Merseburger Zaubersprüche berichtet einen eigentümlichen mythischen Zug,
wie
Phol (d. h. Balder) und
Wodan zu
Walde ritten, dem
FohlenPhols der
Fuß ausgerenkt ward und der zauberkundige
Wodan ihn dann einrenkte (alte Besprechungsformel). Über den Ursprung
des
Mythus von Balder vgl.
Schwartz, Indogermanischer Volksglaube (Berl. 1885).
Bernardino, ital. Dichter und Gelehrter, geb. 1553 zu
Urbino, studierte in
Padua
[* 2] besonders
Mathematik und
Griechisch,
übersetzte schon damals
Aratos' »Phaenomena« in italienische
Verse, kehrte dann 1576 beim
Ausbruch der
Pest nachUrbino
zurück und wurde bald darauf von
Don Ferrante II.,
Herzog von
Guastalla, zum Hofmathematiker und einige Jahre später zum
Abt
von
Guastalla ernannt. Er starb 1617 in seiner Vaterstadt. Baldi war ein außerordentlich vielseitiger Schriftsteller
und ist Verfasser einer
Reihe schätzbarer wissenschaftlicher Werke aus den verschiedensten
Fächern.
Die
Dichtkunst trieb er zwar nur zu seiner Erholung, hat sich aber in derselben einen höchst achtbaren
Namen erworben. Von seinen poetischen Werken stehen das didaktische
Epos »La Nautica«, eins der besten seiner Art in der italienischen
Litteratur, sowie seine vortrefflichen »Egloghe« obenan.
Letztere sind in reimlosen
Versen
(versi sciolti) geschrieben, einer
Versart, die er mit einer Meisterschaft wie wenige andre italienische Dichter handhabte. Wenig Beifall
dagegen fand sein
Versuch, 18 und 14silbige
Verse, in welchen sein
Epos »Diluvio universale« und seine Jugendarbeit
»Lauro«
verfaßt sind, einzuführen. Unbedeutend sind seine
Fabeln in
Prosa. Seine poetischen Werke erschienen unter dem
Titel:
»Versi
e prose« (Vened. 1590).
SeinLeben beschrieb Affo
(Parma
[* 3] 1783.)
Baccio, Goldschmied und Kupferstecher zu
Florenz,
[* 4] geb. 1436, gestorben nach 1480, einer der ältesten ital.
Kupferstecher, vielleicht
SchülerFiniguerras.
Seine
Stiche, die noch sehr unvollkommen in der
Technik sind und hinter den gleichzeitigen
deutschen und niederländischen zurückstehen, sollen sämtlich nachBotticellisZeichnungen gefertigt
sein.
(spr. -nuttschi),Filippo, ital. Kunstschriftsteller,
geb. 1624 zu
Florenz, gest. 1696 daselbst, hat sich um die
Kunstgeschichte durch die Herausgabe eines umfassenden
biographischen Sammelwerks verdient gemacht, dessen erste
Ausgabe in
Florenz 1681-1728 unter dem
Titel: »Notizie de' professori
del disegno da
Cimabue in qua« (bis 1670) erschien (4. Ausg.,
Flor. 1846-47, 5 Bde.) und besonders eine Ergänzung des
Vasari bezweckte. Er schrieb außerdem eine
BiographieBerninis (1682) und ein »Vocabolario delle arte del
disegno« (1681).
durch
Destillation
[* 7] mit
Wasser aus der Baldrianwurzel gewonnenes
(Ausbeute 0,4-1,4 Proz.) blaßgelbes
oder grünliches, dünnflüssiges, ätherisches
Öl von durchdringendem Baldriangeruch und gewürzhaftem, bitterm, kampferartigem
Geschmack. Das
spezifische Gewicht ist 0,90-0,94, es
reagiert
sauer, löst sich wenig in
Wasser, leicht in
Alkohol und
Äther, wird im
Alter dick und braun, indem es verharzt.
AlteWurzeln
geben schon bei der
Destillation ein dickflüssiges, braunes
Öl. Das Baldrianöl besteht aus einem
Kohlenwasserstoff (Valeren),
Baldriansäure
und Valerol. Man benutzt es in derMedizin.
3) Balduin I., jüngster
Bruder des
HerzogsGottfried vonBouillon, nahm teil am ersten Kreuzzug, trennte sich aber in
Syrien vom Hauptheer
und wandte sich gegen
Edessa, wo er nach der Ermordung des
Fürsten Thoros durch den erbitterten
Pöbel
selbst den fürstlichen
Thron bestieg. Er verteidigte
Edessa gegen Kerboga, welcher zum
Entsatz von
Antiochia herbeizog. Nach
seines
BrudersGottfriedTod (1100) wurde Balduin König von
Jerusalem trotz der
Opposition des
Patriarchen von
Jerusalem,
Dagobert, und
Tancreds. Balduin war ein kräftiger
Regent, der das Gebiet durch
Eroberung einer
Reihe von
Städten, wie Arsuf,
Cäsarea,
Ptolemais,
Beirut,
Sidon, erweiterte, im Innern möglichst die
Ruhe erhielt und sich überall
Achtung zu verschaffen
wußte. Er erhob
Bethlehem zum
Bistum. Balduin starb auf einem
Zuge gegen
Ägypten
[* 11] 1118 zu ElArisch. - 4) Balduin II.,Vetter und Nachfolger des vorigen, vorher
Graf von
Edessa, ward vom
PatriarchenArnulf zum König gesalbt.
Schon alt,
suchte er mehr durch Vorsicht und
Klugheit als durch kriegerisches Vorgehen sich der Feinde zu erwehren. 1123 wurde er, als
er den gefangenen
Grafen Joscelin von
Edessa befreien wollte, selbst von den
Sarazenen gefangen und nur gegen
hohes Lösegeld und Abtretung einiger
Plätze freigelassen. Unter seiner
Regierung entstand der Templerorden. Balduin starb Der
Nachfolger war sein Schwiegersohn Fulco von
Anjou. - 5) Balduin III., Enkel des vorigen, Sohn des
Königs Fulco, geb.
1129, stand nach seines
VatersTod (1143) unter der
Vormundschaft seiner
Mutter Melisende. Am nahm Emadeddin Zenki,
Reichsverweser des
Sultans von
Mosul, das von Joscelin dem jüngern schlecht beschützte
Edessa.
Dieses kam zwar nach Zenkis
Tod 1146 wieder an die
Christen; als es aber Nureddin vonDamaskus abermals
eroberte, entriß Balduin seiner herrschsüchtigen
Mutter mit
Gewalt die Herrschaft, eroberte nach achtmonatlicher Belagerung
Askalon
1153, schlug 1157 Nureddin bei
Tiberias, heiratete
Theodora, die
Nichte des
KaisersManuel, wodurch er dessen Bundesgenossenschaft
gewann, starb aber schon dem Gerücht zufolge durch den Leibarzt des
Grafen vonTripolis vergiftet,
zu
Tripolis, ein kräftiger und
¶
mehr
gerechter Herrscher, von seinen Unterthanen schmerzlich vermißt, um so mehr, als sein Bruder und Nachfolger Amalrich nicht
beliebt war. Balduins Regierung war die letzte Machtentfaltung des christlichen Rittertums im Orient. - 6) Balduin IV., König Amalrichs
13jähriger Sohn, folgte diesem 1173, litt am Aussatz, der ihn zwang, den GrafenRaimund vonTripolis zum
Feldhauptmann und Reichsverweser zu ernennen, und starb - 7) Balduin V., Neffe des vorigen, war sechs Jahre alt, als
er 1184 König wurde, und starb schon im Sommer 1186.