aber 1867 seine Schulstellung auf, um in die Redaktion der
Augsburger »Allgemeinen
Zeitung« einzutreten. Er starb in
Stuttgart.
[* 2] Bacmeisters schriftstellerische Thätigkeit war zumeist auf Popularisierung altdeutscher Dichtwerke gerichtet.
Es erschienen von ihm: »Liederbuch für die
Jugend« (1856; 6. Aufl., Heilbr. 1876);
Auch als Astronom und
Mathematiker stand Bacon hoch über seiner Zeit. Er entdeckte die im julianischen
Kalender obwaltenden
Irrtümer
und ihre
Ursachen und machte einen
Vorschlag, denselben abzuhelfen, wobei er der
Wahrheit sehr nahe kam. Er verfertigte selbst
einen berichtigten
Kalender, von dem noch eineAbschrift auf der Bodleianischen
Bibliothek aufbewahrt wird.
Bacons Bewunderer beehrten ihn mit dem
Prädikat
»Doctor mirabilis« (der »wunderbare
Lehrer«),
die Dunkelmänner dagegen brachten
ihn in den
Geruch der
Zauberei, und als er gegen die Lebensweise der
Geistlichen und besonders der
Mönche auftrat und vom
Papst
eine
Reform forderte, verbot ihm dieser zunächst seine Lehrthätigkeit, und da diese Maßregel sich nicht
wirksam genug erwies, ließ er ihn ins Gefängnis werfen und ihm selbst die
Nahrung verkürzen. Erst als
Clemens VI., früher
päpstlicher
Legat in
England, ein warmer Verehrer des Verfolgten, den päpstlichen
Stuhl bestieg (1264), erlangte Bacon die
Freiheit
wieder. DaClemens eine Sammlung seiner
Schriften forderte, schrieb Bacon sein
»Opus majus« und schickte dasselbe
durch seinen
SchülerJohann vonParis 1267 nach
Rom.
[* 12]
Schon unter dem Nachfolger von
Clemens begannen aber neue Verfolgungen gegen Bacon; der
General des Franziskanerordens,
Hieronymus von
Esculo, verbot das
Lesen seiner
Schriften und erließ einen Verhaftsbefehl gegen ihn, der in
Rom bestätigt
wurde. Diese zweite Gefangenschaft Bacons währte zehn volle Jahre; umsonst versuchte Bacon, als
Hieronymus von Esculo unter
dem
NamenNikolaus IV.
Papst geworden war, denselben durch eine »Abhandlung über die
Mittel,
die
Krankheiten des
Alters zu verhüten«
(lat., Oxf. 1590; engl. von
Brown, 1683), von der Unschuld und Nützlichkeit seiner
Arbeiten zu überzeugen.
Erst nach
Nikolaus' IV.
Tod wurde er aus dem Kerker entlassen. Er kehrte nach
Oxford zurück, starb aber schon (1292)
daselbst. Die chemisch-physikalischen Forschungen Bacons hatten zu dessen Verfolgung den ersten
Anlaß gegeben, und von ihnen
wurden auch fortwährend die Rechtfertigungsgründe dafür hergeleitet. Die wahre
Ursache jener unversöhnlichen
Feindschaft des
Klerus gegen Bacon lag jedoch darin, daß er als Gegner der
Scholastik und der klerikalen
Prärogativen auftrat,
auf Umgestaltung des
Unterrichts drang und eine
Reform der
Wissenschaft und der
Kirche ankündigte. Er wies die
Einseitigkeit
und die Verirrungen des Scholastizismus nach, forderte, daß man einerseits auf die
Natur, anderseits
auf die
Schrift und die Alten zurückgehen solle, weshalb er neben den
Naturwissenschaften vorzüglich die
Sprachen getrieben
wissen wollte, stellte in der
Theologie, welche er auf wenige theoretische
Lehrsätze reduzierte, die
Sittenlehre in den
Vordergrund
und tadelte laut die mit Unwissenheit gepaarte Sittenverderbnis der
Geistlichen.
