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Ludwig Wilhelm, ein ausgezeichneter Fürst, zugleich einer der größten Kriegshelden seiner an militärischen Talenten reichen Zeit. Nachdem Baden-Baden alle Drangsale des Kriegs erduldet, verlor es durch den Frieden von Nimwegen [* 2] 1678 auch noch Gräfenstein, Sponheim, die luxemburgischen Herrschaften und mehrere Städte, welche von den Reunionskammern für Frankreich in Beschlag genommen wurden; doch fielen ihm im Frieden von Ryswyk diese Lande wieder zu. Auf Ludwig Wilhelm folgte 1707 sein ältester Sohn, Ludwig Georg, unter Vormundschaft seiner Mutter und des Herzogs von Lothringen.
Durch den Rastatter Frieden 1714 erhielt Baden [* 3] die luxemburgischen Besitzungen zurück, aber als französisches Lehen. Die Markgräfin suchte durch Ordnung, Sparsamkeit und Schuldentilgung dem Land wieder aufzuhelfen und erbaute die Schlösser Rastatt [* 4] und Favorite; Ludwig Georg übernahm erst 1727 selbst die Regierung. Ihm folgte 1761 sein jüngerer Bruder, August Georg, damals schon 55 Jahre alt. Mit diesem erlosch die Linie Baden-Baden, welche 256 Jahre geblüht hatte, und ihre Länder fielen auf Grund einer 1765 geschlossenen Erbverbrüderung an die jetzt noch blühende Linie Baden-Durlach.
Die Linie Baden-Durlach.
Der Stifter dieser Linie war, wie erwähnt, Ernst, der dritte Sohn des Markgrafen Christoph I. Dieser erhielt bei der zweiten Teilung nach seines Bruders Philipp I. Tod (1533) die untere Markgrafschaft, Baden-Durlach, damals Baden-Pforzheim genannt, weil der Markgraf hier residierte. Er unterdrückte den Bauernaufstand und beförderte im stillen die Reformation aufs thätigste. So ließ er 1529 zu Durlach [* 5] die lutherische Bibel [* 6] drucken, ermahnte die Geistlichen zum Vortrag des unverfälschten Worts Gottes, erlaubte ihnen die Ehe und hob mehrere Klöster auf; dem Schmalkaldischen Bund schloß er sich jedoch nicht an. Ihm folgte nach der kurzen Regierung des ältern Sohns, Bernhard, 1553 sein jüngster Sohn, Karl II., der 1555 der Augsburgischen Konfession offen beitrat und die Einführung derselben eifrig betrieb. Er verlegte 1565 seine Residenz von Pforzheim [* 7] nach Durlach, wo er die Karlsburg baute; seitdem nahm er den Namen eines Markgrafen von Baden-Durlach an. Ihm folgten 1577 seine drei unmündigen Söhne Ernst Friedrich (gest. 1604), Jakob (gest. 1590) und Georg Friedrich, welch letzterer nach dem Tod seiner Brüder 1604 die ganze Markgrafschaft Baden-Durlach erhielt und eine Zeit lang auch die obere Grafschaft, Baden-Baden, im Besitz hatte. Im J. 1615 führte Georg Friedrich durch ein Hausgesetz die Primogenitur und die Unteilbarkeit der badischen Lande ein. Um für den Fall seines Unterliegens in dem Kampf der evangelischen Union, deren eifriges Mitglied er war, gegen die katholische Liga seinem Land alle Verantwortung und die Folgen seiner eignen Ächtung zu ersparen, trat er die Regierung an seinen ältesten Sohn, Friedrich V., ab, der sogleich nach seinem Regierungsantritt sein Land für neutral erklärte. Er selbst rückte durch die Pfalz gegen Heilbronn [* 8] vor. Am kam es bei Wimpfen zwischen dem Markgrafen und Tilly zur Schlacht, in welcher der erstere völlig geschlagen wurde.
