(spr. otráng), Joseph, franz. Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Marseille als der Sohn eines Kaufmanns, verlebte im Anblick des Meers eine dichterisch angeregte, sonst ziemlich gedrückte
Jugend und widmete sich nach vollendeten Studien der schriftstellerischen Laufbahn. Im J. 1852 gelangte er durch Erbschaft in
den Besitz eines großen Vermögens; 1868 ward er Mitglied der französischen Akademie. Er starb in
seiner Vaterstadt. Seine Hauptwerke sind: die Gedichtsammlung »La mer« (1835),
welche, bedeutend erweitert, 20 Jahre später
unter dem Titel: »Les poëmes de la mer« erschien;
die Tragödie »La fille d'Eschyle« (1848),
welche glänzenden Erfolg
hatte und ihm zu gleichem Teil mit Augier (für dessen »Gabrielle«) den großen Preis der Akademie eintrug, ferner: das epische
Gedicht »Milianah« (1852);
»Laboureurs et soldats« (1854);
»La vie rurale« (1856);
»Épîtres rustiques« (1861);
»Le cyclope«
(1863);
»Paroles de Salomon« (1869);
»Sonnets capricieux« (1873) und »La
légende des Paladins« (1875).
Autrans Dichtungen sind wohlgefeilt und von einem hellenisch-klassischen
Anflug, haben aber tiefere Spuren in dem geistigen Leben seiner Nation nicht zurückgelassen. Sie erschienen gesammelt in 8 Bänden
(Par. 1874-81).
(spr. otöng), Arrondissementshauptstadt im franz.
Departement Saône-et-Loire, am Arroux und an einem Zweig der Bahn Paris-Lyon, am Abhang eines Bergs amphitheatralisch gelegen,
hat zahlreiche Überreste antiker Bauten, unter denen der sogen. Tempel des Janus, die Ruinen eines Aquädukts, eines Theaters
und eines Amphitheaters sowie zwei Thore, das St.-André- (mit einer Galerie im ionischen Stil) und das Arrouxthor
(korinthischen Stils), besonders erwähnenswert sind.
Unfern auf einem Feld, wo man zahlreiche Grabdenkmäler und Aschenkrüge aufgefunden, erhebt sich eine 27 m hohe Pyramide auf
einer 22 m im Quadrat haltenden Basis. Autun hat ferner eine 1178 vollendete Kathedrale mit schönem Gemälde von Ingres, ein modernes
Stadthaus, ein Antiquitätenmuseum, eine Bibliothek, eine litterarische Gesellschaft (Éduenne) und (1881) 12,502 Einw., welche
Fabrikation von Teppichen, Samt, Tuch etc., lebhaften Handel mit Holz, Pferden und Getreide betreiben, und ist Sitz eines Bistums.
Autun, das alte Augustodunum, als Hauptstadt der Äduer früher Bibracte genannt, dessen Stätte von manchen aber nicht
in Autun selbst, sondern auf dem nahen Mont Beuvray (s. d.) gesucht wird, war eine der größten und volkreichsten Städte im lugdunensischen
Gallien und hatte eine Mauer von 6 km Umfang mit 220 Türmen und zwei Stadtthoren (s. oben). Zur Gallierzeit Sitz einer Druidenschule,
war es unter den Römern berühmt als Sitz der Gelehrsamkeit und hatte eine berühmte Rhetorenschule.
Nach siebenmonatlicher Belagerung wurde Autun 270 n. Chr. von Tetricus, der unter Gallienus den Kaisertitel für Gallien und Britannien
annahm, völlig zerstört. Von Konstantin d. Gr. wieder aufgebaut, wurde es 355 von den Alemannen belagert und von Julian entsetzt, 451 von
Attila, 523 von den Burgundern, 731 von den Arabern und 888 von den Normannen geplündert und verwüstet.
Später hatte es eigne Grafen, die Karl der Einfältige 888 zu Herzögen von Burgund erhob. Im J. 1379 ward es von
den Engländern
eingeäschert. Unter den Konzilen, die hier gehalten wurden, ist das von 1094 merkwürdig, weil es den
König Philipp I. von Frankreich wegen Verstoßung seiner Gattin Bertha exkommunizierte. Die Gegend um Autun hieß von dieser ihrer
Hauptstadt Autunois.
Vgl. Thomas, Histoire de l'antique cité d'A. (Autun 1846).
