die aus Fleischwasser, 2-10 Proz.
Gelatine,
Pepton und
Kochsalz dargestellt wird. Das Gemisch wird aufgekocht, mit kohlensaurem
Natron neutralisiert, filtriert und sterilisiert. Es erstarrt bei Zimmertemperatur und ist bei geeigneter Zubereitung
vollständig durchsichtig, so daß man die darin entwickelten Bakterienkolonien im Reagenzglas oder auf einer Glasplatte
mit bloßem
Auge
[* 2] und unter dem
Mikroskop
[* 3] direkt beobachten kann. An
Stelle der
Gelatine benutzt man auch
Agar-Agar, welches eine ebenso durchsichtige
Gallerte liefert, die aber erst bei höherer
Temperatur flüssig wird.
Ist die Nährsubstanz gehörig sterilisiert, so beschickt man sie mit
Hilfe ausgeglühter
Instrumente mit dem zu untersuchenden
bakterienhaltigen
Material, indem man z. B. eine Platinnadel erst in letzteres und
dann in die Nährsubstanz sticht. In neuerer Zeit hat man diese
Methode abgeändert. Man mischt das zu untersuchende
Material
mit sterilisierter und in mäßiger
Wärme
[* 4] verflüssigter Nährgelatine, stellt aus dieser ersten
Lösung verschiedene Verdünnungen
mit reiner Nährgelatine her, gießt die sorgfältig gemischten
Präparate unter Vermeidung von
Bewegungen,
durch welche
Staub verursacht wird, auf sterilisierte Glasplatten und bringt sie auf
Eis
[* 5] möglichst rasch zum Erstarren.
Läßt man nun die sterilisierten und mit bakterienhaltigem
Material beschickten Kartoffelscheiben oder die Gelatinepräparate
unter sicherm
Abschluß gegen die
Luft in sogen. feuchten
Kammern liegen, so entwickeln sich die einzelnen
voneinander getrennten und in der erstarrten
Gelatine an bestimmten
Stellen fixierten
Keime zu
Kolonien, aus welchen mit
Hilfe
des
Mikroskops und einer ausgeglühten Platinnadel
Material entnommen und zum Anlegen von Reinkulturen in sterilisierten und
mit
Watte verschlossenen Reagenzgläsern benutzt werden kann. Diese Reinkulturen bieten nun ebenso leichte wie mannigfache
Gelegenheit zur genauen Erforschung der einzelnen Bakterienformen und gewähren eine Sicherheit der
Resultate,
wie sie bei frühern Untersuchungen niemals erreicht werden konnte. Zur
Kontrolle der Reinheit der
Kulturen stellt man sogen.
Deckgläschenpräparate her, in welchen die Bakterien mit
Anilinfarben gefärbt werden.
Die Tafel zeigt in
[* 1]
Fig. 1 und 2 Bacillen und Mikrokokkus, aus in Trinkwasser
vorkommenden
Keimen gezüchtet.
[* 1]
Fig. 3, 4 und 5 zeigen die in Reinkulturen gezüchteten Bacillen des
Milzbrandes, der
Tuberkulose
und den Kochschen Cholerabacillus
(Kommabacillus).
[* 1]
Fig. 6 ist der Spirillus des
Febris recurrens, mit dessen
Vermehrung im
Blute
das
Fieber steigt und seinen Höhepunkt erreicht, während es wieder abnimmt und verschwindet in dem
Maß, wie sich die Zahl der Spirillen vermindert.
Die Untersuchung des Trinkwassers hat das Vorkommen zahlreicher
Formen in demselben erwiesen, ohne daß man aber bisher im
stande gewesen wäre, einzelnen derselben eine bestimmte Bedeutung für die
Gesundheit zuzuschreiben.
[* 1]
Fig. 7 zeigt die aus
relativ gutem
Wasser in einer Gelatineplatte entwickelten Bakterien,
[* 1]
Fig. 8 zum
Vergleich das
Resultat,
welches relativ schlechtes
Wasser liefert. Durch Filtration wird das
Wasser wesentlich gereinigt, die bakterioskopische Untersuchung
hat indes festgestellt, daß auch bei sorgfältigster Filtration nicht alle
Keime entfernt werden, und es ist mithin
Pflicht
der öffentlichen
Gesundheitspflege, für Reinhaltung des
Bodens, welcher die
Quellen speist, in jeder erdenklichen
Weise Sorge zu tragen.
