Sprache
[* 2] und Litteratur in
Kiel
[* 3] ernannt, gab aber auch diesen
Posten schon nach zwei
Jahren wieder auf und kehrte nach
Kopenhagen
[* 4] zurück, wo er alsbald in eine große litterarische
Fehde mit
Öhlenschläger verwickelt wurde. Dann begab er sich 1820 von
neuem auf
Reisen und starb, nachdem er vergeblich
Heilung von einem qualvollen körperlichen
Leiden
[* 5] in den
Bädern von
Teplitz,
Karlsbad und
Marienbad gesucht, auf der Rückreise nach der
Heimat in
Hamburg.
[* 6] Baggesens Hauptverdienst
liegt in seiner entschiedenen
Stellung gegen die formlose
Willkür der deutschen
Romantiker; doch vermochte er bei der innern
Unruhe seines
Gemüts selbst zu keiner einheitlichen
Stimmung und Beherrschung des
Stoffs zu gelangen.
Bedeutendes
Talent bekundete er für die
Satire, deren
Geißel er namentlich gegen die
Romantiker schwingt in seinem
»Karfunkel
oder Klingklingelalmanach. Ein Taschenbuch für vollendete
Romantiker und angehende
Mystiker auf das Jahr der
Gnade 1810«
(Tübing.
1810); ferner in dem dramatischen Gedicht »Der vollendete
Faust, oder Romanien in
Jauer«.
[* 7] Das bekannteste Werk Baggesens ist sein idyllisches
Epos »Parthenais, oder die Alpenreise« (Hamb.
u.
Mainz
[* 8] 1804; umgearbeitete Ausg., Hamb. 1812),
dessen
Schönheiten nur durch das Hereinziehen der griechischen
Mythologie
und die oft ungefüge
Sprache beeinträchtigt werden. Außerdem sind zu nennen ein zweites, aber unvollendetes
Epos: »Oceania« (auf
Cooks Weltumsegelung basiert),
und das humoristische
Epos
»Adam und
Eva, oder die Geschichte des
Sündenfalls«
(Leipz. 1826), worin
Adam und
Eva zu
Personen
(Typen) unsers
Zeitalters gemacht werden und zwar diese zu einer
Kokette, jener zu
einem spekulierenden
Philosophen. Dazu paßt es vortrefflich, wenn die
Schlange
[* 9] sich des feinsten
PariserFranzösisch bedient, indem sie ihre gelehrige Schülerin in die
Mysterien jener Weltstadt einweiht. Als dänischer Dichter
hat Baggesen nicht geringe Bedeutung.
Wenige haben es wie er verstanden, die
dänische Sprache rhythmisch und melodisch so meisterhaft zu behandeln. Seine lyrischen
Gedichte sind bisweilen schwülstig, allein weit öfter fein und lieblich oder keck und frisch. Im launigen
»Reimbrief« und in den poetischen Kleinigkeiten
ist er noch heute unübertroffen.
Sein
»Labyrinthen eller Digtervandringer«
(1792-93, 2 Bde.), eine Schilderung seiner Reiseeindrücke, durch
lebhafte
Darstellung und sprudelnde
Laune gleich ausgezeichnet, machte in der dänischen
ProsaEpoche. In seiner allerdings oft
bitternPolemik gegen die alte wie gegen die neue dänische Dichterschule (»Giengangeren«
und
»Per Vrövler«) lieferte er nicht nur
Beweise seines seltenen verskünstlerischen
Talents, sondern auch seines glänzenden
Witzes.
Von seinen prosaischen
Schriften ist noch seine geschmackvolle Übersetzung von
Holbergs
»Nils Klim« (1789) besonders hervorzuheben.
Seine sämtlichen Werke in dänischer
Sprache erschienen gesammelt 1827-32 (neue Aufl. 1845-48, 12 Bde.).
Die deutschen Werke gaben seine
SöhneKarl und
August (Leipz. 1836, 5 Bde.) heraus,
ebenso seinen »Briefwechsel mit K.L.Reinhold und
Fr. H.
Jacobi« (das. 1831, 2 Bde.)
und den »Philosophischen
Nachlaß« (Zür. 1858-63, 2 Bde.).
Vgl. A. Baggesen,
Jens Baggesen'sBiographie (Kopenh. 1849-1856, 4 Bde.);
Arentzen, og Oehlenschläger (das. 1870-78, 8 Bde.).
Karl Baggowut (1761-1812) kämpfte im zweiten Türkenkrieg
unter
Katharina II. in
Polen
1791-94, gegen
Napoleon 1806-1807, in
Finnland 1808, endlich 1812.
