Erfindung des Süjets, der Handlung,
welche dramatisches Interesse und dramatische Wirkung haben muß, nichts enthalten darf, was dem Zuschauer
dunkel oder unverständlich bleiben könnte.
Bei der Zeichnung der Charaktere sind die nämlichen Gesetze dramatischer Individualisierung zu befolgen, die dem Dramendichter
vorgeschrieben sind. Alles, was der letztere durch die Sprache ausführt, soll der Komponist eines Balletts durch die Mimik und
den Tanz zur Darstellung bringen. Derselbe muß also die Theorie des Tanzes vollkommen innehaben, dann aber
vor allem die Natur und die Wirkungen der Gebärdensprache als Psycholog und Ästhetiker gründlich zu beurteilen verstehen.
Nach der Verschiedenheit ihres ästhetischen Charakters unterscheidet man tragische und komische Ballette mit verschiedenen
Untergattungen;
Auch hat man die Entwürfe und Szenenfolge der Ballette von Dichtern entwerfen lassen, während der Ballettmeister
danach nur arrangiert und ausführt (z. B. »Der
DoktorFaust«, Tanzpoem von H. Heine).