Tauchnitzsche
Ausgabe des
»Cicero« (Bd. 6-11, Leipz.
1863-69). Sonst nennen wir die mit
Orelli und
Winckelmann besorgte
Ausgabe des
Platon (Zür. 1839-42, 2 Bde.;
auch in kleinerm
Format, das. 1839 bis 1841, 21 Bdchn., zum Teil in mehreren
Auflagen) sowie die mit
Orelli bearbeitete
Ausgabe
der neuentdeckten »Fabellae jambicae« des
Babrios (das. 1845).
im
Altertum Badeort inKampanien, westlich von
Neapolis am
Busen von Bajä (jetzt
Golf von
Pozzuoli),
Puteoli gegenüber, durch die
Schönheit seiner Umgebung, seine heilkräftigen
Quellen (früher
AquaeCumanae genannt) und die
genußreiche Badesaison in der ganzen römischen
Welt hochberühmt. Die herrliche
Lage der Stadt am
Strande, das milde
Klima,
[* 2] die zahlreichen Naturmerkwürdigkeiten und interessanten
Punkte in der Umgegend (der geheimnisvolle Averner
See und der Lukriner
See, die
Grotte der
Sibylle, die
Elysäischen Felder, das uralte
Cumä, der Acherusische
See, der
Hafen von
Misenum, wo die römische Mittelmeerflotte stationierte, das aussichtsreiche
VorgebirgeMisenum etc.), ebenso die ausgewählte
Gesellschaft, welche man dort antraf, luden bereits zur Zeit der
Republik (um 90
v. Chr.) zahlreiche vornehme
Römer
[* 3] zur Ansiedelung ein, und bald war der
Strand des
Golfs und die ihn umsäumenden
Hügel mit
Palästen, glänzenden
Villen,
Tempeln und allerlei
Anlagen so dicht besetzt, daß sich von Bajä bis zum gegenüberliegenden
Puteoli
(Pozzuoli) nur Eine große
Stadt auszudehnen schien. Die
Bäder von Bajä waren warme
Mineralquellen, vorzüglich aber natürliche Schwefeldampfbäder.
Die
Dämpfe brachen an mehreren
Orten hervor und wurden zu Schwitzbädern benutzt. Von dem Gewühl und Getöse in den Badeanstalten
der Stadt gibt
Seneca (Ep. 56) aus eigner
Anschauung eine lebendige Schilderung.
Aber außerdem war auch mit glänzenden Bauten und Einrichtungen für die
Gesunden, die in noch größerer
Anzahl zu ihrem
Vergnügen nach Bajä kamen, aufs reichste ausgestattet.
Immer neue kaiserliche
Paläste entstanden, in deren Pracht
jeder Herrscher seinen Vorgänger zu überbieten suchte; selbst
AlexanderSeverus ließ noch prunkende
Paläste und künstliche
Teiche (Piscinen) anlegen. So war Bajä neben dem berühmtesten Badeort der römischen
Welt auch der Zentralpunkt
der römischen
Eleganz und Üppigkeit geworden.
Die Zügellosigkeit des Badelebens daselbst war sprichwörtlich und wird von
Varro,
Cicero,
Seneca,
Propertius u. a. scharf gerügt.
In der römischen Geschichte wird Bajä mehrmals, aber fast nur bei unerfreulichen Ereignissen,
genannt. Hier schlossen
Cäsar,
Pompejus und
Crassus das
Bündnis zum
Untergang derRepublik; hier war es, wo
Nero seine
MutterAgrippina
in das
Schiff
[* 4] begleitete, in welchem
sie denTod finden sollte; hier starb
Hadrian. Durch die Einfälle der
Sarazenen begannen
die
Ufer des
Golfs von Bajä zuerst zu veröden; aber noch Sannázar (gest. 1536) in seinem
Roman »Arcadia« besingt die verführerische
Stadt, und der Dichter
Pontanus (gest. 1530) nennt sie noch den
Ruin der Alten und
Jungen.
Sie besitzt mehrere
Kirchen, einen eleganten
Regierungspalast, ein
Theater
[* 10] etc., macht aber, seit sie zur Provinzialhauptstadt herabgesunken ist, einen öden,
ruinenhaften
Eindruck.
