beschränkte das
Wahlrecht ebenfalls auf die Höchstbesteuerten. Nur in
Gemeinden von nicht über 60 Einwohnern sollte das
Wahlrecht allen zustehen;
in
Gemeinden von 300
Seelen sollten 60
Wähler sein und die Hälfte der Einwohnerzahl über 60;
bei 1000
Seelen 130
Wähler
und ein Drittel der Einwohnerzahl über 300;
bei 5000
Seelen 413
Wähler und ein Drittel der Zahl über 1000 u. s. f.
Generale, pensionierte
Offiziere und alle, welche einen freien wissenschaftlichen
Erwerb treiben, sollten ohne Rücksicht auf
ihre Steuersumme
Wähler sein.
Dieses unter Mitwirkung
Christinens und unter französischem Einfluß entworfene
Gesetz wurde
von den aus
Moderados bestehenden
Cortes angenommen und trat in
Kraft,
[* 2] erlitt auch später keine wesentliche
Abänderung. Vgl.
Spanien,
[* 3] Geschichte.
Francisco
Garcia, span. Gelehrter, geb. 1846, wandte sich nach Absolvierung
theologischer
Studien im Eskorial der Sprachwissenschaft zu. Um das
Arabische zu erlernen, lebte er eine Zeitlang in
Marokko,
[* 4] begab sich 1868 zum
Studium der Orientalia nach
München,
[* 5] 1876 nach
Wien
[* 6] und hat dann in
Madrid
[* 7] eine Academia
de lenguas gegründet, deren
Zweck ist, das
Interessefür fremdeKultur in
Spanien wach zu halten. Außer einer arabischen
Grammatik
und zahlreichen Übersetzungen aus dem
Indischen und
Deutschen hat Ayuso veröffentlicht: »Estudio de la filologia« (ins
Französische
übersetzt von
de Castro, Par. 1884);
L. (Azalie,Felsenstrauch),
Gattung aus der
Familie der
Erikaceen,
Sträucher mit ganzen, verkehrt eirunden und
lanzettförmigen, gewimperten, abfallenden oder dauernden Blättern, großen, meist schön gefärbten,
einzeln oder in
Büscheln und
Doldentrauben stehenden, trichterförmigen
Blüten, meist im nördlichen
Amerika
[* 8] und
Asien
[* 9] heimisch.
Azalea indicaL., ein niedriger, reichverzweigterStrauch mit immergrünen, lanzettlichen Blättern und roten
Blüten, wird mit
mehreren andern
Arten seit alter Zeit in
China
[* 10] als
Zierpflanze kultiviert und kam von dort nach andern
LändernAsiens und nach
Europa.
[* 11]
Gegenwärtig findet man bei uns
Tausende von
Varietäten und
Blendlingen, die wahrscheinlich auf vier
Arten zurückzuführen
sind und in Bezug auf Blütenreichtum,
Glanz und Farbenpracht der
Blumen von keiner andern Pflanzenart übertroffen werden.
Sie bilden im Frühjahr den größten
Schmuck der
Gewächshäuser und können auch im
Zimmer mit Erfolg
kultiviert werden. Azalea ponticaL., 1-2 m hoherStrauch mit lanzettlichen, weich behaarten, abfallenden Blättern und großen,
goldgelben, wohlriechenden, in ansehnlichen Enddoldentrauben stehenden
Blüten, ist in den
Ländern am
SchwarzenMeer einheimisch
und kommt in vielen orange, blaßgelb, weiß und rot blühenden
Varietäten in unsern
Gärten vor. Er ist
stark narkotisch-giftig, und der
Genuß des aus den
Blüten von
Bienen gesammelten
Honigs soll
Betäubung und selbst
Raserei zur
Folge haben, was schon die 10,000 Griechen, die unter
Xenophons Anführung jenen berühmten
Rückzug aus
Asien machten, erfuhren.
1) JoséNicolo de, span.
Diplomat und Kunstkenner, geb. 1731 zu Barbunales bei Balbastro in
Aragonien, studierte
zu
Huesca und
Salamanca und ward 1765
Resident, später wirklicher Gesandter in
Rom.
