»Annales Bojorum« (Ingolst. 1554,
Bas. 1615; hrsg. von
Gundling, Leipz. 1710), ausgezeichnet durch gründliches Quellenstudium,
Wahrheitsliebe und ebenso freisinnige wie großartige Weltanschauung. Sie sind das erste moderne Geschichtswerk und haben
auf die
Entwickelung der historischen Litteratur großen Einfluß ausgeübt. Sie behandeln die bayrische Geschichte (bis 1460)
im Zusammenhang mit der deutschen und allgemeinen Geschichte. Die deutschen
Dinge schildert er von nationalem
patriotischen Standpunkt aus und tritt mit großer
Schärfe den hierarchischen Anmaßungen der
Päpste entgegen.
Eine populäre Bearbeitung in deutscher
Sprache
[* 2] ist die »Chronika«. Außerdem schrieb er das »Chronicon«
oder »Annales Schirenses« (1600);
»Historia non vulgaris vetustatesque Otingae Briorum« (1518);
nannte man früher die von den
Aventuriers oder Aventurierkaufleuten mit erborgten Kapitalien betriebenen
gefährlichen Handelsunternehmungen nach überseeischen
Plätzen (s.
Großaventurhandel);
heute überhaupt ein
Handel aufs Geratewohl, ohne fixierte
Artikel.
(Avanturinglas), ein halb durchsichtiges, hellbraunes, rotes oder grünes
Glas,
[* 9] welches zahlreiche goldgelbe,
metallisch glänzende Pünktchen eingeschlossen enthält. Es wird durch
Schmelzen von
Glas mit
Kupferoxydul
und
Hammerschlag oder
Hämatinon (s. d.) mit Eisenfeile hergestellt. Hierbei wird metallisches
Kupfer
[* 10] gebildet, welches sich in glänzenden Kristallflitterchen ausscheidet.
Damit nun diese hinreichende
Größe erhalten,
muß die Glasmasse sehr langsam erkalten. Aventuringlas wurde früher besonders auf
Murano bei
Venedig
[* 11] fabriziert, durch
Pettenkofer aber
mit vollkommenem Erfolg nachgeahmt.
Ist das Aventuringlas so reich an spiegelnden Kupferplättchen, daß die Grundmasse fast verschwindet, so erscheint
es wie mit
Goldschaum angefüllt. Mit viel chromsaurem
Kali zusammengeschmolzenes
Glas gibt ein ähnliches
Produkt mit kristallinischen
glänzenden
Flittern von
Chromoxyd
(Chromavanturin). Dasselbe zeigt bei heller
Beleuchtung
[* 12] glänzende Lichtreflexe und wird als
Schmuckstein und wie Aventuringlas zu Kunstgegenständen verarbeitet. Diese
Gläser werden von vorzüglicher
Schönheit in der modernen
venezianischen Glasindustrie und in bayrischen und böhmischen
Glashütten dargestellt.
(AvernerSee), kleiner, kreisrunder
See bei
Cumä in
Kampanien, westlich von
Neapel,
[* 16] 3 km im
Umfang, 65 m tief,
1,2 m hoch gelegen, ein alter Vulkankrater, den das
Altertum zum
Mittelpunkt fast aller
Sagen vom Schattenreich machte und
so mit einem düster-poetischen
Nimbus umkleidete. Hier war die Stätte des cumanischen Totendienstes;
Agrippa (unterAugustus) lichtete
das mysteriöse
Dunkel; er ließ den dichten
Wald um den
See aushauen, die schauerliche Gegend in anmutige Kulturanlagen verwandeln
und den Avérnus mit dem südlicher liegenden Lukriner
See (und weiter mit dem
Meer) verbinden. Die Entstehung des
Monte Nuovo 1538 zerstörte
diesen Zusammenhang wieder und verengerte den
Umfang des vorher kreisrunden
Kraters bedeutend. Was die
Alten von der unergründlichen Tiefe und von giftigen Exhalationen, die darüberfliegende
Vögel
[* 18] töten sollten, berichten,
entbehrt der Begründung; aber noch heute herrscht eine unheimliche
Stille über der Gegend, und die
Ufer des
Sees sind der
Malaria unterworfen. An der Ostseite finden sich
Ruinen, angeblich eines Apollotempels; an der Südseite
der Eingang zur
Grotta della Sibilla
Cumana, einem 4 m breiten und 5 m hohen unterirdischen, größtenteils verschütteten
Gang,
[* 19] der wohl zu
Agrippas Bauten gehört. - Avernalisch, zum Avernus gehörig, höllisch.