Beamten, Landkarten wurden in solcher Schrift mit Farben aus baumwollenen Tuchen, sauber zubereiteten Häuten und einer Art von
Pflanzenpapier aufgezeichnet. Zur Zeit der Ankunft der Spanier war eine große Anzahl solcher Handschriften vorhanden, von
denen aber die fanatische Wut der christlichen Priester und Soldaten nur wenig auf uns hat kommen lassen.
Einiges findet sich in verschiedenen europäischen Bibliotheken (z. B. in Dresden) zerstreut und wurde zum größten Teil in
des Lord Kingsborough Prachtwerk »The antiquities of Mexico« (Lond.
1831-48, 9 Bde.) herausgegeben.
Das Rechensystem, das Kalenderwesen und die Chronologie der Azteken setzten bedeutende Kenntnisse in Mathematik und Astronomie voraus.
Ihr Sonnenjahr mit 18 Monaten zu je 20 Tagen, wozu noch 5 Schalttage kommen, war genauer berechnet als das
der Griechen und Römer. Hauptbeschäftigung war der Ackerbau, der mit religiösen Einrichtungen eng verbunden war. Silber,
Blei und Zinn wurden durch regelmäßigen Bergbau aus den Gruben von Tasco, Kupfer aus den Gebirgen von Zacotollan,
Gold aus Sand und Flüssen gewonnen.
Den Gebrauch des Eisens kannten die Azteken aber nicht, statt desselben bediente man sich zu Werkzeugen einer Mischung von Kupfer
und Zinn sowie fester Steinarten, wie des Obsidianporphyrs. In gewissen Gold- und Silberarbeiten machten die Goldschmiede der
den spanischen den Vorrang streitig. Die irdenen und hölzernen Geschirre, die dauerhaften und glänzenden
Farben, die stickereiartigen Gewebe, die Schmucksachen aus Federn etc. beweisen ihre große Kunstfertigkeit.
Denkmäler ihrer Bildhauer und Baumeister sind noch in großer Zahl vorhanden (s. Amerikanische Altertümer). Handel wurde teils
mittels Tausch, teils mittels bestimmter Ausgleichungsmittel von verschiedenem Wert betrieben. Vielweiberei
war erlaubt, beschränkte sich aber auf die reichen Klassen. Der Staat der Azteken stand auf dem Glanzpunkt seines Gedeihens, als
Cortez demselben für immer ein Ende machte. Zwar leben noch ihre Nachkommen mit den Europäern vermischt in den Bergen und
Thälern des Anahuac; aber alles, was ihre Eigentümlichkeit als Nation ausmachte, ist verwischt.
Vgl. außer
Prescotts »History of the conquest of Mexico«: J. G. ^[Johann Georg] Müller, Geschichte der amerikanischen Urreligionen (Bas.
1855);
Buschmann, Über die aztekischen Ortsnamen (Berl. 1852);
Derselbe, über die Spuren der aztekischen Sprache (das. 1871);
Bancroft, Native races of the Pacific states (San Francisco 1875, 5 Bde.);
Bastian, Die Kulturländer des
alten Amerika (Berl. 1878, 2 Bde.).
emaillierte, ursprünglich blau (arab. azul), dann mit verschiedenen Farben bemalte und vergoldete Fayenceplatten,
welche seit dem 13. Jahrh. von den Mauren in Spanien zur Bekleidung der Wand- und Bodenflächen benutzt wurden. Die ältesten
stammen aus der Alhambra. Die maurische Ornamentik entfaltet in den Azulejos ihre höchsten Farben- und Linienreize;
bisweilen sind dieselben mit Devisen versehen. Später setzten die Spanier die Fabrikation der Azulejos fort. Bei den spanischen Azulejos sind
die Ornamente jedoch nicht aufgemalt, sondern eingepreßt. Auch heute werden
Azulejos noch in Spanien und Portugal
verfertigt, wo oft die Fassaden von Häusern damit bekleidet sind.
Domenico Alberto, ital. Geschichtsforscher und Rechtsgelehrter, geb. zu
Sassari auf Sardinien, war zuerst Advokat in Cagliari, dann Handelsrichter in Nizza, wurde nach Nizzas Vereinigung mit Frankreich 1792 nach
Paris berufen, bei der Abfassung des Handelsgesetzbuchs verwendet und dann zum Präsidenten des Appellationshofs
in Genua ernannt. Nach Napoleons Sturz war er eine Zeitlang ohne Anstellung, bis er vom König Karl Felix von Sardinien zum Mitglied
des Oberkonsulatstribunals in Cagliari ernannt wurde, in welcher Stellung er starb. Er war ein
ausgezeichneter Kenner des Seerechts, verfaßte das »Sistema universale dei principi del diritto marittimo
dell' Europa« (Flor. 1795, 4 Bde.),
französisch als »Droit maritime de l'Europe« (Par. 1805, 2 Bde.)
