Quellen von
Gas, welche unter dem
Namen der
EwigenFeuer von Baku bekannt sind. Dieses
Gas strömt aus den
Spalten eines sehr dichten
Muschelkalks, der unter dem Lehmboden liegt, ist farb- und fast ganz geruchlos und besteht im wesentlichen aus leichtem
Kohlenwasserstoff
(Grubengas,
Methan CH4 ). Die
Tataren benutzen es zum Kalkbrennen; außerdem
werden damit bei Surachana zwei großartige Photogenfabriken betrieben. Hier befindet sich ein klosterartiges Gebäude mit
vielen
Zellen, welche früher von indischen
Feueranbetern bewohnt waren (in letzter Zeit lebte nur noch einer hier); auf dem
Klosterhof brennt das
Gas in mehreren großen
Flammen, auch in einem
Backofen und in allen
Zellen.
Früher wohnten die
Parsen in zerstreuten kleinen
Häuschen an den
Feuern; das
Kloster wurde erst 1820 von einem reichen
Inder
erbaut. Eine bedeutende
Gasquelle befindet sich in der
Nähe von Bajilow
Miß im
KaspischenMeer 4,5 m unter dem Wasserspiegel,
so daß man bei ruhigem
Wetter
[* 2] die
Flamme
[* 3] auf dem
Wasser entzünden kann. Die
Tradition der Eingebornen schreibt
die
Erbauung der Stadt dem
Iskander
(Alexander d. Gr.) zu; erwähnt wird sie von arabischen Geschichtschreibern im 10. Jahrh.
n. Chr. Die
Russen nahmen Baku zum erstenmal 1723, traten es 1735 wieder an
Persien
[* 4] ab; nachdem aber der russische
Feldherr Zizianow
hier 1806 verräterischerweise ermordet worden war, machten die
Russen das Land zur russischen
Provinz.
Vgl.
Marvin, The region
of the eternal fire (Lond. 1884).
(griech.-lat.), die Messung von
Höhen und
Entfernungen ohne Winkelmeßinstrumente und andre geodätische
Instrumente, lediglich mit
Hilfe von
Stäben. Sie gibt kein genaues
Resultat und wird nur zur schnellen Ermittelung
der
Höhe, etwa von
Türmen,
Bäumen etc., an deren
Fuß man gelangen kann, benutzt. Man bringt das
Auge
[* 6] in bekannter
Entfernung
von dem zu messenden Gegenstand möglichst nahe an den
Boden und läßt in der von dem
Auge nach der
Spitze
des zu messenden Gegenstandes visierten
Linie einen
Stab
[* 7] senkrecht einschlagen, dessen
Spitze in der visierten
Linie liegt. Wie
sich nun die
Entfernung des
Auges vom
Fuß des
Stabes zu letzterm verhält, so verhält sich die
Entfernung des
Auges vom
Fuß des
zu messenden Gegenstandes zur
Höhe desselben. Vgl.Vermessung.
Michael, russ.
Agitator, geb. 1814 zu
Torshok im
GouvernementTwer, Sprößling einer altadligen
Familie, ward
im Kadettenhaus zu
Petersburg
[* 8] erzogen und trat 1832 als Artilleriefähnrich in die
Armee. Dem Militärdienst abhold, nahm er 1838 seinen
Abschied und widmete sich im väterlichen
Haus 1838-40 wissenschaftlichen
Studien. 1841 begab er sich nach
Berlin,
[* 9] wo er sich mit
Philosophie, namentlich der Hegelschen, beschäftigte. Seit 1842 lebte er in
Dresden,
[* 10] wo er unter dem
Pseudonym Jules Elisard eine philosophische Abhandlung in den
»DeutschenJahrbüchern« veröffentlichte.
Durch seine freisinnigen Äußerungen und seinen
Verkehr mit den
Radikalen zog er die
Aufmerksamkeit der russischen
Agenten auf
sich, und da er in
Deutschland
[* 11] sich nicht mehr sicher fühlte, begab er sich in die
Schweiz,
[* 12] wo er ein thätiges Mitglied der
kommunistisch-sozialistischen
Vereine ward. Die russische
Regierung versagte ihm die Erlaubnis zum weitern Aufenthalt im
Ausland
und zog, da er dem Befehl zur Rückkehr nicht
Folge leistete, sein
Vermögen ein. In
Paris,
[* 13] wohin er sich
von Zürich
[* 14] aus begab,
schloß er sich den
Notabilitäten der
Opposition an und hielt am Gedächtnistag der
WarschauerRevolution
von 1830, beim Polenbankett eine kühne, feurige
Rede, in welcher er die Verbrüderung zwischen
Russen und
Polen für die gemeinsame
Revolutionierung Rußlands anempfahl.
Die russische
Regierung forderte deswegen seine
Auslieferung vonFrankreich und setzte einen
Preis von 10,000 Silberrubel auf
seinen
Kopf, worauf Bakunin von
Paris nach
Brüssel
[* 15] entfloh. Nach der
Februarrevolution kehrte er nach
Paris zurück; war nach den
Märzstürmen in
Berlin, wohnte im Juni 1848 dem Slawenkongreß inPrag
[* 16] bei und hielt sich bald hier, bald
da auf, überall agitatorisch für eine umfassende revolutionäre Schilderhebung wirkend. Als im Mai 1849 der
Aufstand in
Dresden ausbrach, nahm Bakunin den thätigsten
Anteil am
Kampf und wurde Mitglied der revolutionären
Regierung.
Mit Erlaubnis des
Generalgouverneurs in das russische Amurgebiet übergesiedelt, entkam er von da mit Zurücklassung von
Weib
und
Kind 1860 auf einem amerikanischen
Schiff
[* 20] nach
Japan,
[* 21] wo erMittel fand, über
Kalifornien nach
London
[* 22] zu gelangen. Kaum auf sicherm
Boden angelangt, nahm er seine agitatorische Thätigkeit wieder auf, indem er das russische
und das polnische
Volk in zahlreichen
Ansprachen zum Befreiungskampf gegen
Regierung und
Adel, zur
Schöpfung einer großen slawischen
Föderativrepublik aufrief.
Als 1863 der letzte
Aufstand inPolen ausgebrochen war, gehörte Bakunin zu den Häuptern der von
Stockholm
[* 23] aus
im Frühjahr 1863 von polnischen und russischen
Emigranten beabsichtigten Expedition an die baltischen
Küsten behufs der Revolutionierung
Rußlands. Nach dem gänzlichen
Scheitern derselben kehrte er nach
London zurück, wo er sich als Anhänger der
Internationale
mit der Verbreitung sozialistischer
Lehren
[* 24] in seinem Vaterland beschäftigte. Im J. 1873 veröffentlichte
er eine
Schrift: »Kaisertum und
Anarchie« (russisch, Zürich).
Inzwischen geriet Bakunin wegen der Ungeduld, mit welcher
er den gewaltsamen
Umsturz des bestehenden Gesellschaftsgebäudes und die Herbeiführung einer allgemeinen
Anarchie betrieb, sogar mit den Häuptern
der
Internationale, namentlich
Marx, in Streit und wurde vom
Kongreß derselben im
Haag
[* 25] 1872 förmlich ausgeschlossen.
Durch das
Alter geschwächt, lebte Bakunin die letzten Jahre in völliger Zurückgezogenheit in Genf
[* 26] und
Lugano und starb im
Spital zu Bern,
[* 27] nachdem er durch Verweigerung der
Nahrung seinen
Tod beschleunigt hatte.