ihres spätern
Lebens verbrachte sie in Zurückgezogenheit zu
Hampstead bei
London,
[* 2] unermüdlich wohlthätig gegen die
Armen,
denen sie
»Lady Bountiful« hieß.
Kurz nach dem Erscheinen ihrer gesammelten »Dramatic and poetical works«
(Lond. 1851) starb sie
Nach längern
Reisen, auf denen er seinem Beschützer in verschiedene
StädteFrankreichs
gefolgt war, 1791 nach
Paris zurückgekehrt, erhielt er durch
Viottis Vermittelung eine
Stelle im
Orchester des
ThéâtreFeydeau,
legte dieselbe aber schon nach fünf
Monaten nieder, um einen
Posten im
Finanzministerium zu übernehmen. Dies hinderte ihn
aber nicht an der Fortsetzung seiner musikalischen
Studien, und nachdem er sich wiederholt mit Beifall
öffentlich hatte hören lassen, trat er 1795 als Violinlehrer in das
Konservatorium der
Musik ein, vorläufig, um seinen
KollegenRode zu vertreten, bald darauf aber, da dieser sich inzwischen in Rußland fixiert hatte, mit festerAnstellung.
Seine nunmehr beginnende pädagogische Wirksamkeit erhielt gleichsam ihre
Weihe durch die im Auftrag des Unterrichtskomitees
der Anstalt von ihm in
Gemeinschaft mit
Rode und
Kreutzer verfaßte Violinschule, deren Redaktion von den Genannten ihm um so
lieber überlassen wurde, als seine wissenschaftliche
Bildung und seine unter Leitung
Catels,
Reichas undCherubinis
betriebenen Kompositionsstudien ihn für diese
Arbeit vorzugsweise geeignet machten. Auf
Grund dieser
Arbeit, welche bis zur
Gegenwart ihren Wert bewahrt hat, darf Baillot als das
Haupt der modernen französischen Violinschule gelten.
Auch gebührt ihm vor allen das
Verdienst, durch seine 1814 begonnenen und bis zu seinem
Tod fortgesetzten Streichquartettproduktionen
die gediegene
Richtung dieser
Schule bestimmt zu haben. Von einem Aufenthalt in Rußland 1805-1809 abgesehen,
war und blieb denn auch
Paris der eigentliche Schauplatz seiner Thätigkeit. Bereits 1802 in der
Kapelle des Ersten
Konsuls
angestellt, war er 1827 zum
Rang des ersten Violinisten der königlichen
Kapelle gestiegen und blieb auch nach
dem
Wechsel der Dynastie Mitglied derselben. Er starb Als
Komponist hat Baillot die Litteratur seines
Instruments durch
eine große Zahl wertvoller Werke bereichert; auch veröffentlichte er 1835 unter dem
Titel: »L'art du violon« eine Violinschule,
welche eine ebenso weite Verbreitung gefunden hat wie die
oben genannte.
Nach der Erstürmung der
Bastille wurde er zum
Maire von
Paris ernannt, zeigte sich aber den schwierigen
Geschäften nicht gewachsen und nahm, von den
Jakobinern royalistischer
Gesinnungen beschuldigt, seine Entlassung.
In demProzeß
der
Königin trat er als
Zeuge für deren Unschuld auf, begab sich dann auf ein
Landgut in der Gegend von
Nantes,
[* 9] ward aber in
Paris von seinen Feinden angeklagt und genötigt, sich verborgen zu halten, bis ihn die
AgentenRobespierres
auf einer
Reise nach
Melun zu seinem
FreundLaplace ergriffen und nach
Paris schleppten. Er wurde »als Königsfreund und gewaltthätiger
Unterdrücker der Volksfreiheit« zur
Guillotine verurteilt und am folgenden
Tag hingerichtet.
Baillys Hauptwerk, die
»Histoire de l'astronomie« (Par. 1755-87, 5 Bde.;
ein
Auszug 1806, 2 Bde.), wurde größtenteils auch ins Deutsche
[* 10] übersetzt. Seine Behauptung, daß die
Wissenschaft die meisten
Entdeckungen einem untergegangenen
Volk verdanke, verwickelte
ihn in einen Streit mit
Voltaire u. a. und veranlaßte die
»Lettres sur l'origine des sciences« (Par. 1777;
deutsch, Leipz. 1778) und die
»Lettres sur l'Atlantide de
Platon et sur l'ancienne histoire de l'Asie« (Lond. 1771; engl.
1801, 2 Bde.). Nach BaillysTod erschienen »Essai sur les fables et sur leur histoire« (Par.
1799, 2 Bde.) und
»Mémoires d'un témoin de la révolution« (das. 1804, 3 Bde.;
deutsch im
Auszug von Weyland, Leipz. 1805).
(Bálo, ital.), s. v. w.
Bailli, besonders der stehende
Gesandte oder
Geschäftsträger der ehemaligen
RepublikVenedig
[* 11] am griechischen und türkischen
Hof
[* 12] zu
Konstantinopel.
[* 13] Er hatte unter allen christlichen
Botschaftern bei der
Pforte allein die höchste
Gerichtsbarkeit über die im türkischen
Reich lebenden
Unterthanen seines
Staats und erhob von jedem
unter venezianischer
Flagge einlaufenden
Handelsschiff eine ziemlich hohe
Abgabe, so daß sein
Posten zu den einträglichsten
Staatsämtern der
Republik gehörte; man ernannte daher meist arme, um den
Staat verdiente Nobili dazu, und
selten bedurfte es mehr als der gewöhnlichen Verwaltungszeit von drei
Jahren, um die zerrütteten Vermögensumstände eines
Baïlo wiederherzustellen. Ihm ähnlich, jedoch untergeordnet oder mit geringern Befugnissen, waren die Bailos oder
Handelskonsuln der
Venezianer zu
Aleppo,
Alexandria,
Smyrna etc. Auch in den Seestädten christlicher
Staaten hießen die Vertreter
der venezianischen Angelegenheiten Bailos.