Konversation war so sprudelnd, daß sie
Schelling mit dem »Austeilen geistiger
Almosen« verglich; demungeachtet machte er weder
als Schriftsteller noch als akademischer
Lehrer besonderes
Glück,
weil er, obgleich in stets neuem
Brillantfeuer des
Witzes,
sich immer wiederholte und nicht über Anfänge hinauskam. Seine zahlreichen
Schriften sind meist subjektive Ergüsse,Briefe,
Kritiken, Gelegenheitsschriften. Die bedeutendsten sind seine »Fermenta cognitionis«
(Berl. u. Leipz. 1822-25, 6 Hefte),
deren Hauptzweck war, auf
JakobBöhme, den
er den »ersten Naturkundigen
Deutschlands
[* 2] und
der
Welt« nennt, aufmerksam zu machen und in der
Polemik gegen bestehende
Systeme zugleich den darin verborgenen
Samen
[* 3] der gärenden
Wahrheit aufzudecken. Im
Sinn einer philosophischen
Deduktion des religiösen Glaubensinhalts veröffentlichte
er 1827 seine Vorlesungen an der
MünchenerUniversität: »Über religiöse
Philosophie«. Hierauf folgten seine »Philosophischen
Schriften und
Aufsätze« (Münst.
1831-32, 2 Bde.) und seine »Vorlesungen
über spekulative
Dogmatik« (Heft 1, Stuttg. 1828; Heft 2-5, Münst.
1830-38).
Ferner schrieb er: Ȇber den christlichen
Begriff der
Unsterblichkeit« (Würzb. 1835);
»Vorlesungen
über eine künftige
Theorie des
Opfers oder des
Kultus« (Münst.
1836);
»Revision der
Philosopheme der Hegelschen
Schule bezüglich auf das
Christentum«
(Stuttg. 1839) etc. Auch in den konfessionellen und kirchlichen
Streitigkeiten der neuesten Zeit versuchte er vermittelnd aufzutreten, so in der nach seinem
Tod im
Druck
erschienenen
Schrift »Der morgenländische und abendländische
Katholizismus« (Leipz. 1841).
Eine Gesamtausgabe seiner Werke,
welche den
Reichtum u. die Vielseitigkeit seines
Geistes und die seltene Reinheit seines durchaus edlen
Charakters zeigt, besorgten
FranzHoffmann u. a. (Leipz. 1850-60, 16 Bde.),
mit wertvollen
Einleitungen, der
Biographie und dem Briefwechsel Baaders.
eine der männlichen Hauptgottheiten der alten semitischen
Völker, namentlich der
Babylonier
(Bel) und Phöniker, wird in den assyrischen
Inschriften als
»Fürst der
Götter«,
»Krieger«,
»Leuchte der
Götter« und
»Herr und Ordner des
Alls« bezeichnet und ist ursprünglich als
Personifikation der wohlthätig wirkenden
Kraft
[* 6] der
Sonne
[* 7] aufzufassen,
woraus sich später der Inbegriff des
Erhabenen,
Guten und
Schönen auch in der moralischen
Welt entwickelte.
Er wurde in
Babylon gewöhnlich in menschlicher Gestalt dargestellt und zwar in Königstracht, die
Tiara
[* 8] mit Stierhörnern
geschmückt.
Die Phöniker hatten keine
Bilder vom Baal, wohl aber dachte man sich ihn in kegelförmigen
Steinen wohnend, die anfangs unter
freiem
Himmel,
[* 9] später in
Tempeln standen und wahrscheinlich eine phallische Bedeutung hatten. Die älteste
Form seiner Verehrung war hier dem entsprechend ein
Naturdienst auf Bergeshöhen; die
Midianiter und
Amalekiter verehrten ihn
auf dem
Horeb und
Sinai, die
Moabiter auf dem
Berg Peor (wo sie in Bedrängnissen seinen
Zorn auch durch
Menschenopfer zu sühnen
suchten), die Phöniker vorzüglich auf demKarmel, die Kanaaniter des
Binnenlandes auf dem
Hermon.
