die gänzliche, wenigstens beabsichtigte oder auch nicht beabsichtigte (schwindelhafter Ausverkauf) Aufräumung
eines
Warenlagers oder der Vorräte in einem
Artikel, welche der Verkäufer meist durch Preisherabsetzung,
Verheißung von
Prämien etc. herbeizuführen sucht.
desGetreides, das
Keimen des reifen, auf dem
Feld stehenden oder liegenden
Getreides bei anhaltendem
Regen
und warmer
Witterung, macht bisweilen die
Ernte
[* 3] fast ganz wertlos. Die
Mähmaschinen,
[* 4] welche die guten
Tage
besser ausnutzen lassen und überhaupt die
Ernte rascher fördern, sind die besten Vorbeugungsmittel gegen das Auswachsen. Auch sind
hohe Stoppeln sehr erwünscht, weil das
Getreide
[* 5] auf diesen hohler liegt, also besser abtrocknen kann; man legt es aber dann
nur in dünnenLagen und muß es häufig wenden.
Schon gebundenes
Getreide wächst auch in den
Garben aus, wenn diese schlecht gelegt oder unrichtig gestellt sind. In sehr nassen
Jahrgängen kann auch stehendes
Getreide, besonders
Weizen, auswachsen. Der
Mohn ist dem Auswachsen ebenfalls leicht ausgesetzt.
Ausgewachsenes
Getreide muß, wenn es endlich eingescheuert ist, rasch ausgedroschen, die
Körner aber
müssen auf
Horden und
Darren bei höchstens 30° R. mäßig getrocknet werden. Diese getrockneten
Körner sind zur
Saat untauglich,
sie eignen sich auch nicht zur Bierbrauerei
[* 6] und
Branntweinbrennerei, und wegen der Veränderung, welche der
Kleber erlitten
hat, gibt das
Mehl
[* 7] einen Teig, welcher die
Kohlensäure bei der
Gärung nicht hält und daher schliffiges
Brot
[* 8] liefert. Dieser letztere Übelstand wird aber durch Zusatz von 30 g
Salz
[* 9] zu 1,5 kg
Mehl oder durch Zusatz von 1
Lit.
Spiritus
[* 10] zu 100 kg
Mehl vollständig beseitigt.
das offene und gesetzliche wie auch das heimliche Verlassen des
Landes, welchem man
durch
Geburt oder festen
Wohnsitz angehört, in der Absicht, unter völligem Aufgeben des bisherigen Vaterlandes und der staatsbürgerlichen
und heimatlichen
Rechte sich in einem neuen Vaterland anzusiedeln. Hiernach unterscheidet sich die Auswanderung vom länger dauernden
Reisen dadurch, daß bei ihr, sei es infolge förmlicher Entlassung aus dem Staatsverband, oder sei
es wegen über eine bestimmte Zeitdauer hinaus fortgesetzten ununterbrochenen Aufenthalts im
Ausland, die seitherige
Staatsangehörigkeit
verlorengeht. So wird die deutsche
Staatsangehörigkeit durch einen zehnjährigen Aufenthalt in der
Fremde eingebüßt.
Hiergegen kann man sich jedoch schützen dadurch, daß man sich bei einem Reichskonsulat immatrikulieren läßt. Die genannte
Frist von zehn
Jahren kann durch
Staatsvertrag auf fünf Jahre herabgesetzt werden, wenn die
Staatsangehörigkeit
inzwischen im fremden Land erworben wurde (sogen.
Bancroft-Verträge, genannt nach dem frühern nordamerikanischen
GesandtenBancroft in
Berlin,
[* 11]
der zuerst einen solchen
Vertrag mit dem Norddeutschen
Bund abgeschlossen hatte).
Die Auswanderer beabsichtigen, sich im neuenHeim eine dauernde
Existenz zu gründen. Hierdurch unterscheiden
sie sich von den
Emigranten, unter welchen politische Flüchtlinge verstanden werden, die im
Ausland eine vorläufige Zufluchtsstätte
suchen. In der angegebenen Begrenzung wäre die Auswanderung aus Kolonialstaaten nach deren Besitzungen eine Auswanderung im
eigentlichen
Sinne nicht zu nennen, vielmehr eine
Kolonisation; dennoch schließen wir auch diese Art von
in unsre Betrachtung ein, weil nur ein Zusammenfassen aller
Richtungen einen klaren Einblick in das
Getriebe
[* 12] einer überall
regsamen Völkerbewegung geben kann.