[* 14] Glanzpunkte seiner 33jährigen Thätigkeit
daselbst sind seine
Beihilfe zur Aufhebung des Jesuitenordens unter
Clemens XIV. (1773), seine
Opposition
gegen die Reaktionspläne
Pius' VI., die Vermittelung der päpstlichen Streitigkeiten mit
Joseph II. (1783) sowie mit
Neapel
[* 15] und die Abschließung des
Waffenstillstandes zu
Bologna (1796). Dabei schützte Azara
Künstler und
Gelehrte.
Für
Mengs erwirkte er in
Madrid die Erlaubnis, seinen Jahrgehalt in
Rom verzehren zu dürfen. Nach Proklamierung der
römischen
Republik (1798) begab sich Azara nach
Florenz
[* 16] und von da als
Botschafter nach
Paris.
[* 17]
Dort erhielt er das gute Einverständnis
zwischen
Spanien und
Frankreich. Im J. 1803 seines
Postens entsetzt, starb er in
Paris. In der Litteratur machte sich
Azara bekannt durch die Herausgabe der Werke seines
FreundesMengs nebst
Biographie
(Parma
[* 18] 1780, 2 Bde.), durch
die Übersetzung von
Bowles Werken über
Spanien (»Introduccion
a la historia natural y geografia fisica del regno de España
etc.«,
Madr. 1775),
durch die prächtig ausgestattete und mit trefflichen Anmerkungen versehene Übersetzung von
Middletons
»LebenCiceros« (das. 1792, 4 Bde.),
2)
DonFelix de, Naturforscher, geb. in
Aragonien, bereiste 1781-1801
Südamerika
[* 19] und schrieb:
»Voyage dans l'Amérique
méridionale« (Par. 1809, 4 Bde.
mit
Atlas).
[* 20] Er starb 1811.
(spr. adselljo), 1) RobertoTaparelli,Marchese d', ital. Kunsthistoriker, geb. zu
Turin,
[* 21] machte in
Siena schönwissenschaftliche
Studien und begab sich 1809 nach
Paris, wo er zum
Auditeur im
Staatsrat ernannt
wurde.
Später als
Kriegskommissar zu
Lauenburg
[* 22] in
Deutschland
[* 23] angestellt, kehrte er 1813 nach
Piemont zurück, wo er sich seiner
Neigung zur
Malerei hingab, mußte aber, in die piemontesische
Revolution von 1821 verwickelt, nach
Frankreich
flüchten und machte dort kunstgeschichtliche
Studien, bis er 1833 nach
Piemont zurückgerufen ward, wo ihn König
KarlAlbert
zum
Direktor der
Pinakothek zu
Turin ernannte. An den liberalen
Reformen in
Piemont (1847) nahm er lebhaften
Anteil, wurde zum
Senator ernannt, zog sich aber später vom öffentlichen
Leben zurück und starb in
Turin. Unter
seinen kunstgeschichtlichen Werken verdienen die »Studj storici e archeologici
sulle arti del disegno«
(Flor. 1862) als ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Malerkunst besondere Hervorhebung. Ein andres
Werk, die »Ritratti d'uomini illustri dipinti da illustri artefici estratti
dall' antica raccolta dei
Reali di Savoia«, erschien nach seinem
Tod
(Flor. 1863). -
Sein¶
mehr
Sohn VittorioEmanuele Taparelli, Marchese d'A., geboren um 1815, widmete sich ebenfalls Kunststudien, ergriff dann die diplomatische
Laufbahn und war 1850-69 sardinischer Gesandter sowie später Vertreter des KönigreichsItalien
[* 25] in London.
[* 26]
2) Massimo Taparelli, Marchese d', hervorragender ital. Publizist und Staatsmann, auch Dichter und Künstler, Bruder des vorigen,
geb. zu Turin, folgte in seinem 15. Jahr seinem Vater, einem hochgestellten Militär, nach Rom,
wo er sich dem Studium der Malerei und Musik widmete, mußte gegen seine Neigung als Offizier in ein piemontesisches Kavallerieregiment
eintreten, erkrankte aber infolge allzu eifrig betriebenen Studiums und nahm den Abschied. Er widmete sich
nun, von dem Vater karg unterstützt, ganz der Malerei. Bald hatte er sich einen geachteten Künstlernamen erworben; namentlich
brachte er es in der Landschaftsmalerei rasch zur Meisterschaft. Nach achtjährigem Aufenthalt in Rom kehrte er nach Turin zurück
und ging nach dem Tod seines Vaters 1830 nach Mailand.