Zahlreiche nach ihm benannte
Orte in
Kanaan bezeugen, welch ausgedehnte Verehrung er daselbst genoß. Das weibliche Seitenstück
des
Baal, als
Göttin der
Zeugung und
Fruchtbarkeit, war bei den Babyloniern die
Mylitta (s. d.), bei den Phönikern die ihr entsprechende
Baaltis (»Herrin«) oder
Aschera (s. d.). Dagegen stand ihm hier als lebenfeindliche
Naturkraft
Moloch (s. d.),
der Gott der
Sonne in ihrer verderblichen
Gewalt, gegenüber.
Später flossen beide, und
Moloch, ineinander
in der
Person des
Melkart (s. d.), des höchsten
Gottes der Phöniker ( Baal von
Tyros«),
der beide Seiten des Naturlebens
in sich
vereinigt Wiederholt fand der
Dienst des in verschiedenen
Formen Eingang bei den Israeliten; zuerst aber
versuchte König
Ahab, durch seine syrische Gemahlin
Isebel verleitet, ihn unter gewaltsamer Unterdrückung des Jehovahdienstes
zum herrschenden
Kultus zu erheben. Der vom
ProphetenElias geleitete
Widerstand dagegen hatte nur vorübergehenden Erfolg
(1.Kön. 18. ff.); erst durchJehus Thronrevolution wurde der Baalsdienst wieder ausgerottet. - Baalspfaffe,
Bezeichnung eines heuchlerischen
Priesters.
einst eine der prachtvollsten
Städte.
Syriens, jetzt ein
armseliger
Ort von einigen
HundertHäusern, 1170 m ü. M., in der Thalebene El Beka (dem alten
Kölesyrien) zwischen dem
Libanon
und
Antilibanon gelegen und berühmt durch die noch vorhandenen Trümmer der alten Stadt. Dieselben bestehen
in drei größern, westlich vom heutigen Dorf Baalbek gelegenen
Ruinen: dem großen
Tempel,
[* 10] einem zweiten kleinern, sogen. Sonnentempel
und südwestlich davon einem dritten
Tempel von runder Form.
Das Ganze wird von einer 3-4 m hohen krenelierten
Mauer mit viereckigen
Türmen umschlossen. Man unterscheidet
drei Altersperioden der
Ruinen. Aus der ersten rühren die
Substruktionen der
Plattform her, auf welcher die
Tempel stehen; aus
der zweiten die eigentlichen Tempelruinen; aus der dritten die Bauten der Araber, welche namentlich die alte
Mauer durch spätere
Zuthaten in
Befestigungen umgewandelt haben. Der erwähnte Unterbau, 325 m lang, 97 m breit, besteht aus
ungeheuern behauenen
Kalk- oder Marmorblöcken und enthält mächtige gewölbte, 97-160 m lange
Gänge, durch welche Gemächer
reihen verbunden sind, und zu welchen Marmortreppen hinabführen. Er ist ein cyklopisches Werk aus alter Zeit und noch wohlerhalten.
Auf diesem Unterbau erheben sich die genannten
Tempel, die
AntoninusPius errichtet hat. Der Haupteingang
des großen
Tempels war auf der Ostseite, wo eine breite, nicht mehr vorhandene
Treppe
[* 11] zur
Plattform der
Propyläen führte;
er wurde später von den Arabern durch eine dicke
Mauer verbaut. Der äußere
Portikus war von 12
Säulen
[* 12] gebildet;
zur
Rechten
wie zur
Linken desselben standen prachtvolle, mit korinthischen
Pilastern verzierte
Pavillons, von denen
der der rechten Seite noch ziemlich gut erhalten ist;
darauf folgte ein sechseckiger, jenseit desselben ein viereckiger
Hof,
[* 13] 134 m
lang, 113 m breit und auf der
Süd- und Nordseite von reichverzierten Gebäuden eingefaßt, die gleichsam
Galerien bildeten
und
Nischen für
Statuen enthielten;
dann abermals
Stufen, die unter doppeltem Säulengang zum innern
Portikus
des eigentlichen
Tempels führten, der 89 m lang und 49 m breit war und 10
Säulen in der
Fronte und 19 auf den Seiten (im ganzen
54) enthielt.
Vorhanden sind davon nur noch 6 ungeheure stehende
Säulen auf einer mächtigen
Mauer, die
der Südseite angehörte.
