Lehrer ihrer
Konfession zugestanden werden. Die
Kammern gaben ihre Zustimmung. Auch das Pfarrdotationsgesetz wurde
mit einigen Modifikationen angenommen, ebenso das
Gesetz über die
Oberrechnungskammer und die Erwerbsteuer, worauf der
Landtag geschlossen
wurde.
Da aber inzwischen am
Hof
[* 2] eine strengere kirchliche
Richtung Einfluß erlangt hatte, welche mehrere
Zugeständnisse
Jollys bei der Schulgesetzverhandlung mißbilligte und dessen
Forderung, daß auch die evangelischen
Geistlichen
den für eine
Erhöhung der
Dotation geforderten
Revers unterzeichnen sollten, besonders übel aufnahm, so erhielt
Jolly plötzlich
seine Entlassung.
Das neue
Ministerium vereinbarte 1878 und 1879 mit dem
Landtag die umfassenden
Einführungsgesetze zur Reichsjustizreform und
das
Gesetz über die Aufbringung des Gemeindeaufwandes. Darauf trat es 1880 mit den seit langem vorbereiteten
Vorschlägen
über eine Aussöhnung mit der
Kurie hervor, indem es beantragte, die durch die
Verordnung von 1867 und
durch
Gesetz von 1874 befohlene besondere Staatsprüfung für
Geistliche fallen zu lassen und sich mit der Anwesenheit eines
Staatskommissars bei der gewöhnlichen
Prüfung zu begnügen.
Die Zweite
Kammer indes lehnte den
Antrag ab, da dieFreiburgerKurie selbst die Nachsuchung des
Dispenses
für die ältern
Geistlichen nicht erlauben wollte, und nahm einen neuen
Gesetzentwurf, welcher bloß den Nachweis des
Maturitätsexamens
und dreijährigen Universitätsbesuchs forderte, erst an, nachdem die
Kurie die Einholung des
Dispenses gestattet hatte. Die
Folge dieser
Verhandlungen war der
SturzStössers.
Indes bewirkte die nachgiebige
Haltung der
Regierung doch
ein solches Erstarken der Ultramontanen und ihr zeitweiliger Zerfall mit der liberalen Kammermajorität eine solche
Schwächung
der letztern, daß bei den Ergänzungswahlen 1881 die
Nationalliberalen die unbedingte Mehrheit verloren und die Ultramontanen
auf 22 Mitglieder stiegen. Es trat daher eine Stockung in der
Gesetzgebung ein, bis 1883 die
Nationalliberalen
sich wieder auf
Kosten der Ultramontanen auf 34 (von 63) verstärkten.
Regierung und
Landtag gingen nun an eine
Reform der innern
Verwaltung.
[* 3] 1)
(Baden-Baden) Hauptstadt des bad.
KreisesBaden (1045 qkm, 19 QM., mit [1880] 134,511 Einw.),
liegt südlich von
Rastatt
[* 5] im anmutigen
Thal
[* 6] der
Oos, durch eine Zweigbahn mit der Rheinthalbahn verbunden, und ist berühmt
als einer der glänzendsten und besuchtesten Badeorte
Europas. Die Stadt, 183 m ü. M., ist Sitz eines Amtsgerichts und eines
Bezirksamts, hat 7
Kirchen (3 kath., 1 evang., 2 russische
und 1 anglikanische), 1
Gymnasium (mit
Realgymnasium verbunden), 1 höhere Töchterschule, 1
Gewerbeschule, 1 Kranken-, 1 Armenhaus, 1 Gasanstalt
und (1888) 11,923 Einw. (2507
Evangelische). Baden ist zwar die alte
Stamm- und Hauptstadt Badens, aber jetzt seinem größern
Teil nach eine ganz moderne
Anlage, reich an prachtvollen
Hotels und in edlem
Stil gebauten
Villen und Privatwohnungen.
Die katholische Stadtpfarrkirche (aus dem 15. Jahrh.), auf dem Platz eines römischen
Tempels, enthält die
Grabmäler von 14 Mitgliedern
des markgräflich badischen
Hauses sowie neue, schöne Glasgemälde und ist seit 1864 im gotischen
Stil schön restauriert.