Trotz seines Verzichts war diese Niederlage für Baden von den traurigsten Folgen. Friedrich V. mußte Baden-Baden an Wilhelm, den Sohn Eduard Fortunatus', abtreten. Das Land aber wurde durch österreichische Truppen verwüstet, Friedrich V. mußte fliehen, und die Verwirrung wurde durch das Restitutionsedikt noch gesteigert. Im J. 1631 erklärte sich Friedrich für Gustav Adolf von Schweden [* 9] und vereinigte Baden-Baden wieder mit Baden-Durlach; aber nach der Schlacht bei Nördlingen [* 10] 1634 kam ganz an Baden-Baden, der Katholizismus wurde daselbst wieder eingeführt, und Friedrich mußte sich nach Straßburg [* 11] flüchten.
Nach dem Westfälischen Frieden 1648 erhielt er jedoch Baden-Durlach zurück, und nun bot er alles auf, um das verwüstete Land von seinen Wunden wieder zu heilen; er starb 1659. Sein einziger Sohn und Nachfolger, Friedrich VI., hatte sich schon unter Herzog Bernhard von Weimar [* 12] und Karl X. Gustav von Schweden in Deutschland [* 13] und Polen einen berühmten Namen als Feldherr erworben und zeigte sich nun auch als guten Regenten. Ihm folgte 1677 sein ältester Sohn, Friedrich VII. Magnus; unter ihm begannen die Mordbrennerzüge der Franzosen, die ihn auch 1688 vertrieben.
Nach dem Frieden von Ryswyk 1697 war die Bevölkerung [* 14] um den vierten Teil vermindert, der Wohlstand vernichtet, und als der Markgraf aus Basel, [* 15] wo er mit seiner Familie einen Zufluchtsort gesucht hatte, nach Durlach zurückkam, fand er kein einziges Schloß, in welchem er hätte wohnen können. Unablässig strebte er nun, einen bessern Zustand herzustellen; aber der spanische Erbfolgekrieg brachte neue Kriegsdrangsale über das Land. Der Markgraf mußte zum zweitenmal nach Basel flüchten und starb daselbst 1709. Sein Sohn und Nachfolger Karl III. Wilhelm, ein trefflicher Fürst, suchte auf alle Weise der allgemeinen Not abzuhelfen und nach dem Frieden von Baden (1714) die Ordnung in den Finanzen wiederherzustellen. Er ist der Gründer von Karlsruhe, [* 16] wohin er 1724 den Sitz der Regierung verlegte.
In dem Krieg, den Frankreich 1733 wegen der polnischen Königswahl auch in Deutschland führte, wobei Baden abermals von den Franzosen heimgesucht wurde, ging er nach Basel und mußte seine erschöpften Lande vor abermaliger Verheerung durch eine an Frankreich zu zahlende Summe Geldes sichern. Als er 1738 starb, folgte ihm sein Enkel Karl Friedrich, der zehnjährige Sohn des 1732 als Jüngling verstorbenen Erbprinzen Friedrich. Karl Friedrich wurde 1746 für mündig erklärt, und nun begann eine glückliche Zeit für das badische Haus und die badischen Lande.
Karl Friedrich war einer der edelsten und aufgeklärtesten deutschen Fürsten, Kenner und Freund der Wissenschaften und Künste, ein wahrer Vater seines Volks, der durch seine musterhafte Regierung, durch Förderung der Bodenkultur und Industrie, des Handels und Verkehrswesens ein durch so viele aufeinander folgende Kriege zur Einöde gemachtes und mit den drückendsten Schulden belastetes Land dem Ruin entriß und zu Wohlstand erhob. Auch Gerichtswesen, Unterricht und Bildung wurden im Sinn der Humanität neu organisiert und begünstigt. Er baute Karlsruhe und dessen Schloß weiter aus und führte in vielen Städten öffentliche Gebäude auf. Im J. 1771 erbte er infolge des Todes des Markgrafen August Georg von Baden-Baden dieses Land; nur die Ortenau und die böhmischen Herrschaften fielen als erledigte Lehen an Österreich [* 17] zurück. Die so vereinigten badischen Lande betrugen 3500 qkm mit 190,000 Einw. Allmählich und mit Schonung wurden nun die Verwaltungsreformen, die sich in Baden-Durlach so sehr bewährt hatten, auch in Baden-Baden eingeführt; freilich wurden die Erfolge der weisen Maßregeln des Markgrafen Karl Friedrich durch die Zersplitterung des Landes etwas beeinträchtigt. ¶
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Errichtung des Großherzogtums Baden.