IhreEntfernung voneinander beträgt 2,6 m; sie sind nicht kanneliert, tragen aber auf ihren korinthischen
Kapitälern ein Gebälk mit reichverziertemFries und
¶
mehr
Karnies
[* 15] und haben einschließlich dieses 23 m Höhe bei fast 7 m Umfang. In der Nordmauer finden sich noch 4 auf ihren Sockeln
stehende Säulen eingefügt, welche hier das Ende des Tempels andeuten. Von der Cella ist nichts mehr vorhanden, von der Tempelvorhalle
(Pronaos) nur noch eine Andeutung. So kümmerlich aber die Reste des Tempels auch sind, so lassen sie doch
auf die ehemalige Pracht des Bauwerks schließen. Im S. des großen Tempels und des viereckigen Hofs steht, etwas tiefer, der
sogen. Sonnentempel, ein nicht minder großartiger und künstlerisch bedeutender Bau. Er maß 227 m in der Länge, 117 m in der
Breite
[* 16] und hatte 15 Säulen auf den Seiten und an der Fronte, im ganzen 42; sie waren ebenfalls nicht kanneliert, aber mit korinthischen
Kapitälern versehen.
Der Vorhof an der Ostseite hatte außerdem in einer zweiten Reihe 6 kannelierte Säulen. Die Höhe derselben nebst Basis und Kapital
betrug 19,8 m, der Durchmesser 1,7 m. Noch ganz vorhanden ist die im reichsten korinthischen Stil ausgeführte
Cella; im übrigen stehen auf der Südseite noch 4 Säulen des Peristyls, auf der Westseite 2 ganze Säulen, die einen schönenFries tragen, auf der Nordseite noch 9 Säulen mit herrlichemFries und Karnies aufrecht. Auch der die Kolonnade
mit der Cella verbindende Plafond ist hier noch fast ganz erhalten, vortrefflich skulptiert und in Felder geteilt, welche mit
Hautreliefs versehen sind.
Von dem an der Ostseite befindlichen Vorhof (Pronaos) endlich stehen noch 2 kannelierte Säulen, welche mit den nicht kannelierten
des Peristyls auf der Südseite einenFries und ein Stück des skulptierten Plafonds tragen. Der eigentliche
Eingang, ein korinthisch reichverziertes Thor von 6,2 m Breite, ist auch hier durch eine von den Arabern aufgeführte Mauer
versperrt; zur Seite desselben stehen 2 große Pylonen mit Palmenkapitälern, welche Treppen
[* 17] enthalten, die auf den Tempel hinaufführen.
Sonst ist der Raum mit ganzen faulen und Säulenfragmenten (darunter Monolithen von 6,5 m Länge und 1,9
m Durchmesser), Bruchstücken vom Architrav,
[* 18] von Friesen und Karniesen bedeckt. Der runde Tempel, etwa 290 m vom Sonnentempel
zwischen Häusern der Araber gelegen, ist ein im ganzen schwerfälliges Bauwerk, hat aber ebenfalls einen fast übermäßigen
Reichtum an verzierten Friesen. Von 5 Säulen des Peristyls stehen noch 4. Dieser Tempel ist in eine griechische Kirche umgewandelt
gewesen. - Die Stadt Baalbek ist sehr alt und wird schon in ägyptischen und assyrischen Kriegsberichten genannt.
In der griechisch-römischen Zeit hieß sie Heliopolis (»Sonnenstadt«),
nach dem Kultus des Sonnengottes,
und war eine blühende Handelsstadt, die Augustus zur römischen Kolonie erhob. Aus der Zeit der Antonine stammen die prachtvollen
Tempelbauten. Abu Obeida, der Feldherr des KalifenOmar, eroberte Baalbek 636 nach tapferer Verteidigung; die Stadt gehörte fortan
zum Kalifat der Araber. Im 11. Jahrh. fiel sie in die Hände der Sultane von Aleppo. Während der Kreuzzüge
war Baalbek der Gegenstand vieler Kämpfe. 1139 wurde es von Zenki erobert, der Ejub, dem VaterSaladins, die Statthalterschaft übertrug. 1157 wurde
Baalbek von Nureddin erobert, 1170 von einem Erdbeben
[* 19] gänzlich verwüstet, 1260 durch die Mongolen und endlich 1401 von Timur eingenommen.
Was Araber, Tataren und Türken verschont hatten, wurde 1759 durch ein furchtbares Erdbeben vollends zerstört.
Vgl. Wood und Dawkins, The ruins of Baalbek (Lond. 1757, neue Ausg. 1827);