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Miguel und
Santa Maria die südöstliche und
Flores mit Corvo die nordwestliche
Gruppe bilden. Ihr gesamter Flächenraum ist
zu 2388 qkm (43,4 QM.) berechnet. Die
Inseln sind vulkanischen Ursprungs und bedeckt von neuern vulkanischen
Massen, Laven,
Tuffen,
Bimssteinen und
Schlacken; es finden sich
auf ihnen nicht nur zahlreiche heiße
Quellen und erloschene
Krater,
[* 2] sondern auch noch fortdauernd thätige,
Lava nebst siedendem
Wasser auswerfende
Vulkane.
[* 3] Die bedeutendsten
Ausbrüche
derselben ereigneten sich
1591, 1638, 1719 und 1841, und aus der
Erscheinung, daß bei diesen
Ausbrüchen kleine vulkanische
Inseln aus dem
Meer emporstiegen, die bald nachher wieder verschwanden (1811 die
Insel Sabrina bei
San Miguel),
hat man auf das Vorhandensein eines vulkanischen
Herdes unter dem
Boden der Azoren geschlossen und dieselben zu den Zentralvulkanen
gerechnet, die ihren
Herd
in sich selbst haben.
Die Oberfläche sämtlicher
Inseln ist bergig, durch tiefe Schluchten zerrissen, pittoresk und steigt in einzelnen kegelförmigen
Piks bis 2300 m empor. Auch die
Küsten sind durchweg steil und hoch, häufig unzugänglich. Das
Klima,
[* 4] eins der gesündesten auf
Erden, ist ausgezeichnet gemäßigt und fast das ganze Jahr hindurch gleichförmig, die
Atmosphäre
stets ungemein rein. Der
Stand des
Thermometers bewegt sich
zwischen +10 und 23° C. Die
Vegetation ist auf dem gut bewässerten,
vulkanischen
Boden höchst üppig ungeachtet der mangelhaften
Kultur.
Vorzüglich gedeihen Orangen (einzelne Stämme tragen gegen 26,000 Früchte und geben bis 600 Mk. jährlichen Ertrag), Wein und Orseille (besonders auf Pico und Flores), daneben alle unsre Getreidearten und Hülsenfrüchte, viele Arzneipflanzen, [* 5] selbst tropische Gewächse, wie Yams, Bananen, Kaffee und Zuckerrohr. Bemerkenswert ist unter den Pflanzen noch eine immergrüne Myricee (Myrica Faya), die besonders auf der Insel Fayal in Menge vorkommt. Metalle und Schiffbauholz fehlen.
Von Tieren findet man die europäischen Haustiere, insbesondere Schafe [* 6] und Ziegen nebst Schweinen, in sehr großer Menge (Käse und Schinken von Terceira sind gesucht), vortreffliches Geflügel (Rothühner), mehrere schön gefiederte außereuropäische Vogelarten etc., Fische [* 7] und Austern in ziemlicher Menge an den Küsten. Giftige Reptilien gibt es auf den Azoren nicht. Die Azoren, so weit von den Kontinenten entfernt und durch eine tiefe See von ihnen getrennt, echt ozeanische Inseln im Sinn Darwins, sollten eigentlich, nach dem Beispiel andrer Inseln, eine eigentümliche Flora und Fauna zeigen.
Allein 80-90 Proz. der
Tiere wie der
Pflanzen sind mit europäischen
Arten übereinstimmend, und nur unter den Landmollusken
finden sich
60 Proz. endemische
Arten. Als
Erklärung dieser
Anomalie
[* 8] werden die heftigen
Stürme gerade in dieser stets bewegten
See angegeben, welche mit dem
Wind oder den
Wellen
[* 9] von
Europa
[* 10] leicht
Pflanzen und
Tiere herbeiführten. Auffallend
sind auf allen
Inseln die guten
Wasserleitungen, selbst für die kleinsten
Dörfer, ferner die
Brunnen,
[* 11]
Teiche und
Zisternen an
Wegen und
Straßen, oft verziert und überall wohlunterhalten.