Die evangelische
Kirche ist nach dem
Plan von
Eisenlohr im gotischen
Stil neu erbaut; die neue
russische Kirche
von 1882 enthält herrliche
Freskomalereien; die griechische
Kapelle auf dem Michaelsberg, mit goldener
Kuppel, ist eine prachtvolle
SchöpfungKlenzes (1866 eingeweiht).
Auch die
anglikanische Kirche (im normännischen
Stil) und die Grabkapelle (von
Hübsch) auf demFriedhof
sowie das
Theater
[* 7] (seit 1863) sind neue Bauten. Als sonstige Hauptgebäude sind das Konversationshaus (1822-24 im Renaissancestil
erbaut), die großartige neue Trinkhalle (ein 85 m langer Arkadenbau, nach
Hübsch'
Plan 1839-42 ausgeführt, mit einer
Galerie
berühmter Fresken von
Götzenberger) zu erwähnen. Über der Stadt erhebt sich das sogen.
NeueSchloß,
die sommerliche Privatwohnung des
Großherzogs von Baden, vom
MarkgrafenJakob 1479 auf römischen
Fundamenten angelegt und nach
der Zerstörung durch die
Franzosen (1689) in seiner jetzigen Form hergestellt, mit prächtiger Aussicht.
Die
Thermen Badens, seit den
Zeiten der
Römer
[* 8] bekannt und immer stark besucht, entspringen in der sogen.
Hölle aus
Gneisfelsen und kommen aus einer Tiefe von etwa 1350 m (750,000
Lit. in 24
Stunden). Es sind ihrer mehr als 20, deren
Wasser
jedoch nur hinsichtlich der
Temperatur (71-47° C.), nicht ihrem chemischen
Gehalt nach verschieden ist. Sie haben warm einen
etwas salzigen, fleischbrühartigen
Geschmack. Die Hauptquelle (62,7°) enthältin 1L. 2,015 g
Chlornatrium,
0,053 g
Chlorlithium, 0,0007 g arsensauren
Kalk, auch Chlorrubidium und Chlorcäsium.
Die Hauptquelle ist der »Ursprung«, mit der durch neuere Schürfungen der
Brühbrunnen, die Felsenquelle und die Judenquelle vereinigt sind.
AndreQuellen sind die Klosterquelle, die Büttenquellen,
die
Fett-,
Murr-, Ungemachquelle etc. Die
Thermen von Baden werden benutzt als
Wasserbäder, als
Getränk, als
Douche oder als
Einspritzung
[* 9] bei
Krankheiten des Uterinsystems und in Form von Thermaldämpfen. Im allgemeinen ist ihr
Gebrauch
in allen
Fällen indiziert, wo eine kräftige, erregende Einwirkung auf
Nerven-
Neben diesen warmen Quellen hat Baden drei schwache Stahlquellen (2° C. kühler als die mittlere Temperatur der Erde), die in der
Falkenhalde (für das »Stahlbad«) und in Lichtenthal zu Tage treten und besonders zu Nachkuren beim Gebrauch
der Thermen benutzt werden. Die Saison dauert vom 1. Mai bis 31. Okt. und erreicht ihre Höhe im Juli und August. Die eigentlichen
Zentralpunkte des Badelebens bilden das Konversationshaus mit prachtvollen Sälen für die verschiedensten Zwecke (darunter
das Lesekabinett mit über 150 Zeitungen in allen Sprachen) und die Trinkhalle, wo das Wasser der Badener
Quelle
[* 13] (55° C.) genossen wird und zugleich 40 Sorten fremder Mineralwässer sowie warme Kuh- und Ziegenmilch zu haben sind.
Über dem »Ursprung« befindet sich das ältere Dampfbad; das von Dernfeld entworfene und im Renaissancestil ausgeführte Friedrichsbad
(1877 eröffnet) ist die eleganteste derartige Anstalt in Europa.
[* 14] Einrichtungen zu Wannenbädern mit Thermalwasser
finden sich in den meisten Gasthäusern; für mittellose Kurgäste ist ein Armenbad vorhanden. Unter den Anlagen im Freien
nimmt die »Promenade« mit ihren großartigen Verkaufsläden den ersten Platz ein. Die Zahl der Badegäste belief sich 1883 auf
über 50,000. Unter ihnen ist die vornehme und abenteuernde Welt aller Nationen vertreten; die Hauptrolle
aber spielten seit Jahrzehnten die Franzosen, welche Baden als einen Lieblingsausflug ansahen und dort französischen Ton und
französisches Leben mehr als wünschenswert einführten.