Bald brachen die Stürme der französischen Revolution über das Land herein. Der Revolutionskrieg berührte zwar in den ersten Jahren Baden nur insofern, als es sein Kontingent zur Reichsarmee stellte; aber nach dem Übergang Moreaus über den Rhein bei Kehl wurde Baden Schauplatz des Kriegs, Karlsruhe von den Franzosen besetzt, und Karl Friedrich sah sich genötigt, zu Stuttgart [* 19] einen Waffenstillstand mit Moreau zu schließen auf welchen dann der Friedensschluß zu Paris [* 20] folgte. Baden mußte den Frieden durch Abtretung seiner Besitzungen auf dem linken Rheinufer und der Festung [* 21] Kehl, durch eine Kontribution von 2 Mill. Frank und ungeheure Lieferungen erkaufen; es gewann aber besonders aus Rücksicht auf den dem Markgrafen Georg Friedrich nahe verwandten Kaiser Alexander von Rußland durch den Lüneviller Frieden 1801 und durch den Reichsdeputationshauptschluß vom als Entschädigung für seine Abtretungen mit der kurfürstlichen Würde alle diesseit des Bodensees und Rheins gelegenen Besitzungen des Fürstbischofs von Konstanz [* 22] und Reste der Bistümer Basel, Straßburg und Speier, [* 23] die pfälzischen Ämter Bretten, Heidelberg, [* 24] Ladenburg und Mannheim [* 25] mit den Ämtern Lichtenau und Willstädt, das Stift Odenheim nebst den Abteien Frauenalb, Schwarzach, Allerheiligen, Lichtenthal, Gengenbach, Ettenheim, Petershausen und Salmansweiler, dann die Herrschaft Lahr [* 26] und endlich die Reichsstädte Offenburg, [* 27] Gengenbach, Zell, Überlingen, Pfullendorf und damit die fruchtbarsten Bezirke am Neckar, Rhein und Bodensee, zusammen 3800 qkm mit 240,000 Einw. Auch Kehl wurde wieder an Baden abgetreten und der Thalweg des Rheins zur Grenze zwischen und Frankreich bestimmt.
Nach diesen Erwerbungen teilte Karl Friedrich das neue Kurfürstentum in drei Provinzen ab: die badische Markgrafschaft, die badische Pfalzgrafschaft und das obere Fürstentum, deren gesamter Flächenraum sich auf 7200 qkm mit ungefähr 495,000 Seelen belief. Zu dem Bund mit Napoleon I. nach Bayerns und Württembergs Vorgang im Juni 1805 genötigt, erhielt Baden durch den Frieden von Preßburg [* 28] einen neuen Zuwachs in den alten zähringischen Stammlanden, den Breisgau mit Freiburg [* 29] und die Baar mit Villingen, die Ortenau, das Stift St. Blasien, die Grafschaft Bonndorf und die Stadt Konstanz (2530 qkm mit 160,000 Einw.), worauf der Kurfürst auch den Titel eines Herzogs von Zähringen wieder annahm. Am erklärte sich der Kurfürst für den unumschränkten Souverän des Landes, indem er die ständische Verfassung des Breisgaus aufhob, die in dem Altbadischen längst erloschen war. Am trat Karl Friedrich dem Rheinbund bei mit der Verbindlichkeit, für denselben ein Kontingent von 8000 Mann zu stellen.
Dies erwarb ihm nebst dem großherzoglichen Titel die Souveränität über sämtliche in seinem Land gelegene unmittelbare Reichsstände und Reichsrittergüter, namentlich über den größten Teil des Fürstentums Fürstenberg, über das Fürstentum Leiningen, die Landgrafschaft Kleckgau und die Grafschaft Thengen, über die Besitzungen der Fürsten und Grafen von Löwenstein-Wertheim auf dem linken Ufer des Mains und des Fürsten von Salm-Krautheim auf dem nördlichen Ufer der Jagst, im ganzen 5500 qkm mit 380,000 Einw. Das neue Großherzogtum (mit einer Bevölkerung von ungefähr 900,000 Seelen) wurde hierauf in drei Provinzen, bald darauf aber in zehn Kreise [* 30] eingeteilt.