Dies erinnert an die maurischen
Elemente, welche das hiesige Volksleben einst aufnahm (s. unten). Die
Bewohner (1881: 269,401 an Zahl), meist portugiesischer Abkunft, sind von hagerm, aber festem Körperbau, intelligent, ausdauernd,
mäßig und sparsam. Von den größern
Inseln wird ein lebhafter Handelsverkehr trotz des völligen Mangels sicherer
Häfen
mit
Portugal,
[* 12]
England,
Brasilien
[* 13]
und den
Vereinigten Staaten
[* 14] von
Nordamerika
[* 15] unterhalten. Hauptexporte sind:
Wein und
Branntwein,
Orangen,
Getreide,
[* 16]
Hülsenfrüchte, Salzfleisch, Färbermoos,
Öl (gepreßt aus den
Beeren von
Persea azorica),
Käse,
Orseille,
Leinwand.
Importiert werden alle europäischen Industrieerzeugnisse, da auf den Azoren selbst keine
Industrie herrscht. Bei der für den
Handel so günstigen
Lage und der Wohlfeilheit der Lebensmittel verproviantieren sich
hier viele
Schiffe.
[* 17] Die sich
ersten
Reeden sind die von
Angra
[* 18] auf
Terceira,
Fayal und
Ponta Delgada auf
San Miguel. Die Azoren bilden keine
Kolonie, sondern
stehen unter der unmittelbaren
Verwaltung des
Königreichs. Sie zerfallen in drei Verwaltungsbezirke mit den Hauptorten
Ponta Delgada,
Angra und
Horta, die zusammen 22
Gemeinden (concelhos) und 121
Kirchspiele umfassen. Trotz des natürlichen
Reichtums der
Inseln liefern
sie der
Krone nur geringen
Ertrag, da der
Grund und
Boden sehr ungleich verteilt ist und Großgrundbesitz
vorherrscht. Die religiösen Angelegenheiten stehen unter dem katholischen
Bischof von
Angra. Der
Unterricht ist sehr vernachlässigt,
die
Schulen sind schlecht und für den
Bedarf nicht ausreichend.
[Die einzelnen Inseln.]
Die wichtigern Inseln der Azoren-Gruppe sind:
1) San Miguel, 777 qkm (14 QM.) mit 107,000 Einw., die größte, bestkultivierte und wichtigste Insel der Azoren, ist gebirgig und erreicht im Pico de Vara 1175 m Höhe. Mineralquellen, kalte und heiße, sind häufig. Hauptstadt ist Ponta Delgada, mit 3 verfallenen Forts, alten Kirchen und (1878) 17,635 Einw., worunter viele Engländer, die im Besitz des auswärtigen Handels sind. Übrigens fehlt der Insel ein Hafen; die Reede von Ponta Delgada ist völlig offen. Südöstlich von San Miguel liegen Santa Maria (5880 Einw.) und die Felseneilande Formigas.
2)
Pico, 447 qkm (8 QM.) mit 27,904 Einw.,
reich an schöner Waldung, gutem
Rindvieh und vortrefflichem
Wein.
Fast auf allen
Punkten steigen die
Küsten senkrecht aus dem
Meer empor; die
Insel selbst ist nur die
Basis eines gigantischen Bergkegels, dessen majestätischer, 2350 m hoher und auf 180 km
sich
tbarer Gipfel noch 1718
Lava ergoß und noch jetzt Schwefeldämpfe ausstößt. Außer
Lagens (3310
Einw.) gibt es noch vier kleine
Städte auf
Pico.
3) Fayal, 179 qkm (3,2 QM.) mit 26,264 Einw., so genannt nach dem bei der Entdeckung in Fülle angetroffenen Strauch Myrica Faya, hat halbmondförmige Gestalt, einen fast 1000 m hohen erloschenen Kraterberg am Südostende und einen zweiten Vulkan, der noch 1682 Lavaströme ergossen hat. Hauptstadt ist Horta, am Meer, der Insel Pico gegenüber gelegen, ein gut gebauter, lebhafter Handelsplatz mit 7446 Einw. (darunter viele Engländer, Nordamerikaner, Brasilier und Portugiesen) und vorzüglicher Reede, der einzigen Stelle der Azoren, wo Schiffe ohne Gefahr ankern können. Dabei die kleinern Inseln Flores (10,700 Einw.) und Corvo (1000 Einw.).
4) San Jorge, östlich von Fayal, 244 qkm (4 QM.) mit 18,000 Einw., sehr fruchtbar, aber häufigen Erdbeben [* 19] ausgesetzt. Im J. 1580 und in neuerer Zeit (1808) wurde fast die ganze Insel durch Lavaausbrüche verwüstet, und 1757 erschienen nahe der Küste unter Erderschütterungen 18 kleine Inseln, die bald wieder verschwanden. Hauptstadt ist Villa de Velhas, mit 2150 Einw. und Hafen.