[* 27] Alessandro Manzoni, dessen Tochter er 1831 heiratete,
führte ihn auch der Litteratur zu. Seine Romane: »Ettore Fieramosca« (1833) und »Nicolò
de' Lapi« (1841; beide deutsch von Langenn, Leipz. 1842) trugen wesentlich zur Belebung des italienischen Nationalgefühls
bei, und bald nahmen die politischen Angelegenheiten Italiens
[* 28] Azeglios ganze Thätigkeit in Anspruch. Er bereiste mit
seinen FreundenBalbo und Gioberti das Land, um den patriotischen Sinn zu stärken, trat dem Unwesen der Konspirationen entgegen
und mahnte die Ungeduldigen zur Mäßigung, wie er auch den König für zeitgemäße Reformen geneigt zu machen suchte. In
seiner Schrift »Degli ultimi casi di Romagna« geißelte er die traurige päpstliche Regierung und that den
italienischen Fürsten die Notwendigkeit einer nationalen Politik dar.
Nach der Thronbesteigung Pius' IX. (1846) kehrte er nach Rom zurück und wirkte hier bei den Reformen mit, mit welchen Pius'
Regierung begann. Im J. 1848 schloß er sich den päpstlichen Truppen an, die zur Unterstützung des italienischen
Kampfes bestimmt waren, befehligte bei Vicenza eine Legion und wurde schwer verwundet. Zum Mitglied der sardinischen Deputiertenkammer
erwählt, ward er nach der Schlacht bei Novara von König Viktor Emanuel II. im Mai 1849 zum Präsidenten des Kabinetts und Minister
des Auswärtigen berufen.
Trotz aller äußern und innern Schwierigkeiten wußte er Sardinien
[* 29] seine freien Institutionen von 1848 zu
bewahren und auch den industriellen Verhältnissen einen mächtigen Aufschwung zu geben. Im Oktober 1852 legte er aber wegen
einer Meinungsverschiedenheit mit Cavour sein Amt nieder. Die Ereignisse von 1859 riefen ihn wieder in das öffentliche Leben
zurück. Im März d. J. ging er als Gesandter nach Paris, und im Juli wurde er als Bevollmächtigter in
die Romagna gesandt, wo er eine geordnete Regierung einsetzte und der herrschenden Anarchie ein Ende machte. In einer Flugschrift
befürwortete er die Einverleibung der Herzogtümer und der Romagna in den in der Bildung begriffenen italienischen Staat und
die Beschränkung der weltlichen Herrschaft des Papstes auf die Stadt Rom.
Nachdem er vom Februar bis September 1860 Gouverneur von Mailand gewesen, trat er für immer in das Privatleben zurück, blieb
indes dem König fortwährend eng befreundet und ein freimütiger Ratgeber. In der Frage der Hauptstadt wich er von seinen
Gesinnungsgenossen ab, indem er sich dafür aussprach, Rom als Residenz dem Papst zu belassen, aber zur
freien
italienischen Stadt zu machen und zugleich den Sitz des neuen KönigreichsItalien nach Florenz zu verlegen. Die Verhandlungen
im Senat über die Konvention vom gaben Azeglio Gelegenheit, sein Programm von 1861, das Florenz anstatt
Rom als Hauptstadt Italiens in Vorschlag brachte, vor der Versammlung in glänzender Weise zu entwickeln. Er starb Azeglio schrieb
interessante Denkwürdigkeiten, welche von seiner Tochter unter dem Titel: »I miei ricordi« (2. Aufl., Flor. 1867, 2 Bde.; deutsch,
Frankf. a. M. 1869) herausgegeben wurden. Ergänzungen dazu bilden:
»Lettere a Giuseppe Torelli con frammenti in continuazione dei miei ricordi« (hrsg. von Paoli, Mail. 1870);