Diese
Ideen blieben nicht ohne
Früchte: die
Scholastik des
Mittelalters ging nach dem gewaltigen
Stoß, welchen Bacon ihr versetzte,
rascher ihrem gänzlichen
Verfall entgegen. Bacons
Schriften liegen größtenteils noch handschriftlich in verschiedenen
BibliothekenEnglands und zu
Leiden.
[* 13] Im
Druck sind erschienen: das
»Opus majus«, herausgegeben von Jebb (Lond. 1733),
die Hauptschrift Bacons, welche philosophische, physikalische und andre Abhandlungen enthält. Da Bacon auf dieses
an
PapstClemens IV. gerichtete Werk keine Antwort erhielt, schrieb er ein
»Opus minus«, und da auch dieses unbeantwortet blieb,
so arbeitete er das ganze Werk zu einem
»Opus tertium« um (hrsg. von
Brewer, Lond. 1860). Die
»Epistola
de secretis artis et naturae operibus« ist herausgegeben von
ClaudiusCölestinus (Par. 1542) und von
Joh.
Dee (Hamb. 1617),
auch abgedruckt in Mangets »Bibliotheca chimica«, Bd. 1. Das
»Speculum alchimiae« erschien
Nürnberg
[* 14] 1541, auch in Mangets »Bibliotheca«, Bd.
1, und im
»Theatrum chimicum«; mehrere chemische u. alchimistische
Schriften als
»Thesaurus chymicus« (Frankf. 1603 u.
1620),
die
»Mathematik und
Perspektive« daselbst 1614. Bruchstücke einer
»Epistola de laude S. Scripturae ad Clementem IV.«
wurden herausgegeben von Humfr. Hody:
»De bibliorum textibus originalibus«, S. 119 ff.
3)
Francis,
Viscount von St.
Albans und
Lord von Verulam, gewöhnlich Baco von Verulam genannt, einer der bahnbrechenden
Geister
im Gebiet wissenschaftlicher Forschung, geb. ¶
Als derselbe beim Hof
[* 18] in Ungnade fiel, zog sich Bacon nicht nur kleinmütig von ihm zurück, sondern übernahm
sogar, um sich bei Essex' Todfeind Cecil beliebt zu machen, die Ausarbeitung der Klagschrift wider ihn, ohne jedoch, wie er
hoffte, dadurch ein Staatsamt zu erlangen. Erst Jakob I. wendete Bacon seine launenhafte Gnade zu, erteilte
ihm noch im Jahr seiner Thronbesteigung (1603) die Ritterwürde und ernannte ihn zum Dank für geleistete Dienste
[* 19] zum königlichen
Rat. Sein sich immer weiter verbreitender schriftstellerischer Ruf, sein Glück als Sachwalter und seine Ergebenheit gegen den
allgewaltigen Herzog von Buckingham erhoben ihn in der Gunst des Hofs immer höher und schließlich (1619)
zum Lord-Kanzler.
Zum Peer des Reichs ernannt, erhielt er denTitel eines Barons von Verulam und 1620 den eines Viscount von St. Albans. Dagegen wurde
er 1621 vor der Peerskammer der Bestechlichkeit und des Mißbrauchs des Staatssiegels zur Bereicherung seiner Freunde angeklagt,
zu einer Geldbuße von 40,000 Pfd. Sterl., zur Einkerkerung in den Tower und zur Unfähigkeit verurteilt,
ein Staatsamt zu bekleiden oder im Parlament zu sitzen. Bacon war nicht unschuldig, obgleich er durch die ihm zur Last gelegten
Unredlichkeiten nicht sich selbst zu bereichern getrachtet hatte, sondern im Interesse andrer zu unwürdigen Schritten sich
hatte verleiten lassen. Durch königliche Nachsicht erhielt er bald seine Freiheit wieder; die Geldstrafe
ward ihm erlassen und sogar eine Pension bewilligt. Nach Karls I. Thronbesteigung ward er völlig begnadigt und selbst wieder
ins Parlament gewählt, doch erlaubte ihm Kränklichkeit nicht, seinen Sitz einzunehmen. Er starb auf einer
Reise im Landhaus des Grafen von Arundel zu Highgate.