In älterer Zeit, in welcher die Einzelwanderung durch Hemmnisse rechtlicher Art und durch mangelnde Verkehrsentwickelung
(Schwierigkeit des
Reisens, Unkenntnis fremder
Länder) erschwert war, kamen Auswanderungen mehr in der
Form von Massenwanderungen vor. Das Mutterland gab einen Teil seiner Bewohner zur
Gründung von
Kolonien ab, besiegte
Völker
wurden von den Siegern nach einer andern Gegend verpflanzt
(Juden), ein
Volk wurde durch ein andres aus seinen
Wohnsitzen verdrängt,
oder es wanderte, um anderwärts ein besseres
Heim zu finden
(Völkerwanderung, eine derselben ähnliche
Erscheinung weist die moderne Zeit im »Trekken« der
Boers in Südafrika
[* 13] wie in der
Wanderung der
Mormonen von
Nauvoo nach
Utah
auf).
Beispiele erzwungener Auswanderung aus späterer Zeit sind die Verjagung der
Mauren aus
Spanien,
[* 14] der französischen
Protestanten unter
Ludwig XIV., der
Salzburger unter
ErzbischofFirmian. In der neuern Zeit ist der Besuch fremder
Länder durch
Erweiterung der persönlichen Freiheitsrechte (Aufhebung der
Hörigkeit, Gewährung freien Reiserechts, Wegfall einer großen
Zahl polizeilicher Reiseerschwerungen) sowie durch eine großartige Verkehrsentwickelung außerordentlich erleichtert, und
es trägt infolgedessen die moderne Auswanderung fast ausschließlich den
Charakter der freiwilligen Einzelwanderung.
Die
Motive, welche zum Aufgeben der
Heimat veranlassen, können sehr verschiedene sein: religiöse, politische, ökonomische.
Während die beiden ersten in früherer Zeit mächtige Triebfedern waren, ist in der Jetztzeit fast ausschließlich der
Wunsch
nach Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse maßgebend. Die
Stärke
[* 15] der Auswanderung wird hiernach zunächst bedingt durch
die Schwierigkeit, sich in der
Heimat eine befriedigende
Existenz zu schaffen. So kann eine länger dauernde
Notlage ganze
Scharen von Auswanderern über die
Grenze treiben.
Hatte doch
Irland nach 1840 in kurzer Zeit über 30 Proz. seiner
Bevölkerung
[* 16] durch Auswanderung verloren. Allerdings ist die
Dichtigkeit
der
Bevölkerung nicht ausschließlicher
Maßstab
[* 17] für die Schwierigkeit des
Erwerbs, der unter Umständen
durch Zunahme der
Bevölkerung geradezu erleichtert werden kann. Auch in dünn bevölkerten
Ländern kann infolge von
Unfruchtbarkeit
des
Bodens, unzureichender
Entwickelung von
Industrie,
Handel und
Verkehr oder auch von besondern Rechtsgestaltungen
(Bildung von
Fideikommissen und Latifundien) die
Ernährung eine sehr schwierige sein, wie denn in
Deutschland
[* 18] die Auswanderung aus
Mecklenburg
[* 19] und
Pommern
[* 20] eine stärkere ist als aus der
Rheinprovinz.
[* 21] Dann hängt die Auswanderung ab von den Aussichten, welche sich außerhalb
des Heimatslandes bieten. Einen
Beleg dafür gibt die Geschichte der wirtschaftlichen Zustände
Nordamerikas in den letzten
Jahren. Ganz in dem
Maß, wie sich dieselben mehr oder wenig günstig gestalteten,
¶
mehr
ist die Ziffer der Einwanderer aus Europa
[* 23] gestiegen oder gefallen. Von großem Einfluß auf die Auswanderung ist die ganze geschichtliche
Entwickelung eines Volks. So zeichnet sich die kinderreiche germanische Rasse durch einen traditionellen Wandertrieb aus, während
der größte Teil der Slawen zwar zum Wandern innerhalb der Grenzen
[* 24] des eignen Landes geneigt genug ist,
zum Auswandern sich aber nur schwer entschließt. Von den romanischen Völkern sind die seßhaftesten die Franzosen, während
der Italiener wieder leichter sein Vaterland verläßt.
Die deutsche Auswanderung nach Osten, d. h. nach Rußland, Ungarn
[* 25] und Siebenbürgen, wurde angeregt durch die Herrscher jener Länder,
welche menschenleere Gebiete zu bevölkern und ihre halbbarbarischen Unterthanen durch deutsche Kultur
auf eine höhere Stufe zu heben gedachten. Die deutsche Auswanderung nach Westen, namentlich nach Nordamerika,
[* 26] wurde ursprünglich veranlaßt
durch politische und religiöse Bedrückung, durch Kriegs- undHungersnot. Die große Hungersnot 1816-17 hob die bisher auf
wenige Tausende beschränkte Auswanderung plötzlich auf 20,000 Seelen.