Mit Aufhebung der Spielbank (Ende 1872) nahm der Besuch ein wenig ab; es entwickelte sich aber dafür
eine mehr und mehr an Bedeutung gewinnende Wintersaison, und für den Schaden, welcher Baden aus dem Wegfall des Hasardspiels
zu erwachsen drohte, hat die badische Regierung die Gründung eines besondern Badefonds verfügt, aus welchem nicht nur das
neue Friedrichsbad gebaut ward, sondern auch die nötigen Mittel beschafft werden sollen, um die bestehenden
Vergnügungen zum größern Teil auch ferner durchführen zu können.
Die Umgegend Badens ist überaus schön und anmutig. Der nächste und gewöhnlichste Spaziergang ist die schnurgerade LichtenthalerAllee (gegen Abend der Korso der Badewelt); sie führt nach dem nahen, an eine steile, mit Tannen besetzte
Bergwand gelehnten Cistercienser-NonnenklosterLichtenthal, das (1245 gestiftet) sich durch alle Stürme der Zeit erhalten hat.
Ein Seitenkanal des Oosbachs leitet zum Geroldsauer Wasserfall. Unter den weitern Touren ist das Murgthal die besuchteste.
Durch den Bau des NeuenSchlosses (1479) und die Erteilung wichtiger Privilegien hob sich Baden immer mehr, bis es durch den Dreißigjährigen
Krieg und besonders durch den pfälzischen Erbfolgekrieg wieder sehr geschädigt und endlich 1689 von den
Franzosen fast gänzlich zerstört wurde. MarkgrafLudwigWilhelm der Siegreiche verlegte 1706 die Residenz nach Rastatt. Die erste
Grundlage zur heutigen Bedeutung Badens als Badeort wurde durch die zahlreichen französischen Emigranten gelegt, welche zur
Zeit der großen Revolution nach Baden kamen, das dann durch den RastatterFriedenskongreß bis
noch mehr in Aufnahme kam.
Jetzt erschienen Beschreibungen von Baden, Bauten erhoben sich, 1802 erstand die Antiquitätenhalle, 1808 das Gesellschaftshaus, 1822 das
Konversationshaus, und der Pachter der Hasardspiele bezahlte schon 29,000 Fl. jährliches Pachtgeld. Besonders seit 1814 hat
Baden seinen fast zweitausendjährigen Ruhm wieder erlangt und ist Mode- und Weltbad geblieben, auch nachdem
die Hasardspiele 1872 verboten wurden.
Vgl. Schnars, und Umgegend (3. Aufl., Bad.
[* 18] 1882);
»Baden, Wegweiser durch Stadt und Umgebung«
(10. Aufl., das. 1884);
2) (Baden bei Wien)
[* 20] Stadt und berühmter Badeort im Erzherzogtum Niederösterreich, liegt 27 km südlich von Wien an der Schwechat,
am Eingang des lieblichen Helenenthals, 212 m ü. M. und steht mit Wien durch die Südbahn in Verbindung. Baden zählt jetzt unter
die schönsten Badestädte in Österreich
[* 21] und ist reicher als andre an prachtvollen Villen, reizenden Gärten
und schöner Umgebung. Hervorragende Gebäude sind die schöne Pfarrkirche, die von van der Nüll und Siccardsburg 1848 erbaute
Mineral-Schwimm- und Badeanstalt
[* 22] mit großem Bassin, das Kaiserhaus, das Rathaus, die auf einer Anhöhe des Helenenthals vom
ErzherzogKarl 1823 erbaute Weilburg, jetzt seinem Sohn, ErzherzogAlbrecht, gehörig, mit gotischer Hauskapelle
und schönen Anlagen und die neue Villa des ErzherzogsWilhelm. Baden ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts,
hat ein Landesrealgymnasium mit Museum, gewerbliche Fortbildungsschule, Sparkasse, Theater und Arena. Seit 1866 ist die Gasbeleuchtung
eingeführt. An Humanitätsanstalten befinden sich hier: ein Wohlthätigkeitshaus für Arme aus Niederösterreich
zum Gebrauch der Bäder (mit 240 Betten), das Marienspital, das k. k. Militärspital; wo jährlich 1800-1900
Soldaten verpflegt werden, das Bürgerspital, Lazarett etc. Die Zahl der Einwohner von Baden
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