Mit Recht gilt Bacon als Begründer der Methode der neuern Naturwissenschaft, welche es sich zur Aufgabe stellt, in allen Erscheinungen
des Natur- und Menschenlebens den Weg der Erfahrung einzuhalten, also wesentlich Empirismus ist. Bacon betrachtete Philosophie
und Naturwissenschaften nur als verschiedene Methoden der Naturbetrachtung und fand den Hauptgrund des
geringen Fortschritts, den zeither die erstere gemacht, und der Verirrungen, in welche die letztern geraten waren, darin,
daß die Betrachtung der Natur der leitenden Idee und die Spekulation der Erfahrung gänzlich entbehrt hatte. Um durch die That
zu beweisen, daß alle Wissenschaften von einem und demselben methodischen Geist beseelt werden müßten,
unternahm er es, das ganze Gebiet des menschlichen Wissens nach allen seinen Seiten hin zu bearbeiten und ebenso den Umfang
und die Methode jeder einzelnen Wissenschaft zu bestimmen, wie den gegenseitigen Zusammenhang aller und die sie durchdringende
Einheit derIdee darzuthun, alles nicht zur Wissenschaft Gehörige aber aus derselben zu verbannen.
DiesenPlan eines von ihm sogen. »Globus intellectualis« verwirklichte
in: seinen zwei Hauptwerken: »De dignitate et augmentis
scientiarum« (engl., Lond. 1605; lat.,
das. 1623 u. öfter; deutsch von Pfingsten, Pest 1783, 2 Bde.) und »Novum organon scientiarum« (Lond. 1620, 2 Bde.;
engl., Leiden 1650; zuletzt hrsg. von Fowler, Lond. 1878; deutsch von Bartholdy, Berl. 1793, 2 Bde.;
Brück, Leipz. 1830; Kirchmann, Berl. 1870). Das erstere Werk gibt eine Generalübersicht sowohl von den schon vorhandenen
als auch von den noch zu begründenden wissenschaftlichen Disziplinen und kann der Entwurf einer Universalencyklopädie
genannt werden.
Die Klugheit, mit der er sich dadurch auf den Standpunkt des strengen Supranaturalisten stellt, dem die geoffenbarte Lehre
als solche eines Beweises weder bedürftig noch fähig ist, zugleich aber auch (wenigstens scheinbar)
seinem Grundsatz treu bleibt, wonach nur die Erfahrung den Weg zur wissenschaftlichen Erkenntnis bahnen kann, ist seitdem für
das Verhältnis der englischen Philosophen zur Offenbarung typisch, allerdings auch die Naturwissenschaft dadurch von der alten
physischen Theologie und Kosmologie frei geworden.
Die Philosophie der Natur teilt in die spekulative (Physik und Metaphysik) und operative (Mechanik, natürliche Magie und Technologie).
Die Lehre von dem Menschen wird durch eine Abhandlung von der Natur und dem Stande des Menschen überhaupt eingeleitet und dann
in Philosophia humanitatis und Philosophia civitatis geschieden. Die letztere hat drei Teile: von der
geselligen Unterhaltung, von den Geschäften, von der Regierung und dem Staate. Die erstere handelt von dem Körper und von der
Seele, und zwar gehört in diesen zweiten Teil auch die Logik, welche eingeteilt wird in die Künste der Untersuchung oder Erfindung,
der Prüfung oder Beurteilung des Gedächtnisses und des Vortrags oder der Belehrung, und die Ethik als
Lehre vom höchsten Gut und von der Bildung, des Geistes. Bedeutungsvoller als diese Einteilung der Wissenschaften waren für jene
Zeit die Fingerzeige, welche in seiner Methodologie (im »Organon«) über das Studium der Naturwissenschaften gab. Die herkömmliche
Logik mit ihrer Syllogistik führe nur zum Streiten und Zanken, nie zur Findung der Wahrheit und sei namentlich in den
¶