SeinNeffeAlexander (geb. 1806)
focht mit Auszeichnung im persischen
Feldzug 1826-27, wurde im polnischen
Krieg 1831 bei
Grochow schwer verwundet, sammelte 1844 für
die russische
Regierung auf einer
Reise im
Orient eingehende Angaben über den Zustand der türkischen
Armee und siegte im
Krimkrieg
im
November 1853 bei Besch-Kodyklov.
die Unterraa des Kreuzmastes auf
Vollschiffen, führt nur selten
Segel, um die
Wirkung des Großsegels und
(auf Passagierdampfern) den Reisenden die
Promenade nicht zu verkümmern.
(Bagermi,Baghirmi), mohammedan. Negerreich in Zentralafrika, zwischen
Bornu und
Wadai, südlich vom Tsadsee,
ca. 183,400 qkm (3330 QM.) groß (ohne die Heidenländer nur etwa 50,000 qkm), wird vom
Schari bewässert, ist meist eben und hat eine durchschnittliche
Erhebung von nur 300 m; doch sollen sich
im S. hohe
Gebirge erheben (s.
Karte »Äquatorialafrika«
[* 14] bei Art.
»Congo«). Der größere Teil des
Landes wird aus
Kalk- und Sandboden
gebildet, die
Vegetation ist die allgemeine zentralafrikanische, ebenso die Tierwelt; doch ist zu bemerken, daß hier das
Nashorn die Westgrenze seiner Verbreitung findet.
Die Bewohner (s. Tafel
»AfrikanischeVölker«,
[* 15] Fig. 15), etwa 1½ Mill. an der Zahl, sind echte
Neger und
vermögen 10,000 Fußgänger und 3000
Reiter zu stellen, die durch
Mut und kräftigen Körperbau sich auszeichnen. Die
Frauen,
proportioniert und angenehm gebaut, glänzend schwarz von Hautfarbe, werden als die schönsten des
Sudân gepriesen. Die auf
Grund der lexikalischen Sammlungen
Barths von
Fr.
Müller und
Lepsius untersuchte
Sprache der Bagirmi ist nach ersterm ganz isoliert,
nach letzterm entfernt mit den Bantusprachen Südafrikas verwandt. Die industrielle Thätigkeit der Bewohner ist gering;
als
Geld kursieren Baumwollstreifen (Farda). Die
Viehzucht
[* 16] ist hauptsächlich in den
Händen der zahlreich angesiedeltenSchoa.
Die Hauptstadt
Massenja, östlich vom
Schari, liegt gegenwärtig halb in Trümmern. - Bagirmi begann seine staatliche
Entwickelung
vor etwa 3½
Jahrhunderten, zu welcher Zeit fremde Einwanderer aus fernem
Osten ins Land kamen und allmählich eine Herrschaft
über die
Fellata- und Araberstämme gründeten, welche das
Zentrum des heutigen Bagirmi mit ihren
Herden nomadisierend
innehatten.
Das kleine
Reich dehnte unter der Herrschaft einiger thatkräftiger
Fürsten seinen
Kern bald zur jetzigen
Größe aus; der
Islam
wurde um die Mitte des 17. Jahrh. zur Staatsreligion erhoben, und aus den unterworfenen oder
tributpflichtig gemachten Heidenstämmen der Sokoro, Sarua,
Bua, Nyillem,
Sara,
Massa, Ndamm, Tummok etc.,
welche Bagirmi im O. und S. umwohnen, flossen dem Land bis auf die Gegenwart reichliche Existenzmittel zu. Dennoch
ist die politische
Lage Bagirmis sehr unangenehm. Mitten
¶
mehr
zwischen zwei mächtigen und feindlichen Reichen gelegen, ist es nach verzweifelten Kämpfen gezwungen worden, beiden Tribut
zu zahlen, sowohl Bornu als Wadai. Viel zum Verfall des Landes tragen auch die Thronstreitigkeiten bei, die nicht aufhören.
Erforscht wurde Bagirmi durch H.Barth, der 1852 in der Hauptstadt Massenja mehrere Monate gefangen gehalten
wurde; seitdem hat es erst G. Nachtigal 1872 wieder besucht, der indessen das Land in vollständiger Zerrüttung vorfand.
Der SultanAli von Wadai hatte Massenja zerstört und in Bidderi einen neuen Sultan eingesetzt, während der alte legitime Sultan
in Busso, jenseit des Schari, residierte, so daß die Regierung geteilt war.