der Schweiz unterstützen sollte; doch hinderte Masséna die Vereinigung, und Autichamp kehrte nach Rußland zurück. Ludwig XVIII.
ernannte ihn 1815 zum Generalleutnant und Gouverneur des Louvre, den er als 92jähriger Greis während der Julitage 1830 mit
einer Hartnäckigkeit verteidigte, die selbst dem Feind Achtung einflößte. Nur widerstrebend fügte er sich
in der Nacht vom 28. zum 29. dem Befehl, das Kommando an einen andern abzutreten. Autichamp starb in St.-Germain.
2) Antoine Joseph Eulalie de Beaumont, Marquis d', Bruder des vorigen, geb. zu Angers, ward 1759 Flügeladjutant des
Marschalls Broglie, dann Major in dem Dragonerregiment seines Bruders, zeichnete sich 1769 unter dem Marschall
de Vaux in Corsica aus und focht als Oberst eines Infanterieregiments in Amerika, besonders vor Yorktown und St. Christopher,
ward Maréchal de Camp und 1782 Gouverneur des südlichen Teils von San Domingo, von wo er 1788 nach Frankreich zurückkehrte.
Seit 1792 emigriert, machte er den Feldzug in der Champagne mit. Im J. 1799 von der Emigrantenliste gestrichen,
privatisierte er in Frankreich bis 1815, wo ihn Ludwig XVIII. zum Gouverneur von St.-Germain ernannte, in welcher Stellung er starb.
3) Charles de Beaumont, Comte d', Sohn des vorigen, geb. zu Anjou, war Gardekapitän in Paris und
seit 1792 einer der thätigsten Führer des Aufstandes in der Vendée, unterwarf sich aber 1800 im Vertrag von Montfaucon und
trat in Bonapartes Dienste, ward nach dessen Fall Generalleutnant und Pair und suchte während der Hundert Tage in Anjou einen
Aufstand zu gunsten der Bourbonen zu erregen. Er befehligte 1823 die erste Division der französischen Armee
in Spanien, trat nach der Julirevolution 1830 von neuem an die Spitze der unruhigen Vendéer und ward deshalb 1833 in contumaciam
zum Tod verurteilt, jedoch amnestiert. In Zurückgezogenheit starb er
in Spanien jede öffentliche religiöse oder gerichtliche Handlung (daher Auto
de Fé); insbesondere Bezeichnung einer Art von Schauspielen, welche zur Verherrlichung kirchlicher Feste öffentlich, meist
in Verbindung mit Prozessionen, aufgeführt wurden und gewöhnlich in allegorischen und mystisch-symbolischen Darstellungen
bestanden. Bereits unter den frühsten Erzeugnissen der Volkslitteratur finden sich solche Autos; doch
erhielten sie ihre Ausbildung erst zur Zeit des Lope de Vega, der allein an 400 Stück geschrieben hat, von denen freilich nur
noch 12 oder 13 vorhanden sind. In dieser ausgebildetern Gestalt zerfielen die Autos in drei Abteilungen: eine Art Prolog oder
Vorspiel (loa) und ein Zwischenspiel (entremes), welche das Ganze einleiteten und meist einen komischen,
ja possenartigen Charakter hatten, und die nun folgende eigentliche religiöse Darstellung (auto), welche in ihrer Gesamthaltung
ernster Art war.
Die wichtigsten und üblichsten Autos waren die Opferdarstellungen (Autos sacramentales) oder Fronleichnamsspiele (Autos del
Corpus Christi), welche zur Verherrlichung des Fronleichnamsfestes bestimmt waren. Ihre Ausführung bildete
den Schluß der Festlichkeit und fand im Freien auf öffentlichen Plätzen und eigens dazu errichteten Gerüsten statt, wo die
pomphaften Fronleichnamsprozessionen Halt machten und die Schauspieler, welche dem Zug
auf geschmückten Karren folgten, unmittelbar
nach den kirchlichen Handlungen der Priester ihre Darstellung begannen.
Außer Lope de Vega und Frühern werden Montalvan, Tirso de Molina, Valdivielso
u. a. als Verfasser solcher
Opferdarstellungen genannt; namentlich aber zeichnete sich Calderon in diesem Genre aus, der es durch die Tiefe seiner Auffassung,
die Feinheit seiner Durchführung und die Pracht seiner Diktion in eine wirklich künstlerische Sphäre hob. Er hat 73 Autos
sacramentales hinterlassen, die, sämtlich allegorischen Inhalts und durch ihr Gepränge, die Anwendung
von Musik und künstlichen Maschinerien an die heutige Oper erinnernd, zu Madrid, Toledo und Sevilla mit großem Aufwand in Szene
gesetzt wurden.