Die nun folgenden Napoleonischen Kriege kosteten Baden Menschen und Geld und vermehrten die Schulden des Landes. Das badische Kontingent nahm zunächst an dem Kriege gegen Preußen [* 31] (1806-1807) teil; 1808 ging eine Brigade mit nach Spanien, [* 32] und der Überrest des Kontingents kämpfte 1809 gegen Österreich. Nach dem Wiener Frieden 1809 bekam das Großherzogtum einen abermaligen Zuwachs von 550 qkm mit 30,000 Einw., indem Württemberg [* 33] einen Landstrich von 750 qkm mit 45,000 Einw. an und dieses wieder 230 qkm mit 15,000 Einw. an das Großherzogtum Hessen [* 34] abtrat. Karl Friedrich starb im 65. Jahr seiner Regierung und hinterließ seinem Enkel und Nachfolger Karl Ludwig Friedrich, dessen Vater Karl Ludwig als Erbprinz zu Arboga in Schweden verstorben war, ein blühendes Land von 15,000 qkm mit 975,000 Einw.
Die badische Erbfolgefrage und die Erteilung der Verfassung.
Karl Ludwig Friedrich trat die Regierung in einer schweren, kriegerischen Zeit an. Ein Teil des badischen Rheinbundskontingents kämpfte in Spanien, und der Rest desselben ging 1812 mit nach Rußland; 1813 mußten die Truppen ganz neu organisiert werden, um aufs neue für Napoleon I. zu kämpfen. Als 1813 nach der Schlacht bei Leipzig [* 35] sich der Rheinbund auflöste, trat auch der Großherzog der Allianz gegen Napoleon und 1815 auf dem Wiener Kongreß dem Deutschen Bund bei, worauf ihm der Besitzstand und die Unteilbarkeit des Großherzogtums, dessen Bevölkerung auf mehr als 1 Mill. Seelen gestiegen war, von den Mächten garantiert wurden.
Indes wurde die Integrität des badischen Staatsgebiets von Bayern [* 36] angefochten, welchem in wiederholten Territorialverträgen für seine Abtretungen an Österreich von diesem der Zusammenhang seines Gebiets zugesichert und zu diesem Zweck beim Aussterben der direkten Nachkommenschaft des regierenden Großherzogs Karl der badische Teil der ehemaligen Kurpfalz, bis dahin die Zahlung einer »Kontiguitätsentschädigung« versprochen worden war. Nun starben die beiden Prinzen, welche die Großherzogin Stephanie nach längerer kinderloser Ehe gebar, kurz nach ihrer Geburt unter Umständen, welche zu düstern Gerüchten und später sogar zu der übrigens grundlosen Behauptung Anlaß gaben, daß der Findling Kaspar Hauser (s. d.) einer dieser Prinzen sei.
Auch die jüngern Söhne Karl Friedrichs aus der ersten Ehe mit einer hessischen Prinzessin, die Oheime des Großherzogs Karl, hatten keine successionsfähigen Erben. Die badische Erbfolge beruhte daher auf den Söhnen Karl Friedrichs aus seiner zweiten Ehe mit der Freiin Luise Geyer v. Geyersberg, den Grafen von Hochberg, welche durch großherzogliches Edikt vom zu Markgrafen von Baden ernannt und als successionsfähige Prinzen von Baden anerkannt wurden. Gegen dieses Edikt legte Bayern feierlichen Protest ein, erklärte die Grafen von Hochberg für nicht successionsfähig und bemühte sich, seine Ansprüche bei den Mächten zur Geltung zu bringen. Indes auf dem Aachener Kongreß (1818) gelang es dem badischen Minister v. Berstett, den russischen Kaiser, dessen Gemahlin eine badische Prinzessin war, ganz für die badische Sache zu gewinnen, und da weder Preußen noch Österreich Bayern, das auf dem Wiener Kongreß so anmaßend aufgetreten war, eine neue Gebietsvergrößerung gönnten, so wurde Bayern auf dem Kongreß gezwungen, sich mit dem pfälzischen Amt Steinfels und 2 Mill. Fl. ¶