Die vorwiegend
Handel treibende
Bevölkerung
[* 11] beziffert sich auf etwa 6000 Einw.
ursprünglich portugiesische, dann allgemein üblich gewordene Benennung der indischen
Tänzerinnen und Buhldirnen. In
Indien heißen sie
Dewedaschies (»Dienerinnen der
Götter«),
weil sie dem
Dienste
[* 12] der
Tempel geweiht
sind, in einigen
Ländern, wie in
Ceylon,
[* 13]
Pegu,
Siam etc., Arambhé, nach der
Göttin des
Tanzes, Rambhâ. Die Bajaderen opfern jährlich
der Rambhâ sowie deren
Mutter und dem
LiebesgottKâma. Ihr Hauptgeschäft ist, vor ihrem Gott zu tanzen
und sein
Lob zu singen; auch müssen sie die
Tempel und die
Wohnungen der
Priester rein erhalten. Es ist ein großer Unterschied
zwischen den Bajaderen der Haupttempel und denen, welche zur Belustigung der
Gäste zu den Natsches
(Festen) oder
zu den
Mahlzeiten gerufen werden.
Einige von ihnen führen ein Nomadenleben, ziehen zu zehn oder zwölf im Land umher mit ihren Musikern, welche an dem
GewinnAnteil haben; andre stehen unter der Obhut der Dayas, ausgedienter Bajaderen, welche die jüngern im
Tanz unterweisen; wieder andre
sind förmlich Sklavinnen, welche die
Matronen sich zur
Pflege im
Alter verschaffen. Die eigentlichen
Dewedaschies
zerfallen in zwei
Klassen. Zur ersten und vornehmsten gehören die den Hauptgottheiten
Wischnu und
Siwa, zur zweiten die den
Untergottheiten dienenden.
Erstere müssen innerhalb der Ringmauer des
Tempels wohnen und dürfen dieselbe ohne Erlaubnis des Oberpriesters nicht verlassen;
die andern wohnen in
Städten und Dörfern, wo sie völlige
Freiheit genießen, nur daß
sie derReihe nach in der
PagodeDienst
thun und gewissen Feierlichkeiten beiwohnen müssen. Obwohl sie aber völlig frei sind, mischen sie sich doch nie unter die
unreinen
Parias oder
Mauren und
Europäer.
Noch schwieriger in der
Wahl ihres
Umganges sind die Bajaderen höhern
Ranges.
Das Strafgesetz bedroht jede Vertraulichkeit einer
Person der untern
Klassen mit einer Dewedaschie mit
Verstümmelung und
Verbannung;
der strafbaren Dewedaschie aber schert man den
Kopf, schneidet ihr die
Ohren ab und läßt sie öffentlich geißeln. Die
Dewedaschies
werden von Kindheit an zu Bajaderen erzogen; die vom ersten
Rang nimmt man aus den zwei höhern
Kasten, die vom
zweiten aus den Angesehensten der Sudrakaste. Eine Dewedaschie muß schön von
Gesicht,
[* 14] schlank von Wuchs, gelenk in den
Gliedern
sein, darf nicht den mindesten Körperfehler haben, auch nicht verlobt sein. Bei den Bajaderen des
zweiten
Ranges ist man weniger streng. Vor dem
Eintritt wird die Bajadere durch den
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mehr
Oberbrahmanen geprüft und nach Abschließung des Kontrakts mit ihren Eltern an einem glücklichen Tag in den Tempel als dessen
Eigentum eingeführt. An der Pforte des Tempels wird sie von ihren künftigen Gefährtinnen empfangen, in dem heiligen Weiher
gebadet, mit einer Tunika von weißem Musselin bekleidet und mit den Tempelkleinodien geschmückt. Unter
vielen Zeremonien wird sie sodann vom Priester förmlich geweiht. Von jetzt an ist die Dewedaschie erster Klasse von der Außenwelt
getrennt; indessen hat sie sich wenigstens der Gesellschaft ihrer Mitschwestern zu erfreuen, auch darf sie sich aus den zwei
ersten Hindukasten einen Geliebten wählen, mit dem sie sich täglich in ihrer Zelle
[* 16] unterhalten kann.
IhreTänze stellen unter Musikbegleitung meist eine Pantomime dar, deren Inhalt eine Göttergeschichte,
ein Liebeshandel u. dgl. bildet. Die Kinder der Dewedaschies werden, wenn Mädchen, ebenfalls Bajaderen, wenn Knaben, Musiker. Die Dewedaschies
der zwei ersten Klassen werden allgemein mit Auszeichnung behandelt. Sie stehen unter dem Schutz des Publikums und genießen
viele Vorrechte; man gibt ihnen den Titel Begum (»edle Dame«) und hält sie für unentbehrlich bei allen
religiösen, öffentlichen und Privatfesten.