Dann sank letztere wieder, bis die Reaktionsperiode der 30er Jahre eine neue Steigerung brachte, die 1847 ihren Kulminationspunkt
erreichte. Einen plötzlichen Sprung machte die Auswanderung abermals 1852, gelangte 1854 zu einer früher nicht annähernd dagewesenen
Ziffer (127,694), um dann wieder rasch zu sinken, bis sie infolge des amerikanischen Bürgerkriegs 1861 auf
die niedrigste Stufe (30,939) herabging. Die Beendigung dieses Kriegs ließ die Auswanderung schnell steigen, einen noch mächtigern
Anstoß gab der Krieg von 1866, während der von 1870 bis 1871 ein schnelles Nachlassen zur Folge hatte. Kaum aber war der Krieg
beendet, so hob sich die Auswanderung wiederum, bis sie 1872 das Maximum von 125,650 erreichte. Die auch Amerika
[* 27] heimsuchenden Krisen hemmten den Auswanderungsstrom von neuem, bis der wunderbare wirtschaftliche Aufschwung der Union 1880 denselben
zu einer alles früher Dagewesene überbietenden Mächtigkeit anschwellte (s. unten).
Die britische Auswanderung hat ihren Grund zwar zum Teil in ähnlichen Verhältnissen gehabt, zuerst in religiöser
Unterdrückung, Hungersnot (1846); vornehmlich aber ist sie gefördert worden durch den britischen Kolonialbesitz
[* 28] und durch
die mit Nordamerika bestehende Stammesverwandtschaft. Seit 1863 sank die britische Auswanderung nur einmal (1877)
unter 100,000. Nicht absolute Bevölkerungsdichtigkeit, wohl aber das Unvermögen einer sich schneller als andre mehrenden
Volkszahl, unterstützt durch große Vertrautheit mit dem Meer, veranlaßt die skandinavischen Völker
zur Übersiedelung nach überseeischen Ländern.
Und wenn die Schweiz
[* 29] und Italien
[* 30] jährlich verhältnismäßig hohe Kontingente zur Auswandererziffer liefern, so ist der Grund
bei den einen wohl in dem höher entwickelten Unternehmungsgeist, bei den andern in einer gewissen Beengtheit und dadurch
geschaffenen mißlichen Lage zu suchen. Österreich-Ungarn
[* 31] hat noch weite Striche innerhalb seiner Grenzen
zu bevölkern, noch mehr Rußland, bei welchem die Auswanderung sogar durch die Einwanderung übertroffen wird, während Frankreichs
geringe Bevölkerungszunahme fast vollständig Raum findet in der durch stetige Kapitalbildung erweiterten und verbesserten
Werkstatt des Volkslebens. Diese günstigen Bedingungen haben dem industriereichen Belgien
[* 32] sogar schon
seit Jahren eine beträchtliche Zuwanderung verschafft. Der beschränkte Raum der Heimat sendet alljährlich Scharen chinesischer
Auswanderer nach allen Richtungen ins Ausland, wo diese mäßigen und arbeitsamen Menschen in erfolgreiche, ja bedrohliche
Konkurrenz
mit europäischer Arbeit treten.
Wie die beiden Faktoren: Volksvermehrung und die Möglichkeit, den Anforderungen zu genügen, welche eine
steigende Bevölkerung an das Leben stellt, die Auswanderung beeinflussen, mag nachstehende Tabelle zeigen:
Geburtenüberschuß und Auswanderung in neun Hauptgebieten.
Aus dieser Aufstellung geht hervor, daß die relative Stärke der deutschen Auswanderung vielfach überschätzt wird. Namentlich wird
dies klar, wenn wir die drei Teile des britischen Königreichs gesondert betrachten. Denn in der Periode 1871-82 nimmt Deutschland
unter sieben Staaten erst den sechsten Platz ein. Es stellt sich nämlich für jene Zeit die mittlere
Zahl der Auswanderer, auf 1000 der mittlern Bevölkerung berechnet, bei Irland auf 1101, Norwegen
[* 33] 635, Schottland 531, England
438, Dänemark
[* 34] 256, Deutschland 193 und Schweiz 173. Deutschland stellt sich ferner für 1871-81 zu Schweden wie 170:294, für
1872-81 zu Portugal wie 169:318.
Daß die den Staaten, zu denen sie sich wendet, in der Regel einen Vorteil bringt, ist leichtverständlich. Zur Auswanderung entschließen
sich vorwiegend jüngere und kräftigere Elemente. So war in den 70er Jahren das Verhältnis des männlichen Geschlechts zum weiblichen
bei den Auswanderern = 126:100, bei der Reichsbevölkerung nur 103:100, und es kamen von je 1000 Auswanderern
der Jahre 1880 und 1881:
In der neuern Zeit wandern mehr ganze Familien aus als früher. Infolgedessen ist der Prozentanteil des
weiblichen Geschlechts und der Kinder gestiegen. Dann kommen die Auswanderer auch nicht ganz mittellos in das fremde Land.
Kapp berechnet, daß die Vereinigten Staaten
[* 35] allein von Deutschland¶