5) Graciosa, nördlich von San Jorge, vollkommen rund, einem Blumenkorb ähnlich, 63 qkm (1 QM.) mit 8718 Einw.; Hauptort ist Santa Cruz, mit 3824 Einw.
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der Inselgruppe, 421 qkm (7,6 QM.) mit 45,391 Einw.
Im Innern erhebt sich
der Bagacina-Pik, der 1761 einen großen Lavastrom bis an die Küste ergoß. Vulkanische Dämpfe steigen
noch jetzt aus den Schwefelhöhlen (furnas d'enxofre) fortwährend auf. Stark wird hier nur die Orseillegewinnung betrieben,
im übrigen ist der Handel gering. Die Hauptstadt Angra do Heroismo wird von einem kahlen Gebirge eingeschlossen,
ist gut gebaut, hat starke Festungswerke sowie große, schöne Kirchen und zählt 11,070 Einw., darunter viele Juden, welche,
aus Portugal vertrieben, hierher kamen und die Stelle der Engländer vertreten.
Geschichte. Die Azoren wurden 1431 von dem Portugiesen. Gonzalo Velho Cabral entdeckt; wahrscheinlich aber waren sie schon im Altertum den Karthagern sowie später den Normannen und Arabern bekannt. Genauere Kunde von ihnen kam erst seit ihrer Wiederauffindung und Bevölkerung [* 21] durch die Portugiesen. Im J. 1431 fand Gonzalo Velho Cabral die Formigas und 1432 Santa Maria. Im J. 1444 wurde San Miguel, 1449 Terceira, San Jorge, Fayal, Flores und Corvo, 1453 Graciosa entdeckt.
Die ersten Kolonien gründeten die Portugiesen auf Santa Maria und San Miguel. Nachdem König Alfons V. Fayal an seine Tante, die
Herzogin Isabella, Mutter Karls des Kühnen, auf deren Lebenszeit abgetreten hatte, fanden sich
auf den Azoren viele
Ansiedler aus Flandern ein. Man nannte sie deshalb auch Vlämische oder Flandrische Inseln (Ilhas Flamengas). Azoren wurden dieselben
von den vielen Habichten (portug. acor) genannt, welche die ersten Entdecker hier antrafen. Später wanderten die aus Spanien
vertriebenen Morisken zahlreich ein und führten eine hohe Blüte
[* 22] der Kultur herbei.
Der Okkupation Portugals durch Philipp II. von Spanien (1580) unterlagen auch die Azoren außer Terceira, welches sich der spanischen Herrschaft hartnäckig widersetzte. Allein im Juli 1582 siegte die spanische Flotte über die französische und den portugiesischen Kronprätendenten Antonio von Crato, und 1583 ward Terceira unterworfen. Nach der Befreiung Portugals (1640) folgte für die Azoren eine Zeit des Rückschritts und Verfalls, denn die portugiesische Politik vertrieb nicht allein die hier angesiedelten Spanier, sondern beschränkte auch den Verkehr der Azoren auf die Gestade des Tejo.
Vergebens suchte Pombal die Azoren wieder zu heben; besser wurde es erst, als mit der Auswanderung des Hauses Braganza nach Brasilien (1808) größere Handelsfreiheit und damit regerer Verkehr eintrat. In der neuesten Zeit zeichneten sich die Azoren, besonders Terceira, durch ihre Treue gegen Dom Pedro und Donna Maria da Gloria aus. Als 1828 Dom Miguel Portugals Krone an sich gerissen hatte, landete der pedristisch gesinnte Graf Villaflor mit etwa 20 Offizieren auf Terceira, wo Besatzung und Einwohnerschaft den Anmaßungen Miguels Trotz boten, schlug die von Miguel gesandte Flotte zurück und gewann bald sämtliche Azoren für seine Sache. Im J. 1832 erschien Pedro selbst mit einer Flotte auf Terceira; freudig verstärkten die Insulaner sein Heer, das 8. Juli, 12,000 Mann stark, in Porto landete, Lissabon [* 23] besetzte und bald darauf Dom Miguel aus Portugal vertrieb.
Vgl. Hartung, Die in ihrer äußern Erscheinung und geognostisch geschildert (Leipz. 1860);
Kerhallet, Description nautique des Açores (Par. 1865);
Godman, Natural history of the Azores (Lond. 1870).