(spr. owérnj), Landschaft im Innern von Frankreich, zwischen den alten Provinzen Bourbonnais, Marche, Limousin,
Guienne, Languedoc und Lyonnais gelegen, ungefähr 13,760 qkm (250 QM.) groß mit ca. 800,000 Einw., führte
früher den Titel einer Grafschaft und war bis zur Revolution eine besondere Provinz, aus welcher die beiden Departements Cantal
und Puy de Dôme gebildet wurden. (Näheres s. unter den beiden Departements und Frankreich.) Die Auvergnaten sind
ein Gebirgsvolk, arm, unwissend und roh, aber rechtschaffen, gastfrei und unverdrossen fleißig.
Sie leben in elenden Holzhütten und haben ein südländisches, aber häßliches Äußere; man kann sie als noch sehr ungemischte
Kelten ansehen. Das schwere Erdreich bearbeiten sie mit dem südlichen räderlosen Pflug, der kaum den Boden ritzt, und ihre
langsamen Ochsen halten sie mit dem ihnen selbst unverständlichen Zuruf: »Sta bos!« an. Viele wandern alljährlich, meist
im Herbst, in die Fremde und bringen im Frühjahr ihre Ersparnisse, aber wenig Ideen in die Heimat zurück;
doch ist jetzt permanente
Auswanderung häufiger, und die Bevölkerung der Auvergne vermindert sich daher stark. Auvergne ist das Land der alten
Arverner.
Diese waren früher das mächtigste Volk in Gallien, im zweiten Punischen Krieg Bundesgenossen Karthagos und beherrschten
im 2. Jahrh. v. Chr. unter ihrem König Celtillus fast ganz Gallien und Aquitanien. Ihre Hauptstadt war Gergovia. Von den Römern
wurden sie zuerst unter Domitius Ahenobarbus und Fabius Maximus 121 geschlagen, dann durch Cäsar nach Besiegung
des Vercingetorix 52 unterworfen. Das Land Auvergne wurde darauf als Teil von Aquitania römische Provinz, behielt jedoch einige
Privilegien; die Hauptstadt Augustonemetum (Clermont) erhielt römisches Bürgerrecht. Um 415 n. Chr. nahmen die Westgoten die
in Besitz, wurden aber 507 von den Franken daraus vertrieben. Im J. 630 kam Auvergne an den Herzog Boggis von
Aquitanien und stand nun unter Grafen, welche von den Herzögen von Aquitanien eingesetzt wurden.
Infolge des Kriegs zwischen dem Herzog Waifar von Aquitanien und dem Frankenkönig Pippin wurde Auvergne 768 wieder unmittelbare fränkische
Provinz. Karl d. Gr. setzte Bertmond (774) als Grafen über Auvergne. Diesem folgte der merowingische Prinz Jeterius
(778), Enkel Eudos von Aquitanien. Seit 864 stand das Land unter erblichen Grafen, als deren erster Bernhard genannt wird, und
wurde den Herzögen von Aquitanien oder Guienne lehnspflichtig. Seit 1115 zerfiel es in zwei Teile, die Grafschaft Auvergne und
Dauphiné d'A. (den nördlichen Teil).
Graf Guido II. wurde 1209 vom König Philipp II. von Frankreich als Verbündeter der Engländer vertrieben, Auvergne als Kronlehen eingezogen
und Guido von Dampierre damit belehnt. Am Ende des 13. Jahrh. kam die Grafschaft Auvergne an das Haus La Tour, welches sich seitdem
La Tour d'A. nannte. Das Dauphiné ging 1428 durch Heirat an die Familie Montpensier, einen Zweig der Bourbonen,
über. Ludwig XII. ließ dies 1505 auch nach Erlöschen des männlichen Zweigs der Montpensiers mit dem Tod Peters II. (1503)
der Erbtochter desselben, Susanna,
mehr
Gemahlin des Connetable Karl von Bourbon. Nach deren Tod machte König Franz' I. Mutter Luise von Savoyen Ansprüche auf das Dauphiné,
das nach Karls Abfall mit der Krone vereinigt wurde. Die Erbin des La Tour, Margarete de la Tour, heiratete 1518 Lorenzo de' Medici,
Herzog von Urbino. Ihre Tochter Katharina von Medici schenkte die Grafschaft Auvergne dem Herzog von Angoulême, Karls
IX. natürlichem Sohn. Margarete von Valois, Tochter Katharinas, focht diese Schenkung an, und das Parlament sprach ihr 1606 den
Besitz von Auvergne auch zu, worauf sie 1610 die Auvergne an Ludwig XIII. abtrat.
Vgl. Imberdis, Histoire générale de l'A.
(Par. 1868, 2 Bde.);
Rivière, Histoire des institutions de l'A. (das. 1874).