Vgl. Hüppe,Methoden der Bakterien-Forschung (Wiesb. 1885).
welche die fruchtbare
Thalebene des
Oxus zwischen dem
Paropamisos im
S. und den
Ausläufern desImaos
(Thianschan) im N. umfaßt,
etwa die Gegend des heutigen
Balch, dessen
Name von Baktrien abzuleiten ist. Die Bewohner, Baktrer (Bachtri), gehörten zum indogermanischen
oder arischen Völkerstamm und gründeten um 1100
v. Chr. ein mächtiges
Reich mit der Hauptstadt Zariaspa oder Baktra (jetzt
Balch), welches unter despotischen
Königen (Keresaçpa, Aurvataçpa und Vistaçpa) stand und seine Unabhängigkeit
gegen Assyrer und
Meder behauptete, aber von dem Perserkönig
Kyros um 540 unterworfen wurde; seitdem bildete Baktrien eine Satrapie
des persischen
Reichs, nahm aber als
Heimat der Zendreligion, welche
Zarathustra um 600 gestiftet hatte, eine wichtige
Stellung
ein und ward in der
Regel von königlichenPrinzen regiert.
Nach dem
Sturz des persischen
Reichs 330 suchte der
Satrap von Baktrien,
Bessos, sich zum selbständigen König von Baktrien zu machen, doch
unterlag er
Alexander d. Gr., der Baktrien nach tapferer
Verteidigung der Häuptlinge in ihren
Felsenburgen eroberte. Nach
AlexandersTod gehörte Baktrien zum
Reich der
Seleukiden, bis sich der
Statthalter Diodotos 256 unabhängig machte und das
griechisch-baktrische
Reich gründete. Dasselbe umfaßte auch einen Teil
Indiens, löste sich aber nach einem
Krieg zwischen
Demetrios und Eukratides in mehrere
Reiche auf, die von den
Parthern und Indoskythen hart bedrängt wurden.
Unter den
Königen dieser
Reiche werden als die bedeutendsten die Griechen
Alexandros und Hermäos genannt;
auf letztern folgte im 1. Jahrh. ein nichtgriechischer König, Kadphizes. Im 1. Jahrh.
n. Chr. herrschte der von den
Parthern abstammende König Gudopheres über den größten Teil des
Reichs; unter ihm verkündete
nach der
Legende der heil.
Thomas das
Christentum in Baktrien. Bis 200 herrschte die Dynastie der »Turuschkas«,
bis die Herrschaft der
Sassaniden diesem Rest hellenischer
Kultur im
Osten ein Ende machte und die
griechische Sprache durch
die einheimische wieder verdrängte.
Nach dem
Fall der
Sassaniden (um 632) gehörte Baktrien zu dem arabischen Kalifat, seit dem 10. Jahrh.
verschiedenen türkischen und mongolischen Dynastien, später endlich den Afghanen. Was die neuere Geschichte
Baktriens anlangt, so hatten die
Samaniden, die von hier abstammen, die Stadt samt Umgebungen
Transoxanien einverleibt, und
so blieb sie auch bis zur Neuzeit. Die
Fürsten aus dem bocharischen Herrscherhaus Scheibanis hatten Baktrien zum Sitz des Thronfolgers
bestimmt, so auch die
Aschtarchaniden, bis endlich die Afghanen am Ende des 18. Jahrh. unter
TimurSchah dasselbe eroberten und eine Zeitlang behielten.
Der Ösbegenfürst
Mir Maasum aus
Bochara eroberte es wieder zurück; und so blieb es bis auf die Gegenwart bald
Bochara, bald
wieder
Kabul zugehörig. Seit den letzten Dezennien haben verschiedene
Gelehrte, wie Honigberger,
Gérard, Burnes,
MassonMohan Lall und Keramat
Ali, das Land in mehreren
Richtungen durchreist,
Altertümer untersucht und namentlich
Münzen
[* 7] gesammelt,
während andre, wie Prinsep,
Wilson, Oberst
Tod, der
FranzoseJacquet etc., sich bemüht haben, die
Ausbeute der Reisenden zu
ordnen und zu deuten. Die
Schrift der
Münzen ist zum Teil griechisch, zum Teil indisch. Unter den
Denkmälern
des baktrischen
Altertums nehmen die sogen.
Topen eine ausgezeichnete
Stelle ein, merkwürdige, den turmartigen Grabmälern
der
Römer
[* 8] gleichende Steinbauten, vielleicht Mausoleen für die Sprößlinge einer mächtigen Dynastie, vielleicht auch
Denkmäler des Buddhadienstes, der in Baktrien eine Zeitlang Eingang
¶
mehr
gefunden hatte. Münzen, Ringe, Bruchstücke von irdenen und eisernen Gefäßen u. dgl. haben sich namentlich bei
Beghram, nordöstlich von Kabul, in ungewöhnlicher Menge gefunden. Am Rande der Ebene und auf einer Hügelkette erblickt man
Reihen von künstlichen Erhöhungen (mounds), die aus großen ungebrannten Backsteinen aufgeführt sind und Mauern gewesen zu
sein scheinen, welche wenigstens 17 m Breite
[* 10] hatten. Über die Ruinen von Baktra s. Balch.