von ihm bearbeitet;
sodann die »Histoire géographique, politique et naturelle de la Sardaigne« (das. 1802, 2 Bde.;
deutsch, Leipz. 1803);
ein sehr vollständiges »Dizionario universale ragionato della giurisprudenza
mercantile« (Nizza 1786-88; 2. Aufl., Livorno 1822);
»Mémoires pour servir à l'histoire des voyages maritimes des anciens
navigateurs de Marseille« (Genua 1813) und andre Werke.
(neulat. azurum, v. pers.
lãzuward, s. v. w. Lasurstein), die himmelblaue Farbe;
als Farbstoff ein hochblaues Pigment, echtes oder
künstliches Ultramarin, Schmalte etc. Azurblau, im Handel die dunkelste Sorte der Schmalte, auch eine Sorte Ultramarin.
(griech., hebr. Mazzoth), ungesäuertes Backwerk
(Brot oder Kuchen), dergleichen von den Juden während des Passahfestes, von den abendländischen Christen
beim Abendmahl genossen zu werden pflegt.
Festum azymorum (Chag Hammazzoth), s. v. w. Passahfest (s. d.
und Ostern).
(Infermentarii), bei den orthodoxen Griechen Spottname für Lateiner, Armenier und Maroniten, weil sie sich
(seit dem 9. Jahrh.) beim heiligen Abendmahl des ungesäuerten Brots (vgl. Azyma) bedienen.
(be), b, lat. B, b, der weiche oder tönende labiale Verschlußlaut. Er wird dadurch hervorgebracht,
daß eine aus den Lungen emporgetriebene Luftsäule die Stimmbänder in schwingende Bewegungen versetzt, aber an den fest zusammengepreßten
Lippen einem völligen Verschluß begegnet, aus dem sie durch plötzliche Öffnung derselben hervorplatzt. So wenigstens
nach der in den meisten Sprachen herrschenden Aussprache des b; es gibt aber auch ein tonloses b, bei dessen
Erzeugung die Stimmbänder nicht mitschwingen, und dies ist die in ganz Süd- und Mitteldeutschland sowie am Rhein herrschende
Aussprache des b. Bei dieser Aussprache unterscheidet es sich vom p nur durch die geringere Stärke der
Artikulation, worauf sich die
mehr
häufige Verwechselung von b und p besonders in der sächsischen, thüringischen und fränkischen Aussprache gründet. Auch
in der ältern deutschen Orthographie zeigt sich dieses Schwanken; ein Überrest hiervon findet sich in der Schreibung vieler
Eigennamen, wie Bauer, Pauer, Betz, Petz. Im Auslaut geht auch in der heutigen Aussprache b in p über, z. B.
gab (sprich gap). Sprachgeschichtlich betrachtet, ist das deutsche b durch die sogen. Lautverschiebung (s. d.) aus aspiriertem
b entstanden; im Sanskrit findet sich dafür bh, im Griechischen und Latein meistens f (vgl. z. B. Bruder mit Sanskr. bhrâtar,
lat. frater, oder das got. baira mit griech.
und lat. fero, Sanskr. bharâmi). Der Name des B ist im Phönikischen Beth, d. h. Haus, Zelt, nach der Gestalt
des Buchstaben; daher griechisch Beta.
in der Musik eigentlich der zweite Ton der Grundskala, d. h. der mit den sieben ersten Buchstaben benannten sieben
Stammtöne A, B, C, D, E, F, G; durch ein eigentümliches Mißverständnis (Verwechselung von h mit der eckigen Form des ♭
= ♮) ist er aber durch H ersetzt und selbst zum Versetzungszeichen (♭) geworden. In Holland und England hat B noch heute
die Bedeutung des Ganztons über A, d. h. unsers H, während wir unter B das um einen
Halbton erniedrigte H verstehen. B quadratum (durum) bedeutet in alten Schriften unser H (♮) sowie dessen Gebrauch als Auflösungszeichen,
B rotundum (molle) dagegen unser B (♭) und dessen Gebrauch als Erniedrigungszeichen; B cancellatum, das gegitterte B = ♯,
ist ursprünglich mit ♮
identisch, seit Anfang des 16. Jahrh. davon
unterschieden. Der alte Solmisationsname des B ist B fa mi, d. h. entweder B fa (= ♭) oder B mi (= h); in Italien, Frankreich
etc. heißt der Ton jetzt si ♭ (si bémol). Vgl. Solmisation.