Eine andre Art dieser dramatischen Spiele waren die Autos al nacimiento, die zur Feier der Geburt Christi und
daher zur Darstellung am Weihnachtsfest bestimmt waren und in der Regel die Anbetung der Hirten, die Flucht nach Ägypten oder
ein andres Moment aus diesem Teil der evangelischen Geschichte behandelten. Auch zur Feier andrer, selbst weltlicher Feste wurden
nicht selten Autos gedichtet und aufgeführt. Seit dem 12. und 13. Jahrh. eine
Lieblingsunterhaltung der Menge, erhielten sich diese dramatischen Aufführungen fortdauernd in der öffentlichen Gunst und
wurden erst im vorigen Jahrhundert als eine Profanation des Heiligen (1765) verboten und mit Mühe unterdrückt.
(griech., »selbst«) kommt in
Ausdrücken vor, welche der griechischen Sprache entlehnt sind, und bezeichnet entweder das Subjekt, wie
in Autokrat, Automat, Autodidakt, Autopsie, oder das Objekt, wie in Autobiographie, Autokritik, Autognosie, Autotherapie, oder auch
eine andre Beziehung, wie in Autochthonen (s. d.).
Noch anders bedeutet z. B.
Autograph nicht nur eine Maschine, welche selbst
schreibt, sondern auch das, was jemand selbst geschrieben hat;
Autokratie nicht nur die Herrschaft über sich
selbst, sondern auch die Alleinherrschaft über ein Volk.
(griech.), das Verhältnis generationswechselnder Schmarotzerpilze, bei welchen sämtliche Generationen eines
und desselben Pilzes auf derselben Nährpflanze zur Entwickelung kommen, im Gegensatz zur Heteröcie, bei der in gewissen Generationen
die Nährpflanze gewechselt wird.
(span. Auto de Fé, portug. Auto da Fé, v. lat. actus fidei, »Glaubenshandlung,
Glaubensgericht«),
die feierliche Vollstreckung der von der spanischen Inquisition wegen Ketzerei erlassenen Straferkenntnisse.
Zunächst bezeichnete Autodafee nur die öffentliche, feierliche Vorlesung des Urteils, dessen unmittelbare Folge jedoch immer die
Vollstreckung war. Oft verschob man nach beendigter Untersuchung jene feierliche Urteilsverkündigung, um an
einem hohen Festtag den Triumph der Kirche durch gleichzeitiges Abthun einer größern Zahl von Opfern zu verherrlichen. Das
Volk strömte dazu in Masse herbei, da schon das Zuschauen für verdienstlich galt, und selbst die vornehmsten Männer suchten
eine Ehre darin, dabei als Schergen des heiligen Gerichts zu figurieren. Auch der König pflegte zur Erhöhung
der Feierlichkeit mit dem ganzen Hof zugegen zu sein. In Prozession führte
mehr
man die zum Tod verurteilten Ketzer, welche barfuß gingen und mit dem Sanbenito und einer spitzen Mütze angethan waren, und
hinter denen die Bildnisse entflohener und in Särgen die Leichname verstorbener Angeklagten hergetragen wurden, zur Kirche,
wo die Verurteilten mit ausgelöschter Kerze in der Hand vor einem Kruzifix aufgestellt wurden, um ihr Urteil
zu vernehmen. Darauf wurden sie dem weltlichen Richter überliefert und gefesselt in den Kerker zurückgebracht, um von da
zum Richtplatz geführt zu werden.
Widerriefen sie schließlich noch ihre Ketzerei, so wurden sie vorher erdrosselt, im entgegengesetzten Fall aber lebendig
verbrannt und mit ihnen die Bildnisse und Gebeine der entflohenen oder verstorbenen Angeklagten. Seit 1481 waren
diese Massenhinrichtungen im Schwange, und eins der glänzendsten Autodafees war das, welches noch 1680 unter Karl II. zu
Madrid stattfand. Während des 18. Jahrh. kamen die Autodafees in Abnahme. Der Unterschied
des spätern Verfahrens von dem frühern bestand darin, daß man die Hinrichtungen in der Regel im Inquisitionsgebäude
vollzog. In Spanien allein sind von 1481 bis 1808, den 1834 veröffentlichten Berichten zufolge, 34,658 Menschen öffentlich
oder im geheimen hingerichtet, 288,214 zu lebenslänglichem Gefängnis oder zu den Galeeren verurteilt worden. Vgl. Inquisition.